Schwangerschaftsmythen

May 26, 2017 12:25

Nachdem ich zur Zeit (aus gegebenem Anlass) ja immer wieder auf diversen Seiten zum Thema Schwangerschaft und Geburt surfe, ist mir nun schon öfter die Frage "Was, wenn mir die Fruchtblase an der Kasse vom Aldi/Lidl/whatever platzt?" untergekommen.
Ja, die Frage kann einen schon Mal umtreiben, vor allem, wenn es die erste Schwangerschaft ist, aber die Antworten... Dazu kann ich nur sagen: Wenn man keine Ahnung hat, bitte einfach mal die Klappe halten! Stattdessen geben jedoch immer wieder irgendwelche Nullchecker ihren Senf dazu und machen die Panik der Bald-Gebärenden nur noch schlimmer.

Darum fasse ich einfach Mal schnell zusammen, was ich von meiner Hebamme gehört und bei Recherchen auf verlässlichen Seiten gelesen habe:

Erst einmal KEINE PANIK!

Nur ein kleiner Bruchteil von Geburten beginnt mit einem sogenannten Blasensprung (ich glaube, etwas von 10 Prozent gelesen zu haben, bin mir hier aber nicht ganz sicher). Die meisten Geburten gehen jedenfalls mit Wehen los und welche Schwangere geht noch gemütlich einkaufen, wenn sie Wehen hat? -Keine! Genau!

Selbst, wenn man zu dem kleinen Bruchteil der Schwangeren gehört, bei denen es mit einem Blasensprung losgeht, eine geplatzte Fruchtblase macht nicht "peng" oder so. Die Umstehenden bekommen es also erst einmal nicht mit.

Es ist auch nicht so wie in den Filmen, dass plötzlich ein Schwall Fruchtwasser auf den Boden platscht. Wenn das Kind, wie es für gewöhnlich ist, schon tief genug im Becken liegt, tröpfelt es vielmehr als zu fließen. Darum wird der Blasensprung auch öfter Mal mit einem leichten Urinverlust verwechselt. Da man ja für gewöhnlich nicht nackt oder sehr leicht bekleidet einkaufen geht, hält dann die Wäsche auch noch das meiste von dem tropfenden Fruchtwasser auf, bevor es an den Beinen entlang auf den Boden fließt.

Bei Recherchen habe ich außerdem gelesen, dass Geburten (egal ob mit Wehen oder mit geplatzter Fruchtblase) gehäuft abends oder nachts los gehen. Klar kann es zu jeder Tages- und Nachtzeit los gehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist am Tag wohl eher geringer.

Weiterhin haben die anderen Kunden im Laden wohl durchaus Besseres zu tun, als Schwangeren Kundinnen zwischen die Beine zu glotzen, ob dort eine feuchte oder nasse Stelle sichtbar ist.

Und, falls alle Stricke reißen, dann ist es eben so. Hallo? Du bist hochschwanger und das sieht man ja wohl auch an der Kugel, die du schon seit Wochen und Monaten vor dir her schiebst. Dann hast du den Blasensprung eben beim Einkaufen. Da wird niemand etwas Blöden sagen. Und, wenn doch, was soll's? Du hast in dem Moment echt andere Sorgen als die Kommentare oder Gedanken der anderen Kunden oder der Verkäufer.

Was du aber auf keinen Fall machen solltest: Erst einmal zahlen, in aller Seelenruhe nach Hause gehen bzw. fahren, duschen, vielleicht noch putzen und auf das Einsetzen der Wehen warten. Wenn die Fruchtblase geplatzt ist, ist das Kind auch in deinem Bauch Viren und Bakterien ausgesetzt, die zu schlimmen Komplikationen und Erkrankungen des Babys führen können. Außerdem braucht das Kind ja das Fruchtwasser, das nach dem Blasensprung immer weniger wird. Darum wird die Fruchtwassermenge vor allem bei den letzten Vorsorgeuntersuchungen vor der Geburt ja auch vom Frauenarzt jedes Mal kontrolliert.

In meinem Fall sind die Wehen bei der ersten Schwangerschaft beispielsweise gar nicht von selbst gestartet, sondern mussten im Krankenhaus durch ein wehenförderndes Medikament angeschoben werden.

Wenn also die Fruchtblase geplatzt ist, heißt das Motto: Ab ins Krankenhaus! Die wissen, was zu tun ist und helfen in jedem Fall weiter. Bei einem Blasensprung muss man zwar nicht gleich in Panik verfallen und rennen wie verrückt, aber warten und immer weiter warten ist definitiv weder für die Mutter noch für das Kind eine sinnvolle Option.

Allerdings musste ich jetzt echt mehrfach lesen, dass mehrere Frauen nach dem Blasensprung erst einmal in Ruhe noch duschen gegangen sind.

Wieso redet man denn nicht mit dem Frauenarzt und/oder der Hebamme (im Geburtsvorbereitungskurs) über solche Fragen?
Wenn man keinen Geburtsvorbereitungskurs besucht, kann und sollte man zumindest Mal in der Klinik anrufen und dort nachfragen, wie man sich in dem speziellen Fall am besten verhalten sollte.
Das Klinikpersonal freut sich auch über eine kleine Vorwarnung, dass demnächst eine Gebärende eintrudeln wird, damit sie sich schon einmal vorbereiten können.

Ich finde so viel Fehlinformation echt erschreckend, vor allem, wenn ich bedenke, dass auch nach Jahren (manche Informationen waren schon mehrere Jahre alt) immer wieder werdende Mütter diesen Mist lesen und sich gegebenenfalls darauf verlassen.

Meine eindringliche Bitte deshalb: Bitte, bitte, wendet euch an Fachpersonal zu Fragen in der Schwangerschaft und vertraut nicht blind auf irgendwelche Google-Suchergebnisse oder irgendwelche Forenbeiträge von irgendwelchen Leuten, die kein Mensch kennt. Dazu sind Frauenärzte, Hebammen und speziell ausgebildete Angestellte in Geburtsstationen in Krankenhäusern doch da.
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