12 Ampullen später

Aug 31, 2020 09:01

Letzten Donnerstag hatte ich mein Erstgespräch bei der Endokrinologin, die mir später mal das Testosteron verschreiben bzw. je nach Darreichungsform auch verabreichen wird. Meine Therapeutin hatte mich dort schon einmal vorbeigeschickt, damit ich mich vorstelle und die Bluttests schon einmal gemacht werden. Natürlich werde ich nicht beim nächsten oder übernächsten Termin das dafür nötige Indikationsschreiben bekommen, aber zumindest ist das dann schon einmal erledigt, und ich muss nicht dann 4 Wochen auf die Testergebnisse warten, wenn ich das Schreiben habe.

Bei der Terminvereinbarung am Telefon war die Helferin sehr nett und zuvorkommend, entschuldigte sich fast, dass der Ausweisname erforderlich sei und fragte, wie ich in der Praxis aufgerufen werden wolle. Rein sprachlich gibt es ja keine dritte Option zwischen "Frau" und "Herr", das ist eine Dauerbaustelle. Aber da ich rein transitionstechnisch eher in die Kategorie transmännlich falle und die Praxis so einige von der Sorte betreut, entschied ich mich für "Herr". Ist mal eine nette Abwechslung, um ehrlich zu sein. Trotzdem war mir ein bisschen mulmig, als ich den Anamnesebogen mit dem Ausweisnamen ausfüllte und fürchtete ein wenig, die Anrede damit torpediert zu haben. Anxious me. Aber die Leute haben ja Erfahrung und alles lief gut.

Da ich noch kein Indikationsschreiben dabei hatte, fragte die Endokrinologin ein paar Dinge ab - seit wann empfinden Sie so, wann haben Sie beschlossen, Hormone zu nehmen, haben Sie noch andere Maßnahmen wie OPs geplant? War dabei aber sehr respektvoll. Soe notierte sich auch meinen neuen Vornamen und dann ging es noch an eine kleine Grunduntersuchung. Ich musste wortwörtlich die Hosen runterlassen ("Ich guck nur von außen, ob anatomisch alles im Normalbereich ist"), wurde abgehorcht und der Blutdruck wurde gemessen. "Oh, der ist aber ein bisschen an der Grenze..." - "Ja, nach den ganzen Fragen kein Wunder, ich bin etwas aufgeregt!" - "Ich bin ganz lieb, versprochen!" :D

Danach schickte sie mich ins Labor zum Blutabnehmen. Offenbar machen die ein reguläres Blutbild, ermitteln sowohl den natürlichen Östrogen- als auch Testosteronspiegel und auch den Chromosomensatz, um eventuelle Intersexualität auszuschließen.Ich setzte mich brav auf den Stuhl, alles wurde vorbereitet, ich machte mich bereit, wegzugucken. Da meinte die Schwester "Wollen Sie sich vielleicht lieber hinlegen? Es wird nämlich etwas mehr und dauert ein bisschen länger." Ääääh, ja bitte, sofort! Also Umzug auf die Liege, "Augen aber bitte offenlassen, damit ich Bescheid weiß". Und dann dauerte es tatsächlich ein ganzes Weilchen, ging aber alles wunderbar und 12(!) Ampullen später konnte ich dann wieder nach Hause bzw. zur Arbeit.

Wäre dieser Schritt also auch geschafft. Die normalen Bluttests wären eigentlich innerhalb einiger Tage da, aber Genetik dauert ca. 4 Wochen. Wenn alles beisammen ist, bekomme ich die Ergebnisse per Post zugeschickt und komme erst dann wieder, wenn ich das Indikationsschreiben habe, und es wirklich mit Testosteron losgehen kann. Tschakka!

spill the t, nonbinary, transition, hierkommtalex

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