Team: Nimmerland
Titel: Outsider [pt. 2]
Fandom: Original: UCG
Rating: P12
Prompt: Heldenreise: Die Welt gerät aus den Fugen - für mich
Länge: 1045
Zeit: 40min
“Was willst du?” Mars war einen Schritt an den Fremden herangetreten, konnte durch den Schatten, in dem der sich perfekt positioniert hatte, aber noch immer keine Details erkennen.
“Ich will euch helfen”, sagte der Andere gönnerhaft.
“Wir brauchen keine Hilfe, vielen Dank. Vor allem nicht von Typen wie dir.” Mars musste sich stark zurückhalten, um nicht vor dem Anderen auf den Boden zu spucken. Was bildete der sich eigentlich ein, sich hier in Dinge einzumischen, die ihn nichts angingen?
Der Andere klang amüsiert, als er antwortete: “Dann habt ihr also schon den perfekten Plan, in die Villa in den Koen Plains einzusteigen?”
Mars zögerte kurz, in der Hoffnung, dass Dex oder CJ etwas sagen würden, aber nichts geschah, und der Andere bemerkte die kurze Unsicherheit natürlich sofort.
“Ich war sicher schon hundert Mal in Koen Plains, ich weiß, wie man reinkommt, wo die Wachen sind und wann Schichtwechsel ist. Ihr wollt einen großen Zug machen, habt aber keine Ahnung, wie ihr das anstellen sollt, und ich bin das fehlende Puzzleteil in eurem Plan. Warum siehst du das nicht ein?” Der Fremde machte eine einladende Geste und Mars war sich sicher, dass er gehässig grinste.
“Wir arbeiten nicht mit Outsidern”, gab er nur zurück und baute sich vor dem Anderen auf, wie er es gelernt hatte, um möglichst groß und bedrohlich zu wirken. “Lass uns in Ruhe.”
Der Outsider spiegelte seine Haltung. “Du hast Mumm”, sagte er gönnerhaft, “das gefällt mir. Wenn du nicht nur so feige wärst.”
“Hey!” Mars wollte protestieren, aber der Andere sprach weiter, ohne seinen Zwischenruf zu würdigen.
“Eine Pause machen wollen zwischen zwei Zügen? Wirklich? Du kennst deine Position in dieser Gesellschaft, oder nicht?” Er machte einen Schritt nach vorne und es kostete Mars ziemliche Anstrengung, nicht reflexartig zurückzuweichen, auch wenn der Outsider noch bestimmt fünfzehn Meter von ihnen entfernt war. “Oder ist es Dummheit?”, fuhr er fort. “Ich biete euch meine Hilfe an, und du schlägst sie aus, ohne mich überhaupt angehört zu haben.”
“Weil du uns belauscht hast!”, fauchte Mars. “Das Gespräch war privat! Was gibt dir das Recht-“
“Es ist nicht meine Schuld, dass ihr eure Pläne durch den ganzen Raum schreit”, unterbrach der Outsider ihn.
Mars ballte die Fäuste. Was bildete der sich eigentlich ein? So laut waren sie nicht gewesen, und außerdem hatte der Outsider seinen Tisch fast am anderen Ende des Raumes gehabt, auf die Entfernung war es nahezu unmöglich, ein Gespräch zu belauschen, außer man konnte nicht-menschlich hören und legte es darauf an. Und der Outsider wusste mit absoluter Sicherheit, dass Mars das auch wusste, und hielt sich trotzdem für überlegen. Was für ein Arsch.
“Lass uns in Frieden und wir vergessen die Sache.” Er musste sich wirklich zurückhalten, er konnte nicht einfach auf offener Straße auf jemanden losgehen, vor allem nicht, wenn er nicht wusste, wie derjenige ausgerüstet war.
“Ich glaube nicht.” Die gelb leuchtenden Augen blinzelten erneut, auch wenn synthetische Augen eigentlich überhaupt nicht blinzeln mussten. Der Typ machte das absichtlich.
Bevor Mars reagieren konnte, berührte Dex ihn am Arm und sagte leise: “Timeout. Crewbesprechung, jetzt.”
Der Outsider verschränkte die Arme, machte aber keine Anstalten, die Crew an einer Besprechung zu hindern. Wie auch, mit verstärktem Hörsinn verstand er wahrscheinlich trotz der Entfernung noch jedes geflüsterte Wort.
“Ich sage es nur ungerne”, begann Dex, als die Gruppe sich ein paar Meter entfernt in einem kleinen Kreis aufgestellt hatte, “aber wir wissen wirklich nicht viel über Koen Plains. Wir sollten uns wenigstens anhören, was er zu sagen hat.”
“Spinnst du?” Kaito war außer sich. “Mars hat recht, das stinkt doch zum Himmel!”
“Wir hören ihn ja nur an!” Dex warf Mars einen prüfenden Blick zu. “Und vielleicht… hat er ja recht und wir sind gerade ziemlich dumm, seine Hilfe nicht anzunehmen.”
“Ja klar.” Mars verdrehte die Augen. “Und als nächstes sagst du, dass er Recht hat und ich feige bin, weil mir der Plan mit Koen Plains nicht gefällt.”
Das Schweigen der Gruppe sprach Bände.
Leise meldete sich Hoax zu Wort: “Vielleicht waren wir wirklich zu laut im Rowhammer. Dann müssen wir unseren Fehler ausbaden, es ist nur gerecht.”
“Und vielleicht kann er uns wirklich weiterhelfen”, stimmte Dex zu. “Das würde den Zug deutlich einfacher machen.”
CJ, die bisher für ihre Verhältnisse erstaunlich schweigsam gewesen war, zuckte mit den Schultern und sah Mars entschuldigend an. “Wenn Dex das sagt…”
Dex war, das wussten sie alle, nicht ohne Grund hauptsächlich für die Strategie des Teams zuständig. Und es stimmte ja auch, der Zug würde deutlich schneller laufen können, wenn man schnell viele Insider-Informationen hatte und nicht erst Kaito irgendwo einschleusen musste. Aber der Outsider war Mars nicht geheuer, und in Neo Aoki musste man wirklich aufpassen, mit wem man sich abgab. Sie wussten nichts über den Kerl, nicht mal, wie er aussah. Das war kein gutes Zeichen.
“Wir voten”, beschloss Dex. “Wer ist dagegen, dass wir uns anhören, was er zu sagen hat?”
Mars und Kaito hoben die Hände.
“Gegenprobe, wer ist dafür?”
Diesmal meldeten sich Dex und Hoax. CJ zögerte kurz, murmelte dann: “Sorry, Mars” und hob ebenfalls die Hand.
“Damit ist es beschlossen”, stellte Dex zufrieden fest. “Er soll reden.”
“Ich wusste, ihr würdet noch zur Besinnung kommen”, rief der Outsider von seiner Position aus.
Kaito sah den Rest der Crew mit großen Augen an. “Auf keinen Fall”, sagte er. “Ich mach nicht mit. Ich bin raus! Ich will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben!”, und er drehte sich um und ging schnellen Schrittes in Richtung der Hauptstraße, ohne sich nochmal umzudrehen.
“Kaito! Du kannst doch nicht-”, setzte CJ an, aber Dex hielt sie zurück: “Lass ihn.”
Toll. Mars wurde immer unwohler bei der ganzen Sache. Jetzt hatten sie ihren Informanten und einzigen Fahrer verloren. Das war nicht gut.
Dex trat einen Schritt auf den Outsider zu und forderte ihn auf: “Sag, was du zu sagen hast. Danach entscheiden wir, ob wir mit dir zusammen arbeiten wollen.”
“Wenn ich euch sage, was ich weiß, arbeiten wir bereits zusammen”, entgegnete der Outsider. “Ich gebe euch Informationen, die ihr nirgendwo anders her bekommt. Hintergeht mich nicht.”
Mars schluckte. Aber das Team hatte entschieden, und sie alle mussten die Entscheidung jetzt tragen.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Dex nickte. Dann hörte er CJ aus dem Hintergrund fragen: “Wie gut kannst du fahren?”
< Part 1 |
Masterpost |
Part 3 >