Eh alles Scheisse, oder?

Nov 27, 2004 00:41

Ich hatte eben mit einer Freundin eine Online-Unterhaltung, die in eine etwas unerfreuliche Richtung lief. Daraufhin hab ich den Stecker gezogen, bin raus aus meiner Wohnung und in den Park. Der Park ist mein Rueckzugspunkt, wenn wieder mal alles zuviel wird. Dort habe ich auch das folgende geschrieben...

"Ich sitze hier im Park.

Der Autolaerm ist nur noch als fernes Rauschen zu hoeren.

Die Reiher auf dem Teich schreien.

Aufgeschreckt von einer Muttter mit ihrem kleinen Kind an der Hand.
Ich wünschte, ich hätte auch jemand Großes, zu dem ich aufschauen kann.
Der mich an die Hand nimmt, für mich die richtigen Entscheidungen trifft und dafür sorgt, dass es mir gut geht.
Aber ich habe Niemanden.
Seit Mama gegangen ist, wird da auch nie wieder jemand sein.

Ich muß wieder weinen. Es tut so weh. Immer noch.
Ich dachte, es wird besser mit der Zeit, aber anscheinend hab ich mir nur was vorgemacht.
Wie in sovielem.
Ich weine oft in letzter Zeit.
Irgendwie ist alles eskaliert.
Der Druck auf der Arbeit wurde immer schlimmer.
Wie oft habe ich abends auf dem Sofa gelegen und geweint, weil ich nicht mehr weiter wußte.
Hilflos. Allein.
Nur meine beiden Katzen da, die es vorziehen, mein Leben zu verschlafen.
Keine große Hilfe.

Es ist ruhiger geworden.

Die Mutter mit dem Kind ist weg.

Ich bin wieder alleine.

Aber bin ich nicht hergekommen, um alleine zu sein? Ich weiß es nicht mehr. Wie sovieles.
Ich glaube, ich bin hergekommen, um zu schreiben.
Weggelaufen aus meiner Wohnung. Meinem Gefaengnis, was ich mir selbst geschaffen habe.
Warum bin ich so? Warum bin ich am liebsten alleine in meiner Wohnung?
Weil ich keine Freunde habe? Doch, ich habe welche. Gute Freunde? Nein, ich denke nicht.
Daher will ich sie auch nicht mit meinen Problemen belasten - sie haben eigene.
Vielleicht ist das ja gerade die falsche Strategie? Gibt es überhaupt eine Strategie um Freunde zu finden und sie zu behalten?
Nein, ich glaube, sowas spielt sich auf der unterbewußten Gefuehlsebene ab.
Nur leider habe ich das Gefuehl, dass ich keinen willentlichen Kontakt zu ihr herstellen kann.
Nur manchmal bricht sie hervor.

Es ist etwa Mittag. Genau weiß ich es nicht.
Aber es ist grau und kalt. November eben.

Genauso kalt wie ich? Eigentlich fühle ich mich nicht kalt. Ich kann nur meine Gefuehle schwer nach außen tragen.
Ich bin halt ein Kopf-Mensch.
Aber wie empfinden das andere Menschen? Ich würde es gerne wissen.
Aber kann ich einfach hingehen und fragen? Ich denke, ich könnte, wenn ich mich trauen würde.
Habe ich Angst vor der Antwort? Vielleicht.
Angst davor an mir arbeiten zu müssen und es vielleicht nicht zu schaffen? Ja, definitiv!

Ein Spaziergaenger kommt. Er soll gehen. Er ist mir laestig.
Ich will wieder alleine sein.

Er geht vorbei ohne mich anzusehen. Wirft was in den Abfallkorb. Egal, er ist weg.
Es ist wieder ruhig. Nur vereinzelt melden sich Voegel.
Ich mag die Ruhe. Ich habe zu wenig davon.
Bei mir zu Hause ist permanenter Autolaerm. Die Fenster sind halt alt.
Hat der staendige Laerm zu meiner jetzigen Situation beigetragen? Vielleicht. Bestimmt.
Sonst noch wer, dem ich die Schuld zu schieben kann? Klar, Kirstin und Thilo.
Aber tun die Beiden nicht nur ihre Arbeit? Ja, natuerlich.
Aber sie tun noch mehr. Ich weiß nicht, wie sie es schaffen. Ich weiß nicht, warum ich es nicht schaffe.
Weil ich es nicht mehr schaffen kann. Ich habe resigniert.
Aber warum habe ich es frueher nicht geschafft?
Ich moechte meine Arbeit gut machen. Ich moechte, dass meine Abteilung gut laeuft und meine Chefin mit mir zufrieden ist.
Aber ich moechte dies alles koennen ohne 10, 12 oder noch mehr Stunden am Tag zu arbeiten.
Ich will auch leben.
Aber irgendwie scheint sich das alles nicht vereinen zu lassen. Warum nicht?
Liegt es an meinem Job und meiner Chefin oder an mir?
Ich wuerde sagen, an mir. Aber wieso? Was hindert mich?
Chefin sagte gestern ich wäre unorganisiert.
Hmmm... ich versuche immer, meinen Schreibtisch so aufgeräumt wie möglich zu halten.
Aber sie hat trotzdem Recht. Ich bin im Kopf unorganisiert.
Ich lasse mich zu leicht ablenken. Habe meine Ohren überall. Kriege Unterhaltungen mit und steige darauf ein.
Es faellt mir schwer, Arbeiten ohne Unterbrechung fertig zu stellen. Vielleicht, weil ich Unterbrechungen gewohnt bin?
Oder weil ich sie brauche? Wozu brauche? Ich weiß es nicht. Diese Frage ist eh nutzlos.

Ich bekomme kalte Finger und Füße. Ich sollte wohl langsam wieder gehen.
Zurück in meine Wohnung. Mein selbstgeschaffenes Gefängnis.
Aber auf dem Rueckweg werde ich mir etwas zu essen holen. In der Pommesbude.
Damit mein Gewicht auch schoen weiter waechst. Viva la Essstoerung! Aber egal.
Eines meiner momentan geringeren Probleme.
Viel wichtiger ist: wann soll ich meinen Job kuendigen?
Dass ich ihn kuendigen werde steht fest.
Habe ich einen neuen Job? Nein. Problem? Ja!
Aber alles ist besser, als das was ich jetzt habe.
Soll ich bis Ende Dezember warten und dann zu Ende Januar kuendigen?
Ich weiß nicht, ob ich solange durchhalte.
Ich könnte Kirstin am Dienstag anrufen und kuendigen. Zu Ende Dezember.
Da ich noch Resturlaub habe, wäre ich sehr schnell weg.
Kaeme aber dumm. Ich bin jetzt krankgeschrieben.
Außerdem habe ich Kirstin gestern und Thilo vorgestern versichert, dass ich noch für sie arbeiten will.
Das war gelogen. Aber ich wollte mir das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen.
Außerdem wollte Claudia auch jetzt kuendigen.
Genau wie ich kann sie nicht mehr.
Liegt es vielleicht doch nicht an uns, sondern am Job? Ich weiß es nicht mehr.
Ich brauche jemanden, der mich an die Hand nimmt und eine Entscheidung für mich trifft.

Ich gehe jetz nach Hause. Mir ist kalt und die Hand tut vom Schreiben weh."

Es kommt mir ziemlich wirr vor, aber es hat gut getan, mal den Kopf leer zu schreiben.
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