arsonist's lullabye

Apr 30, 2018 23:10



ficathon: write your darlings
storyverse: canonverse; prose: the rare few
charaktere: tarvyn & llandras
tw: violence, an abstract form of self-inflicted pain through magic, lots of fire
a/n: ich musste dringend noch bis mitternacht zweitausend wörter für camp nano schreiben, und fabrizierte dann in knapp einer stunde dieses ding hier. als vent zu lesen, nicht als ernsthaft gut geschriebenes ding.

we can but stare into the sun

and rise above the flames

i realize i'm not the chosen one

but i'll burn you to the ground

i.

Du gewöhnst dich an das Brennen in deinen Venen. Irgendwann tust du es, hörst auf deine brennenden Hände in Wassereimern zu ertränken, irgendwann wachst du nicht mehr schweißgebadet auf, um die zündelnden Flammen im Heu um dich herum auszutreten. Du gewöhnst dich an den dumpfen Schmerz, der durch dein Blut pocht, ein konstantes Hintergrundrauschen, stellst es auf die selbe Stufe mit den Blicken der Nachtgeborenen und versuchst, zu vergessen. An manchen Tagen gelingt es dir nicht, den Tagen, an denen sich die eisige Kälte der Winternächte Nelatheas' in eure Hütte schleicht und euer dritter Mitbewohner ist, und Laeana ist die einzige Person auf dieser Welt, für die dir der Schmerz nebensächtlich erscheint.

Zumindest bis du Llandras kennenlernst, aber damals weißt du das nicht, damals sitzt ihr neben dem Feuer in der Mitte des kleinen Raumes, auf dem ehemals raureifüberzogenen, nacken Erdboden, Schulter an Schulter, sie schmiegt den Kopf gegen deine Schulter und ihre Haare haben in dem Dämmerlicht dieselbe Farbe wie die Glut in deinen Adern. Du legst den Arm um sie und wünscht dir, du könntest ihr irgendwas bietet, irgendetwas besseres als dieses Leben und dich. Als sie einschläft, wickelst du sie in eure einzige Decke, weil das Feuer in deinem Blut dich warmhält, und widerstehst dem Drang, ihr eine lose Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. „Ich werde dich immer beschützen“, murmelst du in den dunklen Raum hinein. Das Feuer knistert, als würde es dich auslachen.

Du starrst an die Decke, bis die Sonne aufgeht und denkst über Fehler nach, die du noch nicht gemacht hast, während die einzige Person, die du liebst, viel zu friedlich neben dir schläft.

ii.

Es ist Nacht, als du zum ersten Mal jemand mit deiner Magie tötest. Es ist nicht das erste Mal, und ganz sicher nicht das letzte Mal, das du überhaupt jemanden tötest, aber du hast dich nie auf das Feuer verlassen müssen, weil deine Pfeile so viel zuverlässiger sind. Aber jetzt stehst du hier und alles, was zwischen dir und dieser verdammten Prophezeiung steht, ist dieser Golem, ein arkanes Monstrum, Stein und Eisen zusammengeschmiedet mit purer Magie und du musst den Blick abwenden, wenn du es zu lange ansiehst. Und dabei warst du so nah daran, dich zu beweisen - ein Fingerschnipsen weg von dem Auserwählten, davor, dich als Teil dieser Gruppe unverzichtbar zu machen, denn das ist, wie Leute wie du überleben - indem sie sich unverzichtbar machen. Und du musst das, für Laeana, für ihre Zukunft.

Das Feuer schlägt gegen deine Knochen wie ein verzweifeltes, gefangenes Tier, und du möchtest dich gehen lassen, möchtest herausfinden, wie mächtig du sein kannst, dieses Gefängnis in Asche verwandeln und die ganze Welt mit, jeden einzelnen Nachtgeborenen auf dieser Welt, bis niemand mehr übrig ist, und nur noch du und Laeana in dem Schutt steht. Eine neue Welt, für euch.

Stattdessen streckst du die Hand nach dem Feuer aus und das Feuer streift deine Haut, versengt dir deine Handschuhe und die Haut darunter, aber du beißt die Zähne zusammen und schluckst die Asche auf deiner Zunge herunter. Und dann lässt du los, loderst, brennst, weichst den behäbigen Schlägen des Golems aus, greifst nach der Luft und machst sie heißer, heißer, bis das Eisen in glühenden Tropfen zischend auf den Steinboden aufschlägt und du lachst, heiser, ausgedörrt, deine Haut fühlt sich rissig an und du drängst das Feuer zurück. Es kostet dich all deine Kraft, die Haut an deinen Fingern ist blutig und roh und eine andere, jüngere Version von dir wäre ohnmächtig geworden.

Du schleppst dich weiter bis zu der nächsten Tür, weil du eine Prophezeiung zu erfüllen hast.

iii.

Du weißt nicht, woher das Feuer kommt. Vielleicht ist es ein Geschenk von Evtia, aber du willst ihr eigentlich nichts schulden (auch wenn du ihr alles schuldest), vielleicht ist es eine weitere grausame Idee des Universums, weil du dazu bestimmt bist, alles zu verletzen, dass du liebst. Wärst du ein Held, es würde dich zerstören, aber du bist kein Held und du lässt rauchende Asche zurück, wenn du weiterziehst. Wärst du ein Held würden dich diese Gefühle schwach machen, aber stattdessen machen sie dich wütend.

Du bist es leid, dich dafür entschuldigen zu müssen, wer du bist und was du fühlst.

„Ich will diese Welt brennnen sehen“, sagst du jedem, der es hören will und besonders den Leuten, die es nicht hören wollen. Die meisten sagen nichts, manche nicken, Laeana wirft dir einen ihrer besorgten Blicke zu, die Stirn in Falten gelegt, manche versuchen, dir die Nase zu brechen. Und Llandras sagt „Gib Acht, dass du dich nicht selbst dabei verbrennst“, und es macht dich wütend, weil er nicht versteht, was in dir vorgeht. Andererseits verstehst du selbst nicht, was in dir vorgeht.

Irgendwie ist es Llandras, der dich zurückholt, als du heller brennst als ein Stern, mit seinem schmalen Lächeln und seinem „Ich habe es dir ja gesagt“. Und zum ersten Mal in deinem Leben stellst du fest, dass du dachtest, du könntest Laeana immer vertrauen, aber am Ende und an all den Enden bist da nur du und der leuchende Faden an deinem Handgelenk, unter deiner Haut, den du nur sehen kannst, wenn es wirklich dunkel ist, und er führt nicht zu Laeana. Das ist das einzige, das du wirklich bereust - weil du versagt hast, weil du nicht für sie da warst und sie nicht für dich, und weil du den Moment verpasst hast, in dem sie von dem kleinen Mädchen in deinen Armen zu jemandem geworden ist, dessen Augen kälter sein als deine.

Und du kannst nicht aufhören, sie zu lieben, auch wenn du die Fremdheit in ihren Augen nicht mehr deuten kannst, und sie dir immer mehr entgleitet, weil du es immer weiter versuchen musst.

Das ist das Problem bei dir: Du brennst, und brennst, und brennst, für deine Sache, für eine Sache, für Gerechtigkeit, für die Welt, aber du hast kein Limit, kein Maß. Du brennst dich selbst nieder, ohne es zu merken, und du genießt den Schmerz immer mehr - wirfst dich in Kämpfe, anstatt aus der Ferne anzugreifen, lässt es zu, dass das Feuer dich mehr und mehr verschlingt, weil was hast du zu verlieren?

Alles, sagt die Stimme in deinem Kopf. Nichts, sagt das Feuer.

„Könntest du dich mal bitte in den Griff kriegen?“, sagt Llandras, nach der Schlacht, ohne dich anzusehen, über ein Buch gebeugt. Du hältest inne ohne gemerkt zu haben, dass deine Haut Funken schlägt, die auf dem Boden verglühen und willst schlucken, aber deine Kehle fühlt sich staubtrocken an.

„Ich weiß nicht, was du meinst“, es ist ein Versuch von Spott, aber es klingt erbärmlich und Llandras seufzt, schlägt das Buch zu und sieht dich an. „Erinnerst du dich, als ich dir gesagt habe, du sollst dich nicht selbst verbrennen, bei deinem Versuch, die komplette Welt zu retten?“

Natürlich erinnerst du dich. Viel zu gut, damals als du ihn noch gehasst hast.

„Damals, als ich dich noch ein bisschen mehr gehasst habe?“

Er bringt ein halbes Lächeln zustande, seltsam verzerrt in dem Obsidian auf seiner Haut. (Du fragst dich, ob er vorher mehr gelächelt hat, mehr gelacht hat, und du fragst dich, warum du ihn lachen sehen willst, wenn du ihn qualvoll verbrennen sehen wollen solltest. „Was für ein Kompliment aus deinem Mund. Aber ja, damals“, für einen Moment schließt er die Augen, als würde er sich zurückerinnern, an eine Zeit, bevor das Lügenkonstrukt seines Lebens über ihm zusammengebrochen ist. „Und genau das passiert gerade.“

Du lässt dich neben ihm ins Gras sinken, kreuzt die Beine und versuchst, die Funken zurückzuhalten.

„Das stimmt nicht“, protestierst du, leise, um die anderen nicht zu wecken.

„Tarvyn“, sagt er, und du willst etwas erwidern, aber er bringt dich mit einem Blick zum Schweigen. „Du bist dabei, die Kontrolle zu verlieren, und wenn das passiert, müssen wir dich töten.“

„Cahi würde das sicherlich begrüßen“, spottest du, und er seufzt. „Was ist mit dir?“, sagst du, ohne nachzudenken. „Würdest du es begrüßen?“ Anstatt einer Antwort steht er auf, streicht seine Kleidung glatt.

„Denkst du wirklich, wenn ich es begrüßen würde, würde ich dich um etwas bitten?“

Du starrst ihm nach und fragst dich, ob du das Wort bitten jemals zuvor aus seinem Mund gehört hast.

iv.

Am Ende hat er Recht, weil das Feuer eine Sucht ist, und der Entzug zerstört dich, weil du denkst, du bist stur genug, um einfach aufzuhören. Aber egal wie sehr du dich dafür hasst, es passiert doch immer wieder, dass du auf die Flammen zurückgreifst, den vertrauten Schmerz durch deine Adern pochen lässt, und zusammenzuckst, wenn du nach dem Kampf die Brandwunden auf Llandras' Körper siehst.

„Mir ist es egal, ob du mich dadurch verletzt“, sagt er dir, Müdigkeit in jeder Silbe. Anstatt einer Antwort rückst du den Verband um seine Hand zurecht und löst die Berührung nicht. „Mir ist es aber nicht egal“, behauptest, du, und es klingt wie ein Lüge, obwohl es die Wahrheit ist - aber du kannst ihm nicht sagen, dass du nicht noch jemand sein willst, der ihn verletzt, nicht nach allem. Aber dazu ist es zu spät.

Er lächelt, und es ist genauso müde wie seine Stimme. „Dann solltest du an dir arbeiten.“

Es ist nicht ernstgemeint, und du weißt es, weil du ihn mittlerweile gut genug verstehst, aber es ist zu wahr, um dich nicht zu treffen, zu sehr Du bist das Problem, Tarvyn, weil du das Problem bist.

Und du hast seit sehr langer Zeit aufgehört, das zu leugnen.

„Ich möchte dir helfen, nicht dich verletzen.“

(Du verstehst nicht wie ihr hier gelandet seid, in dieser Welt, die im Chaos versinkt, und ausgerechnet hier hast du etwas gefunden, dass du wirklich beschützen willst -)

„Du hast mir das Leben oft genug gerettet, Tarvyn.“

Du willst deine Finger in seinen verschränken, aber du hast keine Ahnung, ob das etwas ist, das ihr tut. Du hast keine Ahnung, was ihr seid, nur, dass es irgendetwas ist. „Ich will aber, dass du dein Leben wirklich leben willst, und dazu reicht es nicht, dir das Leben zu retten.“

Für einen Moment schweigt Llandras, aber dann lacht er, und es ist fast ehrlich.

„Du machst manchmal wirklich keinen Sinn und das ist so typisch du.“

„Du bist zu anspruchsvoll“, du nimmst seine Hand und es fühlt sich richtig an, auch wenn er dir einen kritischen Blick zuwirft. „Ich habe ein Seelenband mit dir, ich habe keine Ansprüche mehr.“

Bitte verlass' mich nicht, willst du sagen, und du weißt nicht, woher der Gedanke kommt, aber dieses eine Mal schluckst du ihn herunter, weil du weißt, wie die Welt funktioniert.

v.

(weißt du nicht, denn ansonsten hättest du dich nicht in einen nachtgeborenen verliebt und dich darüber gewundert, warum eure geschichte keine glückliche ist)

vi.

„Ein letzter Tanz, Tarvyn?“

„Es wäre mir eine Freude, Llandras.“

oc: llandras, prose: the rare few, ficathon: write your darlings, oc: tarvyn

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