Neu: Die Rückkehr der Taube (SK Kölsch, slash, gen) 1/2

Oct 01, 2014 22:45

Titel: Die Rückkehr der Taube (#9 Monate)
Autor: T’Len (2006-2014)
Fandom: SK Kölsch
Charaktere: Jupp Schatz, Klaus Taube, Falk von Schermbeck (Taube/Falk impl.)
Kategorie: PG-12
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Wörter: 13318
Bemerkung: Teil des Deutsch-Big-Bang 2014.
Zeichnung zur Story von Rebecca: http://archiveofourown.org/works/2378786

Summe: Jupp und Falk tappen mit ihren Ermittlungen im Dunkeln. Da kommt unerwartete Hilfe von einem alten Freund. Doch nicht jeder ist begeistert über Taubes Rückkehr.
Anmerkung: Ich hätte gern mal ein Zusammenspiel von Taube und Falk gesehen. Dies ist meine „verlorene Episode“, quasi eine Art Fortsetzung der Serie und ein befriedigenderes Ende, als die letzten Folgen, die ich eher schrecklich fand.
Bezüge zur ersten Folge „Karneval des Todes“ und zur letzten Staffel.



The TOS Twins and Friends: http://tostwins.slashcity.net
Fanfiction in Deutsch und Englisch: Star Trek, M*A*S*H, Sherlock Holmes, Karl May, (T)Raumschiff, Die Schöne und das Biest, Kung Fu, Die 2, Adelheid und ihre Mörder, Sledge Hammer, Monk und vieles mehr.
K/S-Zeichnungen, unsere deutschen Zines, Archiv der GermanK/S-Mailingliste, Links und anderes.

Disclaimer: Die Rechte der in dieser Fan-Story verwendeten geschützten Namen und Figuren liegen bei den jeweiligen Inhabern. Eine Kennzeichnung unterbleibt nicht in der Absicht, damit Geld zu verdienen oder diese Inhaberrechte zu verletzen. Vielen Dank an Lady Charena fürs Beta.

„Meine Herren, was haben wir Neues?“ Gesine Westphal blickte ihre Untergebenen fragend an.

„Nichts“, brummelte Kriminalhauptkommissar Jupp Schatz. Ein Wort, das ihm alles andere als leicht über die Lippen kam. Noch immer fiel es ihm schwer zu akzeptieren, dass ihm einfach eine Frau vor die Nase gesetzt worden war. Dazu noch so eine „Dahergelaufene“ aus Bayern. Dabei hatte er doch erwartet, dass er selbst der Nachfolger von Kriminaloberrat Haupt werden würde, als dieser sich unerwartet ins Privatleben zurückzog. Nach all den Jahren, in denen er sich buchstäblich den A... für die SK Kölsch aufgerissen hatte - das war nun der Undank dafür! Zuzugeben, dass sie in Bezug auf ihre letzten Fälle noch immer total im Dunkeln tappten, fiel ihm unter diesen Umständen noch schwerer als sonst.

„Falk?“, fragte Gesine.

Von Schermbeck schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht einmal, wer die Frauen sind. Wir sollten mit ihren Bildern an die Presse gehen, vielleicht erkennt sie jemand.“

„Nein“, entschied Gesine Westpfahl kategorisch. „Nur keine unnötige Panikmache.“

In der letzten Woche waren zwei Frauenleichen gefunden worden. Alle zu Tode gesteinigt und mit religiösen Symbolen verziert und einem Zettel am Fuß auf dem „Hure“ stand. Allerdings schien niemand die Mädchen zu kennen, geschweige denn zu vermissen. Weder in den einschlägigen Etablissements, noch auf dem Straßenstrich hatten Jupp und Falk irgendetwas in Erfahrung bringen können. Sie konnten allerdings nicht einmal sicher sein, ob die jungen Frauen überhaupt anschaffen gingen. Da sie total nackt gefunden worden waren, gab es keinerlei Hinweise auf diese oder irgendeine andere Tätigkeit. Und nur weil sie attraktiv gewesen waren, hieß das ja nicht gleich was Schlechtes. Genauso gut konnten sie Studentinnen sein, die nur an den falschen Mann geraten waren. Oder sonst irgendetwas.

Es waren allerdings keine Frauen, auf die ihre Beschreibungen passten, als vermisst gemeldet. Sie hatten mittlerweile die Vermisstendaten aus ganz Deutschland und sogar dem benachbarten Ausland gecheckt. So vermuteten sie, dass die Frauen illegal eingereist waren, mit falschen Versprechungen aus dem Ausland, womöglich aus Osteuropa, nach Deutschland gelockt. Frauen, die niemand so schnell vermisste, wenn sie tot in einem Kölner Hinterhof auftauchten. Beiden Frauen war ein Kreuz in die Brust geritzt worden. Dies und die Tatsache, dass sie tatsächlich gesteinigt worden waren, ließ sie einen religiös-fanatischen Hintergrund nicht ausschließen.

„Das ganze erinnert mich langsam an einen Fall, den wir vor Jahren mal hatten“, erklärte Jupp. „Damals wurden mehrere Prostituierte von einem Mann umgebracht, der glaubte, sie so erretten zu können. Kaum, dass wir ihn gefasst hatten, ging das Morden weiter. Der zweite Täter wollte sich dafür rächen, dass er als Karnevalsjungfrau zurücktreten musste, als bekannt wurde, dass er psychisch labil ist. Er brachte daraufhin seiner Meinung nach falsche Jungfrauen um.“

„Der Fall sagt mir gar nichts“, stellte Falk fest.

„War vor deiner Zeit“, erklärte Jupp.

„Ist einer der Täter wieder frei?“, wollte ihre Chefin wissen.

Schatz schüttelte den Kopf. „Beide sind in einer geschlossenen Anstalt. Ich habe das überprüft.“

„Ein Nachahmungstäter? Vielleicht aus dem engeren Umfeld?“, überlegte Falk.

Jupp zuckte mit den Schultern. „Aber nach so vielen Jahren und so plötzlich?“, fragte er skeptisch.

„Stimmt, das ist eher unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen. Vielleicht kamen diese Fälle zuletzt irgendwie wieder an die Öffentlichkeit“, sagte Falk.

Jupp nickte. „Achim“, wandte er sich an Pohl. „Überprüf’ bitte mal, ob in letzter Zeit über den Priester und/oder seinen angeblichen Sohn in den Medien berichtet wurde.“ Und zu Falk gewandt: „Wir sollten uns deren Umfeld mal genauer anschauen. Verwandte und Kontakte in der Klinik. Sicher ist sicher.“

„Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass wir eine schnelle Lösung des Falles brauchen“, betonte ihre Chefin. „Ein möglicher Serienmörder ist das Letzte, was wir so kurz vor der Fußball-WM gebrauchen können. Und seien Sie um Gotteswillen diskret. Wenn die Presse Wind bekommt...“

„Ja ja, Madam“, knurrte Jupp. Sie konnte ihn langsam mal da, wo er schön war. Seiner Meinung nach kamen sie nur weiter, wenn sie wussten, wer die Frauen waren und woher sie kamen - und dazu brauchten sie die Öffentlichkeit. Aber die Gnädigste hatte ja wohl Angst als unfähig dazustehen, wenn sie zugeben musste, mit ihrem Team nicht weiterzukommen.

///

Zwei Tage später hatten sie eine dritte Leiche - aber noch immer keine weiteren Anhaltspunkte. Auch diese junge Frau war unbekleidet, nur in ein weißes Bettlaken gehüllt und mit einem auf die Brust geritzten Kreuz gefunden worden. Wie die anderen zwei musste sie eines grauenhaften Todes gestorben sein.

Leider hatten auch ihre Ermittlungen in Bezug auf den Priester und seinen Nachahmer nichts ergeben. Beide Männer waren Einzelgänger und unterhielten kaum Kontakte zu anderen Patienten. Auch gab es keine nahen Verwandten. Und sie saßen sicher hinter Schloss und Riegel in den psychiatrischen Anstalten. Auch hatte Achim keinen Hinweis darauf gefunden, dass diese Fälle wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt worden waren.

„Verdammt!“ Jupp schlug wütend auf den Tisch nachdem er den Obduktionsbericht gelesen hatte. „Ich werd’ das Gefühl nicht los, dass wir etwas übersehen.“

„Vielleicht sollten wir uns doch noch mal das Klinikpersonal vornehmen?“, schlug Falk vor. „Und auf der Straße und in den Clubs etwas mehr Druck machen. Wenn wir Gerüchte streuen, wir wären dem Täter auf der Spur, vielleicht macht er dann Fehler.“

„Ich weiß nicht.“ Jupp zuckte die Schultern. „Der Kerl spielt doch Katz’-und-Maus mit uns. Wahrscheinlich sitzt der irgendwo und lacht sich ins Fäustchen, weil wir in eine total falsche Richtung ermitteln. Mistkerl!“ Jupp schlug erneut auf den Tisch. Er hasste es definitiv zu verlieren.

„Ihrem Temperamentsausbruch entnehme ich, dass Sie noch immer nicht weiter sind“, sagte Gesine Westphal, die gerade das Büro betrat, mit tadelnder Stimme.

„Leider nicht“, antwortete Falk. „Wir sollten wirklich die Hilfe der Öffentlichkeit in Anspruch nehmen. Wenn wir wenigstens eines der Opfer identifizieren könnten, hätten wir vielleicht einen Ansatzpunkt, ob es sich tatsächlich um Prostituiertenmorde handelt, oder nicht doch eine Sekte dahinter steckt. Oder etwas ganz anderes. Wir gehen hier ja nur von Annahmen aus, die genauso gut total falsch sein können.“

„Kommt nicht in Frage. Das Letzte, was wir jetzt brauchen, ist öffentliche Panikmache. Aber ich dachte mir schon, dass Sie nicht weiterkommen“, sagte Westphal. „Ich habe deshalb Verstärkung angefordert.“

„Was?“, brauste Jupp auf. „Wir können hier sehr gut allein fertig werden, wenn Sie uns nur endlich ordentlich arbeiten lassen würden.“ Falk nickte zustimmend.

Doch ihre Chefin blieb eisern. „Das sehe ich“, sagte sie spitz. „Meine Herren, die Zeit drängt und Sie selbst, Jupp, haben mich darauf hingewiesen, dass der aktuelle Fall Sie an einen früheren erinnert. Ich erachte es als ratsam, dass der damals daran Beteiligte zu den Ermittlungen hinzugezogen wird.“

„Sie haben Taube von Interpol zurückgeholt?“, fragte Jupp verwundert.

„Der Hauptkommissar wird heute am späten Nachmittag eintreffen“, antwortete Gesine Westphal. „Und Sie beide werden mit ihm in jeder Hinsicht zusammen arbeiten, um unsere Fälle zu klären.“

„Aber wir können sehr gut allein...“, begann Falk.

Westphal unterbrach ihn. „Sie werden zusammenarbeiten“, betonte sie und verließ das Büro wieder.

„Taube?“ Falk blickte Jupp fragend an.

„Dein Vorgänger, mein Ex-Partner“, erklärte Schatz.

„Ich weiß, wer er ist“, sagte Falk. „Aber was soll er jetzt dabei?“

„Der Priester und sein Sohn waren unsere ersten gemeinsamen Fälle. Offensichtlich glaubt unsere Frau Chefin trotz unserer gegenteiligen Recherche, es könnte ein Zusammenhang bestehen. Und im Gegensatz zu uns Blinden findet er ihn.“

„Ich verstehe nicht, wie er uns jetzt helfen soll“, sagte Falk. „Er ist seit drei Jahren weg aus Köln.“ Die Idee mit Jupps Ex-Partner zusammenarbeiten zu müssen behagte ihm nicht sonderlich. Was sollte der schon an neuen Ideen einbringen? Dafür war er viel zu lange weg. Und was die Qualifikation betraf, war sich Falk sicher, mindestens ebenbürtig zu sein. Schließlich hatte er bevor er zur Kölner Mordkommission kam selbst fürs Bundeskriminalamt gearbeitet, war ein ebenso gut ausgebildeter Profiler wie Klaus Taube.

„Nun kuck nicht so skeptisch“, sagte Jupp. „Ihr werdet euch garantiert mögen. Klaus ist ein genauso warmer Bruder wie du.“ Er winkte zweideutig.

Falk rollte nur mit den Augen.

///

„Hallo Schatz, wie geht es dir?“ Jupp sprang vom Stuhl auf, als die Tür zu seinem Büro mit diesen gesäuselten Worten aufgerissen wurde.

„Versuch bloß nicht, komisch zu sein, das hat noch nie funktioniert“, sagte er und umarmte dann Klaus Taube, der in der Tür stand, herzlich. „Schön dich wiederzusehen.“ Und mit einem Blick auf Taubes grauen Anzug ergänzte er. „Immer noch derselbe schreckliche Modegeschmack, wie ich sehe.“

„Das gleiche kann ich von dir sagen“, erwiderte Klaus lächelnd und musterte Jupps buntes T-Shirt vielsagend. Es war schön, wieder „Zuhause“ zu sein, stellte er fest. Irgendwie hatte er Jupps Sprüche doch glatt vermisst.

Falk hatte das kleine Geplänkel mit skeptischem Blick beobachtet. „Falk von Schermbeck, mein jetziger Partner“, stellte Jupp ihn nun vor. „Natürlich nur beruflich“, konnte er sich nicht verkneifen hinzu zu fügen. „Klaus Taube, mein Ex.“

„Natürlich ebenfalls nur beruflich“, ergänzte Taube spitz.

Falk gab ihm reserviert und mit einem wenig überzeugenden „Freut mich“ die Hand.

„Hast du ein Hotel?“, fragte Jupp mit Blick auf Taubes Gepäck, dass dieser vor der Tür abgestellt hatte.

Klaus schüttelte den Kopf. „Dafür war noch keine Zeit.“

„Dann kommst du mit zu mir“, entschied Jupp und boxte Klaus in die Seite. „Mensch, ich freu mich. Das wird wie in alten Zeiten. Wir beide zusammen. Und Flo wird sich auch freuen, dich wiederzusehen. Er ist gerade für ein paar Tage aus dem Fußball-Internat da.“

Taube nickte. „Okay. Aber erst die Arbeit. Dann erzählt mir mal alle Einzelheiten eures Falles!“

///

Eine Stunde später war Klaus Taube über alles informiert. „Ich sehe mehrere Möglichkeiten“, sagte er. „Entweder handelt es sich um religiös motivierte Morde - worauf die Steinigungen und das Kreuz hindeuten würden - oder es sind Sittenverbrechen und der Täter will damit nur eine falsche Fährte legen.“

„So weit waren wir auch schon“, erwiderte Falk genervt. Jupp warf ihm einen prüfenden Blick zu. Irgendetwas schien mit seinem Partner nicht zu stimmen. Er reagierte regelrecht feindselig auf Taube, fast eifersüchtig, zickte heute schon den ganzen Tag rum. Typisch Frau halt!

„Ihr habt die Morde bisher unter der Decke gehalten“, stellte Taube fest. „Serientäter wollen in der Regel Aufmerksamkeit erregen. Er wird nicht aufhören, bevor er die bekommt. Im Gegenteil, ich würde vermuten, dass der Abstand zwischen den Morden immer kürzer wird. Bis ihr ihn einfach nicht mehr ignorieren könnt.“

„Zwischen den ersten beiden lagen vier Tage, dann waren es nur noch zwei“, stellte Jupp fest.

„Genau“, betonte Taube. „Ihr solltet an die Presse gehen, dabei aber betonen, dass ihr den Täter so gut wie habt, zu ihm aber keine Angaben machen werdet, um ihm eben nicht die Genugtuung einer Öffentlichwirksamkeit zu geben. Das sollte ihn aus der Reserve locken. Außerdem müsst ihr endlich die Identität der Opfer feststellen. Vielleicht kennt sie jemand. Dann hättet ihr erst mal einen Ansatzpunkt für eure Ermittlungen.“

„Denken Sie, das haben wir nicht schon alles überlegt“, bemerkte Falk. „Unsere Chefin will aber jede Panikmache vermeiden.“

„Sie ist da leider weniger kooperativ als Haupt“, erklärte Jupp. „Hat Angst vor Panikmache jetzt so kurz vor der WM und dass sie wohl als unfähig dasteht, wenn ihre Truppe nicht mal ein paar Leichen identifizieren kann.“

„Lass mich raten, du magst sie nicht sonderlich?“, stellte Taube fest.

Jupp schnaufte nur abfällig.

„Verstehe“, nickte Klaus. „Ich werde mit ihr reden. Vielleicht hört sie auf mich. Immerhin scheint ihr meine Mitarbeit wichtig zu sein. Und wenn das nicht hilft, bleibt immer noch die Möglichkeit einer gezielten Indiskretion an die Presse. Ihr kennt doch bestimmt jemanden, dem ihr einen Tipp geben könnt. Wenn die Medien erst mal bei der Pressestelle Schlange stehen, wird sie es nicht mehr lange vertuschen können.“

„Okay.“ Jupp stand auf. „Aber das muss bis morgen warten. Jetzt kriecht sie wahrscheinlich gerade in den Allerwertesten des Oberbürgermeisters. Jedenfalls sagte sie vorhin etwas von einem Empfang, zu dem sie geht. Und pass bloß auf, dass sie dich nicht mit Haut und Haaren verschlingt, wenn du mit ihr redest.“

Klaus lachte. „Wie du weißt, wäre sie nicht die erste Frau, der ich mich erwehren muss - und kann.“

Jupp nickte, erinnerte er sich doch nur allzu gut, dass so manche der Damen, mit denen sie es im Laufe ihrer Ermittlungen zu tun hatten, egal ob als Zeugin oder Verdächtige, versuchte Taube anzubaggern. Natürlich vergeblich. „Ich glaube heute können wir hier nichts mehr tun. Machen wir Feierabend.“

Er blickte Falk an. „Kommst du nachher ins Rättematäng?“ Und zu Taube gewandt. „Wir laden Achim ein und trinken auf die guten alten Zeiten.“

„Ich habe schon was vor“, erwiderte Falk.

„Bring deinen Stecher doch mit“, schlug Schatz vor und zwinkerte Taube zu. „Auf einen mehr von eurer Sorte kommt es jetzt auch nicht mehr an.“

Taube seufzte betont gequält.

„Sven und ich haben uns getrennt und ich will heute Abend meine Sachen bei ihm abholen“, erwiderte Falk eisig.

„Ich denke, ihr wolltet nun doch heiraten?“, wunderte sich Jupp.

„Hat sich erledigt“, antwortete Falk knapp, griff sich seine Jacke und verließ mit einem kurzen Gruß das Büro.

„Ach deshalb ist er seit Tagen so zickig“, stellte Jupp fest. „Frauen!“ Er schüttelte den Kopf.

„Dein neuer Kollege ist also auch schwul“, stellte Taube fest.

„Yep“, erwiderte Schatz. „Irgendwie ziehe ich euch Süße wohl magisch an.“

Klaus konnte es sich nicht verkneifen, Jupp für diese Antwort beim Hinausgehen auf den Hintern zu klopfen, was Schatz hastig zur Seite springen ließ.

///

Jupps Wohnung hatte sich nicht allzu sehr verändert, stellte Klaus auf den ersten Blick fest. Immer noch das gleiche Chaos wie damals, als sie für einige Zeit nach Ellens Tod zusammenwohnten, er sich um Jupp und Flo kümmerte.

„Meine Mutter streikt mal wieder“, erklärte Schatz, als er den skeptischen Blick seines Ex-Kollegen bemerkte. „Meinte, sie hat die Schnauze voll, mir immer hinterher zuräumen. Jetzt hat sie sich ’ne eigene Wohnung gesucht.“

Taube hatte dafür vollstes Verständnis. Schließlich hatte er dem Freund beigestanden, als dessen Ex-Frau Ellen bei einem Autounfall starb und er plötzlich mit Florian allein dastand. So wusste er aus eigener Erfahrung, dass aus Jupp Schatz wohl nie ein passabler Hausmann werden würde. Vor allem nicht, wenn man ihn nicht dazu zwang. Er selbst hatte einen raschen Auszug auch als einzige Lösung gesehen, um nicht dauerhaft als Dienstmädchen für seinen Freund und Kollegen zu enden. Alles hatte schließlich seine Grenzen.

„Du kennst dich ja aus“, Jupp deutete auf die Tür zum Gästezimmer. „Fühl’ dich ganz wie zu Hause.“

„Flo!“, rief er dann. „Kuck mal, wer da ist!“

Der Kopf von Jupps Sohn erschien in der Tür des Kinderzimmers, gleich darauf wurde sie aufgestoßen. „Onkel Klaus“, rief Florian und umarmte Taube.

Der drückte den Jungen an sich. Er hatte Jupps Sohn immer gern gemocht, fast wie einen eigenen, den er nie haben würde.

„Kochst du für uns? Dann gibt es endlich mal was Ordentliches zu essen“, sprudelte Florian los und Taube musste lächeln. Manche Dinge änderten sich wirklich nie.

///

„Das war lecker, Onkel Klaus“, sagte Flo, als sie eine Stunde später das Geschirr in die Küche trugen. Er hatte rasch aus den wenigen Zutaten, die sich in Jupps Kühlschrank fanden, und mit dem Wok, den er Jupp einst samt passendem Kochbuch geschenkt hatte und der zu seiner großen Verwunderung sogar noch in passablem Zustand aufzufinden war, eine Kleinigkeit gezaubert.

„Wir gehen dann runter, wenn deine Hausaufgaben fertig sind, kannst du gern ein bisschen mitkommen“, sagte Jupp zu seinem Sohn.

„Soll ich dir helfen?“, fragte Taube. Schließlich hatte er früher oft genug mit Florian Hausaufgaben gemacht.

„Schon alles erledigt“, erwiderte der Junge.

„Dann ein Spiel? Magst du noch immer deine Konsole?“, wollte Klaus wissen.

Flo winkte ab. „Das ist doch Kinderkram.“

Er sah seinen Vater an. „Wir wollen ins Kino. Darf ich?“

„Wer ist wir?“, wollte Jupp wissen.

„Die Jungs und naja...“ Florian druckste herum. „Steffi kommt auch.“

„Sein aktueller Schwarm“, erklärte Jupp.

„Ich seh’ schon, wie der Vater so der Sohn“, lautete Taubes Kommentar.

„Dann geh’ schon, aber um zehn bist du mir wieder da. Und keine Dummheiten“, sagte Jupp. Flo stürmte aus der Küche.

„Er ist groß geworden“, stellte Klaus fest.

„Zu schnell, wenn du mich fragst“, erwiderte Jupp und nahm sich ein Kölsch aus dem Kühlschrank. Er hielt es Taube hin, doch der schüttelte den Kopf. Jupp öffnete die Flasche und setzte sich an den Küchentisch, während Taube sich ein Glas Wasser holte. „Und jetzt ist er so weit weg. Versteh mich nicht falsch, ich freue mich, dass er die Chance hat aufs Bayern-Internat zu gehen. Aber er fehlt mir. Erst Ellen und jetzt auch noch er…“

„Kinder werden nun einmal erwachsen, ob wir das wollen oder nicht“, erwiderte Klaus.

„Wolltest du nie Kinder?“, fragte Jupp den Freund. „Ich meine, du konntest oft besser mit Flo umgehen als ich. Du kamst mir immer wie der geborene Vater vor.“

Klaus schüttelte lächelnd den Kopf. „Du weißt doch, dass es da bei mir ein kleines... Problem diesbezüglich gibt.“

„Du selbst hast mir mal gesagt, dass schwule Väter durchaus nichts Ungewöhnliches sind“, konterte Jupp. „Dass Männer sich erst später geoutet haben, als sie schon Kinder hatten.“

Klaus wurde wieder ernst: „Sicher, aber ich finde, das ist allen Beteiligten gegenüber nicht wirklich fair. Nicht, wenn man sich seiner Sexualität sicher ist. Und ich wusste immer, dass ich schwul bin. Ich werde weder mich verleugnen, noch jemand anderem etwas vormachen, nur um ein Kind in die Welt zu setzen. Egal, wie sehr ich mir das auch wünschen mag.“

„Und was ist mit Adoption, hast du nicht mal erzählt, dass du dich um eine bemüht hast?“

„Ja in Wiesbaden, mit meinen damaligen Partner. Aber ein Kind zu adoptieren, das ist für Schwule immer noch nicht so einfach. Es gibt in Deutschland mehr Paare, die Kinder adoptieren wollen, als zur Adoption stehende Kinder. Da sind deine Chancen als schwuler Mann nicht sehr groß. Und ein Kind im Ausland quasi kaufen, wie es manche Promis tun…“ Er schüttelte den Kopf. „Außerdem finde ich, dazu gehören mindestens zwei. Ein Kind sollte zwei Bezugspersonen haben, auch wenn es zwei Männer sind. Erst recht bei unserem Beruf mit seinen Risiken.“ Er zuckte mit den Schultern. „Und jetzt bin ich eh zu alt dafür.“

Jupp rieb sich müde die Augen. „Manchmal denke ich echt, Flo wird viel zu schnell erwachsen und ich würde gern die Zeit anhalten oder gar zurück drehen. Jetzt ist er fast die ganze Zeit in München im Fußballinternat. Ich sehe ihn nur noch alle paar Wochen mal für ein längeres Wochenende und in den Ferien. In ein paar Jahren zieht er ganz aus und ich sitze als einsamer, alter Knacker hier rum.“ Er seufzte. „Bevor Ellen starb… irgendwie habe ich mir immer ausgemalt, wir würden wieder zusammen kommen und dann ein Versöhnungsbaby… und plötzlich war sie nicht mehr da“

Klaus nickte verstehend. „Du hast niemand Neues?“, wollte Taube wissen, als ihr Schweigen eine peinliche Länge zu bekommen drohte.

Jupp schüttelte den Kopf. „Du kennst mich doch, dann und wann mal was Kurzes, aber nie etwas Ernstes. Ich denke, Ellen hatte doch recht, unser Beruf killt jede Beziehung. Und irgendwie vermisse ich sie immer noch. Da kann eh keine mithalten.“ Er trank sein Bier aus. „Und du? Schon ’nen schnuckligen Typen in Brüssel aufgerissen?“

„Nichts Ernstes, nein“, erwiderte Taube.

„Weißt du, ich dachte immer, du bist der Erste, der zum Standesamt rennt, wenn es möglich ist“, sagte Jupp. „Du hast auf mich immer so schrecklich spießig gewirkt.“

„Danke fürs Kompliment“, erwiderte Taube trocken. „Aber zum Heiraten gehören nun mal auch zwei, genau wie üblicherweise zum Kinderkriegen.“

Jupp stand auf, schüttelte innerlich die trüben Gedanken ab und klopfte dem Freund auf die Schulter. „Komm gehen wir runter. Achim ist bestimmt schon da.“

///

„Die PK ist genehmigt.“ Mit dieser Botschaft betrat Klaus Taube am nächsten Morgen das Büro von Jupp und Falk.

„Na prima“, erwiderte Jupp.

„Ach, auf einmal?“, bemerkte Falk hingegen sarkastisch.

„14 Uhr“, erklärte Taube.

Jupp lächelte. „Was ist das nur mit euch Schwulen, warum fliegen alle Frauen auf euch und ihr kriegt, was ihr wollt?“

„Tja, wir wissen halt, wie man sie richtig behandelt“, erwiderte Taube und lächelte Falk zu.

Doch der zog es vor, ihn zu ignorieren. „Machen wir es wie immer, Jupp?“, wollte er stattdessen wissen.

Schatz nickte. „Ich erläutere die allgemeinen Fakten, du gehst ins psychologische Detail.“

„Tut mir leid, aber eure Chefin will, dass ich die Pressekonferenz abhalte“, warf Klaus ein.

„Was?“, fragten Jupp und Falk unisono.

Taube zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Sie meint, wenn das ein Mann von Interpol macht, zeigt das, wie ernst die Kripo den Fall nimmt.“

„Ach ja“, sagte Jupp. „Die Dame hat mal wieder Angst, jemand könnte sie für unfähig halten.“

Falk war derweil aufgestanden und hatte sich seine Jacke gegriffen. „Wo willst du hin?“, fragte Jupp.

„Raus“, erwiderte von Schermbeck knapp. „Hier werde ich ja doch nicht mehr gebraucht. Da kann ich genauso gut weiter im Milieu rumfragen.“

In dem Moment stürmte Achim Pohl zur Tür herein. „Kommt schnell, es gibt eine neue Leiche.“

Jupp sprang auf. „Sch...“

///

Jupp hatte den Wagen bereits gestartet, als Falk und Klaus aus dem Präsidium stürmten. Beide griffen automatisch zur Beifahrertür. Für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Hände und die beiden Männer starrten sich an. „Mein Platz“, sagte Falk knapp.

„Aber mir wird bei Jupps Raserei hinten immer schlecht“, erwiderte Taube.

Jupp kurbelte das Fenster herunter. „Mädels, was ist? Kommt in die Hufe!“

Die beiden rührten sich nicht.

„Komm Falk, sei ein Schatz und setz’ dich nach hinten“, sagte Jupp schließlich. „Ich hab’ keine Lust, den Wagen saubermachen zu müssen. Er hat wirklich einen empfindlichen Magen.“

Seufzend nahm von Schermbeck hinten Platz und Jupp gab Gas, bevor sich seine Mitfahrer überhaupt anschnallen konnten.

///

„Eine junge Frau, Anfang bis Mitte 20“, erstattete Pathologin Marie Schwarz Bericht, als sie am Tatort eingetroffen waren, wobei Taube - nach kurzer Erklärung seines Hierseins - natürlich besonders herzlich begrüßt wurde, inklusive eines „Da haben Sie ja endlich einen gleichwertigen Partner“ an Falk, was dieser aber vorzog zu ignorieren.

„Hatte sie Papiere bei sich?“, wollte Jupp vom Einsatzleiter vor Ort wissen. Doch der verneinte. Wie die vorigen Opfer war die Frau unbekleidet gewesen, auch ohne irgendwelchen Schmuck, der vielleicht bei der Identifizierung helfen konnte.

„Die Spurensicherung soll jeden Grashalm umdrehen“, befahl Schatz. Die Leiche war im Gebüsch vor einer Schrebergartenanlage am Stadtrand von Köln gefunden worden. „Und befragt die Gartenheinis, vielleicht hat ja diesmal einer was bemerkt!“

Falk hatte sich derweil über die Leiche gebeugt. „Jupp, das musst du dir ansehen“, sagte er jetzt.

Schatz trat zu ihm und Falk deutete auf die Brust der jungen Frau. Dort war das gleiche Kreuz zu sehen, wie bei den anderen drei Opfern, doch etwas stimmte nicht.

„Irgendwas ist anders“, stellte Jupp fest.

Falk nickte. „Das Symbol ist nicht vollendet worden.“

„Vielleicht wurde er gestört, als er die Leiche hier ablegte“, überlegte Klaus, der ebenfalls zu ihnen getreten war.

„Bei den bisherigen Opfern wurden die Symbole nicht post mortem angebracht“, erwiderte die Pathologin. „Noch etwas ist übrigens anders, die Todesursache.“

„Sie wurde nicht gesteinigt?“, wollte Jupp wissen.

„Doch, aber das hat nicht ihren Tod bewirkt.“ Die Pathologin drehte die Leiche herum und jetzt sahen die drei Männer die Einstichwunde am Rücken. „Zehn Stiche, mindestens die Hälfte davon tödlich, würde ich auf den ersten Blick sagen“, erklärte Marie Schwarz.

„Ein Nachahmungstäter kann es wohl nicht sein“, überlegte Jupp. „Dazu müssten die Morde ja erst mal bekannt sein.“

„Irgendetwas muss anders sein als bei den anderen“, sagte Falk.

„Ja, sie wurde erstochen nicht erschlagen“, erwiderte Jupp. „Danke, das sehe ich auch.“

„Das meine ich nicht, Jupp“, erwiderte sein Partner. „Der Mörder hat die anderen drei Opfer nach einem bestimmten Ritual hingerichtet. Er wollte dies auch mit dieser Frau tun, aber irgendein Umstand hat dies verhindert.“

„Könnte er gestört worden sein?“, wollte Jupp wissen.

„Unwahrscheinlich“, schaltete sich Taube ein. „Dann wäre entweder die Tat verhindert worden oder er hätte später weitergemacht. Falk hat Recht, etwas hat die Vollendung des Rituals verhindert. Etwas, das in der Frau selbst liegen muss. Vielleicht hat er sie als unrein angesehen, als unwürdig für sein Ritual. Irgendetwas muss sie von den anderen drei Opfern unterscheiden. Er konnte sie nicht opfern, aber natürlich als Zeugin auch nicht leben lassen.“

„Also hat er sie wie ein Tier abgestochen.“ Jupp blickte die Pathologin an. „Ich will wissen, was das ist, was sie von den anderen unterscheidet! Bis vorgestern!“

///

„Na, wo ist denn Ihre schlechtere Hälfte?“, fragte Marie Schwarz als Falk von Schermbeck einige Stunden später in ihr Labor trat.

„Mit Taube bei der Pressekonferenz. Er wird zwar nicht gebraucht, wollte es sich aber nicht entgehen lassen“, kam die bissige Antwort. „Haben Sie schon etwas herausgefunden?“

Schwarz nickte. „Zumindest etwas. Sie war schwanger.“

„Schwanger?“, erwiderte Falk verwundert.

„Sechste Woche, würde ich sagen.“

„Und die anderen waren es nicht?“

„Bestimmt nicht“, erwiderte Marie Schwarz. „Alle drei waren noch Jungfrau.“

„Jungfrau?“ Nun war Falk wirklich überrascht.

„Stand alles in meinen Obduktionsberichten. Haben Sie die nicht gelesen?“, erkundigte sich die Pathologin.

„Wir waren so sehr auf die Todesursache oder Hinweise auf den Täter fixiert, dass uns das entgangen sein muss“, erklärte Falk. „Wenn Sie weiteres wissen, dann geben Sie mir bitte umgehend Bescheid.“

Nachdenklich verließ von Schermbeck das Labor. Wenn die drei Frauen noch Jungfrauen waren, dann hieß dass, dass sie keine Prostituierten gewesen sein konnten. Hatten sie bisher also an der ganz falschen Stelle gesucht? Aber wieso vermisste sie dann niemand. Es musste doch Angehörige oder Freunde geben? Oder waren die Frauen doch illegal ins Land gekommen? Aber aus welchem Grund dann, wenn nicht aus dem, sich selbst verkaufen zu wollen?

///

„Ne, also echt. Wenn alle Weiber so sind wie die, werd’ ich noch freiwillig schwul.“ Jupp Schatz ließ seine Bürotür schwungvoll zuknallen, als er und Klaus Taube von der Pressekonferenz zurückkamen.

„Wie ist es gelaufen?“, wollte Falk wissen, der an seinem Laptop saß.

„Frag nicht.“ Jupp ließ sich in seinen Stuhl fallen.

„Eure Chefin ist etwas gewöhnungsbedürftig“, erklärte Taube.

„Du bist zu höflich“, bemerkte Schatz. „Sie war die ganze Zeit so damit beschäftigt, sich dermaßen einzuschleimen, dass Klaus Mühe hatte, überhaupt ein paar wichtige Fakten rüberzubringen. Ich dachte schon, die Frau bewirbt sich fürs Oberbürgermeisteramt, in so viele Ärsche wollte die rein.“

„Ich habe einem Journalisten vom Kurier, den ich vom CSD kenne, sicherheitshalber noch ein paar Tipps gegeben“, erklärte Falk.

„Gut“, Jupp sah ihn an. „Gibt’s schon was von der Obduktion?“

„Nummer vier war schwanger“, erklärte von Schermbeck.

„Das ist der Unterschied?“, vergewisserte sich Jupp. „Die vorhergehenden waren es nicht?“

Falk nickte.

„Hilft uns nicht sehr weiter, was? Könnte es sein, dass der Mord gar nichts mit den vorhergehenden zu tun hat? Jemand war über die Vaterschaft nicht begeistert und hat sie umgebracht? Vielleicht hat sie versucht, ihn zu erpressen“, überlegte Jupp.

„Ich habe bei Interpol von einem Fall in den USA gehört, wo der Täter zunächst mehrere Morde beging, um den, den er eigentlich begehen wollte, zu vertuschen“, erklärte Klaus.

„Also echt, Psychos gibt’s“, Jupp schüttelte den Kopf.

„Wir sollten versuchen, herauszufinden, was das Symbol bedeutet“, sagte Taube.

„Das versuchen wir seit der ersten Leiche erfolglos“, erwiderte Falk. „Weder ein christlicher Orden noch irgendeine bekannte Sekte verwendet ein Kreuz dieser Art.“

„Ich könnte mal bei Interpol forschen lassen. Vielleicht ist etwas im Ausland bekannt“, schlug Taube vor. „Es könnte eine neue Sekte sein, die erst jetzt versucht, in Deutschland Fuß zu fassen.“

„Mit vier Morden?“, zweifelte Jupp.

„Sekten neigen dazu, ihre Selbstmorde kollektiv zu begehen, sei es von der eigenen Hand der Mitglieder oder durch einen Guru“, warf Falk ein.

„Du glaubst also, es handelt sich eher wieder um einen einzigen religiösen Spinner wie den Priester damals?“, fragte Jupp.

„Der Verdacht liegt nahe“, erklärte Taube an Falks Stelle. „Er will die Frauen erretten. Bevor sie eine Sünde begehen können. Was in seinen Augen, nehme ich an, Sex wäre. Mit der Schwangerschaft war die Letzte aber zu tief gefallen, um noch seines Rituals würdig zu sein.“

„Aber wie wusste er von der Schwangerschaft. Es war noch nicht offensichtlich“, überlegte Jupp.

„Sie hat es ihm gesagt, nehme ich an“, antwortete Falk. „Vielleicht hoffte sie, sich so retten zu können.“

„Und hat ihr Todesurteil besiegelt. Verdammt!“ Jupp schlug wütend auf den Tisch. „Ich hasse es, wenn man nicht mal weiß, wo man suchen soll.“

Er stand auf. „Ich will, dass die ganze Nacht jemand am Telefon ist. Vielleicht kommen nach den TV- und Radioberichten und dem Abendkurier erste Hinweise. Könnt ihr das übernehmen?“

Falk und Klaus nickten.

„Danke.“ Jupp nahm seine Jacke vom Haken. „Ich habe Flo versprochen, mit ihm auf den Friedhof zu gehen. Heute wäre Ellens Geburtstag gewesen. Ich möchte ihn ungern heute Abend allein lassen.“

„Kein Problem. Ich halte hier schon die Stellung“, versicherte Falk ihm.

„Ich auch“, ergänzte Klaus

„Danke. Und tut nix unanständiges, ihr beiden.“ Jupp grinste zweideutig.

///

Teil 2: http://tlen2.livejournal.com/347021.html

fanfiction, fandom: sk kölsch, gen, slash

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