"Verliebter Tyrann" und "Küss mich, Student!" - ein Resumée
Dec 01, 2012 23:06
Ich nehme ja gerne Gif-Aufhänger für meine LJ-Einträge, aber ehrlich gesagt hat ein Gif noch nie so hervorragend auf einen meiner Einträge gepasst, wie dieser hier. Und ich war auch selten so sauer auf einen Manga. Vor allem einen, den ich so lange verfolgt habe, nur um dann beim nochmaligen lesen festzustellen, dass alles Bullshit ist, der sich auch nicht mit dem Wort "Yaoi" glattbiegen lässt, sondern eigentlich nur dafür gut ist, dass eigene Frühstück, Mittagessen und noch nicht zu sich genommene Abendessen wieder von sich zu geben - man möchte quasi kotzen, bevor man überhaupt alles gegessen hat - und so gings mir beim lesen dieses Mangas auch.
Vielleicht sollte ich nicht so hohe Erwartungen an einen Manga richten, mag sich der eine oder andere Denken, noch dazu ein Yaoi-Manga, die ja bekannt dafür sind meistens ohne Sinn und Verstand einfach Sex ohne Plot zu beschreiben. Eigentlich kenne ich auch nur ein einziges Gegenbeispiel. Doch dieses ist nicht Gegenstand des heutigen Eintrags. Vielleicht hole ich das in einem anderen Eintrag mal nach, quasi als Gegengewicht zu diesem, aber das muss ich mir noch überlegen. Heute geht es erstmal darum ein wenig Dampf abzulassen, aufzuzeigen, warum ich mich über diese beiden im Titel genannten Yaoi-Mangas so sehr aufrege. Ich versuche auch nicht ausfallend zu werden, sondern mit sachlichen Argumenten und einer ganzen Reihe von Wikipedia-Einträgen zu beweisen, dass meine Thesen untermauert werden. Wobei ich nicht versprechen kann, ob ich es schaffe meine Analyse zu schreiben, ohne bösartig zu werden.
Jedenfalls habe ich diese Mangaserien seit ca. 2004 / 2005 verfolgt und der letzte Band ist erst im letzten Monat rausgekommen. Ich hatte mich darauf gefreut und wollte alle Bände nochmal in einem Stück durchlesen, quasi als krönenden Abschluss, da ich die Serie aus Zeitgründen, und weil sie eben nicht abgeschlossen war, seit mindestens 3 oder 4 Jahren nicht mehr angefasst hatte. Doch das, was ich zu lesen bekam, deckte sich nicht mehr mit dem was ich in Erinnerung hatte. Ich habe mich weiterentwickelt und was ich jetzt zu lesen bekam, erschreckte mich in einem Maße, wie ich es nicht beschreiben kann. Dabei habe ich schon eine sehr offene "Beziehung" zu Yaoi-Mangas, denn die sind ja, wie oben schon einmal genannt, weitestgehend "ohne Sinn und Verstand, einfach nur Sex". Die Enttäuschung rührt also nicht nur daher, dass der Abschlussband so mies ist, sondern weil ich persönlich so lange diesen Mistmüll "einfach so" hingenommen habe, ohne mit der Wimper zu zucken oder zu sehen, was da wirklich vor sich geht. Quasi wie mit einer rosaroten Brille diesen Manga betrachtet, wodurch das ganze natürlich eine angenehmere Färbung gewinnt und mich in eine rosarote Wolke des "ist okay" einhüllte...
Doch damit ist Schluß! Ich will nicht mehr durch diese Brillen sehen, nicht mehr alles so hinnehmen, wie es präsentiert wird, auch im Yaoi-Bereich nicht - wobei man dazusagen müsste - GERADE im Yaoi-Bereich nicht, wo einfach viel zuviele Dinge einfach "durchgewunken" werden, die es nicht verdient haben und solche Konstellationen, die in der Wirklichkeit zu massiven Problemen und Schäden an und in Personen anrichten, hier einfach mal so "larifari" abgearbeitet werden, als wären sie so, wie sie hier präsentiert werden, vollkommen in Ordnung.
Und genau das möchte ich mit diesem Beitrag aufzeigen. Deshalb ist er auch Öffentlich zu sehen, auf dass vielleicht noch ein paar mehr darauf aufmerksam werden und sich Gedanken machen, WAS sie da lesen. Und kommt mir am Ende nicht mit der Ausrede "Ja, es ist doch nur eine Geschichte, ein Manga, ein Yaoi-Manga noch dazu. Wieso regst du dich so auf? Da ist das doch völlig normal!" Und genau DA liegt das Problem! Nur weil sich etwas so lange in einem Genre hält, heisst das noch lange nicht, dass es "völlig normal" oder "in Ordnung ist"! Ich will nicht behaupten, dass irgendjemand da draußen Yaoi-Manga als "Lebensführungsbibeln" benutzt, aber eine Art Desensibilisierung geht mit dem einher. Wenn etwas solange wiederholt wird, sei es in Medien wie Film, Fernsehen, Print etc., dann wird es irgendwann als "richtig" wahrgenommen, obwohl es gar nicht so ist. Es tut auch nichts zu Sache, ob es der oder diejenige direkt umsetzt, es ist die Desensibilisierung, das "hinnehmen, dass es schon so in Ordnung sein wird", ohne dass es kritisch hinterfragt wird. Und da stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Und genau aus diesem Grund möchte ich diesen Beitrag schreiben!
Achtung, ich werde Originalbilder aus den beiden Mangaserien nehmen um genau aufzuzeigen, welche Szenen ich meine und sie entsprechend analysieren. Des Weiteren werde ich den Beitrag mit Links von Wikipedia und Drittseiten untermauern. (Mir wäre es lieber aus der Fachliteratur zu zitieren, aber Wikipedia tuts in diesem Fall auch).
Aber bevor ich anfange, stelle ich die Begriffe Yaoi und Shonen-ai in zitierter Form kurz vor, weil ich mich explizit auf diese Formulierungen berufen werde innerhalb des Beitrags (die ich ebenfalls mit einem kritischen Auge betrachte), sowie die beiden Serien:
"Das Genre grenzt sich entsprechend vom Shōnen Ai ab, wo der Fokus statt auf Erotik auf der Entwicklung der romantischen Beziehung liegt, und wird überwiegend von Frauen geschrieben und gelesen."
"Der Begriff Yaoi ist ein Akronym für den japanischen Ausdruck „yamanashi ochinashi iminashi“, was auf Deutsch soviel heißt wie „ohne [erzählerischen] Höhepunkt, ohne Pointe, ohne Sinn“. Viele Yaoi-Autoren hegen nicht den Anspruch, einen tragenden Plot aufzubauen oder die Entwicklung der Charaktere aufzuzeigen. Im Vordergrund steht genretypisch die Darstellung von homoerotischen Liebesbeziehungen sowie expliziter sexueller Handlungen. Aufgrund der ursprünglichen Wortherkunft kann der Begriff in Japan aber auch grundsätzlich für Geschichten stehen, die keine eigene Idee haben, sondern vom Kopieren bekannter Figuren und der Nachahmung anderer Werke leben. Diese Bedeutung ist nicht genregebunden."
"[...] ist eine in westlichen Ländern verbreitete, japanische Bezeichnung für Animes und Mangas, in denen es um Liebesbeziehungen zwischen jungen Männern geht."
"Trotz der Darstellung homosexueller Beziehungen ist nicht bei allen Werken und Künstlern des Genres eine positive Auffassung der Homosexualität zu finden. Besonders frühe Werke stellen in ihren Geschichten eine unglückliche, nicht erfüllbare Liebe dar und können auch als Ausdruck einer Abneigung gegenüber der wirklichen Homosexualität gedeutet werden. Entsprechend wird das Genre nicht unbedingt für gesellschaftliche oder politische Botschaften, sondern vor allem für erotische Fantasien genutzt."
Band 1 - 4 Rückentext Band 4 von amazon: Tomoe, ein junger Student, wohnt erst seit kurzem in Tokyo. Sein Vermieter Mitsugu ist vom ersten Moment an in ihn verschossen und gesteht ihm schon bald seine Liebe. Auch Tomoe verliebt sich - zu seinem eigenen Erstaunen - in den gut aussehenden Mitsugu. Tomoes älterer Bruder Soichi allerdings ist gegen eine Beziehung zwischen Männern. Dass sein Kommilitone Tetsuhiro Morinaga wiederum unsterblich in ihn verknallt hat, macht es ihm aber gerade leicht, glaubhaft gegen Männerliebe vorzugehen...
"Verliebter Tyrann"
Band 1 - 8 Text Band 1 von amazon: Tomoe aus "Küss mich, Student" ist mit seinem Geliebten Mitsugu nach Amerika gegangen, doch sein älterer Bruder Soichi ist davon nicht begeistert, denn er hat für Schwule nicht viel übrig. Auch die Liebeserklärungen von Tetsuhiro, den er an der Universität betreut, hat er einfach verdrängt.
Die Mangaka Hinako Takanaga entwickelt in dieser “Shônen Ai”-(Boys Love)-Welt ein kluges Umkehrspiel um die etablierten Figuren, deren Charaktere und soziale Rollen. Statt des sanften Tomoe soll nun der aggressive ältere Bruder Soichi verführt werden. Als Doktorand und Senpai kümmert er sich um die universitären Belange von Tetsuhiro (Morinaga), für den er wie ein älterer Bruder ist. Doch der Kôhai Tetsuhiro möchte nicht nur im Uni-Labor (wissenschaftliche) Forschungen mit Soichi betreiben.
Da der Senpai an japanischen Universitäten nicht nur Respektsperson für seinen jünger-semestrigen Kôhai ist, sondern oft auch die Getränke ausgibt, treffen sich die beiden zum Besäufnis. Eigentlich will Soichi nur den Ärger über seinen schwulen Bruder hinunterspülen, doch in Tetsuhiros Kühlschrank steht ein magischer Liebestrank. Das nun folgende Gefühlscrossover aber könnte aus dem Dominanten vielleicht den weiblichen Part einer Liebesbeziehung machen; aus einem Tyrannen einen sanften Geliebten. (Zitat von amazon.de: direktlink)
Hinako Takanaga gehörte mal zu meinen Lieblings-Yaoi-Mangaka. Nach dem lesen dieser beiden Mangaserien an einem Stück habe ich sie ersatzlos aus meiner My Anime List gestrichen und "Verliebter Tyrann" von 10 / 10 Punkten auf 4 / 10 herabgestuft.
Was mag passiert sein, dass ich mich zu so einem radikalen Schritt gezwungen sah?
Ich bin während des lesens auf problematische zwischenmenschliche, um nicht zu sagen, höchstgradig ungesunde Beziehungsmuster gestoßen, die mich einfach nur ab-gestoßen haben! Mit diesen Mustern wird Liebe auf Teufel komm raus versucht zu legitimieren, was aber von vorn herein niemals zu schaffen ist, wodurch so viele falsche Bilder transportiert werden, dass einem schwindelig wird und man sich ernsthaft fragt, wieso sowas "einfach so" hingenommen wird.
Aber eines nach dem anderen, erstmal werde ich die Protagonisten vorstellen und dabei schon ein wenig auf die Problematik eingehen: Es geht hier um Soichi und Morinaga.
Soichi (der mit der Brille) ist der Senpai und studiert an der Fachuniversität Agrarwissenschaft in Nagoya. Er ist das, was man gemeinhin als "männlichen Tsundere" bezeichnen würde, aufbrausend, aggressiv, gewalttätig, schreit herum, cholerisch, aber er hat einen guten Charakter unter diesem Ganzen Gehabe. Da er in seinen Forschungen als Doktorrant sehr eingebunden ist, hat er meistens wenig Augen für seine Umwelt, ausser es sind Verwandte oder Freunde. Seit er von einem ehemaligen Professor fast vergewaltigt wurde und dem nur durch Morinagas Hilfe entging, hat er eine massive Abneigung gegenüber Schwule entwickelt. Er hasst Schwule bis aufs Blut und gerät darüber hinaus in einen Konflikt, als er erfährt, dass sein kleiner Bruder Tomoe ebenfalls schwul ist. Um dem die Krone aufzusetzen, gesteht auch Morinaga ihm, dass er schwul und in ihn verliebt ist.
Morinaga (der Schwarzhaarige) ist der Kohai, kennt Soichi seit 4 Jahren und ist auch ebenso lange in ihn verliebt. Erst im 4. Jahr, als er ihn vor der Vergewaltigung rettet, nimmt Soichi ihn das erstemal wirklich wahr. Das Geständnis kommt erst wesentlich später, als Soichi mit aller Gewalt versucht Tomoe aus der "ungesunden Beziehung" zu Mitsugu zu "befreien". Erst nach Morinagas Geständnis und einem Kuss von diesem, zieht Soichi sich zurück von seinen "gewalttätigen Bemühungen" Tomoe vom "Schwulsein" zu befreien. Dass muss man dem Manga immerhin zugute halten, Soichi hält inne und beginnt zu überlegen, als er selbst betroffen ist - wobei es mich schon gar nicht mehr wundert, wenn sowieso so gut wie jedes männliche Wesen in einem Yaoi-Manga Schwul ist. Morinagas Vergangenheit kommt in "Verliebter Tyrann" erst nach und nach zutage. In seinem Dorf war er mit Junya zusammen, der Sohn eines angesehenen Mitglieds in der Gemeinde. Dieser ist eigentlich nur mit Morinaga zusammen, weil er an dessen älteren Bruder Kunihiro nicht herankommt, weil dieser Schwule verabscheut. Jedenfalls kommt es, wie es kommen muss: Die Beziehung von Morinaga und Junya kommt heraus, der gesellschaftliche Druck, der den beiden entgegen weht, wird jedoch zu groß und Junya unternimmt einen Selbstmordversuch, den er überlebt, aber den Kontakt zu Morinaga abbricht. Zuvor hat Junya Morinaga ein Versprechen abgerungen niemals darüber zu sprechen, dass er eigentlich Kunihiro liebt. Morinaga nimmt daraufhin alle Schuld auf sich und sagt, dass er Junya verführt hätte um diesen zu schützen, obwohl es in Wirklichkeit umgekehrt war. Somit ist Morinaga der Sündenbock für alles, hat Schande über die Familie gebracht. Wie das so üblich ist mit missliebigen Familienmitgliedern in Mangas wird er mit genügend Geld ausgestattet und an eine weit entfernte Uni gescheucht, Marke "Aus dem Aug´ aus dem Sinn." Soichi ist also seine "zweite große Liebe", aber einen Knacks hat Morinaga aus der ersten festen Beziehung mitgenommen, die er nie so ganz überwunden hat.
Von diesen beiden Protagonisten ist Morinaga in meinen Augen das Hauptproblem dieses Mangas, denn er ist seit 4 Jahren in Soichi verliebt und hat während dieser Zeit eine gesteigerte Gefühlsduselei entwickelt, die später zu einer richtigen Besessenheit wird, gepaart mit absolutem sexuellen Machtanspruch. Er hat sich so sehr auf Soichi versteift, dass er sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen kann und interpretiert während der gesamten Serie auf diese Weise alles zu seinen gunsten, ALLES wirklich ALLES! Und wenn Morinaga nicht das bekommt was er will oder er Angst hat "verlassen" (Wobei ich verlassen deshalb in Anführungszeichen setze, weil ich diese ganze Beziehung nicht als solche anerkennen will, genauso wie Soichi es tut und ich deshalb auch nicht von "verlassen" sprechen kann, weil es offiziell nie eine Beziehung gibt!) zu werden, dann packt er seine Koffer und droht sich zu exmatrikulieren.
Soichi hält diesem Druck nicht stand, lässt sich von Morinaga erpressen und fügt sich dessen Wünsche, damit Morinaga nicht geht, denn er will ihn aus irgendeinem Grund nicht als Freund und / oder Kohai verlieren. Näher drauf eingegangen wird von seiten Soichis nicht, wie auch, die Mangaka unterlässt es ein ordentliches Gespräch überhaupt erst aufkommen zu lassen. Und Probleme werden eh mit Sex weggef****. Überhaupt scheint das Allheilmittel immer Sex zu sein. Will Morinaga gehen, lässt Soichi sich auf Sex ein, Morinaga will Soichi besitzen und um das anzuzeigen, schläft er mit ihm.. und so geht es immer weiter die Spirale abwärts in die Sexuelle Abhängigkeit.
Somit haben wir schon sexuelle Nötigung , Besessenheit, Erpressung und ein verzerrtes Weltbild und sind noch lange nicht am Ende der traurigen Liste der Dinge, die diesen Manga so mies machen. Aber der Reihe nach, das war ja gerade erst die grobe Übersicht der Charaktere.
Das ganze traurige Spiel beginnt also bereits in "Küss mich, Student", wie oben geschildert, als Soichi von Morinagas Gefühlen erfährt und den Vertrauensmissbrauch offen anprangert:
(Diese Szene spielt nach dem Geständnis, kurz vor dem ersten Kuss)
Es ist klar und verständlich, dass Soichi hier ausrastet. Warum hat Morinaga ihm das nicht gleich gesagt und sein Vertrauen missbraucht? Auch wenn man einwenden könnte, dass Soichi ihn wohl rausgeworfen hätte, ist es dennoch kein guter Schachzug bei so etwas Wichtigem zu Lügen oder es zu verschweigen. Aber halt, dann wäre der Konflikt ja gar nicht erst entstanden und das geht ja nicht, weil ... weil ... ja, weil wir in einem Yaoi-Manga sind und da muss das so sein, Basta! (da merkt man schon sehr deutlich, dass die Mangaka in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung hat, wie sie diese schwierige Konstellation überhaupt zusammen bekommen soll, deshalb wirkt das Ganze auch so unglaubwürdig... und bedenkt, wir sind erst bei "Küss mich, Student!", im eigentlichen Manga sind wir noch gar nicht angekommen.)
Doch auch hier zeigt sich schon das Problem mit Morinaga: Er verschweigt in der gesamten Serie ALLES was wichtig ist. Seien es berufliche Ziele oder gewisse Wünsche, die nichts mit Sex zu tun haben (ja, die gibts tatsächlich auch...). Und wenn er Wünsche äußert, dann nur die unmittelbare Stillung seiner sexuellen Bedürfnisse. Und das bekommt er durch verzerrte Wahrnehmung und Druckausübung.
Bezogen auf diese Ausschnitte versteht er die ganze Situation einfach falsch, weil er sie falsch verstehen will! Er ist auch nicht in der Lage sich in Soichi hinein zu versetzen, der als Schwulenhasser einen vollendeten Übergriff nur knapp entronnen ist, arge Probleme mit der ganzen Situation hat und das auch nicht "mal eben so" verarbeiten konnte, was der ehemalige Professor ihm fast angetan hat. Alles woran er denken kann ist seine Gefühlsduselei und den Arsch von Soichi, mehr nicht. Er fragt sich zwar noch, ob er es richtig verstanden hat, doch Nachdenken und Mitgefühl mit der anderen Person wird überbewertet, denn dann wird das Ganze durch sein Verlangen wieder überlagert, weil er um einen Kuss bittet... in so einer Situation um einen Kuss zu bitten ist so ungefähr das dümmste, was man tun kann. (Den Kuss kann ich mir in diesem Kontext nur dadurch erklären, dass die Mangaka beweisen muss, dass es eine Möglichkeit gibt die beiden zusammen kommen zu lassen, obwohl Soichis Charakter gar nicht dafür ausgerichtet ist. Und da das ein Yaoi-Manga ist, will man ja schnell zur Sache kommen, egal was für Probleme da noch im "Hintergrund" schlummern. Wir zeichnen uns die Welt, wie sie uns gefällt...)
Morinaga rudert zurück, sieht seine Felle davonschwimmen und wendet sich hier mit der noch leichten Form seiner später stärker etablierten Strategie, dass er gehen wird, einen Ersatz für sich selbst suchen will um dann die Uni zu verlassen. Soichi will ihn aus irgendwelchen Gründen nicht gehen lassen, hält ihn zurück und willigt ein, dass Morinaga ihn einmal küssen kann, wohl auch damit "endlich Ruhe ist", weil er glaubt, dass Morinaga nicht wirklich in ihn verliebt ist und damit die ganze Sache vom Tisch ist.
Und dass ist auch so eine Sache, die mich während der ganzen Geschichte stört. Sie reden NIEMALS darüber, dass Soichi eigentlich Heterosexuell ist und keine Ahnung hat was da überhaupt vor sich geht. Wenn man diesem Manga glauben schenken soll, dann sind alle Heterosexuellen ja sowieso alle verkappte Schwule... ah, ich vergaß, ich darf das ganze ja gar nicht "so ernst nehmen", weil es ja nur zu Papier gebrachte Fantasien sind und nicht politische oder gesellschaftliche Botschaften vermitteln... Pardón, aber das ist für mich keine Entschuldigung Moral und Ethik auszuhebeln um zu machen, was man will! Nein, Nein und immer noch Nein! Dafür sind diese Themen, die hier "mal eben so ganz unproblematisch" durchgefrühstückt werden, einfach zu Real in der Wirklichkeit und zu greifbar. Ganz abgesehen davon, dass ich es ohnehin immer sehr kritisch sehe, wenn man von sich selbst behauptet nicht politisch zu sein. Klingt wie ein Freifahrtsschein am Ende das machen zu dürfen, was man sich sonst nicht trauen würde. Wobei man sich der Gesellschaft eh nicht entziehen kann, ausser man lebt als Eremit irgendwo in den Bergen, wo es im Radius von 100 km in alle Richtungen keine anderen Menschen mehr gibt und sich vornimmt, nie wieder mit einem anderen Menschen zu sprechen, aber das ist eher unwahrscheinlich.
Diese Mangas werden für die Masse produziert, die sie dann auch konsumiert, womit sie dann doch eine Botschaft übermitteln, ob sie nun wollen oder nicht. Abgesehen davon wird darüber gesprochen und selbst wenn der oder die Leser/in nicht darüber spricht, denkt er oder sie doch darüber nach. Vielleicht kam dem einen oder anderen mal der Gedanke, dass da was nicht stimmen kann, dann aber keine Gegenstimmen hörte und es dann abtat. Das ist in meinen Augen "gesellschaftliche Wirkung". Sobald eine Printmedie an die Öffentlichkeit gelangt, ist sie gesellschaftlich, bezieht eine Stellung, nämlich die die im Buch vertreten wird - ein Buch hat IMMER irgendeine Aussage, und sei sie noch so abstrus. Die politische Komponente ergibt sich aus der Aussage, die das Buch vertritt (Politische Aussagen haben nicht immer etwas damit zu tun, was Politiker sagen, das nur mal am Rande). Jeder der das Gegenteil behauptet, hat sich mit den Begriffen nicht auseinandergesetzt! Wobei ich die Definition auf Wikipedia an sich schon problematisch finde, aber damit man mir nicht unterstellt, ich hätte mich nicht voll und ganz damit beschäftigt, habe ich es dennoch hier eingefügt.
Die schwerwiegende Problematik beginnt im 1. Band, nämlich gleich im ersten viertel (!) des Bandes, als Soichi seinen Frust über den schwulen Bruder mittels eines Saufgelages bei Morinaga ertränken will. Morinaga hat von seinem Kumpel, der auch ein Barkeeper ist, zuvor eine Flasche mit einem starken Aphrodisiakum aufgeschwatzt bekommen (wo immer er dieses auch her hat...), welches Morinaga eigentlich gar nicht annehmen wollte. Die Tatsache, dass er sie nicht wegwirft und statt dessen mit nach Hause nimmt um sie dort im hintersten Teil in einem seiner Schränke aufzubewahren, beweist für mich, dass er vielleicht nicht die Absicht hatte das Mittel einzusetzen, aber sich dennoch diese Möglichkeit offenhalten wollte, wodurch er sich der Fahrlässigkeit zu verantworten hat. Es gibt nämlich KEINE, ich wiederhole, KEINE Erklärung warum man SO ETWAS im Haus behalten sollte, wenn man es ablehnt! Mag sein, dass Soichi nicht in Morinagas Sachen hätte kramen dürfen, nur weil das Bier ausgegangen war und Morinaga gerade neues holen war, aber die Tatasche alleine, dass es bereits im Haus war, impliziert, dass es - gewollt oder ungewollt - konsumiert wird, man also billigend in Kauf nimmt, dass so etwas passieren kann... was ja auch von der Mangaka eingeleitet wird und irgendwie muss der Poposex ja anfangen, oder so... aber bitte bitte doch nicht auf diese Weise, Mangaka!
Es kommt also wie es kommen muss, Soichi hat die gesamte Flasche ausgetrunken - immerhin war er betrunken und nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte, was ihn zu einer hilflosen Person macht und er nicht mehr rational Entscheidungen treffen kann. Morinaga ist geschockt, wartet eine Reaktion ab, statt wie sonst jeder rational denkende Mensch einen Arzt hinzu zu ziehen, weil eine unbekannte Flüssigkeit in einer Überdosierung eingenommen wurde. Zwar erinnert sich Morinaga, dass sein Barkeeper-Kumpel ihm sagte, dass der das auch schon genommen hätte und es nicht gefährlich sei, aber bestimmt nicht den gesamten Inhalt der Flasche. Niemand weiss, was darin gewesen ist, niemand weiss was das für Wirkstoffe sind, Allergien, Reaktionen auf unbekannte Flüssigkeiten... und das ist okay? Einen GELIEBTEN Menschen einfach unter Alkohol und Drogen stehen lassen um seine "Reaktion" abzuwarten, finde ich in einer Partnerschaft fraglich... das ist bereits in einer Freundschaft fraglich, es ist überhaupt generell fraglich so etwas durchgehen zu lassen! Wobei die Wechselwirkung auch niemals angesprochen wird, aber ihn weiterhin einfach bei sich rumliegen zu lassen ohne einen Arzt hinzuziehen empfinde ich als problematisch... Moralische Bedenken sind für Yaoi-Poposex natürlich viel zu hinderlich...
In der Nacht passiert es, Soichi wacht auf und hat eine sehr harte und schmerzhafte Errektion, die er sogleich im Badezimmer wegmachen will. Doch das Mittel hat ihm sämtliche Kräfte geraubt und er kann nicht mehr selbstständig aufstehen. Morinaga wird natürlich wach, sieht was geschehen ist und seine erste Reaktion ist es, endlich einen Arzt hinzu zu ziehen... ach Quatsch, natürlich befreit er Soichis "gutes Stück" und holt ihm erstmal einen runter, unter dem heftigen, aber ignorierten Protest. Doch weil dieser natürlich keine Kraft mehr in Armen und Beinen hat, muss das ja so sein, weil... weil das Mittel ist ja "magisch", wie oben schon in der Beschreibung auf amazon zu lesen und deshalb muss das so sein! Ist doch egal ob Soichi protestiert, er kriegts ja nicht mehr alleine weg, deshalb muss Morinaga das wohl machen... Und weil einmal runterholen nicht ausreicht, und Morinaga eh schon angeturnt ist und sowieso alles total süß und sexy, werden wir mit diesen beiden "Prachtseiten" bedacht:
Soichi versucht sich zu wehren, aber vergeblich. Selbst die Mangaka muss gemerkt haben, dass das hier auf eine Vergewaltigung zusteuert und hat versucht es mit den Worten, die sie Morinaga in den Mund legt, zu legitimieren. In der deutschen Ausgabe heisst es: "Einigen wir uns darauf, dass das heute ein unglücklicher Unfall ist... weil wir nicht aufeinander aufgepasst haben." worauf Soichi natürlich erwidert: "Bist du völlig verrückt?!!! Das entscheidest du nicht alleine!!" Aber natürlich wird der Protest nicht gehört, er wird ignoriert und gleich beim erstenmal der Boden bereitet für Morinagas Taktik im weiteren Verlauf des Mangas: Morinaga legt Soichi pausenlos die Worte in den Mund, redet ihm ein, wie er selbst die Realität wahrnimmt und versucht so Soichi von der eigenen verzerrten Wahrnehmung zu überzeugen... das ist keine Liebe, das ist nicht mal Gefühl, dass ist schlicht und ergreifend eine ungesunde Besessenheit! Es ist auch keine Legitimation für irgendetwas, auch das "weghören", wie es so schön auf der zweiten Seite angesprochen wird, ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass Morinaga besessen ist und Soichi in seiner verzerrten Wahrnehmung nur das tut, was er, Morinaga, ihm zugesteht, was er ihm eintrichtert, was er ihm vorbetet und nimmt deshalb auch nur das wahr, was er wahrnehmen will! Vollkommen verrückt finde ich es, dass Morinaga zwar die Illusion zugestanden wird, er aber den Moralapostel spielen darf und auf Soichi bezogen angibt, dass er auf "Betrunkene nicht hören soll". Gehts noch?
Ganz abgesehen davon, dass der Sex IMMER erzwungen ist, der ausgeführt wird. Er wird nie vollzogen, weil beide es wollen, sondern weil Morinaga es will! Der Sex wird also von vorn herein immer erpresst, weil der eine es will und der andere es zu machen hat! Dabei ist es weder "gut" noch "geil" noch sonstirgendwie legitim die Widerworte von Soichi MASSIV zu missachten, der IMMER ruft und schreit "Hör auf!" oder "Nein!" und ihn einfach wegstößt!
Ich habe mich in den letzten Tagen SEHR intensiv mit Sexueller Selbstbestimmung befasst, nicht nur wegen des Mangas, nicht nur weil ich einen Beweis oder eine Untermauerung finden wollte, die meine These unterstreicht, sondern weil ich wissen was explizit okay ist und was nicht. Wobei jeder der auch nur einen Funken von Moral im Leib hat wissen sollte, dass ein "NEIN!!" auch Nein beim Sex bedeutet!
Wenn ein "Nein" in einem Manga schon SO ausgelegt wird, was für eine Legitimation wird dann erst in der Realität angesetzt? Ein Nein heisst dann nur noch "der oder die muss einfach nur so lange sexuell überzeugt werden, bis sie oder er mitmacht?!" Ob aus Angst oder Freiwillig oder überhaupt spielt dann keine Rolle mehr, solange einer es will, ist es okay oder wie?
Ich habe die Bände von vorne bis hinten und zurück durchstöbert um wenigstens eine einzige Szene zu finden, in dem sie es im Einvernehmen tun... ich habe keine gefunden... nicht eine einzige! Nicht mal die Küsse sind beiderseitig! Es geht die ganze Zeit schlicht und ergreifend nur darum, dass Morinaga seine Sexuellen Bedürfnisse erfüllt, seine Besessenheit auslebt und die Realität verzerrt, auch auf Kosten von Soichi, den er damit erpresst, dass er sich exmatrikulieren lässt, wenn Solichi sich nicht fügt! Und somit ist jede einzelne Sexszene in diesem Manga eine Vergewaltigung! JEDE EINZELNE!
Und für alle, die das noch nicht so ganz nachvollziehen können, hier nochmal eine Liste, traurig aber wahr dass man so etwas braucht zur Untermauerung, wann es eine Vergewaltigung ist: "Handelt es sich dann wirklich...?"
Abgesehen davon, dass aus einer Vergewaltigung NIEMALS NIEMALS NIEMALS eine stabile Beziehung entstehen kann, ist ständiges "weghören", "anders hören", "verzerrte Realität und / oder Wahrnehmung" niemals eine Ausrede für irgendetwas. Es ist schlicht und ergreifend Manipulation! Und es hört ja an der Stelle nicht auf! Es wird weiter ausgebaut, so dass Soichi immer weniger Sexuelle Selbstbestimmung hat, sondern genötigt wird mitzumachen, weil er erpresst wird, weil er von Morinaga bedrängt wird, weil er Morinagas Sexuelle Bedürfnisse erfüllen soll. Zwar wird mal an einer Stelle davon gesprochen, dass Morinaga Soichis Herz will, aber in dem Kontext, in dem, was noch alles dazwischen passiert, kann ich das nicht glauben. Nicht bei der Wahrnehmung die Morinaga hat, nicht bei der Sexuellen Nötigung, die mit Soichi betrieben wird.
Abgesehen davon legt Morinaga nicht nur einmal Soichi die Worte in den Mund, hier mal ein paar weitere Belege dafür, ehe ich auf Basis dessen auf noch eine Problematik zu sprechen komme, in diesem Zusammenhang.
(Achtung, die Bilder die folgen, sind teilweise explizit!)
Band 6, ca gegen Ende (Seitenzahlen sind leider Mangelware in den Mangas) In der deutschen Ausgabe heisst es hier von Morinaga: "Jetzt entkommst du mir nicht mehr. Wenn du es nicht verstehen willst, dann sorge ich dafür, dass du es verstehst." Das ist eindeutig eine Drohung, und das nicht nur durch die Worte transportiert, sondern auch durch die Lage, in die Morinaga Soichi hier gebracht hat. Er dominiert Soichi aufs äußerste, gibt ihm keinen Raum mehr um Nein überhaupt als Möglichkeit zuzulassen. Noch dazu berührt er ihn, nicht nur um seine Absichten deutlich zu machen, sondern auch um ihn auf körperliche Ebene zu beeinflussen. Hier hat das, worauf ich gleich eingehen werde, bereits massiv stattgefunden.
(Band 6,eine Seite weiter) Die deutsche Ausgabe ist hier deutlicher. Dort sagt Soichi nämlich: "Ich will nicht... Morinaga..." worauf dieser nur erwidert: "Lüg doch nicht!"
(Band 6, wieder eine Seite weiter) Hier ist es besonders schlimm, weil auch Vergewaltiger in der Realität so vorgehen. Sie reden den Opfern ein, dass sie es ja auch geniessen, dass sie ja auch "angeturnt" werden durch die Berührungen und damit auch ihren scheinbaren "Spass" an der Sache haben. Vergewaltiger schaffen sich auf diese Weise selbst ein leichteres Gewissen, weil sie sich so einreden können, dass sie den anderen ja auch "Spass" vermittelt haben, obwohl dieser oder diese in Wirklichkeit Todesängste aussteht. Abgesehen davon wird ein Mensch bei gewissen Berührungen angeturnt, ob er nun will oder nicht. Darauf hat er oder sie keinen Einfluss! Wenn jemand "Nein" sagt und trotzdem angeturnt wird, weil der andere ihn berührt, ist das noch lange keine körperliche Zustimmung, sondern nur eine Reaktion auf die Berührungen, nicht mehr und nicht weniger! Dass die andere Person dabei Spass empfindet, ist nicht der Fall und schon gar nicht in so einer Situation, in der Soichi bereits das "Nein" geäußert hat und Morinaga es - wie üblich - übergeht.
Zu diesem Zeitpunkt haben schon ein paar Vergewaltigungen stattgefunden und Soichis Körper beginnt sich tatsächlich an diese Tortur zu gewöhnen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Deshalb sind wir auch in der Lage uns an bestimmte Stresssituationen zu gewöhnen, was unserem Körper natürlich nicht guttut, aber unser körperliches und / oder seelisches Überleben sichert. Er oder sie kann auf etwas bestimmtes Konditioniert werden, wenn es nur lange genug wiederholt wird. Wer nachschlagen will, was darunter zu verstehen, ist, der möge bitte diesem Link folgen.
Ich stelle jetzt die Behauptung auf, dass dies auch in diesem Manga geschieht, es hier aber nur als "Liebe" ausgegeben wird und mit "Beiderseitigem Sex", den man hier auch vergebens sucht, verwechselt wird. Morinaga hat niemals Soichis Herz, denn Soichi mag Morinaga auf irgendeine abstruse Weise - die ich aber nie herausfinde, weil es nie explizit angesprochen wird, weil Sex immer im Vordergrund steht - aber er liebt ihn nicht auf homosexueller Ebene und der Sex mit Morinaga ekelt ihn an, wie er es selbst schon des öfteren gesagt, geschrien, gebrüllt hat.
Diese These wird durch die folgenden Seiten untermauert:
(Band 6) Da Soichi nun auf Morinagas Körper reagiert, wenn er ihn so oft zwingt mit ihm zu Schlafen, ist es klar, dass Soichis Körper sich irgendwann daran gewöhnt. Perfide finde ich, dass Morinaga hier Worte nimmt, die er Soichi in den Mund legt und seine Verzerrungstaktik weiter anwendet und ausbaut, während Soichi sich immer weniger wehren kann. Wie denn auch? Proteste werden ignoriert, wegstoßen wird unterbunden, selbst die Möglichkeit des Nein-sagens wird von vorn herein unterbunden! Ich finde es ja überhaupt schon erwähnenswert, dass es Morinaga anspricht, aber es wird in keinster Weise problematisiert, thematisiert oder sonstirgendwie angezeigt.
Zum Thema Konditionierung und die eingespielte Reaktion Soichi auf Morinagas Berührungen wird sogar anhand von zwei weiteren Beispielen sehr sehr deutlich. Traurig finde ich hier, dass so überdeutlich wird, dass Soichi seine Sexuelle Selbstbestimmung quasi verloren hat, es aber als "Sehnsucht nach Morinaga" gedeutet wird, und damit wird es wieder "niedlich, sexy..." usw.
(Band 5 in Kanada) Soichi ist für 2 Monate nach Kanada geflüchtet, ja wirklich geflüchtet. So wie er es vor der Abreise Morinaga zubrüllte, kann er "...hier ja nicht vor [Morinagas] Übergriffen sicher sein ...". Ich gönne es Soichi von Herzen endlich mal dem ständigen Druck und Zwang entkommen zu sein, dem er dank Morinaga ständig ausgesetzt ist, der wirklich keine Gelegenheit aus lässt, um ihm zu zeigen wie sehr er ihn liebt, wie schön es ist mit ihm erzwungenen Sex zu haben. Das Problem wird deutlich, als er ins Bett geht und die Nachbarn, dank der dünnen Wände und der Mangaka, beim Sex hört. Wie er denkt, "Wenigstens sind es ein Mann und eine Frau", bleibt er dennoch davon nicht unberührt und bekommt endlich mal wieder ohne Morinagas zutun eine Errektion. Doch es stellt sich heraus, dass er sie nicht allein wegbekommt, er ist immer noch erregt und kann sich keine Erleichterung verschaffen. Was ist passiert? Antwort: Er ist mittlerweile so sehr an den Sex mit Morinaga gewöhnt, dass er sich selbst keine Erleichterung mehr verschaffen kann und das ist mit Verlaub einfach nur mies und ein Hinweis auf Kondition. Es kann sein, dass sowas in etablierten Partnerschaften passiert, aber da war der vorangegangene Sex im einvernehmen und nicht ständig erzwungen! Davon sind die beiden Protagonisten hier meilenweit entfernt!
(Band 7, die Suche nach dem Bleistift) Soichi befindet sich allein zuhause, arbeitet an seinen Forschungsprojekten und stößt aus versehen einen Bleistift vom Tisch. Als er sich auf alle viere begibt um den Bleistift zu suchen, kommt sofort die Assoziation mit Morinaga auf. Er spürt ihn auf sich und erschreckt sich. Wer da draußen tatsächlich der Meinung ist, dass das süß, sexy oder niedlich ist, der soll mir bitte genau die Gründe dafür darlegen! Aber bitte nicht ausser acht lassen, dass zu diesem Zeitpunkt bereits 10 Vergewaltigungen stattgefunden haben und mir das in diesem Zusammenhang nahe bringen, was daran überhaupt eine "Beziehung" ist?
Das Resultat lässt sich leicht ausmalen: Verlust der sexuellen Selbstbestimmung, die einfach mal ausgehebelt wurde von der Mangaka, weil Soichis Körper auf Morinagas Berührungen geeicht ist. Das hat nichts mit Liebe zu tun, nichts mit Gefühl, nichts mit verliebt-sein, dass ist Sexuelle Unterwürfigkeit, die auch mit dem SM-Bereich nichts zu tun hat. Dort geht man nicht ohne Absprachen miteinander in ein Sexuelles Spiel. Von irgendwelchen Absprachen habe ich in diesem Manga jedenfalls nichts gesehen, nur permanente Übertretungen der persönlichen Freiheit und das dominieren einer Person über eine andere zu dessen Lustbefriedigung.
Und das Soichi damit überfordert ist, wird auch noch überdeutlich in diesem Bild:
Ein Zeichen der Überforderung. Soichi wird so sehr gegen seinen Willen zum Sex gedrängt, dass er Bewusstlos wird. Beim Sex sollte so etwas nie passieren. Aber im nicht-gesellschaftlich-und-nicht-politischen Genre Yaoi ist das ja scheinbar in Ordnung, weil sexy und niedlich und es angeblich im japanischen Raum so üblich sein soll, dass einer sich immer sträubt und der andere zum Sex überredet werden soll... bitte? So etwas mit "anderer Kulturkreis" zu erklären, obwohl nicht-gesellschaftlich-und-nicht-politisch ist schon sehr gewagt. Jetzt also wieder doch? Zur Erklärung ziehen wir dann doch mal den Zug auf die Kulturschiene? Weil Moral und Ethik immer an die kulturellen Hintergründe gebunden sein sollen. Wenn ich jemanden trete, dann schreit der vor Schmerz auf. Egal ob es hierzulande geschieht oder ich in ein anderes Land reise und es dort bei einem Einheimischen tue. Was ich damit sagen will ist, Schmerz empfindet jeder, der schlecht behandelt wird und jeder wird mir zustimmen, dass ich das nicht tun sollte, jemanden gegen das Bein treten, egal ob hier oder in Japan, Amerika oder Australien.
Zumal ich wirklich gerne mal wissen würde, woher diese Behauptungen überhaupt kommen, dass es in Japans Schlafzimmern angeblich so ablaufen soll, dass einer sich geniert und "Nein, Nein, Nein." ruft, während der andere sich über die Person hermacht. Bitte Belege, Beweise, und nicht mit Aussagen wie: "Ich hab von nem Freund des Nachbarn meines Kumpels gehört, dass..." Sowas ist kein Beleg und nicht mal im Ansatz überzeugend.
(Dieser kleine Exkurs bezieht sich auf diesen Eintrag bei Tokyopop.)
Wie erklärt man eigentlich diese drei Seiten, wenn man beweisen will, dass alles in Ordnung ist? - Ist es etwa keine Erpressung, die dort mit Soichi betrieben wird? (Band 2) - Ist es etwa kein Triumpf, den Morinaga da ausdrückt? (Band 5) - Ist es etwa Vertrauen, wenn du über jemanden herfällst, der hilflos ist? (Band 1)
(Band 2 - Erpressung) Nachdem sie nun zweimal (zu diesem Zeitpunkt) miteinander uneinvernehmlichen Sex hatten, hat Soichi sich durchgesetzt und den Sex auf ein für ihn aushaltbares Mindestmaß zu setzen, nämlich nie. Doch Morinaga lässt ihm das nicht durchgehen, wartet aber 2 Monate bevor er wie hier oben im Bild beschrieben, agiert. Sie hatten eine abstruse Vereinbarung getroffen, nämlich dass Soichi mit Morinaga schläft und dieser sich dafür nicht exmatrikulieren lässt (wobei ich immer noch nicht verstehe wieso Soichi bei ihm bleibt, aber dass muss man wohl die Mangaka fragen, die Story gibt darüber keinen Aufschluss. Ich kanns mir nur so zusammenreimen, dass Soichi Morinaga irgendwie auf irgendeine Ebene doch mag oder die Forschungsarbeiten zusammenbrechen, wenn Morinaga wegfällt). Diese Bedingung ist es, die Morinaga hier anspricht und unter der Soichi einknickt. Merke, wenn ich jemanden Erpressen muss, damit er mit mir schläft, ist es keine Liebe, sondern erzwungener Sex! Zumal hier nicht nur die Erpressung hinzukommt, sondern auch noch das massive körperliche "in die Ecke drängen", Fluchtmöglichkeiten werden unterbunden und Soichi wird genötigt zuzusagen. Das ist nicht sexy, nicht niedlich, das ist gar nix in dieser Richtung... ...
(Band 5) In der deutschen Ausgabe heisst es übrigends von Morinaga "Jetzt kann mich nichts mehr stoppen!" Diese Szene ereignet sich, als Soichi und Morinaga bereits zusammen wohnen. Soichi ist mit Morinagas sexuellen Annäherungen nach wie vor nicht einverstanden und schließt immer seine Tür ab. Nur einmal, nach einem Saufgelage (eigentlich ist dieser Manga schon eine Warnung fürs Saufen) vergisst Soichi vor lauter Müdigkeit die Tür abzuschließen. Morinaga nimmt natürlich in seiner unendlichen "Verliebtheit" an, dass das nur bedeuten kann, dass Soichi ihn auch endlich geil findet, geht in Soichis Zimmer, wo er diesen schlafend vorfindet, hält sich noch obligatorisch zurück und küsst ihn, berührt ihn und will mal wieder seiner Lustbefriedigung fröhnen. (Der muss ne Libido von hier bis zum Mond haben...). Erst einmal, jemanden im Schlaf zu überfallen ist nicht sexy, nicht niedlich, es ist eine erzwungene sexuelle Handlung, weil kein Einverständnis des anderen erfolgt. Wenn jetzt jemand einwirft, dass Soichi die Tür aufgelassen hat, halte ich dagegen, dass ein Stockbesoffener immer noch eine nicht-zurechnungsfähige hilflose Person ist, die es aus diesem Grund vesäumt hat, die Tür abzuschließen. Selber Schuld, könnte es jetzt heissen. Falsch, sage ich. Es ist nicht die Aufgabe des Opfers pausenlos auf der Hut zu sein. Wenn Morinaga ihn wirklich lieben würde, würde er versuchen ihn auf anderem Wege zu überzeugen, ihn Aufwecken, aber doch nicht so! Im Vordergrund steht auch hier Morinagas Libido, mehr nicht! Btw. der Grund warum die beiden Überhaupt zusammenziehen ist, dass Soichis Familienhaus abgebrannt ist. Da praktischerweise die Mutter tot ist und der Vater immer auf Forschungsreise, die kleine Schwester bei der Nachbarin untergekommen ist und der kleine Bruder in Kanada lebt, bearbeitet Morinaga ihn so lange, bis Soichi klein beigibt. Die Mangaka hat tolle Ideen... Tolle "Beziehung"! Sowas wünsche ich mir auch... nicht...
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(Band 1 - Vertrauensmissbrauch) Diese Szene spielt nach der 1. Vergewaltigung, die an dem unter Drogen und Alkohol stehenden Soichi vollzogen wurde. Sozusagen der Morgen danach. Soichi ist so in Rage, dass er Morinaga umbringen will, doch er lässt sich von Morinaga dazu überreden zu glauben, er hätte seinen Teil dazu beigetragen. Daraufhin entgegnet Soichi, dass er Morinaga vertraut hat, was ich vollkommen unterstütze, denn das Vertrauen hat Morinaga vollkommen missbraucht. Absolut daneben finde ich es, wie Morinaga hier versucht zu argumentieren, nämlich dass es kein Vertrauen war, dass Soichi in ihn hatte, sondern dass er Morinaga nicht ernst genommen hat... REALLY? Ich meine, ernsthaft? Somit trägt Soichi, der unter Drogen und Alkohol stand, an der Vergewaltigung durch Morinaga Mitschuld, weil er ihn unterschätzt hat und ihn fälschlicherweise Vertraut hat? Nein, sage ich, dass ist so großer Mist, dass ich hier nur mit dem Kopf schütteln kann. Dass würde ja implizieren, dass jeder Mensch, dem du begegnest, kein vertrauen, sondern immer Misstrauen entgegen gebracht werden müsste, weil er könnte dich ja vergewaltigen. Somit ist jeder Mensch ein potentieller Vergewaltiger und du darfst deinen Selbstschutz niemals herunterlassen. Wenn du es tust und es kommt dazu, dann trägst du die Mitschuld daran... bemerkt noch jemand den Fehler an dieser Gedankenkonstruktion? Ja? Dann bin ich beruhigt... Abwälzung der Schuld auf das Opfer, dass nicht aufgepasst hat, ist ein No-Go! ...
In Band 7 wird es das einzige mal von Soichi angeprangert, dass Morinaga niemals Rücksicht auf Soichi nimmt, doch damit es in die schöne, heile Yaoi-Welt reinpasst und wir ja nicht zu kritisch werden, wird das ganze durch Junya, der auch noch aus der Versenkung auftaucht, mit "Ich möchte mich Entschuldigen, was ich dir seit xx-Jahren antue"-Gründen ankommt den billigen Moralapostel für Morinaga spielt und das ganze damit relativiert.
Das Vorwerfen von Soichi und das Nicht-Realisieren von Morinaga:
(Selber Band, eine Seite weiter) Ich bin so froh, dass Soichi hier endlich mal Tacheles redet, vor allem der Satz, der Morinagas anfängliches beschwatzen im Keim erstickt, gefällt mir: "Du hast doch nur alles so gedeutet, wie es dir in den Kram passt!" womit bewiesen ist, dass selbst der Mangaka klar wurde, dass das alles nicht mal auf wackeligen Füßen steht, sondern einfach so in der Luft schwebt. Und es geht noch weiter:
Super, das erstemal, dass Soichi sich nicht nur mit Tritten und Faustschlägen zur wehr setzt, sondern absolut auf den Punkt bringt, was schon die ganze Zeit problematisch ist. Man sieht auch sehr schön wie Morinagas Kartenhaus in sich zusammenfällt. In der nächsten Szene rennt er weg um sich selbst im Park zu bemitleiden und das erstemal zu überlegen, ob alles vielleicht eventuell nach viel hin und her überlegen und vieeeeeel Denkarbeit, doch eine Illusion war? Wow, wie er nur so schnell zu dieser Erkenntnis gekommen ist? Ja, er tut mir wirklich wirklich Leid... wirklich... nicht... ...
Natürlich wäre es am besten die ganze Sache jetzt kritisch zu Hinterfragen und ein entsprechendes Ende zu präsentieren, da das in Yaoi-Mangas auf Grund der nicht-gesellschaftlich-und-nicht-politischen Anforderung nicht geht, tritt Junya auf den Plan und redet Soichi ungefragt ins Gewissen. Irgendwie ist immer irgendjemand zur Stelle, der Soichi belabert bis dieser mitmacht, was von ihm verlangt wird, sogar wenn Soichi mehrfach darauf hinweist, dass Junya sich gefälligst zum Teufel scheren soll, weil es ihn ja nun wirklich nichts angeht...
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Ich erspare euch die einzelnen Seiten, aber im Grunde genommen geht es nur darum, dass Soichi Morinaga nicht glücklich machen kann und Schuld daran ist, dass dieser nun unglücklich ist... wie bitte? Ich hör doch wohl nicht richtig? Wenn hier einer Hilfe braucht, dann ist es Soichi, wenn jemand unglücklich ist, dann ist es Soichi. Morinaga hat in seiner kleinen Illusion gelebt und sich alles so vorgestellt, wie es ihm passte ohne Rücksicht auf Verluste und hat dabei immer alles bekommen, was er wollte. Da alles, was er wollte, Lustbefriedigung war, hat ers bekommen! Alles wovor er jetzt Angst hat ist, dass er keinen Sex mehr bekommt, Punkt. Um mehr geht es nicht und ist es auch nie gegangen! Jetzt Soichi Schuldgefühle einzureden ist einfach ganz ganz unsensibler Umgang mit den Charakteren. Das hat auch nichts mit "Plot ohne Sinn und Verstand" oder "keine Entwicklung der Charaktere im Yaoi-Genre" zu tun, das ist ganz großer Riesenmist! Das letzte was ein Vergewaltigungsopfer braucht sind Schuldgefühle und sich für das persönliche Glück des Vergewaltigers verantwortlich zu fühlen...
Klar kann jemand jetzt einwenden, dass das in vielen Yaoi-Mangas der Fall ist, aber dort beruht es wenigtens größtenteils noch auf das gegenseitige Einverständnis und nicht eine "Beziehung", die aus Dauervergewaltigungen besteht! Klar gibts im Yaoi-Genre genug Vergewaltigungs-Mangas, die aufgezwungenen Sex zur Thematik haben - was an sich schon schlimm genug ist - aber was mir hier schier den Magen umdreht ist, dass dieser Manga von 16jährigen konsumiert werden, die das lesen und das dann auch noch okay finden und da hört der Spass definitiv auf! Fantasie hin oder her, wenn die Mangaka sich sowas ausdenkt und für sich behält, meinetwegen, oder wenn sies unbedingt aufzeichnet, dann für ein älteres Publikum, aber wieso wird so etwas geduldet während Animes im Nachmittagsprogramm, die nicht mal ein viertel so Problematisch sind, so sehr beschnitten, dass nichts mehr übrig bleibt? Kann mir das bitte mal jemand erklären? ( Weiter gehts zum 2. Teil, da LJ der Meinung ist, ab hier wird es mit der Zeichenanzahl zu lang)