ACHTUNG: Die folgende Rezension enthält Spoiler!
Sarah Kuttner ist mir noch als Moderatorin aus dem Musikfernsehen bekannt, als Autorin war sie mir neu, auch wenn ich ihr Buch "Mängelexemplar" schon öfter in der Hand hatte. Gekauft und gelesen hatte ich also bisher noch nichts von ihr.
Da ich nun allerdings heute das erste Mal am Treffen des Literaturkreises teilnehmen wollte und dieses Buch gerade dran war, habe ich es mir gekauft und ganz unvoreingenommen gelesen.
Dies ist das sehr reduzierte Cover:
Die Inhaltsangabe lautet:
Der Schreibstil war in meinen Augen sehr informell, fast schon schnodderig. Es handelt sich nicht um wirkliche Schriftsprache. Das Buch ist geschrieben, wie man sprechen würde.
Da es aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Lena geschrieben ist, passt der Schreibstil schon wieder irgendwie. Man fühlt sich, als würde Lena ihre Geschichte erzählen.
Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, aber ich hatte beim Lesen die ganze Zeit die Schauspielerin Nora Tschirner als Lena vor Augen.
Im ersten Drittel wird Lenas Alltag mit ihrem Lebensgefährten Kurt und seinem Sohn, dem kleinen Kurt, der wochenweise bei ihnen im erst kürzlich ersteigerten und renovierungsbedürftigen Haus lebt, geschildert.
Im zweiten Teil, der fast den ganzen Rest des Buches einnimmt, geht es dann um Lenas Leben nach dem Tod des kleinen Kurt. Schließlich gibt es einen dritten Teil, der sich auf das letzte Kapitel erstreckt.
War Lena zu Beginn schon nur Randfigur in der Familie von Jana, dem großen Kurt und dem kleinen Kurt, obwohl Jana und der große Kurt bereits seit Längerem getrennt sind und sie sich redlich bemüht, wird es nach dem Todesfall noch schlimmer. Ihr Freund schließt sie regelrecht aus, lässt sie emotional nicht an sich heran und verbringt ganze Nächte außer Haus, gefangen in seiner Trauer und seinem Schmerz, was erst langsam und fast unmerklich besser wird. Erst zu dem Zeitpunkt, als Lena ihre eigene Trauer zugestanden wird, bessert sich auch das Verhältnis zu ihrem Lebensgefährten.
Das letzte Kapitel hat mich dann ziemlich verwirrt. Hier taucht plötzlich der kleine Kurt wieder auf. Folglich passt der Abschnitt nicht ganz in die chronologische Reihenfolge. Allerdings wird hier aufgezeigt, dass Lena eben doch nicht reine Randfigur war, sondern mit dem großen und dem kleinen Kurt durchaus eine ganz eigene Einheit bildete, was mich mit diesem letzten Kapitel dann doch wieder versöhnt hat.
Auch, wenn ich die Geschichte an sich nicht schlecht fand (und das, wo ich eigentlich gar keine Dramen mag), und ich auch einzelne Szenen gut nachvollziehbar fand, kamen die Emotionen für mich nicht richtig herüber. Das mag daran liegen, dass immer wieder seitenlang über die Gartenarbeit schwadroniert wird, anstatt paychologisch wirklich in die Tiefe zu gehen. Es mag auch daran liegen, dass die tiefe Trauer ihres Lebensgefährten durch ihre Augen gefiltert wird. In dieser Hinsicht wäre die Perspektive des großen Kurt vielleicht doch die Bessere, die Interessantere gewesen.
Alles in allem fand ich das 240 Seiten starke Buch gut und würde vier von fünf Sternen vergeben.