Neuseeland 9

Feb 14, 2008 22:22

Von Applecatchers und Rockholders

Hallo meine Lieben,

vor vier Wochen hatte ich ja geschrieben, dass ich weiter nach Sueden ziehen werde. Nun, dem war nicht so.

Am ersten Wochenende habe wir hier einen Ausflug zum All Day Beach einige Kilometer ausserhalb gemacht. Oamaru hat nur Steinstraende und gefaehrliche Unterstroemungen, weshalb man hier nicht ins Wasser gehen sollte.



Der All Day Beach ist wirklich schoen, nur leider auch sehr windig, weshalb wir uns alle an die Klippe gepackt haben, was aber nicht viel gebracht hat. Als wir die Nase voll hatten, uns staendig einsanden zu lassen und uns kalt war, ging es wieder zurueck. Auf dem Weg hatte ich mich lobend ueber das Auto von Connie geaeussert, die mich mitgenommen hatte, worauf sie gesagt hat, dass sie es verkaufen wollte. Der Preis stimmte und nach einer Probefahrt habe ich mich fuer die Kiste mit Namen Chewbaka (Star Wars) entschieden. Der Name kommt vom Geraeusch, dass die Heckklappe beim Oeffnen macht. Ich habe es aber in Chaoskiste umbenannt.



Jetzt bin ich stolze Besitzerin eines roten Toyota Camry aus dem Jahre 1992. Das Auto ist ein Schaltwagen, es ist gesund, wenn man mal davon absieht, dass man ab und an die Kupplungsfluessigkeit nachfuellen muss. Mit dabei waren eine Strassenkarte, eine Adapterkasette, mit der ich meine Musik vom Diskman hoeren kann, zwei Isomatten, Koerbe und ein Lord of the Rings-Location Guide. Da ich in der Karre auch schlafen kann habe ich mir bisher schon einen Haufen Geschir im Secondhandshop zugelegt und einen Kampingkocher und ab jetzt geht es auf die billigsten Kampingplaetze Neuseelands, die meistens auch die schoenste Lage haben, da sie vom Umweltamt betrieben werden.

Nachdem ich das Geld fuer mein Auto bezahlt, war klar, dass ich mir auf jeden Fall in naechster Zeit Arbeit finden musste. Viele in meinem Bacpacker gehen aufs Erdbeerfeld als Pfluecker, aber die Arbeit ist hart und die Zeiten unregelmaessig, weshalb die meist nur auf zwei bis dreihundert Dollar die Woche kommen und das bei sechs Arbeitstagen.
Per Zufall habe ich stattdessen einen Job in einer Suessigkeitenfabrik (http://www.rainbowconfectionery.co.nz/) bekommen. Ich arbeite jetzt vierzig Stunden die Woche von Montag bis Freitags im Packing Team. Das heisst, wir kippen das Zeug vorne in die Maschine rein, die tuetet das Zeug ein und wir packen die Tueten in Kartons und die Kartons auf Paletten. Die Firma stellt so Gummizeug und Marschmellokram her. Alles sehr chemisch im Geschmack und nicht so lecker. Habe mittlerweile glaueb ich, alles schon mal probiert, denn wir koennen ruhig von dem Zeug was futtern. Wir duerfen nur nichts so mitnehmen, was bei den Wahnsinnsmengen, die da teilweise weggeschmissen werden echt merkwuerdig ist.
Seit nun mehr drei Wochen bin ich in der Nachtschicht, die von 0:00 bis 8:00 geht. Die Umstellung ist mir recht leicht gefallen, aber es ist schon ein bisschen doof, den halben Tag zu verschlafen. Ich stehe meist zwischen zwei und vier Uhr nachmittags wieder fuer ein paar Stunden auf, um noch ein bisschen Sonne zu sehen und mir mein Essen fuer die Nacht zu kochen. Danach lege ich mich nochmal fuer ein paar Stunden hin, um bei der Arbeit einigermassen fit zu sein.

Am sechsten Februar war Treaty of Waitangi Day (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Waitangi), der ueberall in Neuseeland ein Feiertag ist und gerade von den Maori auch gefeiert wird. In der Firma hatten einige der Frauen gemeint, dass waere so ein "stupi Maori thing". Tatsaechlich gibt es in der Gegend hier nur wenige Maori und besagte Personen kannten selbst auch keine. In der Nachtschicht arbeiten zwei, Onkel und Neffe, beide total nette Kerle. Mit Chelsey, dem juengeren der beiden schnacke ich immer in den Pausen. Dadurch ist mein Wortschatz an Slangwoertern eindeutig gestiegen.
Zurueck zum 6. Februar. Wir sind vom Backpacker aus mit mehreren Autos zu einer Open Air Feier ausserhalb Oamarus gefahren. Der wEg war echt abenteuerlich. Von der Strasse fuehrte ein frisch durch ein Blumenfeld gemaehter Weg zu einem richtigen Schotterweg, immer weiter zwischen endlosen Sonnenblumenfeldern entlang. Vom Parkplatz aus mussten wir nochmal einen zehnminuetigen Fussweg den Rest des Huegels hinauf.


Oben auf dem Huegel waren schon jede Menge Leute und die groessten Teil der Vorstellungen hatten wir auch schon verpasst. Leider. Es war so, dass jede Menge Einheimische kleine Auffuehrungen auf die Beine gestellt hatten. Die waren echt suess.
Wir sassen alle in der prallen Sonne ganz oben auf dem Huegel und konnten auf einen etwas tiefer gelegenen Platz herunterschauen. Auf dem Plateau oben sollten spaeter die Kinder noch Drachen steigen lassen. So lange bin ich allerdings nicht mehr geblieben.



Auffuehrung der heimischen Schulen



Im Hintergrund sind die Southern Alps zu sehen. Der Schauplatz liegt links, ausserhalb des Bildes.



Mittig im Bild die Frau mit dem Kind ist Kelly, die Betreiberin meines Backpackers, mit ihrer Tochter Saol.



Da oben waren Unmengen Marienkaefer, die auch die ganze Zeit auf den Leuten herumgekabbelt sind. Einer ist meiner Mitbewohnerin ins Dekolte gefallen und sie hat ihn mit schwung wieder nach draussen befoerdert, bevor er noch zerquetscht wird.
Es gab uebrigens grosse Koerbe mit Pflaumen aller Art, von denen man sich jederzeit etwas nehmen konnte und zu Anfang gingen auch immer noch Leute mit Kleinigkeiten herum. Spaeter sollte es noch ein Hangi geben, aber auch das habe ich verpasst, da ich noch etwas Schlaf fuer die Nachtschicht brauchte.

Wenn Ihr auf die Fotos klickt landet Ihr automatisch in meinem Fotoalbum. Da sind dann auch ein paar Bilder von dem Gemeinschaftsessen, einem Sonntagsausflug mit Picknick zu den Elefantrocks im silbernen Jaguar, Baujahr 1962, und einem Besuch bei der Sealion Kollonie am Moeraki Lighthouse.

Am kommenden Freitag ist mein letzter Arbeitstag. Hier im Backpacker habe ich noch zwei Maedels kennengelernt, die genau wie ich weiter nach Sueden und nach Steward Island wollen. Mit denen fahre ich dann am naechsten Wochenende nach Akaroa, weil sie dort auch mit Delfinen schwimmen wollen. Anschliessend werden wir noch mal fuer zwei Tage nach Oamaru kommen, weil die beiden noch zwei Tage arbeiten gehen.

Ich wuensche Euch alles Gute und werde mich bemuehen, regelmaessiger Bericht zu erstatten.

Eure Anna
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