Da nun die Wünsche-Wochen auf
ficathon_de vorbei sind, poste ich jetzt mal die Story, die ich für eine mir noch unbekannte Empfängerin geschrieben habe. Viel Spaß!
Doctor Who
Zehnter Doctor
Einen undramatischeren Tod hätte man sich nicht vorstellen können... (Ich brauche dringend einen lakonischen/humoristischen Gegenpol zum erwarteten Weihnachtsdrama)
Viel Schall, wenig Rauch (DW/SG1, gen-ish)
Vielen Dank an
counselor69 für die Beta. Verbliebene Fehler sind auf meinem Mist gewachsen ;-)
***
Ihm war, als schwebe er durch Zeit und Raum, umgeben von einem goldenen Leuchten. Sein Körper schien kein Gewicht zu haben und er fühlte sich leicht, so leicht. Frei. Alle Last von ihm genommen. Einfach wunderbar.
Aber irgendwas schien sich zu verändern und mit einem Mal *plopp* meldete sich sein Bewusstsein und er erkannte, dass er sich in Phase 1 der Regeneration befand.
„Och nööö“, hörte er eine fremde und ziemlich jung klingende Stimme sagen. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, dass es seine eigene Stimme sein musste. Instinktiv strich er mit der Zunge über seine Zähne. Ja, definitiv neu. Er brauchte dringend einen Spiegel. Hoffentlich war er kein Rotschopf… Und etwas leichteres zum anziehen wäre auch von Vorteil. Wo auch immer er war, er war viel zu dick angezogen.
Er öffnete die Augen und erblickte helle Stoffbahnen, die von einem Gerüst aus Holzstangen gehalten wurden.
„Warum bin ich in einem Zelt?“, sinnierte er laut vor sich hin, einfach um seine neue Stimme zu hören und sich daran zu gewöhnen.
„Weil wir immer noch in dieser vermaledeiten Wüste festsitzen, Doctor!“
Der Doctor fuhr erschrocken zusammen. Er hatte nicht erwartet, dass jemand bei ihm war. Nun, das lag wohl in erster Linie daran, dass er sich nicht wirklich daran erinnern konnte, was genau zu dieser Regeneration geführt hatte. Er folgte der Stimme, drehte den Kopf nach links und blickte Captain Jack Harkness direkt ins Gesicht.
Aha.
„Kann es sein, dass du neuerdings immer anwesend bist, wenn ich regeneriere? Oder bist du gar der Grund dafür?“
Jack warf ihm einen halb spöttischen, halb beleidigten Blick zu. „Zumindest die spitze Zunge ist geblieben… Ich fing schon langsam an, mir Sorgen zu machen.“
Dann hielt er ihm einen Tonbecher vor die Nase. „Das ist Wasser, du musst trinken. Liegst hier schon seit mindestens 20 Stunden.“
Der frisch regenerierte Time Lord stützte sich auf seine Ellenbogen und schloss schnell die Augen. Sich neu anordnende Moleküle konnten ganz schön schwindelig machen. Er blinzelte ein paar Mal, dann sah er genug, um den Becher nicht zu verfehlen. Er griff danach, setzte das Gefäß an die Lippen und trank. Mit jedem Schluck wurde sein Durst größer und schnell hielt er dem Zeitagenten den leeren Becher zum nachfüllen hin.
Jacks Blick glitt über sein Gesicht… und weiter nach unten. Typisch. Zumindest hatte er noch sein Hemd an, wenn auch Mantel und Jackett verschwunden waren - bei der Hitze durchaus angebracht. Ein Blick an seinem neuen Körper entlang brachte nur die Erkenntnis, dass er immer noch nicht zu den muskulösen Typen gehörte - mehr allerdings nicht, denn ein Laken bedeckte ihn vom Oberkörper her abwärts. Allerdings schien er die 1,80m zu schaffen. Wenigstens etwas.
„Ich hatte übrigens nichts damit zu tun“, versicherte Jack, und fügte grinsend hinzu: „Ohne Welten bedrohende Katastrophen fehlte zwar ein wenig der Kick, aber… interessant war es auf jeden Fall.“ Jack zauberte eine Karaffe hinter seinem Rücken hervor und füllte den Becher erneut.
„Was soll denn das heißen?“
„Keine Katastrophe. Kein Drama. Keine Daleks oder Cybermen. Keine Jungfer in Not. Nichts dergleichen. Nada. Niente.“ Jack schüttelte verneinend den Kopf und grinste. Der Doctor versuchte die Informationen zu verarbeiten, aber er konnte es irgendwie nicht ganz glauben. Das passte irgendwie nicht zu ihm. Das war… zu normal.
„Du kannst dich wirklich nicht erinnern?“, fragte Jack mit gerunzelter Stirn.
Den Blick durch das stattlich möblierte und reich geschmückte Zelt wandern lassend, versuchte er sich die Momente vor der Regeneration ins Gedächtnis zu rufen, aber da klafften beträchtliche Lücken in seiner Erinnerung.
„Na ja, ich kann mich noch an eine reizende, leicht bekleidete Dame erinnern, die irgendetwas von mir wollte. Der Rest… ist noch nicht wieder an seinem Platz“, antwortete der Doktor schließlich und klopfte sich gegen die Stirn.
Jack betrachtete einen Moment seine Hände, offenbar unschlüssig, was oder wie viel der Ereignisse er wiedergeben sollte. Dann erhellte sich sein Gesicht und er schaute auf.
„Also, wir hatten unterschiedliche Ansichten darüber, wie denn Imhotep die Rampen für die Stufenpyramide des Djoser angelegt hat. Nun, du sagtest schließlich, wir könnten uns das auch einfach anschauen und los ging’s. Leider sind wir wohl zu dicht an einem schwarzen Loch vorbei gekommen - oder was auch immer das war… Fakt ist, wir befinden uns zwar auf der Erde, auch im Jahr 2972 vor Christus, aber leider nicht in unserem Universum.“
Der Doctor blinzelte. “Aber… das ist unmöglich seit…“
„Seit dem letzten großen Zeitkrieg. Ich weiß. Du hast es mehr als einmal gesagt.“ Jack zuckte mit den Schultern. „Es ist jetzt aber auch nicht das erste Mal, dass du danach in einem Paralleluniversum gelandet bist, mein Guter. Entweder löst du das selbst aus oder deine TARDIS“
Abrupt richtete sich der Doktor auf. „Die TARDIS - wo ist sie? Wie konnte ich sie bloß vergessen?“
„Alles gut, keine Sorge. Zurzeit dient sie als Kultstätte für uns.“
„WAS?“
„Für die Tapferen, die den Göttern getrotzt haben und überlebten. Neuer Geheimkult. Viele neue Anhänger. Und Anhängerinnen.“ Jack grinste vielsagend. „Die Goa’uld sind bei den Einheimischen nicht so wirklich beliebt. Wir hingegen schon.“
Jack drehte sich um und hielt dem Doktor kurz danach eine reich gefüllte Obstschale unter die Nase. „Weintraube gefällig?“
Immer noch verwirrt schüttelte der Time Lord den Kopf. „Was meinst du mit *den Göttern getrotzt*?“
„Wie du dir vielleicht denken kannst, haben wir Djoser und Imhotep hier nicht angetroffen. Stattdessen gibt es hier diesen Typen namens Ra, der als Gott auftritt und ein Ego hat, das sogar meines in den Schatten stellt.“
Jack stopfte sich ein paar Weintrauben in den Mund und er schien sichtlich erfreut darüber zu sein, dass er zur Abwechslung mal mehr wusste als sein Freund.
„Ra war der Sonnengott in der ägyptischen Mythologie“, murmelte der Mann aus Gallifrey
in die kaubedingte Sprechpause hinein.
„Stimmt schon, aber dieser Ra ist alles andere als ein Gott. Allerdings hat er eine ziemlich hoch entwickelte Technologie zur Hand, das muss man schon sagen.“ Erneut verschwand eine Weintraube in Jacks Mund. „Wenn du mich fragst, ist die aber geklaut. Der erinnert mich zu sehr an die Römer.“
Der Doctor wurde langsam etwas ungeduldig. „Wieso sind wir denen nicht ausgewichen?“
„Tja, du scheinst neuerdings sehr auf Nervenkitzel zu stehen, aber die TARDIS direkt neben dem Sanktuar im Tempel des Ra materialisieren zu lassen, war etwas zu… provokant. Wir sind beim Verlassen der Kapelle leider gleich einkassiert worden. Hielten uns für Frevler, die Opfergaben stehlen wollten.“
„Unterstellst du mir gerade, ich machte das absichtlich?“, verlangte der Doctor zu wissen.
Jack hob lediglich bedeutungsvoll die Augenbrauen. „Niemals würde ich dir so etwas unterstellen!“
„Was soll das denn heißen?“
Das Grinsen verschwand aus Jacks Gesicht und er schaute ihn ernst an.
„Ich weiß nicht, was du alles erlebt hast in den Wochen und Monaten, in denen ich nichts von dir gehört habe. Aber eines weiß ich sicher: Es hat dir nicht gut getan. Für einen Moment dort in dem Thronsaal hättest du einer von diesen Schlangeköpfen sein können. Ich hab nur gedacht: Was für ein größenwahnsinniges Arschloch.“
Der Doctor riss seine neuen Augen weit auf, so verblüfft war er ob der deutlichen Worte.
Und fühlte sich ein wenig ertappt, denn… ja, verdammt, das stimmte. Er war so gewesen. Nah am Wahnsinn. Ein Arschloch. Sogar ein wenig lebensmüde. Das Gefühl war nur noch ein Echo, aber es war einmal Teil von ihm.
Offenbar lieferte sein neuer Körper gleich die passenden Beweise, denn seine Wangen begannen zu glühen. Jack registrierte dies offenbar mit einer Spur Genugtuung, schaute dann aber weg und gewährte ihm einen Moment, um sich zu sammeln. Ein, zweimal holte der Doctor tief Luft, dann fühlte er sich bereit.
„Erzähl, bitte“, forderte er seinen Gefährten auf.
Nach einem kritischen Blick kehrte das Grinsen auf Jacks Gesicht zurück.
„Aber gerne doch. Also, nachdem wir von den Schlangenköpfen in den Thronsaal gebracht wurden, trafen wir auf diesen Ra und Hathor - seine Frau - Freundin - Tochter… was auch immer sie war. Diese wollte alles über uns wissen, wo wir her kamen und wie, warum wir so komisch gekleidet seien - bla bla bla. Sie war nicht wirklich zufrieden mit meinen Antworten und so hat sie sich dir gewidmet. Sie hat sich wirklich Mühe gegeben, aber du kannst manchmal wirklich sehr uncharmant sein.“
„Ich bin jedenfalls nicht gleich mit dem zweiten Satz im Schlafzimmer, so wie du!“, bemerkte der Time Lord süffisant.
„ICH sage aber selten meinem Gegenüber, dass ich lieber erst die Zustimmung seines Wirtes hätte, bevor ich sexuell aktiv werde. Zumindest nicht, wenn die Person in einer strategisch überlegenen Position ist.“
„Äh…“
„Ja, das war unschlau, Doctor. Ziemlich unschlau sogar. Denn Madam Hathor fand es nicht witzig von so einem dünnen Schlacks wie dir abgewiesen zu werden. Das empörte Weib wandte sich an ihren Gatten oder wasauchimmer und forderte Genugtuung. Ra erhob sich also von seinem Thron, schritt auf dich zu, brachte die Augen zum Leuchten und verlangte mit dieser Synthesizer- Stimme „Knie nieder vor deinem Gott“.
Aber anstatt dich zu beugen, Abbitte zu leisten und uns einen Weg nach draußen zu bahnen - wie ein vernünftig denkender Mann gehandelt hätte - hast du leider den Mund aufgemacht.“
Der ehemalige Zeitagent verdrehte demonstrativ die Augen. Der Doctor hatte immer noch keine Ahnung, wo das hin führen sollte, obgleich ihn ein ungutes Gefühl beschlich.
„Du musstest dem Glüh-Auge unbedingt unter die Nase reiben, dass er ja ein wurmartiger Symbiont mit menschlichem Wirt sei und weit davon entfernt, ein Gott zu sein - von der Macht eines solchen ganz zu schweigen. Schließlich seiest du ja der letzte Time Lord und Raum und Zeit stünden zu deiner Verfügung. Ich hätte schwören können, dass deine Augen in dem Moment auch geleuchtet haben.“
Jack machte eine Pause, um sich der vollen Aufmerksamkeit seines Zuhörers sicher zu sein. Der Mann aus Gallifrey schaute ihn angespannt an, offensichtlich peinlich berührt ob der Aussagen seiner vorherigen Regeneration.
Jack räusperte sich, dann fuhr er fort.
„Ihr habt euch bestimmt 10 Sekunden lang angestarrt. Dann hob Ra seine Hand und hielt so ein komisches Teil gegen deine Stirn. Du hast geschrien, fielst auf die Knie und kipptest um.
Das war’s. Zack. Aus. Ende Gelände.“
„Huh?“ Unglauben breitete sich im Gesicht des Time Lords aus. DAS soll es gewesen sein?
„Und da deine Finger auch gleich anfingen, golden zu flimmern, beschloss ich spontan, dich zu schnappen und die Flucht zu ergreifen. Leider hat dann einer der Schlangenköpfe aus dieser Stabwaffe auf mich gefeuert. DAS tat weh, sag ich dir. Und mein Hemd ist definitiv ruiniert. Zum Glück hat der Mantel nix abbekommen. Gut nur, dass wir einen der Jaffa und seine Gruppe doch sehr von uns überzeugen konnten. Der hat uns nämlich hier her gebracht.“
Jetzt erst fiel dem Doctor auf, dass Jack so etwas wie eine Tunika trug. Sie stand ihm ausgezeichnet und er trug sie mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es nie anders gewesen wäre. Außerdem stellte er fest, dass es ihm durchaus recht wäre, wenn Jack sie einfach auszöge.
Huch?
Wo kam das denn her? Ihm schwirrte der Kopf. Das musste die beginnende Stufe zwei der Regeneration sein.
„Jack. Es tut mir leid.“
„Was tut dir leid?“
„Das war dein Lieblingshemd“
Die Augenbrauen seines Gegenübers wanderten nach oben und der Doctor fragte sich, was er eigentlich wirklich sagen wollte. Er hatte es vergessen. Offenbar waren wirklich noch nicht wirklich alle Moleküle wieder dort, wo sie sein sollten, zumindest nicht in seinem Hirn. Er ließ sich auf die Schlafstatt zurück sinken und schloss die Augen. Schlafen schien im Moment die beste Option zu sein. Danach konnte er sicher wieder besser denken. Sogleich begann er weg zu driften, diesem herrliche Zustand entgegen zu eilen - als sich ein Gedanke formte, der sich sehr beharrlich weigerte, dem Schlaf den Weg frei zu machen. Mühsam öffnete er ein Auge.
„Jack?“
„Ja?“
„Bin ich ein Rotschopf?“
--ENDE--