Heute vermische ich mal ganz gewagt Autor und Werk (scheiße, ich bin ja so eine üble Sau) und beantworte ein Meme, das mir von
chemicalpanic weitergereicht wurde.
Das Prozedere:
1. Leave me a comment saying, "Interview me."
2. I respond by asking you five personal questions so I can get to know you better. If I already know you well, expect the questions may be a little more intimate.
3. You WILL update your LJ with the answers to the questions.
4. You will include this explanation and an offer to interview someone else in the post.
5. When others comment asking to be interviewed, you will ask them five questions.
1. Inwiefern wäre dein Leben anders verlaufen, wärst du nur 170 cm groß?
Definitiv in gewissen Aspekten. Ich habe ein unschlagbares Talent dafür mir den Kopf an Gegenständen anzuhauen, die garantiert nicht im Weg gewesen wären, wäre ich nicht so inkompatibel mit vielen Gebäuden. Es lässt sich natürlich nie sagen, welche Leistungsbereiche und Hirnzentren da genau ein paar auf die Fresse bekommen haben, aber womöglich habe ich da eine wichtige Begabung verloren, die mein Leben revolutioniert hätte. Oder mir ist irgendeine ehemals prägende Erinnerung abhanden gekommen, die ich jetzt nicht mehr kenne. Vielleicht ist auch die Fähigkeit den Geruch von Menschen, die mit nassen Haaren ins Bett gehen, vollständig zu erleben verschwunden.
Okay, jetzt nochmal ernsthafter: Einerseits wäre es ein Unterschied für mich gewesen, weniger als "Boah, bist du groß" in Sachen Persönlichkeitsanalyse registriert zu werden. Ich war früher noch deutlich mehr ein Mensch, der einerseits ungern hervorgehoben beachtet wird und das andererseits wegen nicht wirklich "relevanter" Kriterien. Ich glaub, das hat mir in meiner schüchternen Art den Kontakt mit neuen Menschen oft erschwert. Ein zweiter Aspekt ist die Tatsache - wenn ich mich richtig erinnere -, dass zumindest 2/3 meiner Ex-Beziehungen und viele potenzielle Interessenten hinsichtlich ihrer Gründe "Ich mag große Männer" in peto hatten. Insofern Beziehungen einen Menschen bekanntlich prägen und solche Eigenschaften beim Ersteindruck ja auf ihre zufällige Art und Weise eine Rolle spielen, wäre ich mit 170cm vielleicht mit ganz anderen Geschöpfen zusammen gewesen und hätte mich daraus anders entwickelt. Man weiß es nich, man weiß es nich.
2. Hat deine Gender-Recherche deine eigene Identitfikation (nicht nur in Bezug auf Gender) irgendwie verändert?
Generell ja. Auch wenn ich nicht genau weiß auf welche Art und Weise. Vielleicht hat es mich auch nur in einigen Wahrnehmungen / Fixpunkten meiner Identifikation aufgeklart oder erweitert.
Ich nehme mich immer noch als cisgender male wahr, darin hat sich nicht viel verändert, doch die Eigenschaften, die dazu notwendig oder hinreichend sind, verschwimmen mir in letzter Zeit vor Augen. Das merke ich hauptsächlich daran wie ich Menschen um mich herum auffasse oder wie ich mich ihnen gegenüber verhalten könnte, ohne dass es mir "unecht" oder als "nicht ich selbst" vorkommt. Mir fehlt z.B. (allerdings "wird" das schon seit Monaten so) zunehmend die Aufmerksamkeit für Männer / Frauen im Spezifischen, wenn ich unterwegs bin und Menschen beobachte bzw. auf dem Weg sehe. Gerade so auf Attraktivität / optisches Interesse bezogen. Früher sind mir eigentlich rein "Mädchen" als Merkmal ins Auge gesprungen. Mittlerweile ist da einfach kein Unterschied mehr zwischen männlich und weiblich im Bezug darauf, wer mir auffällt. Manchmal verschwimmt auch ganz die Klarheit, welches Geschlecht eine Person nun hat, weil die Merkmale nicht so eindeutig sind. Aber meistens denke ich doch sehr binär. Ich denke sehr viel weniger über Sex (die Handlung, nicht den Begriff) nach im Laufe des Tages; das ist ziemlich erleichternd.
Ich beschreibe das, weil ich zur Zeit kein Konzept / keinen Plan habe als was ich mich selbst so genau identifiziere bzw., wovon ich mich angezogen fühle (find ich immer auch einen wichtigen Faktor). Wie ich andere wahrnehme ist von daher das Griffigste, worüber ich auf mich selbst zurückkomme.
3. Welcher Text (nicht notwendigerweise literarisch) hat in dir beim ersten Konsum wohl die stärkste Reaktion hervorgerufen, und was für eine war das? Hat das deinen Geist irgendwie verändert?
Furcht vor der Freiheit von Erich Fromm. Habe ich damals im Ethikunterricht mit etwa 16 lesen "müssen" - ich wollte es ziemlich schnell auch einfach nur - und es hat meine Denkmuster gefühlt aufgeknackt wie eine Walnuss. Ich glaub, ich hab mich damals für ziemlich schlau und ganz schön abgeklärt gehalten. Davon hat es dankbarerweise ganz viel kaputt gemacht. Ich kann beim besten Willen nicht mal mehr sagen, welche Behauptung oder These es war oder ob überhaupt irgendwie, aber ich kann mich erst ab da so richtig daran erinnern reflektiert und mit Perspektivenwechsel über mich, andere und den ganzen Rest nachzudenken. Der Zeitraum davor fühlt sich ganz oft sehr instrumentell an. Aber das ist natürlich auch die geschmeidige Nachbearbeitung meines Gedächtnisses.
Die Reaktion oder das Gefühl kann ich aus der Erinnerung nur als den Eindruck beschreiben auf einmal noch ein Auge zu entdecken, das vorher einfach nur geradeaus gestarrt hat und jetzt langsam anfängt sich umzusehen.
Alternativ hätte ich jetzt natürlich gern einfach gesagt: Millionen Legionen (unplugged) von Fanta 4. Aber das schreibt sich so kurz.
4. Was würdest du tun, wenn dir ein verrückter Wissenschaftler die Fähigkeit des Gestaltenwandels verpassen würde?
Ich würde verschwindend klein werden und als Partikel durch irgendwelche Türspalte und Fensterrahmen schweben, um irgendwelchen Menschen bei ihrem alltäglichen kleinen Leben zuzuschauen. Wenn sie nicht da sind als Katze und/oder nackter Mensch Sachen aus ihren Kühlschränken fressen und auf ihren Sofas pennen, bis sie nach Hause kommen. Manchmal an einem Zug festsetzen und in die nächste Stadt wechseln.
5. Welche Problematiken, Erkenntnisse und Veränderungen wären damit verbunden, wenn man dich für zwei Stunden unter völligem Ausschluss physikalischer Gesetzmäßigkeiten mit dem, der du mit 18 warst, in so den weißen, gepolsterten Oldschool-Beruhigungs-Hab-mich-Lieb-Raum einer Irrenanstalt des Jahres 1978 einsperren würde? Ob man dich über die Vorgänge informiert oder dich völlig im Dunkeln darüber lässt, sei dir überlassen.
Das ließe sich jetzt im Sinne von: welche existenziellen metaphysischen Probleme würden entstehen / wirken / passieren verstehen oder im Sinne von "Was würdest du tun?". Ich nehme mal ganz schamlos Nummer 2.
Ich würd jetzt gern behaupten, dass ich mir die Zeit nehmen und mich selbst einfach mal unter vorheriger Information, dass ich ich bin, hundertzwanzig Minuten so richtig verprügeln. Wodurch die Problematiken und Veränderungen wohl gewaltige Verwirrung, Krankenhausaufenthalte und stilvoll schiefe Gesichtszüge wären. Aber das wäre irgendwie auch nicht das Wahre. Es hat aber einen erstaunlichen Reiz. Klingt aber so als hätte ich irgendeinen Groll auf mich selbst mit 18, den ich nicht verkrafte oder bewältigt habe. Tatsächlich fänd ich einfach nur die Gelegenheit geil mich im ersten Mal in meinem Leben so richtig zu prügeln und dann auch noch mit mir selbst. Das hätte schon was. Würde auch garantiert zu Erkenntnissen führen, die ich allerdings gerade nicht abschätzen kann.
Andere Varianten dieses Szenarios wäre natürlich mit mir selbst schlafen, rummachen oder eine ausgiebige Unterhaltung führen und endlich mal die Frage klären, ob man eigentlich mit sich selbst immer einer Meinung ist, wenn man zu der Gelegenheit kommt mit sich selbst wirklich zu reden.