Story: RPG storyverse (not sure if Canon or AU)
Genre: ???
Warnings: Gefangenschaft, Bevormundung (& implied abuse) psychisch kranker Patienten (systematischer Ableismus/sanism), Gewalt / Strangulation (graphic), (auditive) Halluzinationen, Trauma (implied), Sex (erwähnt)
Rating: 16+
Charakter: Caecilia
Ficathon:
not overPrompt: [1588]
Challenge: Goretober (asylum)
Sonstiges: Keine Ahnung, ob das canon ist, aber habe bei dem Stichwort einfach Bock auf so 'ne klischeehafte Szene mit Caecilia bekommen. Etwas am Prompt vorbei, aber honestly, who cares, I actually enjoyed writing that.
You used to captivate me by your resonating light
Now I'm bound by the life you left behind
Your face it haunts my once pleasant dreams
Your voice it chased away all the sanity in me
Heilanstalt.
So nennen sie es.
Caecilia würde das noch nicht einmal als Beschönigung bezeichnen; es ist schlicht und ergreifend eine Lüge.
Sie haben es angepriesen als sei es ein Allheilmittel für alle Leiden geistiger Natur, die man sich nur vorstellen kann - als sei es eine großartige Chance, dass sie hier sein darf, so lange es nötig ist (bis es ihr besser geht), und das auf Kosten der Obrigkeit; aber es war keine freundliche Bitte, der sie hierher gefolgt ist, sondern ein Befehl, der ihr keine Wahl gelassen hat.
Seufzend richtet sie sich auf ihrer Pritsche auf, lehnt sich gegen die kühle Wand und schließt die Augen. Auf dem Gang hört sie dieselben schwerfälligen Schritte wie jeden Abend. Abendliche Kontrolle. Danach Abendessen. Danach Nachtruhe. Das hier war ihre einzige Alternative dazu, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einer Kerkerzelle zu verrotten und auf ihre Hinrichtung zu warten - schon wieder; aber wäre da nicht die etwas geräumigere Schlafgelegenheit, die Tür statt der Gitterstäbe, und käme ein Henker, um nach ihr sehen, statt eines Heilers, würde sich nichts - aber auch gar nichts - an ihrem Alltag hier von ihrem Alltag im Kerker ihrer Heimatstadt damals unterscheiden.
Freust du dich schon auf die allabendliche Aufführung, Cilia?
Caecilia blendet Elessárs Stimme aus, so gut sie kann. Sie wappnet sich gegen die Fragen, die gleich kommen werden; wappnet sich gegen das Gefühl, mehr hübsche, aber wertlose Kuriosität in einem Schaukasten zu sein als Patientin eines fähigen Heilers, der sein Handwerk versteht und ihr tatsächlich helfen kann.
Freust du dich darauf, ihnen zu erzählen, wie gut es dir geht? Dass du besser schläfst und mich nicht mehr hörst? Oder geht dir die immer gleiche alte Leier langsam auf die Nerven?
Sie lässt die Worte an sich vorbeiziehen, schluckt ihre Antwort unter, atmet den Drang zu reagieren mit einem Schwall Luft aus, konzentriert sich auf die Schritte, die Pausen, die echten Stimmen, das Klirren des Schlüsselbunds draußen. Auf das Leben außerhalb ihres Zimmers (ihrer Zelle). Das ist es, was sie hier bei Verstand hält, einigermaßen zumindest, während alles andere anscheinend mit aller Macht versucht, ihr auch dieses letzte Bisschen auszutreiben: Der Gedanke daran, dass es mehr gibt als sie in diesen vier Wänden zu sehen bekommt.
Der Gedanke an die Welt dort draußen, mit der sie laut den Behörden nicht klarkommt in ihrem Zustand. Der Gedanke an eine Welt, in der Cailéan auf sie wartet, für immer, wenn es sein muss, dessen ist sie sich gewiss - auch wenn sie nie wieder zu ihm zurückkehren kann, er wartet auf sie, sie weiß es, und das ist einer der wenigen verbliebenen Gedanken, die sie noch hoffen lassen. Hoffen. Durchhalten. Planen. Kämpfen. Er glaubt an sie, immer noch, egal, wie wenig sie es verdient hat; sie hat sich geschworen, es ihm zu danken, indem sie irgendwann auch anfängt, an sich zu glauben, und vielleicht ist dieses irgendwann jetzt gekommen.
*
Wenn ihnen ihre Antworten gefallen, sagen sie, sie sei auf dem Weg der Besserung. Notieren sich irgendetwas und schicken den Koch mit ihrem Abendessen herein, nachdem sie ihre Routineuntersuchung abgeschlossen haben.
Wenn ihnen ihre Antworten nicht gefallen -
»Was ist mit …« Der Heiler unterbricht sich, dreht sich zu seinem Assistenten um. »Wie hieß er noch gleich? Der Henker?«
»Cailéan«, sagt Caecilia, bevor der Assistent überhaupt den Mund öffnen kann. Sie beißt sich fest auf die linke Seite der Zunge und bereut es sofort, überhaupt etwas gesagt zu haben. Wenn ihnen ihre Antworten nicht gefallen -
»Cailéan, richtig. Der Henker, der … eigentlich ein Angstdämon ist, habe ich das richtig verstanden?« Er hebt die Augenbrauen und sieht sie fragend an, wobei er den amüsierten Unterton in seiner Stimme nicht ganz verbergen kann. Oder will.
Caecilia antwortet nicht.
»Wollt Ihr nicht noch einmal von ihm erzählen, meine Teuerste?«, fordert der Heiler sie auf. Seine Lippen lächeln, aber das Lächeln erreicht seine Augen nicht.
Caecilia lächelt ebenfalls. Ganz leicht nur, kaum ein Zucken der Mundwinkel. »Nein«, erwidert sie ruhig. »Ich will nicht von ihm erzählen.«
»Weshalb nicht?«, will der Heiler (Folterknecht, denkt sie insgeheim, weil er in Wahrheit nichts weiter ist als das, und die abendliche Kontrolle nichts weiter als eine von vielen Methoden, mit denen er seine Patienten zu brechen versucht) wissen.
»Weil er nicht real ist. Nie real war. Ich bin … habe genug Zeit damit verschwendet, mich meinen Hirngespinsten hinzugeben.«
Du lügst so gut, flüstert Elessár ihr ins Ohr. Sie glaubt beinahe, seinen Atem auf ihrem Hals und ihrer Ohrmuschel spüren zu können, wie damals, wenn - Ich habe mich immer gefragt, wer von uns besser lügen kann, Cilia. Was denkst du - du oder ich?
Caecilia schließt die Augen. Sie könnte Elessárs Frage nicht beantworten, selbst, wenn sie wollte. Sie konzentriert sich darauf, die Fragen zu beantworten, von denen alles abhängt, und weiterhin die richtigen Antworten zu geben, egal, wie falsch und verlogen sie sich anfühlen.
*
Caecilia kann sich noch daran erinnern, wie es war, neben Elessár zu schlafen. Sie erinnert sich an seinen ruhigen Atem, an seinen Geruch, daran, wie warm sich seine Haut auf ihrer angefühlt hat. Sie erinnert sich an seinen letzten Kuss am Abend, seine Lippen, die leicht ihren Nacken streifen. An den Sex im Morgengrauen, an ihren Namen auf seinen Lippen und die Spuren ihrer Fingernägel auf seinem Rücken. An ihr eigenes Lächeln, wenn er sich im Halbschlaf näher an sie drängte. An sein besorgtes Flüstern: Was ist los, Cilia?, bei jedem Albtraum, bei jedem Schrei im Schlaf.
Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie es war, sich in seinem Licht zu suhlen - all seine Wärme und Schönheit zu genießen, ohne die Schattenseiten zu erkennen.
Heute ist er nur noch eine Stimme in ihrem Kopf - ein Gesicht, das sie jede Nacht bis in ihre Träume verfolgt. So weit weg von ihr, dass sie ihn hoffentlich nie wieder sehen wird. Aber die Illusion, die er in ihr zurückgelassen hat, ist da, bleibt da, wahrscheinlich für immer, und Caecilia hätte nie gedacht, dass sie dafür einmal … dankbar sein würde. Wie jetzt.
Seit sie hier ist, ist seine Illusion nicht mehr der Fluch, der sie vorher war, sondern ihre einzige Gesellschaft, und zugleich ihre einzige Erinnerung daran, dass das, was passiert ist, echt war. So echt, dass es sich für immer in ihrem Inneren verankert hat.
Caecilia weiß, dass sie nicht unberechtigt hier ist. Aber sie weiß auch, dass ihr hier niemand wirklich helfen will - geschweige denn kann. Dass sich niemand hier wirklich Mühe gibt, zu verstehen, was in ihr vor sich geht, oder ihr überhaupt glaubt, wenn sie die Wahrheit erzählt.
Sie versucht, nur daran zu denken, als sie einen der Nachtwächter in ihr Zimmer ruft (Zimmer, nicht Zelle, das sagen sie immer, aber Caecilia weiß, wie eine Zelle aussieht, wie eine Zelle sich anfühlt, und sie hat nie mehr eingesperrt gefühlt als hier) und ihn, kaum dass er eingetreten ist, umwirft und ihm von hinten ein zerrissenes und zu einem Strang gewickeltes Nachtkleid um den Hals legt. Es kostet eine Menge Kraft, den sich aufbäumenden jungen Mann unten zu halten und die improvisierte Schlinge zuzuziehen, auch wenn er bäuchlings auf dem Boden gelandet ist und sie über ihm kniet. Ihr einziger Vorteil ist: Er hat nicht damit gerechnet. Niemand hat damit gerechnet. Hirngespinste hin oder her, sie ist als friedliche Patientin (Gefangene, könnte man genauso gut sagen) bekannt, und sie wünschte, das hätte so bleiben können. Sie zittert am ganzen Körper, beißt die Zähne zusammen, während sie versucht, das Stück Stoff, das in ihre Hände schneidet und ihr gleichzeitig ständig zu entgleiten droht, nicht loszulassen, und sie schafft es lange genug. Hoffentlich nicht lange genug, um ihn zu töten, denkt sie im Stillen. Aber definitiv lange genug, dass sie an seinem kraftlos zusammengesackten Körper nach dem Schlüsselbund und nach seiner Waffe tasten kann.
Gut gemacht, lobt Elessár, und seine Stimme klingt, als würde er dabei Schmunzeln.
»Wenn du wüsstest«, murmelt Caecilia, die Stimme gesenkt, kaum hörbar, »dass ich das von Cailéan gelernt habe …«
Sie versucht nur daran zu denken: Sie sollte nicht hier sein. Hätte man sie nicht gegen ihren Willen und gegen jede Vernunft eingesperrt, müsste sie das alles gar nicht tun. Dann wäre sie nicht die Gefahr für andere (das haben sie ihr von Anfang an vorgeworfen, Gefahr für sich und andere, und über einen dieser beiden Vorwürfe konnte und kann sie immer noch nur bitter lachen und den Kopf schütteln, mehr nicht), zu der sie jetzt wird, als sie die Anstalt verlässt.
Also hattest du das Theater doch endlich satt. Wusste ich es doch … Ich kenne dich eben, Cilia. Mir kannst du nichts vormachen.
»Halt die Klappe«, raunt sie, und es tut gut, Elessár zum ersten Mal seit Monaten zu antworten.
Einen Moment lang ist es still, totenstill, als Caecilia am Ende des Gangs innehält.
Und jetzt?
Sie weiß es nicht. Nicht genau zumindest. Weiter als bis hier reicht ihr Plan nicht; aber sie hat sich mit der Zeit daran gewöhnt, dass ihre Pläne ohnehin nie aufgehen. Dass Pläne, wie so vieles, nur existieren, um von Zufall und Schicksal ruiniert zu werden.
Heilanstalt.
So nennen sie ist.
Die Wahrheit ist: Nichts hat Caecilia je kränker gemacht als diese Heilanstalt - diese ganz neue Möglichkeit für Leute wie sie, wie es hieß, als man sie hierher brachte. Noch nicht einmal Elessárs Stimme, die ihr immer noch jeden Tag zuflüstert, auch jetzt, als sie über die Gänge nach draußen schleicht.