Немецкая DER SPIEGEL статья от 6/1992 Танки в Нагорном карабахе

Aug 16, 2011 22:04



оригинал PDF:  Artikel als PDF ansehen 03.02.1992

Panzer in Berg-Karabach
Konflikt um armenische Enklave eskaliert

Nach vierjährigem Kampf um die armenische Enklave Berg-Karabach (rund tausend Tote) handelte Aserbaidschans Präsident Ajas Mutalibow plötzlich ganz schnell. Am vorigen Donnerstag hatte ein Treffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in Prag Mutalibows Land, das nach der Geographie zum Teil schon außerhalb Europas liegt, als Vollmitglied aufgenommen - zusammen mit neun anderen Nachfolgestaaten der UdSSR. Doch ebenso wie Slowenien und Kroatien aus der jugoslawischen Erbmasse hatte Karabach bislang keine Chance auf KSZE-Mitgliedschaft, obwohl sich dessen Einwohner am 10. Dezember per Referendum zur unabhängigen Republik erklärt haben.



Am Tag nach dem Bekenntnis zu den friedlichen KSZE-Grundsätzen ließ Mutalibow mehrere tausend aserbaidschanische Nationalgardisten Karabach mit Panzern angreifen und auf die Hauptstadt Chankendi marschieren, die zur Sowjet-Zeit den Namen Stepanakert trug - nach dem kommunistischen Kommissar Stepan Schaumjan. Mutalibow nannte als Grund für die Offensive den Abschuß eines Hubschraubers mit 40 Personen an Bord, darunter Frauen und Kinder, am vorigen Mittwoch durch eine angeblich armenische Rakete mit Infrarotsteuerung. KSZE-Mitglied Armenien hielt entgegen, es verfüge gar nicht über derartige Raketen.

Bis vor kurzem versuchten ein Bataillon der Sowjetarmee und 7000 Polizisten des Moskauer Innenministeriums, die Streitparteien auseinanderzuhalten. Doch ihr Kommandeur, Generalmajor Anatolij Kulikow, befand: "Wir haben hier nichts zu suchen, das ist echter Bürgerkrieg." Seine Soldaten tauschten Waffen und Benzin an beide Seiten gegen Lebensmittel. Im Dezember befahl denn auch Rußlands Präsident Boris Jelzin den Rückzug seiner Truppen aus dem Kaukasus. Darauf verordnete Mutalibow am 2. Januar die direkte Verwaltung Karabachs durch Baku.

Die Regierung in Eriwan forderte dagegen eine internationale Kontrolle des Karabach-Gebiets, zum Beispiel durch die KSZE. Die Karabach-Regierung bat die Uno um Beistand. Dazu Mutalibow am vorigen Montag: "Wir wollen niemanden in die Sache hineinziehen, es ist unsere eigene Angelegenheit. Wir werden uns nicht an internationale Institutionen wenden, um diesen Konflikt zu internationalisieren." Die Weltpresse habe stets nur der aserbaidschanischen Seite die Schuld zugeschoben: "Offenbar bereitet uns nichts mehr Genugtuung, als die Armenier anzugreifen, ihre Häuser und Dörfer in Brand zu stecken, obwohl es genau umgekehrt ist."

Tatsächlich flogen armenische "Selbstschutz"-Verbände mit Hubschraubern über die Grenze, wenn es in Karabach zu Scharmützeln kam. Verteidigungsmilizen suchten armenische Häuser und Felder zu schützen. Schon vor zwei Jahren hatte Baku die Strom- und Wärmeversorgung für die feindliche Siedlungsinsel mitten in Aserbaidschan - ein Geschenk Stalins aus dem Jahr 1920 - gekappt. Nach dem Abzug der Unionstruppen organisierte Baku die Vertreibung der Bewohner von zunächst 24 Dörfern. Durch "Paßkontrolle" sollten "armenische Terroristen" aufgespürt werden: Panzer umstellten die Ortschaft, alle wehrtüchtigen Personen wurden zusammengetrieben. Omnibusse brachten sie sofort an die Grenze.

Die Armenier behaupten, 18 Siedlungen zurückerobert zu haben. Auf den aserbaidschanischen Großangriff vom Freitag reagierten die Außenminister der 47 übrigen KSZE-Staaten mit der Entsendung einer Untersuchungskommission, die in drei Wochen Bericht erstatten soll.

DER SPIEGEL 6/1992
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