Originalgeschichte
Zusammenfassung: Gespräche mit Müttern können manchmal sehr nervtötend sein, vor allem, wenn man etwas zu verbergen hat.
Warnung: Yaoi, M/M, don't like, don't read ^^
Die Geschichte ist in Dialogform verfasst. Also nicht wundern, wenn sämtliche Hintergrundinformationen ausbleiben.
„Daniel! Na endlich.“
„Sorry, dass du gewartet hast... ich hab die Straßenbahn verpasst und...“
„Ach, keine Sorge. Ich bin das gewöhnt von dir, mein Lieber.“
„Tschuldigung.“
„Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern, wo du pünktlich warst.“
„Mama...“
„Im Ernst, das musst du wirklich lernen, mein Junge. Im Leben ist schließlich nicht alles...“
„Ach Mama, das müssen wir doch nicht schon wieder diskutieren. Wie geht’s dir denn so?“
„Kann mich nicht beklagen. Weißt du, in meinem Alter... wohin gehen wir überhaupt?“
„Ich habe gedacht, wir gehen nen Kaffee trinken.“
„Ok. Ich schlafe so schlecht, weißt du. Jeden Tag bin ich um sechs oder sieben Uhr wach, es ist unglaublich.“
„Oh je.“
„Ja, und dann bin ich abends um zehn schon wieder reif fürs Bett.“
„Dann ist es ja klar, dass du so früh wieder aufwachst.“
„Ja, aber so geht es die ganze Zeit. Ist ein Teufelskreis, weißt du. Und dann hab ich mir beim Joggen neulich was verzerrt, irgendwie an der Achillesferse, da zwickt es die ganze Zeit, manchmal so sehr, dass ich nicht mehr laufen kann!“
„Echt?“
„ja, es ist total komisch. Vielleicht werde ich doch alt.“
„Ach was, das kann doch jedem passieren.“
„Jedenfalls hab ich jetzt einen Termin beim Doktor. Bei einem Spezialisten.“
„Ah ja, wann denn?“
„In zwei Wochen. Bei denen muss man immer so lange warten, das ist ja nicht so wie beim Hausarzt. Sollen wir hier rein sitzen? Das sieht doch gemütlich aus.“
„Ja, können wir. Ich war schon ewig nicht mehr hier.“
„Na dann... und wie geht es dir so, Daniel? Joggst du noch?“
„Ja, schon.“
„Ist auch wichtig, weißt du.“
„Ja, ja.“
„Und du isst auch regelmäßig und so? Nicht nur Tiefkühlpizzen und Nudeln mit Tomatensoße?“
„Nein, keine Sorge Mama.“
„Na ja, so ganz unbegründet ist das ja nicht. Weißt du, wenn ich das so mitkriege... es kann ja keiner mehr kochen heutzutage. Und du schon mal gar nicht. Sag bloß, du hast was gelernt?“
„Also eigentlich kocht meistens... kochen meistens andere für mich.“
„Andere? Wer denn?“
„Nun ja... mein Mitbewohner zum Beispiel...“
„Na, du kannst doch nicht irgendwelche Leute für dich kochen lassen.“
„Es ist ja nicht irgendwer!“
„Na ja, auf jeden Fall musst du das mal lernen, Daniel. Ich will ja jetzt nicht die penetrante Mutter spielen, aber irgendwann wirst du vielleicht ein Mädel kennenlernen und dann... nun ja, weißt du, heutzutage mögen Frauen Männer, die kochen können.“
„Hm, wenn du meinst... Ich hätte gerne einen Kaffee bitte.“
„Einen Latte Macchiato. Zwei Zucker. ... Daniel, bist du langweilig. Nur popligen Kaffee?“
„Wieso denn, was ist an Kaffee falsch?“
„Also wenn ich dich schon mal einlade... Ich finde, Latte Macchiato ist eine geniale Erfindung. Ich brauche einfach viel Milch im Kaffee und Zucker. Ich weiß gar nicht, wie du das Zeug pur trinken kannst!“
„Lass mich doch.“
„Jaja, ich lass dich doch, keine Sorge. Nun ja. Wie läuft alles so? Studium?“
„Ja, gut. Super.“
„Ah ja. Reicht dir das Geld?“
„Ja ja, kein Problem.“
„Wenn du mehr brauchst, musst du halt arbeiten gehen. Ich finde, was dein Vater und ich dir geben ist doch in Ordnung. Die meisten Studenten haben weit weniger Geld zu....“
„Ja, ist doch ok. Ich komm ja gut klar.“
„Ich meine nur.“
„Ja, Mama.“
„Und sonst... wir haben ja schon lange nicht mehr gesprochen. Was gibt’s so Neues?“
„Hm... viel.“
„Na dann, erzähl! Lass mich nicht hier die Unterhaltung alleine führen!“
„Ach, das Meiste interessiert dich wahrscheinlich eh nicht...“
„Komm schon, mich interessiert doch alles.“
„Das ist auch wieder wahr...“
„Wie läufts mit der Damenwelt?“
„Mama!“
„Komm schon, mit deinen Kumpels redest du doch auch über so was! Weißt du, die Söhne von meinen Freundinnen haben alle schon eine Freundin und einer sogar schon ein Kind!“
„Willst du jetzt, dass ich Kinder kriege oder was?“
„Nein, so habe ich das jetzt nicht gemeint... aber du weißt schon... ich frage mich halt schon manchmal... ob es da jemanden gibt...“
„Wie... ,jemanden gibt‘?“
„Jetzt zieh mir die Wörter doch nicht so aus der Nase! Hast du keine Freundin? Oder so was in der Art?“
„Nein, Mama, ich habe keine Freundin. Entschuldigung.“
„Keine? Wirklich nicht.“
„Wirklich gar gar gar keine.“
„Hach, ich frage mich wirklich, woran das liegt, du bist doch so ein Hübscher, nein, ganz im Ernst! Mach nicht so ein komisches Gesicht, die Leute sagen mir die ganze Zeit: ,Der Daniel ist aber ein wirklich gutaussehender junger Mann geworden... und als du noch in der Schule warst, hast du doch ständig irgendwelche Mädels mitgebracht!“
„Ja, als ich noch in der Schule war schon.“
„Nun ja, dass du damals noch nichts Ernstes wolltest, ist irgendwie logisch, aber jetzt... jetzt bist du doch schon fast 24...“
„Mama, ich wollte mich nur mit dir auf einen Kaffee treffen und...Ja, danke... ja, der Kaffee ist für mich. Dankeschön.“
„Danke Ihnen. ... Daniel, es tut mir leid, man macht sich als Mutter doch so seine Gedanken. Du schläfst doch nicht rum, oder? Erst letztens habe ich gelesen, wie viele junge Menschen sich immer noch mit Aids anstecken, es wird einfach immer noch unterschätzt! Wenn, dann benutz ein Kondom, ja?“
„Jaaaa....“
„Ich will mich ja wirklich nicht in deine privaten Angelegenheiten mischen, aber pass auf, mit so was ist nicht zu spaßen.“
„Mama, ich hab keinen Sex mit wildfremden Leuten.“
„Sag mal, Junge, was ist denn los? Du vergeudest noch deine besten Jahre... keine feste Freundin und...“
„Mama, ist ja schon gut! Wenn... nun ja, wenn du es genau wissen willst... Es... es gibt schon jemanden.“
„Ahhhh ja, dachte ich mirs doch. Hätte mich doch sehr gewundert! Jetzt musst du aber auch erzählen, Daniel...“
„Ma, ich finde du musst nicht immer alles wissen...“
„Also Daniel, ich habe doch das Recht, zu wissen, mit was für einem Mädel mein Sohn zusammen ist!“
„Also eigentlich...“
„Nun, erzähl. Wer ist es denn und wie heißt sie überhaupt?“
„Mama, ich finde...“
„Ist es eine Hübsche?“
„Lässt du mich mal ausreden?“
„Ach, entschuldigung, ich bin so aufgeregt. Erzähl. Ich bin ganz Ohr.“
„Mama, ich erzähl dir dann schon früh genug von... na ja, von der Person mit der ich... zusammen bin.“
„Was ist denn los? Warum willst du nichts über sie sagen? Ist sie Ausländerin?“
„Nein, Mama, es...“
„Du weißt, dass ich damit überhaupt kein Problem habe. Es gibt so nette Mädchen. Chinesinnen zum Beispiel finde ich ganz reizend, auch die aus Thailand, die Asiatinnen an sich. Mit Musliminnen habe ich auch gar kein Problem. Ich meine gut, die Kultur ist sehr anders und das mit dem Kopftuch, darüber mag man sich streiten, aber unsere Nachbarn, die sind ja Muslime und das Mädel, wie heißt sie noch mal, ist so was von zuvorkommend und...“
„Mama, nein, es ist keine Ausländerin.“
„...“
„Es ist... nun ja, wie soll ich sagen...“
„Komm schon Junge, sonst mache ich mir ernsthaft Sorgen. Eine illegale Einwanderin?“
„Mama!! Es ist kein Mädchen.“
„..“
„...“
„Es ist kein Mädchen??!!! Was meinst du damit, es ist kein Mädchen???“
„Was gibt es denn noch für Alternativen?“
„Du meinst... es ist...“
„...“
„Oh mein... nein, du... oh mein Gott. Ich meine du weißt dass... ich habe ja absolut kein Problem mit... Aber was ist denn falsch an Mädchen?“
„Es ist nichts falsch an...“
„Sag mal, du hattest doch früher nicht solche Anwandlungen? Du hast doch immer...“
„Mama, das sind keine Anwandlungen. Ich hab mich eben in einen Jungen verliebt, das ist alles.“
„Verliebt in... nein, mein Gott, das gibt’s doch nicht.“
„Du hast doch immer gesagt, du hast kein Problem mit Schwulen.“
„Nein, das hab ich auch nicht, aber dass ausgerechnet du... nein, du hast recht, das ist schon in Ordnung. Aber... Puhh. Das hätte ich nie gedacht. NIE hätte ich das gedacht. Dass mein Junge...“
„Mama, nun führ dich nicht so auf.“
„Ich führe mich ja gar nicht auf. Es kommt nur... es ist unerwartet.“
„Trink erst mal deinen Latte, er wird noch kalt.“
„Und was dein Vater erst...“
„Mama, ich erzähle dir nie wieder was!!“
„Na hör mal, ich hab doch ein Recht darauf, so etwas zu wissen! Schließlich hab ich dich neun Monate in meinem Bauch getragen, weißt du, was das heißt? Keine leichte Zeit. Dann kannst du mir doch wenigstens erzählen, dass du jetzt... nun ja... mit Männern...“
„Ich finde nur, Papa muss es nicht gleich wissen. Irgendwann, ja, nur nicht jetzt sofort.“
„Na, mir musstest du es ja auch gleich auf die Nase binden.“
„Ach jetzt hör aber auf, du hast doch die ganze Zeit nachgebohrt, was mit den Mädels läuft! Außerdem hab ich es dir nicht gleich auf die Nase gebunden, wir sind schon fast vier Monate zusammen.“
„Was, so lange? Und die ganze Zeit über sagst du kein Wort?“
„Was hätte ich denn sagen sollen?“
„Na, das, was du gerade eben zu mir gesagt hast!“
„Ja aber... da war es noch so frisch... und ich wusste ja gar nicht, ob es überhaupt funktioniert... und so...“
„Hm... und dieser... wie heißt er denn überhaupt?“
„Stefan.“
„Und dieser Stefan... ist er... nun ja, wie soll ich sagen... ist er dein erster... ,Mann‘?“
„Ja, so richtig schon.“
„Wie meinst du, so richtig?“
„Na ja ich hab schon früher gemerkt, dass mir Männer zumindest auch gefallen. Vielleicht nicht nur.“
„Das heißt, Mädels gefallen dir auch noch? Dann kann doch vielleicht...“
„Mama, nein. Momentan sind wir glücklich und ich will keinen anderen.“
„Was heißt hier momentan?“
„Na ja, man weiß sie, was kommt. Es ist alles noch so komisch irgendwie... alleine mit dem Gedanke fertig zu werden, dass man, nun ja, schwul ist, oder bisexuell, oder was auch immer... und dann die Gesellschaft und alles, ich meine, man kann nicht einfach händchenhaltend in der Stadt rumlaufen, wie alle anderen Pärchen und...“
„Na, das wäre ja noch schöner.“
„Mama!“
„Entschuldigung, ich meinte natürlich... nun ja, du hast schon recht. Ist bestimmt... ist bestimmt nicht leicht.“
„Nee, ist es sicher nicht.“
„Und wie... wenn ich mir die Frage erlauben darf, als deine alte Mutter... wie habt ihr euch denn kennengelernt du und... Stefan?“
„Wir studieren zusammen.“
„Nicht in einem Schwulenclub oder so?“
„Nein, bei so was war ich noch nie!“
„Und woher wusstest du dann, dass er auch schwul ist?“
„Keine Ahnung, ich wusste ja noch nicht einmal von mir selbst, dass ich schwul bin. Das hat sich irgendwie so... na ja, ergeben. Wir haben halt immer ewig geredet und uns gut verstanden und mir ist aufgefallen, dass er... ich weiß, das klingt jetzt albern, aber dass er total schöne Augen hat und ein tolles Lächeln.“
„Oh Gott, so kitschig bin ja noch nicht einmal ich.“
„Pff. Auf jeden Fall irgendwann haben wir ausgemacht, dass wir mal zusammen lernen könnten und dann war ich bei ihm zu Hause.“
„Aha, den Rest kann ich mir ja denken.“
„Ne, ach was, so schnell ging das auch wieder nicht. Wir haben eben so zusammen gelernt und irgendwann hab ich gemerkt, dass er mir mehr als gefällt. Also dass ich ihn nicht einfach nur nett finde wie einen Kommilitonen eben. Und dann gings erst mal los mit grübeln, stundenlang, nächtelang.“
„Wieso denn gegrübelt?“
„Ach Mama, das ist doch klar. Es fällt eben schwer, sich das einzugestehen, dass einem plötzlich ein Junge so gut gefällt und man fragt sich die ganze Zeit, soll man es am besten lassen oder vielleicht doch probieren, aber dann denkt man sich, das ist doch absurd und der Typ erwidert deine Gefühle doch nie im Leben...“
„Ach, das merkt man doch, ob jemand schwul ist. Die haben doch immer so dieses typische...“
„Das glaubst nur du. Hätte ich gleich gewusst, dass Stefan Jungs mag, hätte ich nicht so viele schlaflose Nächte gehabt. Am Anfang war ich mir sogar noch ziemlich sicher, dass er Mädels mag. Wir waren dann ein paar Mal zusammen weg und jedesmal wurde er irgendwie angegraben oder hat mit einer getanzt oder so.“
„Und mit jemandem, der so mit dir umgegangen ist, bist du jetzt zusammen?“
„Ach, er hat eben selber von mir das Selbe gedacht, dass da nie was läuft, und hat die Hoffnung schon aufgegeben.“
„Und dann macht er mit anderen Mädchen rum, das ist doch...“
„Ach Mama, das hast du wieder total falsch verstanden. Er hat ja nichts Schlimmes mit ihnen gemacht, vielleicht geredet und ein bisschen getanzt, aber das hat bei mir eben den Eindruck erweckt, dass er sie toll findet, verstehst du?“
„Hm. Nun ja. Und wie habt ihr es dann am Ende doch geschafft?“
„Ach, das will ich dir gar nicht sagen.“
„Ach jetzt aber! Nun komm schon, ich bin schließlich deine Mutter und...“
„Jaja, ich weiß, neun Monate in deinem Bauch und so, schon klar.“
„Ist doch so!“
„Nun gut, wir waren einmal wieder zusammen weg und waren ein wenig... wir haben ein wenig zu viel getrunken.“
„Ah ja. Besoffen ward ihr also.“
„Ach, jetzt nicht besoffen.“
„Komm schon, ich weiß doch, wie das heutzutage bei euch läuft.“
„Wir waren ein bisschen angeheitert, ein bisschen sehr, aber nicht total blau, verstehst du, was ich meine? Nun ja, dann sind wir irgendwie zu ihm nach Hause gegangen, weil es überall irgendwie langweilig war und nichts los war. Da haben wir eben gesagt, ok, gehen wir zu ihm einen Film gucken. Das haben wir auch gemacht, haben uns zusammen aufs Sofa gesetzt und einen Film angeschaltet. Ich war die ganze Zeit total hibbelig, weißt du, mein Traummann saß so neben mir und ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen und... na ja. Er hat das dann irgendwann wirklich gemacht.“
„Was? Die Hand ausgestreckt?“
„Na ja, mit seiner Hand eben meine genommen. Wie selbstverständlich irgendwie, es hat so ganz locker gewirkt. Hinterher hat er mir erzählt, dass ihm selber das Herz bis zum Hals geschlagen hat und er es wahrscheinlich nie gemacht hätte, wenn er nichts getrunken gehabt hätte...“
„Jaja, der Alkohol... du wirst gar nicht glauben, an wie vielen Ehen der schon Schuld ist. Schon bei deinem Vater damals...“
„Ja, ich weiß, das habt ihr mir erzählt. Jedenfalls nahm er auf einmal meine Hand und ich saß nur wie paralysiert da und wusste gar nicht, was ich machen soll... es war irgendwie alles so surreal und plötzlich hat er sich rüber gebeugt und mich... nun ja... geküsst.“
„Aha.“
„Und dann...“
„Gut gut, erspar mir die Einzelheiten, den Rest kann ich mir denken. Friede Freude Eierkuchen.“
„Na ja, so reibungslos verlief es auch nicht. Klar sind wir danach erst mal in der Kiste gelandet, aber danach waren die Dinge so gar nicht geklärt zwischen uns.“
„Was gibt es da denn noch zu klären?“
„Oh du, eine ganze Menge. Ich konnte es gar nicht einschätzen. Am nächsten Tag hat sich keiner von uns beiden wirklich getraut, darüber zu reden. Ich bin mit Kater nach Hause und lag den ganzen Tag im Bett. Da lag ich dann und hab mir Gedanken gemacht, war so oft kurz davor, ihn anzurufen und hab es dann doch nicht gemacht. Dann am Montag hab ich ihn wieder gesehen und er sah genauso aus wie ich- als ob er kein Auge zugetan hätte. Er kam total neben der Kappe zu mir und meinte, er müsse nach der Vorlesung mit mir reden. Was meinst du, wie ich die eineinhalb Stunden dagesessen bin... ich hatte keine Ahnung, worauf es rauslaufen wird... ,Sorry, war ein Fehler‘.... ,Ich steh eigentlich nicht auf Jungs‘... ,Ich war total betrunken, tut mir leid‘... oder vielleicht doch: ,Hey, war ganz nett mit dir‘... und dann haben wir geredet. Er hat mich gefragt, was mir die Nacht bedeutet hätte und ich solle bitte ehrlich antworten ohne falschen Stolz und so was.“
„Und dann?“
„Na ja, dann hab ich ihm alles gestanden. Dass ich schon lange auf ihn stehen würde und dass es mir sehr viel bedeutet hätte. Es war ganz furchtbar schwierig, das zu sagen und ich habs nicht einmal geschafft, ihm dabei in die Augen zu gucken. Aber dann, als es raus war, hat er mich so unendlich glücklich angeschaut, wie ich ihn noch nie gesehen habe und er meinte, dass es ihm genauso ging.“
„Das ist ja schlimmer als in jeder Seifenoper.“
„Wieso schlimmer? Es war glaube ich der schönste Tag meines Lebens, gut, wenn du meinst, einer der schönsten Tage meines Lebens. Seitdem sind wir zusammen.“
„Und es läuft.... gut?“
„Ja, sehr gut.“
„Und was sagen deine Freunde so dazu?“
„Was sollen sie sagen? Allen habe ich es noch nicht gesagt, aber die, denen ich es gesagt habe, haben ganz locker reagiert. Nur einer von ihnen war ehrlich schockiert, erinnerst du dich an Thomas, der war schon mit mir auf der Schule?“
„Ja, dieser Blonde mit dem komischen Mund.“
„Wenn du ihn so nennen willst.“
„Der war mir sowieso immer ein wenig unsympathisch. Der wirkte immer so aufgesetzt.“
„Haha.“
„Und der Rest?“
„Ja, der Rest hat kein Problem damit gehabt oder sich daran gewöhnt.“
„Das heißt ich bin die Letzte die das erfährt? Deine Mutter?“
„Och Mama, du bist doch sowieso immer so... skeptisch. Ich wollte eben nichts überstürzen, sondern warten, bis das alles Hand und Fuß hat. Bis ich mir eben sicher bin, dass es nicht nur was Kurzes, Unbedeutendes ist...“
„Das heißt, dir ist es jetzt absolut ernst mit dem... Typ?“
„Ja, absolut ernst. Wir haben sogar schon überlegt, ob wir zusammen ziehen.“
„Heilige Mutter Gottes.“
„Was ist denn jetzt da so schlimm dran?“
„Dass es dir ja richtig ernst ist!“
„Ja und?“
„Wie bringe ich deinem Vater das nur bei...“
„Ach, jetzt mach dir keine Gedanken darüber. Das machen wir früher oder später irgendwann... ich wollte es noch nicht einmal dir heute sagen... aber du hast so daran rumgemacht...“
„Na ja, mach dir keine Gedanken, wir kriegen das schon hin.“
„Aha? So hilfsbereit auf einmal?“
„Nun ja, wenn dir der Junge doch so gut gefällt. Aber dir ist schon klar, dass ich ihn jetzt demnächst mal kennenlernen will, oder?“
„Mama, das kann ich dem armen Kerl doch nicht antun?“
„Nun wirst du aber wirklich frech! Keine Sorge, ich werde ihm schon nichts tun. Aber ich muss ihn doch mal in Augenschein nehmen. Mal schauen, ob er was für dich ist.“
„Das kannst du doch nicht entscheiden!“
„Ich würde sagen, ihr kommt nächste Woche zum Essen.“
„Zum Essen? Bist du wahnsinnig?“
„Tja, mein Junge, das hast du dir nun selbst eingehandelt. Ich würde sagen, ihr kommt schon vorher und wir kochen zusammen, dass du das auch einmal lernst. Ich mag mich irren, aber ich denke, auch die jungen Männer heutzutage mögen Männer, die kochen können...“