Die Behauptung, das Nick Cave mehr Charisma in einer Pore hätte als manch komplette Bandbesetzung ist wohl mehr als zutreffend. Und daß obwohl der Mann die 50 mittlerweile überschritten hat, die Stirn immer höher wird da der Haaransatz schwindet und er anscheinend in ein Alter gekommen ist, in dem pornomäßige Rotzbremsen trendy sind.
Aber genug der Äußerlichkeiten den die Stimme hat nicht unter dem fortschreitenden Alter gelitten. Der australische Tausendsassa hat sich nach mehr als 4 Jahren wieder mit seiner Band The Bad Seeds zusammengetan um natürlich ein neues Album zusammen zu zimmern.
Und was für eins!!
Man könnte eigentlich meinen, mit dem 14. Album von Nick Cave & The Bad Seeds könnte sich eine gewisse Routine einschleichen aber abgesehen vom leidigen Thema um die Schattenseiten der Bibel von Routine keine Spur. Aber Nick Cave ist nun einmal Nick Cave und unverkennbar, jedoch nicht berechenbar. Wer also auf melancholisch-sentimentale Piano Ballade hofft, ist hier komplett falsch denn "Dig, Lazarus, Dig!! kommt rockig, stampfend, minimalistisch und improvisiert daher. Wobei hier Improvisation nicht für mangelde Qualität steht sondern dafür das Nick Cave und die The Band Seed wunderbar aufeinander eingespielt sind.
Es ist ja eigentlich sowieso schon fast der Gipfel der Dreistheit mit "Dig, Lazarus, Dig!! eben jenen
Lazarus im Titelsong des Albums aufzufordern, sich sein eigenes Grab zu schaufeln. Und dreist, direkt und unverblühmt aber dennoch sehr poetisch, ohne jedoch schwülstige Anwandlingen zu haben, geht es in Sachen Lyrik durch das ganze Album.
Cave miemt den mitteilungsbedürftigen aber stoischen Geschichtenerzähler, der lässig mit einer Zigarette im Mundwinkel von menschlichen und göttlichen Tragödien berichtet, sich aber vor lauter Groove auch öfters mal ein Wo-hoo nicht verkneifen kann.
Er schickt Larry erst auf eine Odysee aus Sex, Drogen und Wahnsinn durch die ganze USA und läßt ihn dann emotionslos sterben und läßt Janine von Mr. Sandman vergewaltigen. Larry verpasst er ein Trauma bei dem wohl eine Flasche Amoniak mit im Spiel war und Henry endet mit einem Revolver im Mund in einem Bungalow.
Musikalisch ist die Platte, zugegeben, etwas sperrig. Irgendwo zwischen alten The Bad Seed Songs, Nick Caves Projekten, Einstürzenden Neubauten und Tom Waits findet die Platte aber trotzdem ihre Mitte und ist den Kauf 100% wert. Schönes ist halt auch nicht immer einfach zu bekommen, ne.
Dat Album für euch zum Download ^^
Enjoy!!
Und hier auch das oberstylisch Video zum Titelsong des Albums "Dig, Lazarus, Dig!!!
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