{#goretober} caecilia » die wahren monster

Oct 06, 2018 23:27

Story: RPG storyverse (vaaaguely canon)
Genre: lowkey gore I guess eigentlich eher so dramatic shit
Warnings: hints of psychische Störung(en) / verzerrte Wahrnehmung, aber nix explizites bzw genauer beschriebenes; child abuse incl. graphic Verletzungen / implied violence / Isolation; hints of Leben in ner Sekte
Rating: 18+
Charaktere: Caecilia (& Cailéan & Elessár)

Ficathon: daswaisenhaus
Prompt: [3035]
Challenge: Goretober (monsters under the bed)

Sonstiges: Was soll ich sagen, ich hänge mega hinterher, hab schon wieder so semi an Stichwort und Prompt vorbeigeschrieben & nicht ordentlich überarbeitet, aber egaaal, ich gebe 0 fucks und ihr wahrscheinlich auch, also viel Spaß beim Lesen. & bitte nagelt mich nicht drauf fest, dass die Zeit- bzw Altersangaben für immer im Canon korrekt bleiben, ich hab einfach immer noch kaum Ahnung von Cilias Story. (EDIT: Es ist jetzt 2022 und ich habe jetzt Ahnung von Cilias Story, also habe ich die Altersangaben angepasst :D)

Don't be afraid, there's nothing around you
The real monsters just live inside of yourself


Caecilia ist vier Jahre alt.

Ihre Fantasie durchlebt einen Frühling ohnegleichen; die Gedanken sprießen in allen Winkeln ihres Kopfs, etliche Bilder blühen vor ihrem inneren Auge auf, Geschichten und Ideen brechen durch die frostkalte Erde, entfalten sich an der Oberfläche, wachsen zu anmutigen, kräftigen Pflänzchen heran. Caecilia hegt und pflegt ihre sonnenbeschienene Fantasie. Gießt die Sprösslinge und jätet Unkraut. Staunt stundenlang über all die Farben, all die Schönheit.

Caecilia lächelt viel, aber wenn ihre Mutter die Lippen schürzt und fragt: »Was hast du, Kind?«, sagt sie: »Nichts, Mutter.«

Sie lächelt viel über die Welt in ihrem Inneren; aber sie weiß, dass sie sie mit niemandem teilen darf, wenn sie sie behalten will.

+

Caecilia ist sechs Jahre alt.

Manchmal kann sie all das, was sich in ihrem Inneren abspielt, nicht ganz verstecken. Sie gibt sich Mühe, aber irgendetwas scheint immer durch, ein Hauch nur, der ihren Frühling mit sich trägt; ein zu fröhlicher Tonfall, ein verträumter Blick ins Leere, ein unbegründetes Lächeln, oder, wie heute, ein Pinselstrich, der etwas formt, was er nicht formen sollte. Nichts dergleichen entgeht den wachsamen Blicken, die Tag für Tag, Stunde für Stunde auf ihr ruhen.

Caecilia sitzt auf ihrer Bettkante und blickt auf ihre geschienten Finger. Sie versucht, den wabernden Schmerz zu ignorieren. Unter dem Verband verstecken sich violett schillernde Quetschungen über Knochen, die sich anfühlen, als seien sie feine Äste im Laub, die man im Vorübergehen mit einem leisen Knacken zertreten hat. Sie ist froh, das nicht sehen zu müssen; es zu fühlen ist schlimm genug. Sie weiß, einer der Heiler wird sich später darum kümmern, dass alles ordentlich verheilt, dass sie keine bleibenden Schäden davonträgt, dass es schneller aufhört, wehzutun, doch das macht den Schmerz in diesem Augenblick nicht weniger echt, nicht weniger schwer zu ertragen.

»Was ist?«, fragt ihre Mutter, die ihr mit vor der Brust verschränkten Armen gegenübersteht.

Caecilia zuckt mit den Schultern. Sie weint nicht, klagt nicht. Aber sie merkt sich, dass sie vorsichtiger werden muss, wenn so etwas nicht noch mal passieren soll.

»Was ist?«, fragt ihre Mutter noch einmal. Dieses Mal in regelrecht schneidendem Tonfall, während sie auf das Bett zukommt und Caecilias Kinn grob anhebt, sie dazu zwingt, ihrem Blick zu begegnen.

Caecilia antwortet: »Da ist ein Monster in meinem Zimmer, Mutter.«

+

Caecilia ist zehn Jahre alt.

Ihre Fantasie blüht nicht mehr. Es ist schon so lange kalt in ihrem schneebedeckten Inneren, in dem früher ein prächtiger Garten grünte, dass sie aufgehört hat, sich zu fragen, ob es je wieder Frühling wird. Die Farben sind fort, die Wärme mit ihnen. Caecilia lächelt nicht mehr über ihre Fantasie.

Die Wahrheit in ihrem Inneren scheint immer noch manchmal durch, wenn sie einen Augenblick lang unachtsam ist. Aber jetzt ist es anders.

Ihre Mutter runzelt nicht mehr die Stirn, wenn sie Caecilia beim Träumen ertappt, ihr Vater schreit sie nicht mehr an, wenn er ahnt, dass sich ein zu schöner Gedanke in ihrem Kopf festzusetzen versucht. Der Teil ihrer Fantasie, der ihre Eltern wütend macht, ist langsam, aber sicher abgestorben.

Jetzt ist es so: Caecilia erzählt von den Monstern unter ihrem Bett und ihre Eltern hören zu. Stellen Fragen.

Was flüstern sie dir zu?

Hast du sie je gesehen?

Wie klingen ihre Stimmen?

Welches war es dieses Mal?

Alles in der verkrampften Hoffnung, die Götter würden ihr ein Zeichen schicken, oder gar zu ihr sprechen.

Caecilia lächelt träge und starrt in die Dunkelheit, die zwischen ihr und der Decke im Raum hängt. Sie schließt die Augen und lauscht - auf ein Zeichen, eine Stimme, ein Kratzen am Bettpfosten, Schritte auf den Dielen, irgendwas. Die Tür ist abgeschlossen und schlafen kann sie ohnehin kaum; die Monster sind eigentlich viel weniger Monster als ein Anflug von Trost.

+

Caecilia ist vierzehn Jahre alt.

Manchmal weiß sie nicht, was ihre Fantasie und was die Wirklichkeit ist. Sie glaubt Alarié und Myria - ihren Adoptiveltern -, wenn sie ihr sagen, dass etwas nicht echt ist; zumindest versucht sie es, aber ganz sicher ist sie sich nie. Sie beginnt, ihre Fantasie zu verfluchen, blühend oder zu Eis erstarrt; sie erinnert sich nicht mehr an viel von ihrem Leben, bevor sie in diesem Dorf hier aufgetaucht, aber so viel ist ihr klar: All diese Vorstellungskraft hat ihr immer nur Ärger gebracht.

»Sind die Monster noch da?« Alarié lächelt zögerlich, lässt ihre Hand für einen Moment über Caecilias Schulter schweben. Bedenkt sie dabei mit einem fragenden Blick.

Caecilia schüttelt leicht den Kopf und beobachtet Alarié, während sie ihre Hand wieder zurückzieht. Dann atmet sie tief ein und wieder aus. »Ich … will nicht darüber reden.«

Sie will nur funktionieren, wie alle anderen auch. Endlich … normal sein.

Alarié nickt, kaut dabei auf ihrer Unterlippe. Sie wirkt nachdenklich, und einen Moment lang will Caecilia sich dafür entschuldigen, dass sie … Ja, wofür eigentlich? Dafür, dass ich bin wie ich bin. Dass ich euch zur Last falle. Sie schluckt die Worte, die ihr auf der Zunge liegen, unter und lächelt stattdessen.

»Hast du Angst vor ihnen?«, fragt Alarié geradeheraus. »Oder sind sie … freundlich?«

Caecilia ahnt, dass sie eigentlich fragt: Hast du Angst vor deinen eigenen Gedanken? Oder tröstet dich das Unheil, das in deinem Herzen lauert?

*

Caecilia ist zwanzig Jahre alt.

Manchmal kann sie sich wieder ganz genau daran erinnern, für einen flüchtigen Moment nur. An sich selbst, wie sie sagt: Da ist ein Monster in meinem Zimmer, Mutter, und nicht das meint, was alle verstehen. An ihre Mutter, die ihr förmlich an den Lippen hängt, sobald sie beginnt, von ihren Monstern zu erzählen. An ihren Vater mit seinen vielen Fragen und der Feder, dem Tintenfass, den Pergamentrollen voller Notizen, Das muss ich den Obersten berichten, an das erste Mal, dass er sie anlächelt und ihr sagt, dass er stolz auf sie ist. An Alarié, die zaghaft lächelnd fragt: Hast du Angst vor ihnen?

Aber sie spricht nicht mehr darüber. Als hätte es all das nie gegeben - keine Monster, keinen Frühling in ihrem Kopf. Immer nur Eiseskälte und trostloses Grau unter undurchdringlichem Frost.

Caecilia denkt lange an die Monster zurück, und schließlich flüstert sie: »Elessár?«

»Ja, mein Herz?«, antwortet er mit vor Müdigkeit verwaschener Stimme.

»Weißt du …« Sie zögert, ringt sich dann aber doch dazu durch, den Satz zu beenden: »… dass da ein Monster in deinem Zimmer ist?«

Einen Augenblick lang ist es totenstill, als hätte ein Schleier aus Nacht und Schweigen jeden kleinsten Laut verschluckt, der ihr Schlafzimmer sonst erfüllt. Dann murmelt Elessár bloß: »In unserem Zimmer, meinst du? Ja, weiß ich.«

Caecilia lächelt unwillkürlich und schmiegt sich ein wenig dichter an ihn.

Bei ihm scheint es in Ordnung zu sein, wenn ihre Fantasie (oder das, was noch davon übrig ist) durchscheint.

*

Caecilia ist vierundzwanzig Jahre alt.

In ihrer Zelle blinzelt sie in die Dunkelheit. Wünscht sich, sie hätte ein Bett, unter dem ein Monster sich verstecken könnte. Auf dessen Kante sie säße, um ihre verarzteten Wunden zu betrachten.

»Hast du Angst vor mir?«, fragt Cailéan durch die Gitterstäbe.

Caecilia lacht leise. »Wir wissen beide«, flüstert sie ihm zu, »dass du nicht bist, wie die Leute sagen.«

Sie hatte nie Angst vor jenen, die die Leute Monster nennen. Die wahren Monster - sie liegen nicht unterm Bett, lauern nicht außerhalb der Stadt in den düsteren Wäldern. Sie stehen einfach irgendwann vor einem.

Manchmal mitten im Zimmer.

Manchmal mitten im Spiegel.

Nie in der Form, die man erwartet. Und plötzlich weiß man, man hat sich geirrt. (Das ist es, was sie so unheimlich macht.)

»Du auch nicht«, sagt Cailéan mit sanfter Stimme.

Aber Caecilia weiß es besser.

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