Vorzeigedinge

Jul 18, 2020 12:04

"Um einen Anfang zu machen, war ich heute beim Fotografen, habe Passfotos machen lassen und habe mir damit online bei der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität den Ergänzungsausweis bestellt. Mit meinem Gender, meinen Pronomen und dem Vornamen, der mir von allen am besten gefällt. Ich kann den Ausweis dann als semioffizielles Ergänzungsdokument benutzen, muss es aber nicht. Es ist meine Entscheidung, ob und wann ich ihn vorzeige. Und ich kann so den Namen schon ein wenig spazierentragen und ausprobieren, wo immer ich es als unproblematisch erachte."

Das war am 16.06., also vor einem Monat.

Gestern kam der Ergänzungsausweis an und es ist ganz großartig und wundervoll, ihn in Händen zu halten. Mein Name, auf einem semioffiziellen Dokument!



Im dazugehörigen Brief stand, man könne damit durchaus auch schon Gesundheitskarte, Bankkarte, Zeugnisse, Sozialpapiere o.ä. umstellen lassen. Es gebe keine Garantie, aber es sei durchaus möglich. Gesundheitskarte wäre mal eine tolle Sache, in Arztpraxen nicht als Frau angesprochen zu werden, wär ein Träumchen. Mal sehen, was da so geht.

Und Dienstag ist dann das Erstgespräch für die Begleittherapie, ich hoffe so sehr, dass wir gut aufeinander klarkommen! In Vorbereitung darauf habe ich mal durchgekramt, was ich bei mir an alten Fotos besitze (das meiste ist ja bei meinen Eltern) und mal rekapituliert, wie ich mich in den jeweiligen Jahren so gefühlt und empfunden habe. Es ist seltsam, ich verbinde mit den Fotos erstaunlich wenig Emotionen, weder gute noch schlechte. Ich weiß, wie ich mich in gewissen Altersstufen gefühlt habe, verknüpfe das aber nicht mit den Bildern. Was ich aber noch weiß, ist, dass, sobald es irgendeine Möglichkeit zu Selfies gab (bei mir damals Webcam), fast nur noch Portraits von mir existieren, kaum noch Ganzkörperaufnahmen. Das lag teilweise am Gewicht, das ich als problematisch empfand, aber damit einhergehend vor allem an der kurvigen Körperform, die mich dann fürchterlich erschreckte. Ich empfand mich halt ganz anders. Und Fotos waren noch mal ein ganzes Stück gnadenloser als der Blick in den Spiegel. Ich bin gespannt, ob ich irgendwann mal dahin komme, dass ich Ganzkörperabbildungen von mir wieder okay finde, ohne mich in einen günstigen Winkel zu positionieren, um Dinge flacher erscheinen zu lassen.

nonbinary, transition, hierkommtalex

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