Lesegedanken

Jul 31, 2012 23:12

Goodreads sagt, dass ich dieses Jahr schon 44 Bücher gelesen habe; das sind mehr als im gesamten letzten Jahr. Wir ignorieren an der Stelle einfach mal, dass bei der diesjährigen Zählung auch ein paar Novellas ("Novellen" sind für mich was anderes /Erklärbär) und Kurzgeschichten dabei sind.
Kein schlechter Anlass, mal etwas auszuprobieren, mit dem ich schon eine Weile liebäugle: Zu allem, was ich lese, wenigstens ein paar Sätze zu schreiben. Nicht unbedingt im Sinne von ernsthaften Rezensionen, sondern einfach ein paar - mehr oder minder spontane - Gedanken dazu. Daher auch "Lesegedanken", bzw. "gedankenlese". (Ruhe da hinten, ich mag seltsame Wortspiele!)

In diesem Sinne, die letzten beiden Bücher, die ich beendet habe:

Kameron Hurley: God's War
Huh. Was für eine Welt. Wahrlich keine schöne, aber mit einer Detailverliebtheit geschildert und so schlüssig durchdacht und ausgearbeitet, dass es einfach eine Freude ist. Außerdem Charaktere, die zwar nicht unbedingt sympathisch sind, aber ausgesprochen lebendig und "echt" wirken. Fast am meisten hat mich aber begeistert, dass man es hier mal nicht mit dem üblichen "westlichen" Einheitsbrei der Fantasy-/Sci-Fi-Welten zu tun hat, sondern die fragliche Welt - Umayma - deutlich von der Arabischen inspiriert ist. Es lebe die Abwechslung, vor allem wenn sie aus so kompetenten Händen wie Ms Hurleys kommt.
Und Nyx ist ein großartiger Charakter, jawohl.

Heinrich Böll: Irisches Tagebuch
Teil einer Reihe von Klassikern, gebunden, in handlichem Format, das sich ganz dekorativ macht im Bücherregal; irgendwann mal bei Bertelsmann erschienen und deshalb ohne ISBN. Hmpf. Wurde mir schon vor längerer Zeit von meiner Mutter ans Herz gelegt und vor einigen Tagen habe ich es mir dann recht spontan herausgegriffen.
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich schon mal etwas von Böll gelesen habe, aber das Tagebuch ruft definitiv nach mehr. Seine Beschreibungen von Land und Leuten lassen bei aller feinen Melancholie doch sehr deutlich werden, wie sehr er Irland und seine Bewohner schätzt; ohne dass er übermäßig verklärt oder verkitscht, wohlgemerkt. Das Irland der 50er Jahre war nunmal kein Ort der grenzenlosen Freude.
Es gibt viele zitierwürdige Stellen, diese hier ist nur ein Beispiel dafür, wie er mit bildhafter Sprache das Beschriebene anschaulich macht, lebendig werden lässt: "Dunkelheit hing über Dublin: alles, was es zwischen Schwarz und Weiß an grauen Tönen gibt, hatte sich am Himmel sein eigenes Wölkchen ausgesucht, der Himmel war bedeckt wie mit einem Gefieder unzähliger Graus: kein Streifen, kein Fetzchen vom irischen Grün".
Ein bisschen hat mich das Tagebuch sprachlich ja an Catherynne M. Valente erinnert, was dann doch ein ziemliches Kompliment ist.

Fortsetzung folgt.

gedankenlese, books, zitate

Previous post Next post
Up