Neuseeland 7

Jan 20, 2008 21:10

Hallo meine Lieben,

hier erstmal die beiden letzten Rundmails aus Nelson und aus Christchurch

Bis auf meine kurzen Gruss-Mails habe ich ja schon lange nichts mehr von mir hoeren lassen. Da ich in einem Hostel mit free Internet bin, der PC aber weder Gmail noch Livejournal oeffnen kann, gibt es diesmal wieder eine Email ohne Bilder. Dieser PC ist uebrigen schon so eine kliene Kuriositaet. Zum einen laeuft er mit Linux und kann nichts anderes ausser Inernet. Bis auf den Browser ist das Ding komplett leer. Keine Text- oder Bildprogramme.Zum anderen ist er urspruenglich mal zum Muenzen-einwerfen gedacht gewesen, weshalbt die Manager hier immer wenn die Zeit abgelaufen ist, mit einem Messer im Muenzeinwurf herumkrokeln, bis wieder jede Menge Stunden drauf sind. Interessanter Trick.

Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich als letztes geschrieben, dass ich nach Wellington bin.
In Wellington bin ich bis zum 26. Dezember geblieben. Frueh morgens ging es mit der Faehre weiter nach Picton, auf der Suedinsel, wo ich nur schnell umgestiegen bin in meinen Bus nach Nelson.

Auf der Faehre bin ich nur so lange wach geblieben, bis wir den Hafen von Wellington verlassen haben. Danach habe ich mich in einen der Ruheraeume zurueckgezogen und bin in einen nicht sehr erholsamen komatoesen Schlaf gefallen. Dank der teilweise doch recht lauten Weihnachtsparties am 24. und 25. Dezember, waren die Naechte recht ermuedend und kurz gewesen, obwohl ich mit den Maedels aus meinem Zimmer meist schon um zehn Uhr rum ins Bett bin.

Weihnachten war eine sehr unweihnachtliche Angelegenheit, was ganz nett war, denn so habe ich zu Hause gar nicht vermisst. Heiligabend hat es sehr Norddeutsch immer wieder geregnet. Da aber kein Feiertag war und die meisten Geschaefte ganz normal offen hatten, viel das heimatliche Wetter nicht so ins Gewicht. Am Christmas Day, dem 25. Dezember, hatte dann wirklich alles dicht bis auf eine Kioskkette und nach einem nieseligen Vormittag wurde der Nachmittag sonnig und warm. In unserem Backpacker wurde gegrillt und es gab Salate und Brot. Alles hockte in der Kueche oder auf der Veranda, hat gequatscht und auch den ein oder anderen Becher Wein gekippt. Wie auf einem Grillfest, aber nicht wie Weihnachten.

Hier in Nelson, wo ich immer noch bin, wollte ich eigentlich Arbeit finden. Mit dieser Zielsetzung war ich hierher gefahren. Nach zwei antriebslosen ersten Tagen zogen drei Deutsche in mein Zimmer, die auch auf Arbeitssuche waren. Dadurch konnte ich mich dann auch aufraffen, mal endlich was zu unternehmen. Bisher habe ich noch keine Arbeit und mittlerweile will ich auch gar nicht mehr in Nelson bleiben. Mir steht bisher vielleicht eine Stelle in einer Fischfabrik hier in Aussicht, aber nachdem ich da heute so eine kurze Einfuehrung bekommen habe, steht mir danach so gar nicht mehr der Sinn. Wochenlang bei schoenstem Sonnenwetter am Fliessband zu stehen, um dann nach Fisch muffend nach Hause zu radeln. Och noe.

Zwei der Leute aus meinem Zimmer sind schon vor zwei Tagen nach Picton getrampt und haben gleich einen recht guten Job in einer Bar bekommen. Sie haben dort auch gleich fuer ihre bei mir verbliebene Freundin nach Arbeit gefragt et voila: Heute morgen ist auch sie abgereist, weil sie anscheinend auch heute schon dort anfangen konnte.
Bisher sieht mein Plan fuer die naehre Zuklunft so aus, dass ich Mittwoch nach Christchurch fahren werde. Dort will ich nach Arbeit und einem Auto ausschau halten.

Hallo meine Lieben,

das Abenteuer hat begonnen. Ich bin gestern ziemlich kaputt hier in Christchurch angekommen und hatte an der Rezeption hier im Backpacker nach Autos gefragt. Die Lady hat mir gezeigt, wo die Leute ihre Flyer aushaengen und mit vom Backpacker Car Market abgeraten, weil da meistens nur Schrottgurken rumstehen.

Als ich gestern Abend nach dem Abendbrot auf meinem Bett hockte, um ein wenig meinen Krempel zu sortieren, kam einer der beiden Israelis rein und fragte, ob ich nicht zufaellig ein Auto kaufen moechte. Wollte ich. Ihre Kiste kostet wesentlich mehr, als ich eigentlich ausgeben wollte, aber in meiner Euphorie habe ich erstmal eine kleine Probefahrt mit dem Wagen gemacht. Schon spannend mit einem Schaltwagen auf der linken Seite der Strasse zu fahren. Es ging aber sehr gut. Yoel hatte erzaehlt, er sei die erste Woche in Auckland staendig auf den Buergersteig geraten, weil er den Abstand einfach nicht einschaetzen konnte. Nun, ich bin zwar etwas nahe an den parkenden Autos vorbei, aber so richtig in der Gefahrenzohne war ich noch nicht.

Das Ding war augenscheinlich eine super Karre und die beiden Jungs haben mir auch wirklich alles erzaehlt, was damit ist. Kleine Stelle in der Frontscheibe, Kabel hinten unten mit Panzertape hochgebunden, Heckklappe muss man im geoeffneten Zustand festhalten, weil sie sonst wieder zugeht. Im Grunde alles Kleinigkeiten. Ein Oelwechsel sei mal wieder noetig.
Wir haben also fuer heute morgen ausgemacht, uns eine Werkstatt zu suchen, die den Wagen einmal vor Verkauf durchcheckt. Die Nacht habe ich richtig schlecht geschlafen vor Aufregung und Nervoesitaet.

Nach drei Anlaeufen haben wir eine AA-Werkstatt gefunden, die den Test fuer siebzig statt fuer hundert Dollar gemacht. Die Automobil Association ist das hiesige Pendant zum ADAC. Waehrend der Stunde, in der der Wagen in der Werkstatt war, sind wir bei der Post vorbei, die Ummeldeformulare holen, bei Versicherungen nach Preisen fragen.
Als wir dann wieder bei der Werkstatt waren, kam dann fuer mich die ganz grosse Ernuechterung. Ich hatte schon vorher angefangen mir Gedanken zu machen, weil so eine Versicherung ja auch Geld kostet und zusammen mit dem Kaufpreis das schon sehr arg fuer mich wurde.

Was hatte der Check ergeben? Also, der Zahnriemen muesste mal ausgetauscht werden, ein Reifen muss neu, Oel und Bremsfluessigkeit sollten mal ausgetauscht werden. Der Zahnriemen war eine ziemliche Ueberraschung, weil mir die Jungs erzaehlt hatten, sie haetten den Wagen bevor sie ihn gekauft haben, auch untersuchen lassen und dabei war ihnen empfohlen worden, den Zahnriemen mal checken zu lassen. Das haben sie dann auch getan und ihnen wurde gesagt, der wuerde noch 50.000 km halten. In dieser Werkstatt haben die Mechaniker gesagt, man koenne den Zahnriemen nur untersuchen, wenn mal den Motor ausbaut und dann kann man auch gleich einen neuen hineintuen, weil das teure halt das Ausbauen und nicht der Riemen ist. Normalerweise wird wohl irgendwo im Wagen eine Plakette angebracht, wenn der Riemen erneuert wird und das war hier nicht der Fall, ergo koennen die Jungs in Auckland auch belogen worden sein.
Zudem haben sie damals noch nicht mal ihren eigenen Beleg fuer dem Zahnriemen-Check sondern den von einem ganz anderen Auto bekommen. Ist ihnen leider erst spaeter aufgefallen. Gefragt, was passiert, wenn der Zahnriemen den Geist aufgibt, hat der Mechaniker gesagt, dass dann der Motor im Eimer ist und man einen Neuen braucht.

Zurueck im Backpacker habe ich mich erstmal auf mein Zimmer verzogen und ein wenig rumgerechnet. Mit den Reperaturen, den Zahnriemen mal rausgelassen, und der Versicherung haette die Kiste mich 2.100 Euro gekostet und wenn sich dann herausstellen wuerde, dass dieser bloede Riemen sich doch waehrend der Fahr irgendwann verabschiedet, waere ich absolut blank. Mit neuem Zahnriemen waeren es 2.350 Euro, und die habe ich genauso wenig wie 2.100 Euro ueber.

Verunsichert habe ich erstmal meine Mutter aus dem Bett geklingelt, die mir von dem Wagen abgeraten hat, nachdem ich ihr das alles erzaehlt habe, was fuer mich den Ausschlag gegeben hat, den beiden abzusagen.
Die beiden Jungs waren schon ein wenig angegraezt, weil ich mich eigentlich schon dafuer entschieden hatte, aber es hatten sich ja noch andere Leute dafuer interessiert und ich denke, sie werden das Ding hier noch ganz gut los. Irgendwen wird diese Unsicherheit ueber den Zahnriemen schon nicht interessieren. Ich habe ihnen den Zettel von dem Test ueberlassen, denn mir nutzt er ja nichts und so kann sich irgendjemand anderes das Geld fuer die Werkstatt sparen.

Nun sitzte ich hier also nach meinem ersten Tag in Christchurch, immer noch ohne Auto aber mit meinem Geld und gruebele, ob ich mir jetzt schon einen Wagen leisten will und kann oder erstmal noch arbeiten sollte. Hier in Chrischruch habe ich nicht vor nach einem Job zu suchen. Die Stadt ist mir zu haesslich auf Dauer.
Wie sich das Ganze so entwickeln wird, wird sich ja zeigen.

Ich wuensche Euch alles Gute.
bis zum naechsten Mal
Eure Anna-Sophie
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