Titel: "2/14"
Autor: Elster
Challenge: #1 und vllt ein bisschen #2
Fandom: YGO
Pairing: Seto und Joey
Genre: com
Kaiba mochte den vierzehnten Februar nicht. Am vierzehnten Februar bekam er immer eine E-Card von Pegasus und E-Cards von Pegasus, besonders wenn sie am vierzehnten Februar kamen, gehörten ganz klar zu den vielen Dingen, auf die er dankend verzichten konnte.
Vierzehnte Februare neigten auch dazu, sehr unproduktiv zu sein, weil die eine Hälfte der Angestellten darum bat, früher in den Feierabend gehen zu dürfen, und die andere Hälfte deprimiert und unmotiviert ihre Zeit absaß.
Vierzehnte Februare waren in de Vergangenheit Tage gewesen, an denen verschiedene Personen in Kaibas Umfeld versucht hatten, ihn zu verkuppeln, was halb so schlimm wäre, wenn sie nicht tatsächlich erwartet hätten, dass er dann mit Wemauchimmer auch wirklich Zeit verbrachte.
Kaiba hoffte, dass ihm wenigstens Letzteres dieses Jahr erspart bleiben würde. Die Chancen standen nicht schlecht. Zu irgendwas musste die... das beziehungsartige Ding mit Wheeler ja gut sein. Es war kurz nach vier und die Hälfte der Belegschaft schon gegangen, als es an Kaibas Bürotür klopfte und gleich darauf Mokuba den Kopf durch den Türspalt steckte.
„Hast du noch viel zu tun?“
Kaiba wünschte sich wirklich, es wäre so.
„Nein? Oh gut. Was machst du heut Abend?“ Mokuba war um den Schreibtisch herumgekommen, setzte sich auf die Tischplatte und linste neugierig auf den Bildschirm des Laptops. „Keine E-Card von Pegasus?“
„Nein,“ log Kaiba.
„Schade, ich fand die rosa Drachen letztes Jahr echt lustig.“
Kaiba beendete noch den Brief, an dem er gerade schrieb, während Mokuba seine Büroklammern zu einer kleinen Girlande zusammensteckte. Joey hatte das auch getan. Was war so faszinierend daran, die Dinger so zusammenzumauscheln, dass man, wenn man eine brauchte, erst ewig an diesem Wust aus Metall rumfriemeln musste? „Muss das sein?“
„Gehst du heute mit Joey aus?“
„Nein, aber wir treffen uns bei ihm.“ Kaiba hoffte ernsthaft, dass der Schimmelfleck gegenüber der Tür inzwischen verschwunden war.
„Hast du schon was besorgt?“
„Was besorgt?“
Mokuba legte die Büroklammerkette weg und sah seinen Bruder vorwurfsvoll an. Wenn er auf dem Tisch saß, war er größer und irgendwie irritierte Kaiba das ungemein. „Blumen... irgendwas.“
„Nein, ich hab nichts besorgt. Wozu?“
„Wir haben Va-... okay, den vierzehnten Februar.“, berichtigte Mokuba schnell, als er Kaibas Unbehagen sah.
„Es ist trotzdem völlig bescheuert.“
„Aber Joey wird dir bestimmt auch etwas schenken. Und wie würdest du dich dann fühlen?“
„Ich würde es überleben. Außerdem setzt du voraus, dass er weiß, welches Datum ist.“
~*~
Als das Telefon klingelte war Joey bester Dinge. Er hatte heute früher frei bekommen, weil seine Chefin ein Date hatte und somit genug Zeit gehabt, ein weiteres Level in seinem neuen Playstationspiel abzuschließen. Und, wenn er das mal so sagen durfte, er war verdammt gut. Sein Score war zum ersten Mal seit Wochen wieder höher als Tristans und er hatte nicht schlecht Lust, ihn zu einem Spieleabend einzuladen, um das zu feiern.
Nur nicht heute, der Abend war schon belegt.
Joey drückte auf Pause und fragte sich müßig, ob man Kaiba vielleicht irgendwie dazu bringen konnte, gegen ihn Playstation zu spielen. Eigentlich müsste er ein ziemlich guter Gegner sein... Joey würde auch nie verstehen, wo bei Kaiba die Grenze zwischen kindischer Zeitverschwendung und... ähm, Duellmonsters verlief.
Tea war am Telefon. „Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt, welcher Tag heute ist.“, sagte sie nach der üblichen Begrüßung.
„Mittwoch?“, fragte er in der Hoffnung, dass Tea einfach damit rausrückte, was es mit dem Datum auf sich hatte. Ihren Geburtstag hatte er jedenfalls nicht vergessen, der war... irgendwann im Sommer. Tea hatte das manchmal, dass sie sich aus unerfindlichen Gründen für deinen Kalender hielt.
„Heute ist der vierzehnte Februar“, sagte sie schließlich.
„Ah“, machte Joey... und schwieg. Vierzehnter Februar... hm... sollte ihm das was sagen?
Er hörte Tea durchs Telefon seufzen. „Valentinstag, okay?“
„Oh! Ja, klar! Das wusste ich“, sagte Joey schnell.
„Klar.“
~*~
Der Blumenladen war verdammt voll. Blumenläden waren ja meistens schon nicht besonders angenehm. Die Luft war feucht und es roch nach allem möglichen Kram und der größte Teil des Bodens war mit viel zu bunten Pflanzen zugestellt. Alles war irgendwie unordentlich und chaotisch... und jetzt war es auch noch voll. Draußen nieselte es, die Menschen waren nass und stanken.
Kaiba versuchte, sich so zu drehen, dass er möglichst wenig von anderen Menschen berührt wurde, während er in der Schlange stand, aber es war fast so schlimm, wie das eine Mal als Joey ihn zum Berufsverkehr in die U-Bahn gezogen hatte.
Grauenhaft. Warum tat er sich das an? Er hasste den vierzehnten Februar.
Das Glöckchen über der Tür klingelte und Kaiba stöhnte innerlich auf, weil das hieß, dass sich ein weiterer Kunde in den winzigen Verkaufsraum quetschen würde.
„Seto? Was machst du hier?“ Oh nein.
Kaiba drehte sich um und sah Joey, der sich gerade an einer dicken Frau vorbeiquetschte, die den Laden verlassen wollte. „Ich kaufe Blumen für... eine Angestellte.“
„Eine Angestellte?“ Joey sah absolut ungläubig aus, aber auch ein bisschen amüsiert.
„Ja, sie ist krank.“
„Du kaufst für all deine kranken Angestellten Blumen?“
„Sie ist sehr krank. Krebs. Sie wird sterben“, hörte sich Kaiba sagen und wollte seinen Kopf gegen irgendwas Hartes schlagen.
Joey grinste ihn an. „Ziemlich voll hier, ne?“
„Hm.“
„Man müsste sicher eine halbe Stunde oder so warten.“
„Möglicherweise könnte Roland die Blumen für sie morgen holen.“
Joey nickte nachdenklich. „Möglicherweise.“
Sie standen in dem rosa und pink dekorierten Laden, Schulter an Schulter, eingeklemmt zwischen anderen Kunden. Kaiba konnte spüren, wie Joey vor unterdrückten Lachen zitterte.
„Komm, lassen wir das. Das ist bekloppt.“