Dialektik oder: Wer denken kann, ist klar im Vorteil

Jan 30, 2007 17:40

Gestern rief mein Fanklub an:

- Mensch, Herr Bartels, Sie schreiben immer über andere Dinge. Schreiben Sie doch mal was über sich.

- Tue ich das nicht? Indem ich über andere Dinge schreibe, schreibe ich doch über mich.

- Ah, Sie wollen wissen, ob ich meinen Platon gelesen habe!

- (gelangweilt) Hab ich Sie oder haben Sie mich gefragt?

- Schwamm drüber. Wir wollen einen Star zum Anfassen. Sonst können Sie künftig zusehen, wie Sie Ihr Frühstück bezahlen!

Mir tat das Ohr weh vom schwungvoll aufgelegten Telephonhörer. Und ich dachte: Wenn es nur um das Frühstück ginge, du Ratte! Ich esse ohnehin nichts vor 12:00 Uhr.

Das Publikum ist die Pest auf Beinen, aber man kann sich ihm nicht entziehen. Man muß seinen Bedürfnissen nachgeben, aber man hüte sich davor, sich von ihm versklaven zu lassen. Es ist eine dreifach gefaltete Sache: (I) Man muß dem Publikum das Gefühl geben, daß es bekommt, was es will. (II) Man darf ihm aber nicht geben, was es meint zu wollen. (III) Denn man muß ihm geben, was es braucht, d.h. was es wollte, wenn es wüßte, was es will.

Wenn ich also wirklich einmal über mich selbst schreiben sollte, darf man zweierlei versichert sein: Erstens schreibe ich dann nicht wirklich über mich, sondern über anderes. Und zweitens schreibe ich, indem ich über anderes schreibe, wirklich über mich.
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