Story: RPG Storyverse (canonorientiertes AU)
Genre: Ähm, Romance. Ja, echt jetzt.
Warnings: Ein Bisschen Smut, sonst ausnahmsweise nichts großartiges.
Rating: 18+
Charaktere: Caedes & Nayati
Ficathon:
it's never the endPrompt: +_399; Zitat aus "I Choose You" von Sara Bareilles
Challenge:
Kink Bingo (13/25)
Kink: maleslash smut
Sonstiges: Kitsch. Ich habe Kitsch & vanilla!sex mit Cae & Nayati geschrieben. Also, so richtig Kitsch-Kitsch. AM STRAND. Ich habe wieder nichts zu sagen außer JAY MADE ME DO IT.
I'll unfold before you
Would have strung together
The very first words
Of a lifelong love letter
I.
Orangerote und hellgelbe Lichtwirbel, dort am Himmel, am Horizont, auf dem Meer und zu euren Füßen im Sand. Einige letzte, glühende Sonnenstrahlen, die Muster auf Nayatis Rücken malen.
Du starrst ihn an, als sei er das Wunder der Natur, das es hier zu bestaunen gibt, und nicht das Meer, das sich vor euch ausbreitet und in sanften Wellen und all seiner atemberaubenden Schönheit vor sich hin rauscht.
II.
»Danke«, sagst du, deine Stimme gerade noch laut genug, dass das Meeresrauschen sie nicht ganz und gar übertönt.
Nayati wirft dir einen fragenden Blick zu.
»Dafür, dass du hergekommen bist, meine ich.«
Er winkt ab, blickt wieder aufs Meer hinaus. Er sagt nicht Gerngeschehen oder Keine Ursache und auch nichts anderes, sitzt nur weiter neben dir im Sand, und du erinnerst dich daran, wie du gefragt hast: Was hast du morgen vor?, und an seine Antwort: Versuchst du gerade allen Ernstes, mit mir auszugehen, Cae?
III.
»Warum sind wir ausgerechnet hier?«, fragt Nayati.
Er sieht dich neugierig und zugleich ein wenig skeptisch von der Seite an. Eine ganze Weile habt ihr nur geschwiegen, und es war seltsam angenehm. Einfach mit ihm am Meer zu sitzen und ihn dabei beobachten, wie er sich von Minute zu Minute immer weiter entspannt, wie sein Kiefer plötzlich nicht mehr so verkrampft und seine Haltung plötzlich viel lockerer wirkt, wie er auf einmal beinahe lächelt, wenn eure Blicke sich treffen, nicht ganz, aber sein Mundwinkel zuckt zumindest jedes Mal kurz nach oben. Er hat sich zurückgelehnt, die Hände im Nacken verschränkt, liegt einfach so im feuchten Sand und lässt die Flut seine Knöchel umspielen, ohne sich darum zu scheren. Und genau deswegen seid ihr hier - weil du weißt, dass Nayati sich hier bedingungslos wohlfühlen kann.
Du hingegen hast die Beine angewinkelt und eng an deinen Oberkörper gezogen, die Arme fest darum geschlungen und den Kopf auf den Knien abgelegt. Das Meer ist auch für dich ein friedlicher Ort gewesen, eine Zuflucht, vor langer Zeit, aber diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile verbindest du nichts Gutes mehr mit diesem Ort, und Nayati weiß das, deswegen hat er vermutlich gefragt. Es hat seine Gründe, dass du, seitdem ihr hier angekommen seid, die ganze Zeit nur ihn betrachtest, und nicht eure Umgebung; aber es spielt jetzt keine Rolle, was dieser Ort für dich ist oder was du empfindest, wenn du auf die glitzernden Wellen hinausblicktst, die salzige Seeluft einatmest und den Sand unter deinen Füßen knirschen hörst.
»Du fühlst dich hier wohl«, erklärtst du schließlich, wohl wissend, dass dein Gegenüber sich mit einer rhetorischen Gegenfrage (Warum nicht? - dein erster Reflex) nicht zufriedengegeben hätte.
Für eine ganze Weile kehrt wieder Schweigen ein; nur das ferne Krähen einer Möwe weiter östlich im Hafen dringt durch die warme, rotgelbe Stille des verglühenden Abends, der genauso aussieht wie sich der erhitzte Sand unter dir anfühlt.
»So langsam verstehe ich, was Lynire an dir findet«, meint Nayati dann.
»Ach ja?« Du schmunzelst, ziehst aber auch fragend eine Augenbraue hoch und hebst den Kopf, um ihn halb neugierig, halb irritiert anzusehen.
»Ja … Sie steht auf sowas, irgendwie. Glaube ich zumindest. Du weißt schon - wenn man sie förmlich auf Händen trägt. Das, was du ständig tust, als sei es selbstverständlich. Anscheinend mittlerweile sogar schon bei mir.« Für einen Moment wirkt es beinahe so, als sei er neidisch - darauf, dass du ihr und allen anderen dadurch etwas bieten kannst, was er selbst niemals könnte, weil es einfach nicht seinem Wesen entspricht.
Du lachst unwillkürlich auf. »Das nennst du auf Händen tragen? Das ist … einfach nur meine Art.«
»Es ist einfach nur deine Art, dich selbst komplett zurückzustellen, damit andere sich so wohl wie möglich fühlen?«
»Bei den Personen, die mir wichtig sind, schon.«
Nayati sieht dich einige Sekunden lang verwirrt an; als bräuchte er einen Moment, zum zu realisieren, was du da gerade gesagt hast. Du bist mir wichtig. Ein Geständnis, das nur subtil in deinen Worten mitgeklungen ist, und doch ist es mehr, als er je zuvor von dir bekommen hat. Zu deiner Überraschung steht er nicht auf und geht; er macht den Moment nicht mit einem sarkastischen Kommentar zunichte und er fängt keinen Streit an und überhaupt -
Er nimmt es an. Wortlos, aber er nimmt es an. Streckt eine Hand nach dir aus, streicht vorsichtig über deinen Rücken, und bedeutet dir mit einer flüchtigen Geste und einem leichten Nicken, zu ihm zu kommen.
Du gibst deine eingeigelte Position auf und kniest dich neben ihm in den Sand, einen fragenden Ausdruck auf dem Gesicht, weil du nicht verstehst, was er von dir will. Aber dann setzt er sich auf, legt vorsichtig die Hände an deine Wangen und zieht dich noch näher zu sich heran, um … dich zu küssen. Ausführlich. Und ungewohnt sanft. Und du verstehst.
(Das ist seine Art, denkst du, das indirekte Geständnis, das du ihm gerade gemacht hast, zu erwidern.)
IV.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du …« Nayati zögert, und du siehst ihm förmlich an, dass er es bereut, das Thema überhaupt aus angesprochen zu haben. »Na ja, dass du auf Männer stehst. Also, auch außerhalb dieser ganzen Machtdynamik, in der Lynire dich zwingen kann, wozu auch immer sie will. Bei deinen ganzen Frauengeschichten … kam mir das einfach nie in den Sinn.«
Er starrt dem Horizont entgegen, immer noch, obwohl die feine Linie sich jetzt, wo es beinahe Nacht und die Welt bereits in ein mattes Blaugrau getaucht ist, kaum zwischen Meer und Himmel ausmachen lässt, und wirkt peinlich berührt, wobei du nicht sagen könntest, ob das an der Thematik im Allgemeinen liegt, oder daran, dass ihm dieser falsche voreilige Schluss unangenehm ist.
Du zuckst mit den Schultern und sagst: »Hätte ich von dir aber auch nicht unbedingt erwartet.«
Erst jetzt dreht er sich wieder zu dir um, blinzelt ein paar Mal, als könnte er nicht recht glauben, was er da gerade gehört hat. »Machst du Witze?« Er lacht, und es klingt seltsam ehrlich für seine Verhältnisse. »Bevor ich Lynire kennengelernt hab, dachte ich, ich könnte nur Männer mögen. Also, auf diese Art, meine ich.«
»Oh.« Mehr fällt dir nicht ein, also sagst du nur Oh und lächelst entschuldigend, bevor du nach einer Weile leise nachsetzt: »Das … wusste ich gar nicht.«
Jetzt ist er es, der mit den Schultern zuckt. »Du weißt vieles nicht über mich«, bemerkt er.
Und er hat recht. Vollkommen recht. Genau deswegen hast du ihn um dieses Treffen gebeten - um Zeit mit ihm allein. Ihr kennt euch mittlerweile seit … Wie lange eigentlich schon? Seit Monaten? Jahren? Du hast jegliches Zeitgefühl verloren, was das angeht, und das sagt eigentlich genug darüber aus, wie lange Nayati schon Teil deines Lebens ist. Zu lange, um so wenig übereinander zu wissen. Zu lange, um sich gar nicht richtig zu kennen, obwohl man so viel zusammen erlebt hat.
»Das sollten wir ändern«, schlägst du also vor, während ein neckisches Grinsen über dein Gesicht huscht. »Immerhin weißt du vermutlich einiges mehr über mich als umgekehrt, nicht wahr? Wenn ich so daran denke, was du alles herausgefunden hast, als du mir -«
»Nur das Offensichtliche«, behauptet er. »Das, was einfach herauszufinden war.«
»Lüge«, antwortest du mit gespielt ernster Miene.
»Na ja. Vielleicht ein Bisschen mehr als das Offensichtliche.« Nayati erwidert deinen Blick ebenso ernst, muss dann aber lachen, und du stimmst unwillkürlich in sein Lachen ein.
»Also«, sagst du, immer noch grinsend. »Erzähl mir etwas über dich, was ich noch nicht weiß.«
»Ich … weiß nicht. Was soll ich erzählen?« Wieder wendet Nayati den Blick ab, greift sich flüchtig in den Nacken. Starrt aufs Meer hinaus. Fast, als sei er ein wenig verlegen. »Mir fällt gar nichts spannendes ein.«
»Ich kann Fragen stellen, wenn dir das hilft«, sagst du. »Aber es kann gut sein, dass du dir dann doch wünschen wirst, du hättest dich selbst für ein Thema entschieden.«
V.
Er erzählt dir Dinge, die niemand in dieser Stadt weiß, außer ihm und Lynire. Dinge, über die er nicht gern redet. Und im Gegenzug dazu erzählst du ihm von dir - die ganze Geschichte, mit allem, was er wissen will, mit all den Details, die immer noch ein bisschen wehtun, wenn du sie laut aussprichst, aber sich gleichzeitig anfühlen, als gehörten sie gar nicht zu dir, sondern zu irgendeinem Fremden, von dem du zufällig alles weißt, auch seine dunkelsten Geheimnisse.
Es beginnt damit, dass er irgendwann zwischen dem Gespräch über seine Mutter und der Geschichte, wie er Lynire kennengelernt hat, fragt: »Darf ich dich eigentlich auch etwas fragen?«
Und du sagst, ohne zu zögern: »Alles, was du willst.«
Und vielleicht sind das die ersten Worte eines Geständnisses, das ein Leben lang andauern wird - eines ehrlichen Briefs, in dem alles steht, was zwischen euch ist, den ihr beide niemals ausformulieren könnt und der dershalb statt aus Worten aus all diesen kleinen Momenten besteht, die so viel mehr bedeuten als all die Worte, aus denen ihr wählen könntet.
VI.
Die Nacht um euch herum ist silber und schwarz und dunkelblau, das Meer schwappt ruhig vor sich hin. Über euch leuchten tausend ferne Lichter am Himmel.
Du hast die Augen geschlossen, und du zuckst nicht zusammen, als Nayati etwas sagt. Irgendwann während der endlosen Gespräche über so vieles, was ihr beide sonst nie aussprechen würdet, hast du dich an seine Präsenz gewöhnt, und auch an das Meer und den Strand, diese Umgebung, die normalerweise mehr schlechte Erinnerungen bei dir wachruft als alles andere. Jetzt gerade bist du entspannt. Und du lauschst aufmerksam, nach diesem ersten, zögerlichen Einatmen, das ankündigt, dass er etwas sagen wird.
»Danke«, flüstert er. Es ist wirklich ein Flüstern, und du hättest Mühe, es zu verstehen, hätte er sich nicht zu dir herüber gebeugt und dieses eine Wort unerwartet nah an deinem Ohr ausgesprochen, beinahe, als sei es ein Geheimnis, das er nur dir verraten will.
»Wofür?«, fragst du.
»Du weißt schon«, seufzt er.
Und seltsamerweise hat er recht: Du weißt schon.
Ein Lächeln schleicht sich auf deine Lippen, und du veränderst deine Position ein wenig, lehnst deinen Kopf an Nayatis Schulter. Es fühlt sich fast gar nicht seltsam an, als er einen Arm um dich legt, die Hand an deine Taille, und es kommt dir vor wie das normalste auf der Welt, als die andere Hand ihren Weg zu deinem Kinn findet, es vorsichtig anhebt. Es wundert dich nicht, dass er dich küsst. Oder dass er sich nicht wehrt, nicht im Geringsten, als du auf seinen Schoß kletterst und den Kuss vertiefst.
Das Meeresrauschen in den Ohren und seine Hände an deinen Hüften, in deinem Haar, an deinem Rücken, vergisst du beinahe alles, was du eigentlich weißt. Auch, dass das hier nicht das ist, was ihr normalerweise tut. Du vergisst, dass -
Ja, was eigentlich?
Als er deinen Hals küsst und beginnt, dein Hemd aufzuknöpfen, scheint dir der Gedanke gar nicht mehr so wichtig.
VII.
Du weißt, was es bedeutet, dass er zwischendurch immer wieder deinen Blick sucht und dir so direkt, so ehrlich in die Augen sieht wie bisher noch nie. Dass er dich küsst, während du mit deinen Fingernägeln rote Striemen auf seinem Rücken hinterlässt (auf demselben Rücken, auf dem du vor wenigen Stunden noch die Lichtsspiele der abendlichen Sonne beobachtet hast) und dich unter ihm windest, ihm entgegenreckst, Sand unter deinen nackten Schultern, das vertraute Gefühl seines Körpers nah an deinem. Vertraut, und doch auf diese Art so fremd, weil das hier anders ist als alles andere, was du je mit ihm hattest. Du weißt, was das alles bedeutet, ganz genau, und er fühlt sich perfekt an, über dir und in dir und überhaupt, alles an ihm scheint so perfekt in diesem Moment -
»Cae …«, murmelt er, die Lippen an deinem Hals. »Cae.« Er haucht deinen Namen, kurz bevor er kommt - gleichzeitig mit dir.
Cae. Du lächelst, und du genießt es, dass er dich noch einmal küsst, stürmisch, aber doch so voller Gefühl, dass du wohlig erschauderst und der Gedanke von vorhin zurückkommt: Das hier ist nicht das, was ihr normalerweise tut. Das hier ist … nicht grob, nicht blutig, nicht von Hass und Wut und dem ewigen Drang nach Selbstzerstörung gesteuert. Und es sollte sich falsch anfühlen, so etwas mit ihm zu haben. Vielleicht sollte es das wirklich, aber das einzige, was du fühlst, als er sich langsam wieder von dir löst, auf dich hinabblickt und über deine Wange streichelt, ist eine tiefe, allumfassende Ruhe. Ruhe, wie du sie schon lange nicht mehr empfunden hast, außer in der Zeit, die du mit Lynire allein verbringst.
»Gott …«, raunst du.
Und bevor du das Verdammt, das war perfekt, das dir im Kopf herumschwirrt und schon förmlich auf der Zunge liegt, oder irgendetwas anderes laut aussprechen kannst, entgegnet er: »Nayati reicht.«
Du lachst und rollst mit den Augen. »Idiot.«
»Ist doch so.«
»Du musst auch jeden Moment kaputtmachen, oder?«
Er lacht, rollt sich von dir herunter, lässt sich neben dir in den Sand sinken und zuckt mit den Schultern; aber es wirkt nicht entschuldigend, sondern eher wie: Was soll ich sagen? So bin ich eben.
Du rappelst dich auf, nur um dich gleich wieder über ihn zu knien und -
»Du bist voller Sand«, murrt er, bevor sich eure Lippen erneut berühren können.
»Im Ernst?«, schnaubst du.
»Im Ernst«, entgegnet er, während er mit einem Finger über deine Seite streicht und damit ein paar feine Sandkörnchen herunterrieseln lässt. »Voller Sand.«
»Jetzt legst du's aber drauf an, wirklich jeden Mo-«
»Halt die Klappe, Cae.« Schneller, als du deinen Satz beenden kannst, hat er dich lachend doch in einen flüchtigen Kuss gezogen, und er schmunzelt noch immer, als er sich wieder zurückzieht. »Halt die Klappe und komm lieber mit mir baden.«
Du bist viel zu perplex, als dass du protestieren könntest, als er dich vorsichtig von sich herunter schiebt, aufsteht, und geradewegs auf das Meer zuspaziert, über dem mittlerweile langsam wieder milchig-hellblau der Morgen aufgeht, noch ohne Sonne, aber schon mit neuer Klarheit und dem vagen Gefühl von Erwachen und Vergänglichkeit.
»Komm schon«, hörst du Nayati rufen, ohne dass er sich zu dir umdreht, und du stehst auf und folgst ihm, ohne weiter darüber nachzudenken.
Keine Gedanken. Keine Fragen. Keine Zweifel. Nicht jetzt. Das würde nur dazu führen, dass du dich wundern würdest - darüber, dass du ihn noch nie zuvor so erlebt hast, so ungezwungen und herzlich. Darüber, was sich in dieser Nacht zwischen euch verändert hat. Und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich zu wundern.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, denkst du im Stillen, während du den ersten Schritt in kaltes, klares Meerwasser tust, um auf das unausgesprochene Versprechen zu vertrauen, das hinter dieser unscheinbaren Einladung wartet: Das hier - das muss nicht mit dieser Nacht enden.