Vielleicht liegt es daran, dass ich vor einigen Wochen erst das Buch zum Film gelesen habe und angenehm überrascht war, aber die Filmfolge hatte für mich einige Schwächen. Beim Buch hat es der Autor geschafft, tatsächlich einen Roman daraus zu machen, und er hat ihn dabei mit einigen Details ergänzt, die man eben braucht, wenn es ein Roman sein soll und keine reine Beschreibung des Geschehens auf dem Fernsehbildschirm. Das fand ich ziemlich witzig zu lesen, und ich denke, der Autor hat tatsächlich auch ein, zwei Dinge ergänzt, die die Handlung etwas schlüssiger machen, als sie es im Film ist. Dazu gehören für mich die Szenen bei der Firma Stettenkamp zu Beginn des Films, in denen Boerne zaubert bzw. sich darauf vorbereitet und die halbe Polizei Münsters anwesend ist. Die Erklärung im Film dafür ist dermaßen dünn, dass ich erst eine Ahnung bekam, wo der Zusammenhang besteht, als ich das Buch gelesen habe.
Diese Eingangsszenen zählen für mich zu den schwächsten des ganzen Films. Erstens mag ich Zauberei sowieso nicht, zweitens finde ich Boernes Auftritt eher peinlich, da er in erster Linie herumsülzt. Während die Anwesenheit der Polizei noch halbwegs erklärlich ist, ist außerdem sein Bühnenauftritt im Gegensatz zu seinem Klaviervorspiel in „3 x schwarzer Kater“ hier komplett unmotiviert.
Überhaupt nicht mag ich es, dass Boerne dann auch im Verlauf des Films noch weiter zaubert. Die Szene mit Thiel im Treppenhaus, als er den Wein aus seinem Ärmel zaubert, mag noch angehen, obwohl ich auch davon nicht begeistert bin, aber seine Kunststückchen beim Lokaltermin am Schluss finde ich nervig. Die Idee des Lokaltermins selbst ist lustig, weil es ja immer wieder Anspielungen auf Boernes Lektüre der Romane Agatha Christies gibt und Boerne sogar selbst in Anlehnung an Hercule Poirot den Lokaltermin vorschlägt. Allerdings kann ich mich gar nicht erinnern, dass Colonel Hastings dabei so aufdringlich war und versucht hat, Hercule Poirot die Show zu stehlen.
Notizen zu "Das ewig Böse"
Boerne fährt immer noch Porsche, aber nicht das Modell aus den Folgen 7 und 8
Boerne hat sich als Student mit Zauberei die Miete verdient
Boerne reagiert Nadeshda gegenüber ungehalten, als er noch glaubt, der Drachenflieger sei an einer Überdosis gestorben. Es gefällt mir, dass Thiel Nadeshda nicht auch noch herunterputzt, sondern angemessener reagiert.
Die angebliche Hypnose von Helena Stettenkamp und vor allem die Mordenthüllung sind extrem melodramatisch geraten.
Boerne hat denselben Geschichtsgrundkurs wie Sieglinde besucht und war wie alle anderen in sie verliebt.
Boerne meint, Thiel habe keinen Sinn für Romantik.
Die Schnitte zwischen den drei Verhören mit dem Familienarzt, Boris Stettenkamp und Pleikart finde ich gut gemacht.
Thiel wohnt links, Boerne rechts, aber im (Hoch-)Parterre (vom Treppenhaus aus)
Fernsehverbot, Süßigkeitenentzug und Rasenmähen: Das klingt, als sei Boerne ziemlich streng erzogen worden.
Thiel hat noch ein paar super Kommentare: „Oh, ein Überbein.“ (zu Boerne) - „Hätte ich das gewusst, hätte ich mir ein Kleid angezogen.“ (zu Boris)
Die Tatsache, dass der Hund seiner Lehrerin Parzival hieß, müsste eigentlich für eine Seelenverwandtschaft zwischen Boerne und seiner Lehrerin sprechen und nicht für ein Trauma, das sie offensichtlich bei ihm hinterlassen hat.
Boerne: „Ich habe gar keine Freunde.“ - Das ist sehr witzig, wenn er das sagt, aber eigentlich ist es traurig, denn er hat ja tatsächlich keine. Zwar gibt es immer mal wieder in einer Folge Leute, die er angeblich gut kennt, aber die tauchen ja nie wieder auf, und Freunde sind schon etwas anderes.
Thiel scheint Nadeshda beschützen zu wollen, als er anstatt ihrer zu dem Treffen mit Boris geht
Thiel: „Mmmh, Königsberger Klopse.“ - Boris: „Diesen Fraß muss ich jetzt jeden Tag essen dank des Giftmörders.“ - Thiel: „Ich finde, es gibt Schlimmeres.“ - Einerseits scheint so eine Aussage zu Thiel zu passen; andererseits wissen wir ja, dass er sehr wohl kochen kann.
Thiel niest, als sie am Parcours ankommen, und Boerne fragt, ob er wieder seine Pferdeallergie bekomme. Welche Pferdeallergie? In Folge 7 hat Thiel Angst vor Pferden, aber er hat keine Allergie.
Eigentlich müsste angesichts der Tatsache, dass Helena Springreiterin ist, einmal erwähnt werden, dass Boerne auch springreiten kann. Schließlich hat er Folge 2 sogar einen Pokal gewonnen.
Thiel hatte Geburtstag, und sein Sohn hat nicht angerufen. Lukas wird sowieso wenig erwähnt, was für vergessliche Drehbuchautoren oder eine tiefgreifende Entfremdung zwischen Thiel und Lukas spricht.
Den Streit zwischen Thiel und Herbert wegen des geliehenen Geldes den ganzen Film hindurch finde ich nicht übermäßig amüsant, aber wegen der Schlussszene hat es sich trotzdem gelohnt: Wenn Boerne meint, Thiel sei zu gutmütig, geradezu treudoof, wohingegen man als Zuschauer ja weiß, dass er gerade zwei Fernseher zertrümmert hat, um sein Geld zurück zu bekommen.
sehr gute Szenen:
Die Klemm ist cool, wenn sie Pleikart in seine Schranken verweist, als er wissen will, wer sie überhaupt sei.
Genauso gefällt mir Thiel, wenn er während dieser Folge gleich mehrmals die Stettenkamps abblitzen und sich nicht einschüchtern lässt: wenn er sagt, Sieglinde Stettenkamp solle ihm Bescheid sagen, wenn der Eilantrag da sei, um die Exhumierung zu verhindern; sein Satz „Mir reichen da schon ein paar Stettenkamps“
Thiel wäscht seine Hose in der Rechtsmedizin aus, und Boerne hilft ihm mit einem Lösungsmittel. Fast am besten ist aber Alberichs Blick, wenn sie Thiel sieht.
Dieses ganze Rumgeeiere wegen des Parallelfalls, das sich ja fast verselbständigt, wenn schließlich sogar gegenüber der Klemm davon gesprochen wird, finde ich witzig.
Insgesamt finde ich Boerne in dieser Folge ein bisschen zwiespältig. Ich denke, er erscheint in dieser Folge exzentrischer als in den bisherigen Filmen. Dass ich seine Zauberei nicht mag, sagte ich schon. Ich finde auch, dass er sich dem Familienarzt gegenüber ziemlich unmöglich verhält, auch wenn er am Ende Recht behält. Auch zu Alberich ist er nicht immer so nett. Ich denke dabei an die Szene, in der er Thiel und Alberich unterbricht. Thiel weist ihn darauf hin, aber es interessiert Boerne gar nicht, und stattdessen behandelt er Alberich von oben herab.
In Situationen wie dieser - „Erstens, ich liebe diesen Fall; zweitens, dieser Fall liebt mich ...“ und „Ich habe noch andere unglaubliche Entdeckungen zu machen.“ - wirkt Boernes Exzentrizität dagegen sehr liebenswürdig und komisch. Ich finde es auch nett, dass er Thiel wegen seiner Geldschwierigkeiten zwar neckt, aber ihm letztlich hilft bzw. nicht als böser Vermieter auftritt. Außerdem ist es schön, dass er, um zur Aufklärung beizutragen, sein „Trauma“, was natürlich eher kindisch ist, überwindet und seine Lehrerin besucht. Ich mag es, wenn er Thiel zitiert (Was für ein Kompliment!), und natürlich ist auch sein rettender Einsatz mit dem Wassereimer zum Schluss klasse.