I can't control myself [Avien & Océane]

Aug 21, 2017 01:31

Kategorie: eigene Prosa - Atrahor - Canonverse
Genre: Ehm. Dark Fantasy? Gore? Je ne sais pas, je suis une baguette.
Rating: P18
Warnings: Blut, Gore, herzfressender Zombie & come on, wir wissen mittlerweile alle, dass Avien sehr obsessiv & abusive ist, oder?
Charaktere: Avien & Océane (Caedes im Hintergrund)
Ficathon: Let It Bleed

I can't control myself


Jeder hat seinen Fluch.
   Océanes Fluch ist, dass sie zum falschen Zeitpunkt unter den falschen Umständen der falschen Person begegnet ist. Ein unglücklicher Umstand, an dem sie keinerlei Schuld trägt, und für den sie dennoch für den Rest der Ewigkeit büßen wird. Sie sieht dich aus großen, wässrigen Augen an, als könnte sie damit dein Herz erweichen. Vielleicht würde das sogar funktionieren - wenn du ein Herz hättest.
   »Oh, bitte«, schnaubst du. Du hast einen Ellenbogen auf der Lehne deines Throns abgestützt und deine Wange auf deine Handfläche gebettet. Ein leises Gähnen kommt über deine Lippen und du fängst es mit der freien Hand auf. »Du fängst an, mich zu langweilen. Das willst du doch nicht, oder?«
   Es dauert heute ungewöhnlich lange, bis die Bestie hervorkommt. Das Mädchen hält sie ausnahmsweise erfolgreich zurück, und das missfällt dir. Kurz fürchtest du beinahe, sie habe gelernt, ihr zweites Gesicht zu kontrollieren, ehe du dich daran erinnerst, dass das vollkommen ausgeschlossen ist. Du hast deine Arbeit an diesem Meisterwerk zu sorgfältig erledigt, als dass ein solcher Fehler vorkommen könnte.
   Du hebst deine Hand in einer abwehrenden Geste, als sie den Mund öffnet. Océane gehorcht dem wortlosen Befehl und schweigt. Aber sie tut immer noch nichts, und so langsam macht sie dich wütend.
   »Kleines …« Deine Stimme ist lieblich, dein Tonfall samtig.
   Du denkst an Caedes und du erinnerst dich für einen flüchtigen Moment daran, dass du ihn vermisst. Deine Lider senken sich, kaum mehr als ein einfaches Blinzeln, und für den Bruchteil einer Sekunde siehst du sein wunderschönes Gesicht vor dir. Du siehst direkt in die Augen, die deinen eigenen so sehr ähneln, willst ihm das wirre Haar aus der Stirn streichen, das Blut von seinem Mundwinkel lecken und mit deinen Fingerspitzen die Narben auf seinen Wangen nachfahren. Du hebst die Lider, bevor das Bild - und mit ihm deine Sehnsucht - sich wirklich manifestieren kann.
   Caedes' Fluch ist, dass er rein zufällig als dein Halbbruder geboren wurde. Und dass er ebenso rein zufällig die einzige Person ist, für die du je aufrichtige Liebe empfinden konntest, auf deine eigene, grausame Art. Vermutlich glaubt er mittlerweile, er habe diesen Fluch gebrochen; aber Fakt ist, das hat er nicht. Hat er nie. Wird er nie. Der Gedanke daran erfüllt dich mit einer tiefen Zufriedenheit.
   Du bist gerne der Fluch anderer. Du machst dich selbst dazu, wann immer du kannst.
   Caedes hätte es verdient, dass du ihn in Gedanken dein Meisterwerk nennst. Nach ihm hast du nie wieder etwas Perfektes erschaffen; etwas, was auch nur ansatzweise an ihn heranreicht. Aber er ist nicht hier, bei dir, und obwohl du dich ohne ihn furchtbar langweilst, ist es noch nicht der richtige Zeitpunkt, um ihn zu suchen. (Eine Tatsache, die dich nur ein kleines Bisschen an den Rand des Wahnsinns treibt. Nur fast. Nur an den Rand. Ganz sicher.) Normalerweise kannst du es verdrängen. Solange dich diejenige, die seinen Platz als dein Liebling eingenommen hat, angemessen unterhält und ablenkt.
   »Hör auf, dagegen anzukämpfen. Ich habe dir Essen mitgebracht. Da, direkt vor deiner Nase. Du musst nur zubeißen. Und das wirst du jetzt auch tun. Sofort.« Auf einen Schlag ist dein Tonfall schneidend, dein Blick eiskalt, du hast nichts Liebevolles, Freundliches mehr an dir.
Wie auf Kommando entgleiten dem Mädchen Mimik und Gestik. Für einen Moment scheint sie völlig formlos und undefiniert. Und dann hat endlich das Monster die Kontrolle an sich gerissen.
   »Willkommen zurück, Liebling.« Du richtest dich auf, straffst deine Haltung und faltest deine Hände. Deine Lippen zeigen ein sanftes Lächeln. Am liebsten würdest du aufstehen und deiner liebsten Marionette über die Wange streicheln, voller Stolz und Zuneigung, aber du willst das Schauspiel nicht länger hinauszögern.
   Das Monster erwidert dein Lächeln und nickt dir flüchtig zu. Dann lässt es seinen Nacken kreisen, seine Knöchel knacken, und wendet sich dem Festmahl zu, dass du vorbereitet hast. Du glaubst, noch ein leises Danke zu hören, bevor es anfängt.
   Das Festmahl hat goldbraune Augen, rot und geschwollen vom Weinen, und ein rundliches Gesicht, nass und salzig und überzogen von Blutergüssen, die du ihm zufügen musstest. Ihr dunkelbraunes Haar klebt in halb verschwitzten, halb von Tränen durchnässten Strähnen in ihrem Nacken und um ihr Gesicht herum. Nachdem die erste Gegenwehr abgeflaut war, lag sie eine ganze Weile reglos in ihrer Zelle. Erst, als Océane auf sie zukommt, fängt sie wieder an zu zappeln. Sie weicht zurück, bis ihre Schultern, ihr Hinterkopf und die auf dem Rücken zusammengebundenen Hände die Wand berühren. Sie kriecht auf Knien darauf zu, als sei es ein Ausweg und keine für sie undurchdringliche Grenze. Dann versucht sie es seitwärts. Ein letzter kläglicher Versuch, ihrem Schicksal zu entkommen. Obwohl du ihr schon ausführlich geschildert hast, was ihr unausweichlich bevorsteht. Wenigstens schreit sie nicht. Was vor allem daran liegt, dass du sie geknebelt hast, sodass ihre Schreie in einem hilflosen Murmeln und Schluchzen untergehen. Immer noch nervig, aber besser als lautes Gekreische. Du hasst die Geräusche, die manche Menschen machen, wenn sie Angst oder Schmerz empfinden; zu weinerlich, zu eintönig, immer das gleiche erbärmliche Fiepen und Stottern.
   Das Monster lässt sich nicht von ihrem Gefuchtel beeindrucken. Es geht in langsamen, wohlbedachten Schritten auf sie zu, packt sie beim Hals und hebt sie mühelos an der Wand hoch, obwohl sie viel schwerer ist als Océanes zierliche Gestalt. Das Monster ist stärker als das Mädchen, mit dem es sich den Körper teilt. Viel stärker. Da ist ein Grinsen auf seinem Gesicht, als es endlich tut, was du von ihm verlangst: Es nimmt die namenlose Fremde auseinander. Stück für Stück. Bis es am Herzen - seiner Hauptnahrungsquelle - angelangt ist.
   Du bist beinahe enttäuscht davon, dass das Weibsbild ziemlich früh in Ohnmacht fällt. Aber das Monster bietet dir dennoch, wie gewohnt, eine gute Vorstellung, also beklagst du dich nicht.
   Der Geruch arteriellen Bluts hängt schwer in der Luft. Du atmest ihn gierig ein, was du jedoch gleich darauf bereust; er stachelt deinen eigenen Hunger an und gerade hast du nicht die Gelegenheit, diesen zu befriedigen. Wahrscheinlich wirst du das in der Nacht nachholen. Du hast schon lange niemanden mehr für sein Blut getötet, immerhin hast du mittlerweile dein festes Gefolge, das sich teils liebend gern, teils gezwungenermaßen für all deine Gelüste zur Verfügung stellt, deshalb kannst du es dir daher sparen, eine Schneise der Verwüstung hinter dir durch die Länder zu ziehen. Das erleichtert es dir, im Verborgenen agieren, was manchmal unabkömmlich ist, obgleich dir diese Vorgehensweise missfällt. Dennoch … Es ist an der Zeit. Zu lange hast du darauf verzichtet, auf diese Art zu trinken und zu töten. Bei dem bloßen Gedanken daran, dass es bald wieder so weit sein könnte, juckt es dich in den Fingern. Du stehst plötzlich unter Spannung.
   Océane ist mittlerweile fast fertig damit, das Herz ihres Opfers zu verspeisen. Du schenkst ihr einen milde anerkennenden Blick, als sie sich zu dir umdreht.
   »Gute Wahl«, kommentiert sie.
   »Jede Wahl, die ich treffe, ist gut.« Bisher hast du nie einen Grund gehabt, eine deiner eigenen Entscheidungen anzuzweifeln. Keinen einzigen.
   »Übrigens …« Das Monster lächelt verschmitzt, während es beginnt, das Blut von seinen Händen abzulecken. »Ich weiß etwas, was du noch nicht weißt.«
   »Spuck's aus.« Jetzt bist du hellhörig geworden. Und dein Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass du für heute keine Geduld mehr übrig hast.
   »Du hast an ihn gedacht, oder?« Océane sieht dich an, zugleich neugierig und berechnend.
   »Ist es das, was dich hervorgeholt hat?«
   »Nein«, antwortet das Monster. »Nicht nur. Aber es hat mich daran erinnert, dass ich dir etwas erzählen wollte.«
   »Komm endlich auf den Punkt.« Deine Finger wippen unruhig auf der Lehne deines Throns auf und ab.
   »Er ist hier.«
   »Wer?«, entfährt es dir augenblicklich. Gott, wenn du ein Herz hättest, würde es jetzt rasen. Du weißt genau, wen sie meint. Natürlich weißt du es. Aber du musst es wortwörtlich hören.
   Das Monster ist mittlerweile fertig damit, seine Hände zu säubern. »Caedes. Wer sonst?«
   »Woher hast du diese Information?« Du versuchst, tief durchzuatmen, obwohl dir das nie dabei hilft, dich zu beruhigen, und gerade macht der Blutgeruch es nur noch schlimmer. Du zitterst, jeder bebende Atemzug ein Beweis dafür, wie sehr dich diese Nachricht aus der Bahn wirft.
   »Ich habe ihn getroffen«, erklärt sie mit einem Schulterzucken.
   »Wo ist er?« Deine Stimme beginnt ebenfalls, zu zittern. Hitze steigt hinter deinen Wangen und in deinem Brustkorb auf. Was praktisch gar nicht möglich ist. Dein Blut ist und bleibt kalt; aber gerade fühlt es sich an, als würdest du von innen verglühen. Du kannst dich nur mit Mühe davon abhalten aufzuspringen und Océane an die Kehle zu gehen. Einerseits vor Wut darüber, dass sie dich hinhält und du jede kleinste Auskunft aus ihr herauskitzeln musst. Andererseits vor überschwänglicher Freude, die dich mit einem Mal überkommt.
   Das ist dein Fluch: Du kannst alles kontrollieren.
   Nur nicht dich selbst.

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