Ohne Bild und Ton

Sep 08, 2014 21:03

Das bezieht sich aber nur auf meinen Bericht...

Es hat nur fast drei Jahre seit der CD-Veröffentlichung im November 2011 gedauert, bis jemand Axel Prahl mal von der Existenz des Ruhrgebiets erzählt haben muss. ;) Da er gestern quasi vor meiner Haustür gespielt hat, hatte ich mir eine Karte besorgt, um ihn nach Münster (März 2012) zum zweiten Mal zu erleben.

Das Konzert war im Gegensatz zu dem in Münster ausverkauft. Die letzten Zuschauer suchten noch nach ihren Plätzen, als Axel Prahl schon auf die Bühne kam - mit der unvermeidlichen Anglerweste, aber auch mit einem Superman-T-Shirt darunter (wobei man fast das ganze Konzert hindurch nur das oberste Stück des „S“ sah) und dem Schnurrbart, den er für den Dreh des Films „Die Himmelsleiter“ trägt.

Er lässt sich bei seinen Konzerten vom Veranstalter anscheinend immer ein heimisches Bier geben, aber ich hatte den Eindruck, dass ihm das örtliche Brauereierzeugnis nicht so ganz geschmeckt hat, auch wenn er immer mal wieder einen Schluck genommen hat. Ich trinke kein Bier, aber ich glaube, es gilt als recht herb, was er als Nordlicht aber doch gewohnt sein müsste, oder?

Das gesamte Festival, zu dem auch Axel Prahls Konzert gehörte, findet so ziemlich auf der Stadtgrenze statt. Er wollte deshalb zu Beginn wissen, wo er denn nun ist, hat sich dann aber alle Mühe gegeben, immer beide Städtenamen zu nennen: mal den einen zuerst, dann den anderen.

Los ging es mit seinem Solo von „Summertime“, dann folgten „With a little help from my friends“ und Danny Dziuks „Wenn zwei zueinander passen“. Dann begann er schon mit seiner eigenen CD (bis auf „Gib mir die Zeit“), was mich befürchten ließ, dass das Konzert denkbar schnell, nämlich nach weniger als 90 Minuten, vorbei sein würde. So kam es dann auch. Aber glücklicherweise gab es dann noch einige Zugaben, so dass letztlich zwei Stunden daraus wurden. :)

Die erste Zugabe war „Ein gemeinsam gesungenes Lied“, was ich eigentlich nicht so gern mag. Aber ich hatte den Eindruck, dass es zum Ende des Konzerts, wenn die Besucher (hoffentlich) in guter Stimmung und bereit zum Mitsingen sind, besser funktioniert. In Münster, wo er es, denke ich, vor seiner CD gespielt hat, habe ich es als deutlich mühsamer in Erinnerung.

Hier kam er jetzt auf die tolle Idee, die Zeile einmal wie Herbert Grönemeyer zu singen. Ich glaube, dass war wirklich ein spontaner Einfall, denn es wirkte echt, als er dann hinterher schob: „Da lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster.“ Es hat es dann aber doch ziemlich gut hinbekommen.

Die restlichen Zugaben waren Danny Dziuks „Zu alt“, „Gib mir die Zeit“, was er anscheinend immer ein wenig improvisiert (zumindest ist es textlich nie genauso wie auf der CD) und ein neues Lied: „Es brennt ein Boot auf hoher See“.

Zwei Dinge muss ich bekritteln: Ich wusste ja vorher, dass es wie in Münster wieder eine Bestuhlung geben würde, aber so etwas geht nicht. Nur mit dem Fuß und dem Kopf wippen ist bei Liedern wie „Bla bla bla“ einfach nicht genug.

Das zweite hat nichts mit Axel Prahl zu tun, aber bei den wenigen Konzerten, zu denen ich gehe, fällt es mir immer wieder auf - auch diesmal. Warum werden eigentlich die Bässe so hoch gedreht, dass sie dröhnen und zum Teil die übrigen Instrumente und den Gesang übertönen?

Wirklich toll finde ich bei Axel Prahl, dass man merkt, mit wieviel Emotionalität er sich in seine Lieder hineinsteigert. Bei Songs wie „Polonaise Internacional“ und „Bla bla bla“ kommt natürlich der Schauspieler durch, und er gibt dem Affen Zucker. Aber bei leiseren, ruhigeren Liedern wie „Wieso bist du immer noch da“ oder „Schön, dass du da bist“ habe ich nicht den Eindruck, dass seine Ergriffenheit gespielt ist. Es wirkt absolut so, als ob er die Texte in diesem Moment auch genauso empfindet, was mir bei anderen Musikern in diesem Maße bisher nicht so aufgefallen ist.

axel prahl, music

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