Genie.....und Wahnsinn

Aug 01, 2004 03:35

Anna geht nach F.... Irgendwie hatte ich das schon geahnt. Einerseits finde ich die Entscheidung gut, andererseits habe ich das unbändige Verlangen irgendetwas zu zerstören...und wieder einmal tobt der unerbittliche Krieg zwischen Objektivität und Subjektivität. Warum muß sie ausgerechnet in einer Stadt studieren, die am anderen Ende Deutschlands liegt?
Man sollte wohl meinen, daß es mir eigentlich egal sein könnte, da wir uns sowieso nicht gerade oft gesehen haben, aber rein theoretisch hätte ich sie jederzeit besuchen fahren können. Dieses Bewußtsein hat in der Vergangenheit viele Dinge vereinfacht, aber nun, da es mir genommen wurde, zerreißt es mich innerlich. Niemand zuvor vermochte es, mir die Schwellen zum absoluten Glück und zur absoluten Hölle so deutlich aufzuzeigen, wie Anna es konnte. Und ich liebe sie...ich liebe sie immer noch...zumindest glaube ich das.
Manchmal wache ich morgens auf und starre perplex auf die leere Betthälfte neben mir. Dann kann ich im ersten Augenblick immer noch nicht begreifen, daß das was ich einen Moment vorher erlebt hatte, nur eine verzerrte Reflektion der einstigen Realität war; daß sich die Dinge geändert haben...und jedes Mal erscheint vor meinem inneren Auge das Bild eines ihrer Klavierkonzerte; wie sie anmutig die Bühne betritt, in dem langen weinrot/schwarzen Kleid; wie ihre vor Intelligenz sprühenden Augen den vollen Saal mustern; wie sie dann etwas verlegen, aber dennoch selbstbewußt, dem applaudierenden Publikum zulächelt, sich schließlich an den Flügel setzt und diese wunderschöne, vierstimmige Fuge von J.S. Bach spielt. Naja, damals war es eine vierstimmige Fuge von Bach....in meinen Träumen ist es meist eine Stelle des "Scarbo" von Maurice Ravel; ihrem Paradestück, oder ein bestimmter Lauf aus dem 2. Satz der Waldsteinsonate von L.v. Beethoven. Während ich damals an den Wochenenden ausschlafen wollte, saß sie schon um 8 Uhr morgens unten an ihrem Bechsteinflügel und übte Stunden diesen und jenen Lauf, und entgegen meiner eigentlichen Planung eines langen, gesunden Schlafes, lag ich dann oft wach im Bett und lauschte ihrem Spiel...und egal ob sie bloße Läufe oder für Konzerte übte, man spürte: Dieses Mädchen liebt die Musik...und die Musik liebt sie.
Das ist ein Grund warum ich ihre Entscheidung mol. Bio-Medizin zu studieren nur teilweise verstehe. Sie besitzt Talent und sie hat einen namhaften und relativ einflußreichen Gönner, d.h. sie hätte im klassischen Musikgeschäft sogar eine Chance. Naja, wie dem auch sei: sie muß das tun was sie für richtig hält....und im Endeffekt stellt es sich so für mich da: wenn sie keine berühmte Pianistin wird, erhält sie halt den Nobelpreis für die Entdeckung eines wichtigen Heilmittels......und das ist ja auch nicht schlecht. :) Egal welchen Weg sie auch einschlägt, ich bin mir sicher, daß sie eines Tages etwas sehr Großes vollbringen wird...

Sie ist ein Genie...und ich werd noch wahnsinnig. :D

In diesem Sinne....

anna, liebe, erinnerung

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