5. August 2008

Oct 14, 2010 09:55

Ich konnte nicht einschlafen, denn ich war viel zu nervös, um ein Auge zuzumachen. Ich drehte mich hin und her und doch fand ich keine Ruhe. Irgendetwas fehlte, doch ich wusste nicht, was. Ich musste immer wieder an B. denken und malte mir aus, was alles hätte passieren können und muss. Es wäre so wundervoll gewesen, doch das war es nicht. Drei Stunden später lag ich noch immer hell wach und einsam in meinem Bett, dass ich nur zu gerne mit ihm geteilt hätte und überlegte, ob er jetzt schon schläft und von mir träumt, denn ich träume fast jede Nacht von ihm. Ich stellte mir vor, wie ich neben ihm liege und ihn beobachte, wie er den Schlaf der Gerechten schläft. Ich streiche sanft über seinen Oberarm, denn er schläft mit dem Gesicht zu mir, und er öffnet seine Augen einen Spalt und sieht mich glücklich lächelnd an. Ich lächele zurück und er nimmt mich in den Arm und streicht mir sanft durch mein Haar und küsst mich auf die Stirn. Zufrieden schläft er wieder ein und ich schmiege mich an seine Brust und höre, wie sein Herz gleichmäßig und ruhig schlägt. Ich bin einfach nur glücklich, bei ihm zu sein. Dann kehre ich unfreiwillig in die Realität zurück und bin wieder alleine in meinem Bett. Niemand, der mich anlächelt, mich in den Arm nimmt, ist bei mir. Er ist nicht bei mir. Ich nehme mir den Stoffhund, der in meinem Bett liegt und drücke ihn fest an meine Wange. Ich kam mir wie ein kleines Kind vor, doch ich merkte, dass es mir gut tat. Ich hatte das Gefühl, nicht alleine zu sein und halt zu haben. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, klingelte der Wecker und mein erster Gedanke war, dass es nur noch 60 Minuten waren, bis ich wieder bei ihm war. Ich ging unter die Dusche und machte mich fertig. Als er kam, saß der andere Fahrschüler bereits im Wagen und so stieg ich hinten ein. Anstatt auf die andere Seite zu gehen, stieg ich auf seiner Seite ein, was sofort von ihm kommentiert wurde, ohne mir "Hallo" zusagen. Ich rechtfertigte mich scherzhaft und rutschte auf hinter den Fahrersitz. Er gab mir die Hand und begrüßte mich und wir fuhren los. Er legte seinen Arm auf die Mittellehne, sodass sein Ellbogen nach hinten hinausragte. Ich rutschte wie immer mit der Rückbank nach vorne, um dichter bei ihm zu sein. Dann quetschte ich mein Knie zwischen die Mittellehne und die Mittellehne, sodass ich nur noch wenige Millimeter von einer Berührung entfernt war. Und dann war es soweit. Unbemerkt berührte mein Knie seinen Ellbogen und ich genoss es. Er schien es nicht zu bemerken und so verweilte sein Ellbogen eine Zeit lang an meinem Knie. Ich war überglücklich und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Nach einer Stunde und etlichen Blicken seinerseits über seinen Rückspiegel an mich, war ich an der Reihe. Ich setzte mich neben ihn auf den Fahrersitz, stellte mir alles ein und fuhr los. Er lehnte seine Beine gegen die linke Seite, sodass ich die Möglichkeit hatte, beim Schalten sein Bein zu berühren. Dieses vielleicht etwas unfreiwillige Gebot nahm ich natürlich mehrmals, innerlich dankend, an. Auch sein Arm verweilte so weit links auf der Mittellehne, dass ich ihn beim Schalten streifen konnte. Soviel nähe gab mir das Gefühl, dass meine Hoffnungen doch nicht ganz umsonst sind. Ich fuhr fast fehlerlos und fühlte mich sicher und wohl neben ihm im Auto. Doch auch die schönsten Dinge haben ein viel zu schnelles Ende und so setzten wir den anderen Fahrschüler zu Hause ab und fuhren zu mir. Dort angekommen, bettelte ich um einen weiteren Fahrtermin, doch bis auf eine weitere Beleuchtungsfahrt nächste Woche, ging ich leer aus. Ich war traurig, dass ich nun bis Donnertag warten muss, bis ich ihn wiedersehe. Hinzu kommt, dass er mir heute gesagt hat, dass ich in zwei Wochen meine praktische Prüfung habe. Somit hat unsere gemeinsame Zeit bald ein jähes Ende. Es stürzt mich in tiefe Trauer und Verzweiflung zu wissen, dass wir uns bald nicht mehr wiedersehen werden. Erst, wenn ich ihn besuche, an einem Montag oder Donnerstag, sehen wir uns wieder. Nächste Woche Montag ist Nora noch bei mir. Natürlich freu ich mich, aber das bedeutet, dass ich Montag nicht zum theoretischen Unterricht kann und somit auch nicht zu ihm. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll, dass ich in 14 Tagen meinen Führerschein habe. Selbstverständlich freue ich mich, aber es ist auch das Ende meiner Zeit mit ihm, die mir so lieb und wertvoll geworden ist. Der Gedanke daran ist unerträglich für mich. Wahrscheinlich bin ich doch nur eine weitere seiner Fahrschülerinnen, die zwar nicht vergessen wird und immer freundlich grüßen wird, wenn man sich trifft, aber eben nicht mehr. Kein Gefühl des Verlustes, wenn sich unsere Wege trennen, kein Loch das zurückbleibt in der Seele. All dies wird bei mir der Fall sein und im diese Wunden zu schließen bedarf es mindestens ein halbes Jahr, wenn die Leere überhaupt jemals wieder gefüllt werden kann. Wenn ich ihm doch nur sagen könnte, wie ich über ihn denke, was ich für in empfinde. Wird dann alles besser oder nur schlimmer, weil ich dann das kleine Mädchen bin, das in ihren verheirateten Fahrlehrer verliebt ist. Ich wüsste es so gerne, doch es steht zu viel auf dem Spiel. Ich will das, was momentan zwischen uns ist, nicht durch eine unüberlegte und irrsinnige Tat zerstören. Das könnte ich mir nie verzeihen. Aber ich liebe ihn doch. Die Gefühle für ihn sind zu stark geworden, um länger von "Mögen" und "Gernhaben" zu reden. Es frisst mich innerlich auf, wie ein Virus, das sich immer weiter ausbreitet, bis man qualvoll den Schmerzen erliegt. Es ist ein  langsamer, grausamer Tod, vor dem sich jeder fürchtet. Es ist der schlimmste von allen, denn es ist der innerliche Tod. Der Körper lebt weiter, gesteuert von Reflexen und automatischen Handlungen, doch die Seele ist schwarz und ohne jegliche Funktion. Gefühle sind nur noch irrationale Gedanken, die verdrängt werden. Niemand kann einem helfen, nur derjenige, der die Seele zum Tode verurteilt hat. Dieser jemand wird es aber nicht sehen und somit auch nicht helfen. Die Berührungen, die die Seele vor dem qualvollen dahinvegetieren retten, kommen nicht. Und somit ist das Ende in eine absehbare Zeit von zwei Wochen gerückt. Zwei Wochen der Hoffnung und Träume. Zwei Wochen des Wartens auf ein Zeichen von ihm, dass alles doch nicht umsonst ist. Zwei Wochen voller bangen meiner schon verletzte Seele, die verzweifelt auf Heilung wartet. Heilung von demjenigen, dem sie verfallen ist. Die Seele ist das kostbarste eines jeden Menschen und muss gepflegt und beschützt werden. Wenn sie zugrunde geht, geht auch der Mensch zugrunde und wird nie wieder geheilt, denn die Seele ist einzigartig und kann nicht ersetzt werden. Niemals. Ich höre "Once upon a time in the west", denn ich denke, es passt am Besten. Das Lied ist voller Trauer und Hoffnungslosigkeit, die schöner nicht hätten dargestellt werden können. Es bringt mich nicht zum weinen, denn schon zu viele Tränen sind seinetwegen geflossen, still und heimlich, sodass niemand meinen Schmerz sieht. Nicht einmal er weiß, wie es mir geht. Ich wünschte, er wüsste es, damit er mich versteht. Ich kann mit niemandem darüber reden. Niemand verstünde meine tiefsten Gedanken. Ich kann es nur niederschreiben, denn so geht es mir ein wenig besser. Vielleicht ließt dies jemand eines Tages und wird mich dann verstehen. Doch dann ist es schon zu spät. Meine Seele wird vollkommen zerstört sein und nie wieder gerettet werden können. Dann ist es vorbei. Meine Zeit wird dann gekommen sein, sich von der Welt zu verabschieden und nie wieder zu kehren. Manchmal denke ich, dass die Zeit schon gekommen ist, doch ich kann die Hoffnung einfach nicht aufgeben. Zu sehr wünsche ich mir ein Zeichen. Einen einzigen Kuss auf die Wange reicht mir doch schon. Ist das denn zu viel verlangt? Geht das schon über das Treueversprechen einer jeden Ehe hinaus? Einen Kuss auf den Mund wär das schönste. Es gäbe mir das Gefühl, nicht umsonst gehofft zu haben. One last kiss, one only then I let you go - Dave Matthews Band
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