May 06, 2019 13:34
Neulich merkte unsere Auszubildende in der Kanzlei an, dass ich nie mit "Gut" antworte, wenn ich nach meinem Befinden gefragt werde.
Das brachte mich zum Nachdenken. Bin ich mittlerweile ein solcher Jammerlappen? Wann ging es mir denn eigentlich das letzte Mal wirklich richtig gut?
Das kommt natürlich darauf an, wie man "gut gehen" definiert.
Meine Situation sieht so aus:
In der Arbeit sind wir seit Wochen und Monaten wegen Urlaubszeiten und Krankheitsausfällen unterbesetzt. Das ist wirklich stressig, auch wenn ich nur halbtags arbeite. Das wird sich auf absehbare Zeit wohl leider auch erst einmal nicht verbessern.
Mir mangelt es zudem an Wertschätzung meines Einsatzes. Immerhin reiße ich mir nicht zum Spaß jeden Tag den Allerwertesten in der Arbeit auf. Da ich meine Arbeitszeit täglich überziehen muss, hetze ich anschließend zur Kinderkrippe, um die Kleine noch rechtzeitig abholen zu können. Mehrfach wurde es schon ausgesprochen knapp in letzter Zeit.
Eine gute Stunde später muss auch die Große aus dem Kindergarten abgeholt werden.
Dann haben wir montags den Schwimmkurs der Großen, mittwochs den der Kleinen, wobei ich die jeweils andere zuvor zu Oma und Opa bringen muss, da es sonst überhaupt nicht möglich wäre. Dienstags findet die Ergotherapie für die Kleine statt, zu der die Große gezwungenermaßen mangels anderweitiger Betreuung mitkommen muss. Arzttermine und eigene Verabredungen/Termine versuche ich dann donnerstags oder freitags einzuschieben. Hinzu kommen unter anderem die unregelmäßig stattfindenden und teilweise recht kurzfristig anberaumten Elternbeiratssitzungen.
Zudem muss ständig irgendein Kuchen oder ähnliches für Veranstaltungen gebacken werden, alleine schon vier Stück für den vierten Geburtstag der Großen: Zwei für Kaffee und Kuchen mit der Familie, einer für den Kindergarten und einer für die Kinderparty.
Von Entspannung kann da keine Rede sein. Diese wäre in meinen Augen aber wichtig, so dass ich mal wieder guten Gewissens sagen kann, dass es mir gut geht.
Mein Frühstück und/oder Mittagessen schiebe ich mir nebenher während der Arbeit oder auf dem Weg zur Kinderkrippe oder eben schnell zwischendurch hinter die Kiemen, wenn es gerade passt.
Dafür falle ich abends beim Fernsehen über den Süßigkeitenvorrat her, was nun nicht gerade dazu beiträgt, dass ich Gewicht verliere.
Hinzu kommen die ständigen Sorgen, all den Aufgaben in der Arbeit, im Haushalt und als Mutter nicht gerecht werden zu können, permanente Sorgen um die Kinder, Sorgen um die Finanzen. Ich bin eben jemand, der sich viele Gedanken und Sorgen um alles Mögliche macht. Das alles stresst mich noch mehr.
In meiner Haut fühle ich mich seit einiger Zeit auch nicht mehr wirklich wohl.
Eigentlich täglich bin ich übermüdet, hungrig, überreizt, genervt, gestresst. Dass es mir gut geht würde ich darum eigentlich nicht sagen und das bereits seit Monaten.
Klar, es gibt viele, denen es deutlich schlechter geht, aber ich bin nun einmal ich und kann nur aus meiner Warte sprechen.
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