Apr 19, 2006 13:01
So, Ostern ist rum, ich bin wieder hier auf der Arbeit und irgendwie nicht wirklich erholt...
Ganz ehrlich, auch wenn es wunderschön ist, kann die Reiserei aufgrund einer Fernbeziehung manchmal echt etwas anstrengend sein. Nicht, dass ich das auch nur einen Augenblick bereuen würde.
Geben wir es ruhig zu. Mein Leben in Würzburg in der ersten Hälfte meiner Zwanziger war doch recht eingeschliffen. Das hatte durchaus etwas verlässliches und seine Vorteile, aber wenn ich nicht ab und zu zu einem ElfQuest- oder Buffytreffen gegangen wäre, wäre es manchmal doch recht eintönig geworden.
Mit Berlin hat sich mir eine neue Welt aufgetan.
Auch das ist durchaus nicht ausschließlich vorteilhaft!
Berlin ist anders als Würzburg, klar!
Oder vielleicht ist auch einfach nur *mein* Berliner Umfeld ganz anders als *mein* Würzburger Umfeld.
Was ich genieße, ist unzweifelhaft die Tatsache, dass ich nicht mehr befürchte, zu einem spießigen Buchhalter zu verkommen.
Die Ostertage waren voller Programm. War viel mit Jan unterwegs, der auf diversen Veranstaltungen Fotos gemacht hat. Und das war sogar richtig lustig.
Außerdem war am Osterwochenende in Berlin das jährliche schwule Leder-Treffen und zusammen mit den „Nonnen vom Orden der Perpetuellen Indulgenz“ (um es profan auszdrücken:: Leute [hauptsächlich Schwule, aber auch Frauen], die BHs auf dem Kopf tragen und ihren schillernden Auftritt dazu nutzen, Werbung für Safer Sex zu machen, Kondome zu verteilen und Spenden für nicht staatlich geförderte Aids-Hilfe-Projekte zu sammeln) standen Jan und ich (unverkleideterweise und ohne BH! Waren nur freiwillige Helfer!) am Brandenburger Tor, haben Kondome aufgeblasen, mit Rasierschaum besprüht und sie den Teilnehmern einer schwulen Schnitzeljagd que(e)r durch Berlin samt Nassrasierer übergeben, damit die ihre Rasierkünste unter Beweis stellen konnten.
Ist das Kondom geplatzt, gab es keine Punkte.
War schon sehr lustig.
Und ich war überrascht, wie begeistert die Nonnen von den Berlin-Touristen aufgenommen wurden. Irgendwie wollte alle Welt Fotos machen. Sogar von mir J
Am Sonntag abend waren wir dann zur Wahl zum GML 2006 („German Mr Leather“). Manchmal ist es schon praktisch, mit einem Fotografen liiert zu sein. Wir haben Presseausweise bekommen, mussten bei keiner Party am Wochenende Eintritt bezahlen, nirgends anstehen und sind eigentlich überall hingekommen - auch in den Backstage-Bereich, wo sich n paar Porno-Darsteller gerade leicht bekleidet am Kalten Buffett zu schaffen gemacht haben - gucken darf man ja wohl .-))
Interessanterweise muss ich schon sagen, dass ich festgestellt habe, dass mich die Verbindung Maskulinität und Leder sehr fasziniert. Was das jetzt genau bedeutet, weiß ich gerade selbst nicht und lass es einfach mal dahin gestellt.
Beobachte mich jedenfalls selbst gerade halb staunend.
Das Ganze hat schon was!
Und man, auch noch so ne Sache, die mir in Berlin erst auffällt - Schwule können *verdammt* maskulin sein - in Würzburg bewege ich mich in Kreisen [und hab mich immer auch bisher eher selbst dazu gezählt], die eher das typische sensitive Klischee des Homos unterstrichen haben. In Berlin hab ich jetzt einige "Leder-Schwule" kennengelernt (und das, obwohl Jan damit eigentlich so gar nix am Hut hat) und das ist ein ganz anderer Schlag Mensch (hart, aber herzlich - grinz) Irgendwie jedenfalls.
Schwule Vielfalt - bekommt für mich auch eine neue Dimension - sort of.
Wollt ich nur mal irgendwie los werden... ;-)
Hoffe, ihr hattet alle schöne Ostern...
my so-called life