Sonntagabend: In Münster statt vor dem TV

Mar 12, 2012 21:55




Ich hätte ja auch gern gestern den Münsteraner Tatort gesehen, aber jemand, der just zur selben Zeit ein Konzert in Münster gegeben hat, hat mich davon abgehalten. Anscheinend hat aber der Tatort einige Leute abgehalten, Konzertkarten zu kaufen, denn es war zwar gut besucht, aber nicht ausverkauft. Das hat Axel Prahl wohl selbst gewundert, denn er sagte zu Beginn: „Da denkste, das läuft von selbst, aber da denkste wat.“ Nichtsdestotrotz denke ich, dass das Konzert ein Erfolg war.

Er hat den ersten Teil, der hauptsächlich aus Coverversionen bestand, mit zwei Solostücken begonnen, unter anderem „Summertime“ von George Gershwin, was ich, obwohl das ja nun das letzte der Konzerte war, recht mutig fand für jemanden, der zwar Bühnenerfahrung, aber keine Konzerterfahrung hat.

Ich habe mich gefreut, dass er „Du bist nicht allein“ und auch „Vater“ von Gerhard Gundermann gespielt hat. Letzteres klang etwas rauher als die Version, die man aus dem Berlin-Video kennt. Am schönsten fand ich aber vielleicht „Übers Meer“ von Rio Reiser, was ich bis dahin noch gar nicht kannte, auch nicht von Rio Reiser.

Danny Dziuk hat zwei seiner Lieder beigesteuert, wobei ich mal gucken muss, ob ich das zweite, „Ich bin zu alt“, irgendwo auftreiben kann.

Ich fand es interessant, dass man bei Liedern wie „Summertime“ und „With a little help from my friends“ merkte, dass AP eine bessere Singstimme hat, als man das seiner CD anmerkt, denn so sehr ich seine Lieder mag, handelt es sich ja eher um Sprechgesang.

Der zweite Konzertteil bestand dann aus den Liedern seiner CD, die er in der original Reihenfolge gesungen und häufig mit ein paar Sätzen eingeführt hat. Es waren größtenteils keine veränderten Liveversionen, sondern sie entsprachen so ziemlich den Studioversionen. Schön fand ich, dass bei „Liebe hat mir den Tisch gedeckt“ der zweite, lautere Teil, bei dem die Gitarren einsetzen, deutlich energischer anfing als auf der CD. Ich höre das Lied sehr gern, finde aber immer, dass es an der Stelle etwas zu verhalten abgemischt ist. Als Zugabe gab es das vierzehnte Lied von der CD („Gib mir die Zeit“), bei dem er einiges am Text geändert hatte, aber er meinte auch, dass das Lied wohl nie fertig würde.

Für ihn und das Inselorchester, das mit Keyboard / Akkordeon, Cello, Bratsche, Violine, Querflöte / Saxophon / Klarinette, Kontrabass / E-Bass, Schlagzeug, E-Gitarre und Danny Dziuk wirklich ein kleines Orchester war, gab es nach jedem Lied eine Menge Applaus. Trotzdem trat das ein, was ich ein bisschen befürchtet hatte, weil das Konzert in einem bestuhlten Kongresssaal stattfand: Zumindest habe ich während des Konzerts nie wirklich dieses gemeinschaftliche Konzertgefühl empfunden, das man bekommt, wenn man vor der Bühne stehen, mit wippen und vielleicht sogar mal mit singen kann. Denn Lieder wie „Polonaise Internacional“ und „Bla bla bla“ wären dafür ja prädestiniert, aber wenn man in einer Stuhlreihe sitzt, geht das leider nicht. Immerhin saß ich vorn in der dritten Reihe, sodass ich einen super Blick auf AP, der vor den restlichen Musikern saß, hatte und den üblichen, trostlosen Kongressaal in meinen Rücken halbwegs ausblenden konnte.

Mein linker Sitznachbar, der immerhin extra aus Koblenz angereist war, meinte, dass die Wahrscheinlichkeit der Bestuhlung zunehme je älter der Künstler wäre. Das glaube ich aber dann doch nicht so ganz. :)

Oder liegt es am Münsteraner Publikum, und anderswo wären alle von ihren Sitzen aufgesprungen? Eine kleine Enttäuschung muss das Publikum schon für AP gewesen sein. Auf seine Frage, wer Gerhard Gundermann kennt, meldeten sich nur zwei Leute, und als er bei der Zugabe um Feuerzeuge wegen der Stimmung bat, flammten nur vier auf. :)

Aber so schlimm wird es für AP auch nicht gewesen sein, denn im Publikum saß Unterstützung. Claus Dieter Clausnitzer war da, allerdings ziemlich abseits und einsam auf dem Rang.

Während des Konzerts durfte man keine Fotos machen, sodass ich eigentlich beschlossen hatte, meine kleine Digitalkamera gar nicht erst aus der Tasche zu nehmen. Aber weil natürlich doch einige Leute mit ihren Smartphones Fotos geschossen haben, habe ich auch einen Versuch unternommen. Obwohl ich diesen wirklich tollen Platz in der dritten Reihe hatte, bin ich aber an den Lichtverhältnissen gescheitert.

Daher hoffte ich, vielleicht beim anschließenden Signieren eine Chance zu haben. Ich hatte ja von Buschfunk ein „ansehnliches Hardticket“ erstanden, auf dem sich ein Autogramm gut machen würde. Das habe ich auch bekommen (siehe oben). :)

Weil ich aber fast am Ende der Schlange stand, hatte ich nicht erkennen können, ob andere Fans Bilder von AP allein gemacht haben oder ob sie ihre Begleitung im Gespräch mit AP geknipst haben. Auf jeden Fall schien es mir etwas dreist, mich einfach direkt neben den Signiertisch zu stellen und, nachdem ich das Autogramm bekommen hatte, ein Foto von ihm zu machen.

Also habe ich gefragt, „Ist es okay, wenn ich ein Foto mache?“, und dann bin ich, wie alle anderen auch, die fertig waren, einen Schritt nach rechts beiseite gegangen und hätte von dort das Foto gemacht. Stattdessen zeigte AP links hinter sich und sagte so etwas wie: „Besser von da.“ Das war aber der Platz, wo sich die hingestellt hatten, die ein Foto mit ihm zusammen haben wollten. Das hatte ich ja gar nicht vor, weil ich nämlich seit Jahren erzähle, dass es voll doof ist, ein Bild von sich selbst und einem Promi haben zu wollen. Deswegen antwortete ich: „Nee, nur von...“, und während ich noch überlegte, ob ich ihn siezen soll, sagte die Frau, die nach mir dran gewesen wäre: „Soll ich eines von Ihnen machen?“

Und nun kommt der Moment, von dem ich immer noch nicht begreife, wie es passieren konnte, dass ich das Angebot angenommen habe. Denn normalerweise wäre meine typische Reaktion gewesen, „Ach nee, schon gut“, zu sagen und dann weder ein Bild von ihm und mir zu haben noch, wie geplant, eines nur von ihm zu machen. Stattdessen habe ich doch tatsächlich irgendeinen Blödsinn gemurmelt und mich hinter AP gestellt. Und jetzt habe ich ein Foto von ihm und mir. Leider war allerdings nur einer von uns beiden Profi genug, um auch in die Kamera zu gucken. ;)

Wo ich das Ganze jetzt einen Tag später nochmal überdenke, war es schon ein bisschen peinlich, dass ich überhaupt ein Bild von ihm machen wollte. Nächstes Mal belasse ich es wieder bei einem Autogramm.




(Weil ich Einträge nicht so gern mit einem Friends' Lock versehe, habe ich allerdings mein Gesicht verpixelt.)

So, und jetzt gucke ich endlich den Münsteraner Tatort von gestern.

axel prahl, music

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