Aug 02, 2015 19:33
Eigentlich könnte der Titel auch irgendwas mit 'Verstecken' und 'Wald' heißen. Passend für meinen gestrigen Tag war alles drei: Für eine Rote Kreuz-Rettungshundestaffel war ich ein freiwilliges Opfer und wurde zu Trainingszwecken im Wald versteckt.
Da sich unsere jährliche Ausbildung von Gretel in Grenzen hält, suche ich derzeit noch nach anderen Beschäftiguns- und Arbeitsmöglichkeiten für sie. Vor einigen Wochen las ich einen Zeitungsartikel über unsere örtliche Rettungshundestaffel und fand es eigentlich ganz interessant. Die Truppe wollte ich mir mal ansehen und meldete mich als Freiwilliger, der sich suchen lässt. Gestern Morgen machte ich mich daher auf dem Weg zum Stützpunkt und fuhr mit einer kleinen Truppe in ein nahegelegenen Waldstück. Unterwegs waren wir mit einem Einsatzwagen der Gruppe, der von außen einen Krankenwagen ähnelte - Rotweißes Design mit Tatütata-Gedöns auf dem Dach und dem Rettungshundelogo an der Seite. Innen gab es neben Fahrer und Beifahrersitz allerdings noch eine dreier Sitzbank und mehrere Hundeboxen, sowie Kästen für die Ausrüstung. Also Sachen wie Warndreiecke, Wasserkanister für die Hunde, Getränkekisten für die Hundeführer, Funkgeräte, Verbandszeug für Mensch und Tier, Werkzeug, usw. Unterstützt wurde der Einsatzwagen von einem Privatwagen, der den Hundeanhänger der Gruppe zog. Das hätte der Einsatzwagen auch gekonnt, aber die Fahrerin war noch unerfahren und zog es vor auf der unbekannten Strecke mit einem Fahrzeug, das sie noch nie gefahren hatte, keinen Anhänger mit lebendiger Fracht zu ziehen. Ich sag ja immer, Frauen sind in ihrer Selbsteinschätzung ehrlicher...
Im Anhänger sind fünf weitere Boxen für Hunde sowie Platz für Ausrüstung. Mit waren allerdings nur vier Hunde. Die hätten theoretisch alle im Einsatzwagen mitfahren können, aber sie sollen sich auch an den Aufenthalt in den Anhängerboxen gewöhnen. Außerdem sind die Boxen automatisch belüftet. Zwei der Hunde waren zertifizierte Rettungshunde, einer ist seit einem halben Jahr in Ausbildung und einer war zum ersten Mal dabei. Ähnlich wie ich will seine Führerin gerade schauen, ob es etwas für die beiden ist. Da ihr Fellknäuel eher ängstlich ist, macht es bei ihr eher Sinn ihn gleich mit zu nehmen und zu testen wie er auf fremde Menschen reagiert und ob er mit der Arbeit mehr Selbstvertrauen erlangt. Soetwas ist bei unserer Gretel eher weniger das Problem - sie würde sofort und mit überschlagender Begeisterung mitmachen. Daher möchte ich mir die Arbeit erstmal ansehen, schauen ob ich mit der Arbeit und der Gruppe klar komme und wissen, worauf es ankommt. So kann ich, hoffe ich, sie bei ihren ersten Versuchen schneller steuern und deutlich machen, was ich von ihr erwarte. Wenn ich erst lernen muss, was sie machen soll und wie ich mich dazu bewegen soll, macht sie etwas falsches, was ich korrigieren will, sie reagiert über und wir sind beide ganz schnell frustriert. Also muss ich erstmal lernen.
Aber weiter im Text. Neben den Hundeführern waren noch eine junge Sanitäterin sowie ein Praktikant vom THW mit dabei, die ebenfalls freiwillig Opfer spielten. Jeder wurde mit einem Funkgerät ausgerüstet, falls etwas passieren sollte und dann ging es auch schon mehr oder weniger los: Die Ausbilderin oder ggf. der Einsatzleiter brachte jedes Opfer an ein Versteck, dass an die Leistung des Hundes angepasst wurde oder schickte Personen auf einen bestimmten Wegabschnitt, den sie laufen sollten, zum Teil mit Rollator. Im Laufe des Tages saß ich auf einem Hochsitz, lag auf einem umgestürzten Baum, in einer Kuhle oder saß einfach hinter einem Wurzelteller. Dann gab es noch Anweisungen, wie der Hund sich beim Auffinden verhalten soll - je nach Erfahrung Ablegen, eine bestimmte Anzahl an Bellern, etc. - und wie er zu belohnen sei. Jeder Hundeführer muss für seinen Hund geeignete Leckerli in ausreichender Anzahl zur Verfügung stellen.
Geübte wurde die Freiflächensuche. Das heißt, die Hunde sollten nicht einer Fährte folgen, sondern die Witterung eines Menschen mit erhobener Nase aufnehmen und zu ihm laufen. Je nach Windrichtung garnicht einfach... Mit dieser Methode werden häufig ältere, demente Personen gesucht, die nicht mehr nach Hause gefunden haben oder Kinder, die während des Familienausflugs auf einmal verschwanden. Aber auch Freizeitsportler, die zum Beispiel auf ihrer Trainingsrunde einen Unfall hatten können so gesucht werden. Oder suizidgefährdete Partner, die nicht vom Spaziergang Heim kehrten... Die Liste ließe sich beliebig fortführen. In Städten/befreiedeten Bezirken ist die Freiflächensuche wohl eher ungeeignet. Die Hunde lernen, jeden Menschen ersteinmal anzuzeigen. Schon in einem kleinen Dorf wie unserem wären sie damit lange beschäftigt. Die Hundeführer müssen übrigens eine Sanitäter/Ersthelferausbildung absolvieren und gehören zum Bereitschaftsdienst des DRK. Also wenn ein Hunde-Mensch-Team einen Verletzten findet, können sie die notwendigen Erstmaßnahmen durchführen.
Jeder der Hunde konnte in zwei Runden sein Können zeigen, dazwischen gab es eine längere Pause. Daheim war ich trotzdem erst wieder am frühen Nachmittag. Der Zeitaufwand, der jedes Wochenende betrieben wird, ist also nicht ohne. Trotzdem denke ich, dass ich mich, auch wenn ich mich nicht für eine Ausbildung von uns beiden entscheiden kann, hin und wieder als freiwilliges Opfer melde. Für die Hunde ist es gut, auch immer wieder mit fremden Personen zu trainieren. Also wenn ihr keine Scheu vor Hunden habt: Schaut euch mal um, ob ihr eine Rettungsstaffel in der Umgebung habt und fragt an, ob sie Opfer gebrauchen können. Ihr werdet mit viel Hundebegeisterung und einem Ereignisreichentag belohnt.
Am Donnerstag geht es für mich zu einem Rettungstraining auf einem Hundeplatz. Mal sehen, was dort geübt wird.
hundeleben