Irgendwann in den letzten Tagen ist mir das Zeitgefühl abhanden gekommen. Wie lange haben wir die Hühner jetzt? Ich müsste im Kalender nachsehen, um das zu sagen. Drei Wochen? Oder länger? Wir haben die Tür um ein weiteres Blumenrankgitter-Element ergänzt und zumindest gefühlt bin ich glücklicher damit. Aber wir hatten auch noch keinen Sturm... Vielleicht ändert sich dann wieder alles. Da wir nur einen Teil des Rankgitters brauchten, um unsere Lücke zu schließen, ist ein langes schmales Stück übrig geblieben. Das liegt jetzt wie eine Leiter im Hühnergarten und erleichtert der fluguntalentierten Janeway den Weg auf die "Stange".
Hier im Hintergrund noch ohne Leiter:
Die "Stange" sind nur zwei Elemente des Kleintieraußengeheges, die wir stehen ließen, weil die Weißen gerne drauf sitzen. Genauso wie auf den Sand-&Futtertonnen. Bevor sie auf die Dächer oder den Zaun flattern... Vorwerfen, dass unser Hühnergarten strukturarm wäre, kann man uns kaum: Gras, Sandbecken, Baumstumpf, Futtertonne, Minizaun aka Stange, Staudenbeete, Gebüsch, Kiesbeet, abgeschnittene Zweige, längst ausgescharrte Pflanzsteine-oder-wie-die-Dinger-heißen, rumliegende Steine. Es gibt viel zu entdecken. Die Ausflugslust hält sich bisher auch in Grenzen. Die Nachbarn haben uns aber schon erzählt, dass die Bande gerne an den Zaun kommt und zuschaut, wie sie ihre Blumen vor der Haustür gießen. Gackern klappt aber immer noch nicht richtig. Sie gluckern und piepsen eher.
Beim Einsperren abends streichele ich die armen Dinger im Halbschlaf immer etwas, damit sie lernen, dass Menschenberührungen nicht automatisch Zwang und Folter bedeutet. Und mir nimmt es auch etwas die Scheu, Federvieh anzufassen. Am Donnerstagmorgen könnte ich die erste auch außerhalb des Häuschens kurz streicheln.
Im übrigen finde ich Hühnerkacke fast genauso ekelhaft wie Schweinekacke. Und die haben so fast die ekelhaftesten Hinterlassenschaften von Tieren, die ich kenne.
Mit dem Verlust des Zeitgefühls habe ich auch die Lust auf die Gartenarbeit verloren. Das eh schon wuchernde Unkraut hat mit den Sturmschäden gewonnen und regiert in Chaos. Ich freue mich fast auf den Herbst, wenn ich einfach mit Motorsense und elektrischer Heckenschere aufräume.
Vorher gibt es aber noch die Ernte. Im Augenblick stecken wir uns immer noch verschiedene Beeren in den Mund, letztes Wochenende gab es eine ausgehöhlte 800 g Zucchini zum Abendessen (mit Joghurt-Knoblauch-Hackfleisch-Füllung), die Schalerbsen werden regelmäßig befummelt ob sie trocken genug zum Abpflücken sind und die Tomaten, an denen sich langsam grüne Früchte zeigen, regelmäßig ausgegeizt. Die Bohnen blühen auch, aber das habe ich nur aus Zufall gesehen. Der blühende Dost und die Stockrosen sind bevölkert mit Dutzenden Hummeln und das Fenster zu unserer Speisekammer können wir an manchen Tagen nicht mehr offen lassen, da sie sich ständig ins Haus verirren. Im gesamten Gemüsegarten, auch zwischen den Kartoffeln, und in unseren wilden Ecken blüht Mohn. Besonders der scheint Schmetterlinge anzulocken. Viele würden sich darüber freuen, für mich ist es eher schwer zu ertragen. Auf jedem Gang durch den Garten flattert so ein Vieh um einen rum und ich erleide fast Panikattacken.
Um mich zu motivieren und Pläne fürs nächste Jahr zu schmieden, gab es neulich eine Ausgabe "Mein schöner Garten". Erdbeeren können auf Baumscheiben gepflanzt werden! Das werde ich ausprobieren! Ins Hochbeet soll dann 2016 der nächste Salat Versuch. Dieses Jahr ist keine Saat aufgegangen... Oder die Vögel waren nicht so wählerisch beim Unkraut zupfen.
Zu den stressigen Tagen der vergangenen Tagen gehörte auch ein Sonntag, an dem ich einen mehrseitigen Artikel/Bericht für eine andere Zeitschrift schrieb. Der Tag war zwar 'verloren' für meine Haus- und Gartenarbeit, aber von dem extra Geld habe ich mir letztes Wochenende ein kleines Schätzchen gekauft. Eine Zug-Kapp-Gehrungssäge von metabo, die KGS 216.
Für den anstehenden Umbau von einen der Schuppen als Hühnerhaus hätte ich eh mal eine ordentliche Säge benötigt und irgendwie hatte ich mich auf diese eingeschossen. Durch den Nachsendeantrag des Kurzhaarigen hatten wir einen 10 % Gutschein von Obi und weil wir Samstag eh zum Wertstoffhof unterwegs waren, fuhren wir dort auch vorbei. Und da stand die Olle als zu verkaufendes Musterstück im Regal! Nachdem ich einen Mitarbeiter mit meinen Fragen gequält hatte, er die Bedienungsanleitung von Hand kopieren musste und Sägeblätter nachbestellt werden, akzeptierte die Kassiererin den Rabattschein zusätzlich und nun hat mich die kleine 197 € gekostet, statt 289 €. Bisher habe ich nur an Probestückchen rumgesägt, aber ich hoffe auf angenehmes Wetter am Samstag, damit ich meine vor drölfhundert Jahren angefangene Wikingertruhe vielleicht zu Ende bauen kann. Von einer Benutzung an Sonntagen und in geschlossenen Räumen sehe ich im Augenblick ab, denn sie ist laut und macht ordentlich Dreck.
Ach ja: Wie wichtig sind euch eigentlich Bilder zu den Erzählungen? Die kunterdunkle und flattichen diskutierten auf Twitter neulich über sinkenden Besucherzahlen auf ihren Blogs und die Abwanderung vieler Leser auf Instagram, da Bilder gucken einfacher sei als Lesen. Wollt ihr also mehr Bilder oder kommt ihr mit dem guten, alten Leseblog auch zurecht?