sylène x cýliane » it's just a matter of how much you let it slide

Apr 17, 2017 21:16

Kategorie: eigene Prosa - Atrahor - Canonverse
Genre: Fantasy, Romanze, irgendwas mit Gewalt? Keine Ahnung, ahhh
Warnings: Blut, Gewalt, Manipulation; Erwähnungen von Krieg & Menschenfresserei
Rating: P18
Pairing: Sylène x Cýliane

Sonstiges: Geschrieben für write your darlings. Einen Crosspost auf FF.de gibt's hier. Ich kann Cýliane nicht & this is a mess, but ok. :>

Drop the ball, watch it fall far below
Suck you in, hold your breath
The undertow creeps in slow
Everyone owns a gun deep inside
It's just a matter of how much you let it slide

Es ist ein Spiel. Sie wirft einen Ball, du fängst ihn auf und dann sagt sie: Lass ihn fallen.

Du ziehst die Augenbrauen zusammen und siehst sie verständnislos an, aber sie wiederholt nur seelenruhig: Lass den Ball fallen, Sylène.

Es ist stockdunkel um euch herum und du weißt gar nicht, wohin er überhaupt fallen würde. Du weißt noch nicht einmal wohin du selbst trittst, wenn du ehrlich bist. Das ist das besondere an ihrer Welt; das, was dich gleichermaßen fasziniert wie nichts anderes und die die größte Angst einjagt, die du dir vorstellen kannst: Du weißt nie.

Lass los, sagt sie ein letztes Mal, und sieh zu.

Der Ball rollt wie von allein aus deinen Händen und du beobachtest ihn dabei, wie er zuerst auf einer unsichtbaren Kante aufkommt, direkt vor deinen Füßen, und dann in ein tiefes Schwarzes Nichts fällt.

x

„Hast du je aus Spaß getötet?“

Du liegst auf deinem Bett und starrst seit Stunden an die Decke, während Cýliane über ihren Notizen brütet und Pläne für die nächsten Seelen schmiedet, die es aufzusammeln gilt, die nächsten Pakte, die sie abschließen wird, die nächsten Intrigen, die sie zu spinnen gedenkt.

Gerade hast du dich aufgesetzt und begonnen deinen Dolch zu schärfen - den Seelenfängerdolch, den du von Ada bekommen hast und der überhaupt erst der Grund dafür war, dass diese Vereinbarung zwischen Cýliane und dir zustande kam, aufgrund derer du nun an ihrer Seite bist. Du hältst in der Bewegung inne und drehst dich zu ihr um.

Aufrichtige Neugier spiegelt sich in ihrem Blick und du kannst nicht nicht antworten, auch wenn du das gern würdest.

„Nein“, sagst du schließlich, und es ist nicht gelogen.

Du tötest schon dein Leben lang. Früher hast du den Feind getötet. Krieger aus anderen Regionen und Deserteure und königliche Hoheiten, die irgendjemandem ein Dorn im Auge waren; alles und jeden, wenn dein Befehlshaber es von dir verlangt hat.
Später dann beliebige Menschen, als Nahrung für dich und Jasna, und zwischendurch ein paar, für die du Kopfgeld oder anderweitige Belohnungen kassieren konntest, um euch über Wasser zu halten. Eine ganze Weile nur das, nichts weiter. Nur das, was absolut unvermeidbar gewesen ist.
Irgendwann hast du dann Valentina gefunden - oder sie dich, ganz wie man es nimmt. Du hast dich ihr widerwillig angeschlossen, verleitet von Unmengen an Gold, und ihre Aufträge erledigt, bis dieses Verhältnis ein unschönes Ende nahm …
Und nun bist du hier. Du bist Cýlianes Leibwächterin und beschützt sie vor allen, die ihr schaden wollen, auch wenn du dich ab und zu fragst, ob sie überhaupt beschützt werden muss. Manchmal - immer öfter mittlerweile - tötest du auch für sie.

Du hast nie aus Spaß getötet. Immer nur auf Kommando oder aus Notwendigkeit.

x

„Der dort drüben“, meint sie, während sie mit einer beiläufigen Kopfbewegung in Richtung des Tisches deutet, an dem der Mann sitzt, dessen Anwesenheit der Anlass für ihren Besuch in dieser Schenke ist. Du siehst unauffällig zu ihm hinüber und bestätigst mit einem knappen Nicken.

„Diskret oder blutig?“, lautet die Frage, die du jedes Mal wieder stellst. Normalerweise gibt es Vorgaben. Normalerweise hat Cýliane immer einen ganz genauen Plan und du führst ihn für sie aus, wenn sie es wünscht. Dieses Mal zuckt sie bloß mit den Schultern und sagt: „Das überlasse ich dir.“

Du siehst sie irritiert an, nippst an deinem Krug Bier und bist dir nicht sicher, ob du ganz richtig verstanden hast. Außerdem hast du an diesem Abend keine Lust auf ihre Spielchen, Tests, oder was auch immer sie nun schon wieder im Sinn hat.

„Wirklich. Es ist egal. Du kannst frei entscheiden“, versichert sie dir, als hätte sie deine Gedanken gelesen.

Sie weiß genau, dass dich das mehr verunsichert als alles andere.

x

Du riechst das Blut, bevor du es spürst. Es tritt aus diversen Wunden hervor, nicht zuletzt aus den tiefen Furchen, die deine Nägel gerade im Hals des Fremden hinterlassen. Blutige Kratzer zu beiden Seiten.
Normalerweise hättest du ihm einfach das Genick gebrochen, aber gerade hast du die Freiheit zu experimentieren und deine Krallen graben sich unnachgiebig in sein Fleisch, schneiden hindurch als sei es weich wie Butter. Dafür bist du gemacht: Zum Kämpfen. Zum Töten. Das war schon immer deine Bestimmung, und auch, wenn du dir manchmal wünschst es wäre anders, gehst du darin auf wie in nichts anderem.

Du siehst dem Fremden lange in die Augen und beinahe genießt du es die Angst aus seinem Blick herauszulesen. Du bist kein machtgieriges Wesen; Macht interessiert dich nicht. Du bist daran gewöhnt Befehle auszuführen anstatt selbst Macht zu haben. Aber du liebst den Erfolg auf deinem Gebiet und es tut so gut endlich wieder mit Sinn und Zweck jagen zu können, nach all den Jahren, in denen du nur ziellos umhergezogen bist und die einzige Jagd, an der du dich erfreuen konntest, die nach deiner Nahrung war. Es tut so gut eine Aufgabe zu haben.

„Worauf wartest du?“, fragt Cýliane, die Stimme klar und scharf, wie klirrendes Glas, das auf dem unebenen gepflasterten Boden zerschellt. Du weißt genau, worauf du wartest. Und du weißt, dass sie es auch weiß. Doch in diesem Augenblick realisierst du endgültig, dass heute kein Kommando von ihr kommen wird. Dein Herz macht einen Satz und das Blut in denen Adern fühlt sich heiß an, scheint regelrecht überzukochen. Du kannst nicht frei handeln. Du brauchst eine Aufgabe.

„Du kannst das.“ Cýliane ist von hinten an dich herangetreten und du spürst ihre Hand an deiner Hüfte, die andere an deiner Schulter, deinem Nacken, wie sie sanft darüber streicht, als wollte sie dich beruhigen. Und in der Tat tut sie das. Du entspannst ein wenig, verkrampfst dich nicht mehr ganz so sehr.

Der Mann zappelt immer noch in deinem erbarmungslosen Griff, gefangen zwischen einer unnachgiebigen Mauer und deiner Pranke, deren Kraft er maßlos unterschätzt hat.

„Tu mit ihm, was auch immer du willst.“ Cýliane tritt wieder ein Stück weit von dir zurück, lässt dir den Vortritt und beobachtet dich weiter - aus sicherer Entfernung.

Frei entscheiden. Du hast es mit der Zeit gelernt, zumindest ansatzweise, aber du tust es nicht gerne. Und selbst, wenn du mit Jasna unterwegs warst und unweigerlich das Ruder übernehmen musstest, hast du immer nach Prinzipien und Regeln gehandelt. Nie nach deinem freien Willen ...

Du fasst dir ein Herz und brichst dem Fremden das Genick, um sein Leid zu beenden, auch wenn es nicht das ist, was du wirklich wolltest. Das, was dir als erstes in den Sinn kam, würdest du nie offen zugeben, niemals.

x

Gut gemacht, lobt Cýliane mit einlullender Stimme und verführerischem Lächeln.

Du stehst still da und weißt nicht was du tun sollst, wie du es tun sollst. Aber das ist genau richtig so. Denn sie bringt dir bei wie du die Kontrolle nicht nur abgeben, sondern verlieren kannst. Schritt für Schritt. Das ist euer Spiel. Und du hast mittlerweile gelernt, dass es für dieses Problem eine einfach Lösung gibt: Wenn du nicht weißt, was du tun oder denken oder fühlen sollst, dann wartest du darauf, dass sie es dir sagt. Sie weiß es ohnehin besser als du.

Komm her, fordert sie dich auf. Du blickst erst zu Boden, ohne irgendetwas zu erkennen, und dann fragend zu ihr, als wolltest du einwerfen: Aber dann falle ich. Vielleicht. Keine Ahnung, ich weiß es nicht.

Sie streckt ihre Hand aus, lächelt dich weiterhin an und ihre gesamte Präsenz ist so einladend, dass du nicht anders kannst als auf sie zuzugehen und nach ihr zu greifen. Du klammerst dich an ihre Hand und blickst noch zu ihr auf, als der Abgrund beginnt dich nach unten zu ziehen. Und sie mit dir.

Du fällst. (Ihr fallt zusammen.)

x

„Was fühlst du, wenn du jemanden tötest?“, fragt Cýliane.

Du antwortest, ohne lange darüber nachzudenken: „Nichts.“

„Das kann nicht sein", schnaubt sie und runzelt leicht die Stirn.

Du siehst kurz zu ihr auf, als wolltest du mehr dazu sagen, aber dann zuckst du doch bloß die Schultern und fährst damit fort deiner heutigen Trainingseinheit nachzugehen. Du warst nie ein Typ für viele Worte. Du kannst dich damit nicht so ausdrücken wie du es gern würdest und andere verstehen sowieso meistens nicht, was in dir vor sich geht, deswegen versuchst du meistens erst gar nicht dich zu erklären. Dir das abzugewöhnen wird noch einiges an Zeit und Mühe kosten, davor hast du Cýliane schon öfter gewarnt. Sofern das überhaupt jemals funktionieren wird. Aber deine Warnungen haben sie noch nie abgeschreckt.

„Niemand fühlt nichts beim Töten“, stellt sie fest, als sei es ein unabänderlicher Fakt. „Oder zumindest die allerwenigsten.“

„Dann gehöre ich eben zu diesen allerwenigsten“, seufzt du zwischen zwei langsam ausgeführten Liegestützen. Du hast keine Lust auf dieses Gespräch, auf eine ehrliche, durchdachte Antwort auf ihre Frage, denn das würde bedeuten, dass du darüber nachdenken müsstest, was du wirklich fühlst, und das willst du nicht. Du beschäftigst dich nicht gern mit einem Innenleben.

„Ich habe dich schon töten sehen“, faucht Cýliane noch, während sie ihren Mantel überstreift und mit energischen Schritten zur Tür schreitet. „Ich weiß, dass das nicht stimmt, Sylène. Ich merke es, wenn du mich anlügst. Vergiss das nicht ständig.“ Dann knallt sie die Tür hinter sich zu und dann ist sie verschwunden.

Es fühlt sich nicht gut an, wenn sie weg ist. Wenn ihr im Streit auseinandergeht. Das ist so offensichtlich, dass du gar nicht lange auf deine innere Stimme horchen musst, um es zu verstehen. Aber du bist dein Leben lang ohne eine Partnerin ausgekommen und es ist nicht so als wäre das plötzlich anders, nur weil es sie in deinem Leben gibt.

Du zählst im Kopf mit. Fünf Liegestütze noch, dann bist du fertig mit deinem Übungsplan für heute. Und dann geht es auf die Jagd. Dir knurrt schon seit einer halben Woche der Magen und du hast viel zu lange damit gewartet diesem Bedürfnis nachzugehen, weil du so sehr mit Cýliane und all euren Gesprächen beschäftigt warst und Jasna in letzter Zeit kaum nach Hause gekommen ist, sodass ihr euch nicht zusammen auf den Weg machen konntet.

Du löst das Band aus deinen zusammengeknoteten Haaren, fasst sie erneut zu einem hohen Zopf zusammen, den du dann flichtst und zu einem festen Dutt hochsteckst. Eine praktische Frisur, die hält und nicht stört. Perfekt für dein Vorhaben. Du wäschst dir das Gesicht und ziehst dich um. Dann machst du dich auf den Weg.

(Dein Name ist Sylène und du warst, bist und bleibst eine Einzelgängerin.)

x

Du befindest dich im freien Fall, der Ball ist längst weit unter dir irgendwo aufgekommen, glaubst du zumindest, all das ist kein Spiel mehr und du weißt, dass es zu spät ist um einen Rückzieher zu machen, aber trotzdem denkst du ein paar Sekunden lang, dass du anhalten willst. Dass dir das alles zu viel ist und du das nicht kannst, selbst wenn Cýliane es von dir verlangt.

Aber sie hält deine Hand noch immer fest umklammert, zieht sich mit sich in die Tiefe und du weißt tief in deinem Inneren, dass es für immer ist. Du spürst es ganz genau.

x

„Sie sind wie du“, murmelt sie. Ihre Finger wandern an deiner Wirbelsäule entlang, immer wieder auf und ab, weil sie genau weiß, dass sie dich damit beruhigen kann.

Leszek hat das immer getan, wenn du Angst hattest. Damals, als du noch zuhause warst. Du hast es dir von ihm abgeschaut und es bei Jasna getan, als ihr geflohen seid und sie jede Nacht weinend neben dir lag. Es ist ein Stück Kindheit, eine kleine positive Erinnerung an deine insgesamt sehr düstere Vergangenheit. Cýliane weiß das nicht. Du hast es ihr nie erzählt und sie hat nie gefragt. Sie weiß nur, dass es dich beruhigt, und das genügt.

„Sind sie nicht“, seufzt du. „Sie sind ... normal.“

Du liegst neben ihr im Bett, komplett nackt, doch größtenteils unter einer Decke vergraben. Sogar dein Gesicht hast du in dem samtigen schwarzen Stoff versteckt. Es ist einer dieser Augenblicke, in denen du dir wünschst einfach verschwinden zu können.

Eine Kleinigkeit hat dich daran erinnert, dass du nie wie sie sein wirst. Menschlich. Normal. Und eigentlich dachtest du du hättest dich längst damit abgefunden, aber gerade merkst du einmal mehr, dass dem nicht so ist. Auch wenn du das selbstverständlich vor niemandem zugeben würdest. Wie so vieles …

„Was heißt schon normal?“ Cýliane lacht leise auf. „Normal ist niemand. Oder alle sind es. Es gibt nichts dazwischen.“

Sie lässt sich ein wenig tiefer in die Laken sinken, bettet ihren Kopf neben dir auf das zweite Kissen und rückt näher an dich heran. Du spürtst ihren Körper hinter dir, wie sie sich an dich schmiegt, hauteng und haargenau, als sei sie für dich gemacht. Unwillkürlich lächelst du bei dem Gedanken, aber du bist froh, dass sie es nicht sehen kann.

„Jeder besitzt eine Waffe, tief in seinem Inneren“, sagt sie in diesen Moment zum ersten Mal. „Nicht nur du. Ich auch. Genauso wie die Menschen da draußen. Jeder einzelne von ihnen.“

Du verstehst nicht, aber das spielt gerade auch gar keine Rolle. Ihre Worte sind seltsam tröstlich und sie fühlt sich weich und warm an hinter dir. Sie legt einen Arm um dich und du seufzt wohlig auf. Nichts hilft dir so sehr wie ihre Nähe, wenn du verschwinden willst. Sie gibt dir einen guten Grund hier bleiben zu wollen, und manchmal ist das alles, was du brauchst.

x

Sie hat es schon wieder getan. Dich auf jemanden losgelassen und gesagt: Tu, was du willst. Nicht mehr und nicht weniger.

Nun stehst du da und blinzelst ihr entgegen, zur Hälfte hilflos und zur Hälfte wütend darüber, dass sie es einfach nicht auf sich beruhen lassen kann. Du hast die Arme trotzig vor der Brust verschränkt, aber als sie dich mit einer unwirschen Gestik dazu auffordert dich etwas anderem als ihr zuzuwenden, tust du das. Das hier ist nicht der richtige Moment für Diskussionen. Oder fürs Zögern.

„Das, was du wirklich willst“, ermahnt sie dich mit schneidendem Tonfall.

Ihr seid weit weg von allem, was dich irgendwie ablenken könnte, fernab jeglicher Zivilisation. Hier könnt ihr nicht gestört werden. Es muss nicht schnell gehen, du musst nicht leise sein, du musst dich nicht zurückhalten. Es gibt nichts, was dich davon abhalten könnte deine wahren Bedürfnisse und Wünsche auszuleben.

Mittlerweile hast du es aufgegeben dagegen zu protestieren. Du hast dich daran gewöhnt ihr etwas vorzumachen, wenn sie dir befiehlt deinen eigenen Willen zu haben und durchzusetzen. Aber dir hätte klar sein müssen, dass sie dir das nicht für immer durchgehen lassen würde.

Dein Blick streift durch den Raum. Es ist mehr eine Ruine als alles andere, ein letzter Überrest eines Gebäudes, der kaum noch von der Außenwelt abschirmt und mitten im Nichts steht, als wolle er nie gefunden werden. Dein Opfer liegt gefesselt zu deinen Füßen und sieht dich aus großen starren Augen an, zappelnd, doch nicht in der Lage sich zu befreien, und zum Glück aufgrund des Knebels auch nicht in der Lage zu schreien, zu betteln oder dir anderweitig auf die Nerven zu fallen. Deine Liebste hat ihn extra für dich ausgesucht, dir alles über ihn verraten, und du musst zugeben, dass sie deinen Geschmack erschreckend akkurat getroffen hat. Wenn du denn eine Präferenz bezüglich deiner Opfer hättest, wäre der Fremde, der sich da vor dir auf dem Boden windet, ein Paradebeispiel dafür. (Wenn es so wäre. Was es nicht ist. Auf keinen Fall.)

„Muss das unbedingt sein?“, murrst du, aber du wartest die Antwort nicht ab, sondern beginnst bereits direkt nach der letzten Silbe deine dämonische Form anzunehmen. Was auch immer Cýliane erwidern wird - das hier braucht keine Worte mehr. Und keine Menschlichkeit.

Du wirst ihr diese eine Seite an dir zeigen, die du selbst bisher nicht kanntest.

x

Es ist der Sog ihrer unwiderstehlichen Augen und Worte und Berührungen, dem du dich nie entziehen kannst.

Sie sagt: Tu dies.

Du kannst nicht anders als es zu tun, kannst du wirklich nicht. Selbst wenn das bedeutet, dass du außerhalb deiner festgefahrenen Strukturen aus Regeln und Befehlen denken und handeln musst. Manchmal fragst du dich, ob das noch gesund ist; ob es gesund sein kann so sehr auf Befehle angewiesen zu sein wie du und ob eine solche Abhängigkeit auf Dauer wirklich gut tut.

Sie sagt: Tu das.

Eigentlich willst du auch gar nicht anders, wenn du ehrlich zu dir selbst bist. Und manchmal, in den Momenten, in denen du zweifelst, erinnert sie dich mit Worten und Gesten und all ihrer Präsenz daran, dass das in Ordnung ist. Dass manche Leute führen und manche folgen und dass es keine schlechte Eigenschaft sein muss zu den Folgenden zu gehören.

Es ist bloß wichtig, dass ein solches Potenzial wie deines in den richtigen Händen liegt, sagt sie immer. In den Händen einer Person, die damit umzugehen weiß. Die das beste daraus machen kann und den Spagat zwischen Kontrolle und Kontrollverlust perfekt beherrscht.

(Diese Person ist sie. Davon hat sie dich mehr als oft genug überzeugt.)

Cýliane ist die erste Person in deinem Leben, die Macht über dich hat, ohne dass sie dich ausnutzt. Und das verwundert dich irgendwie, wenn du bedenkst, dass du mit einem unwiderruflichen Pakt an sie gebunden bist und von all dem anfangs nicht allzu begeistert warst. Du hast ihr nie recht vertrauen können; bis eure Beziehung begann über das rein Geschäftliche hinauszugehen.

(Bis sie begann dir zu zeigen, wer du wirklich bist. Wer du sein kannst. Wenn du nur zulässt, dass dich die richtige Person steuert.)

Du wurdest für viele verschiedene Dinge vor den Karren gespannt. Für persönliche Ziele, für Kriege, für Dinge, mit denen du nichts zu tun hattest oder haben wolltest.

Bei Cýliane ist es anders. Dass du ihre Angelegenheiten für sie regelst ist Teil eurer Vereinbarung und du hast dich freiwillig darauf eingelassen; mittlerweile seid ihr sogar soweit, dass du das gerne tust. Sie ist dir wichtig und es ist für dich keine Last, sondern ein Privileg ihr bei ihrer Arbeit helfen und ihr Arbeit abnehmen zu dürfen. Sie behandelt dich nicht wie eine Maschine, ein Mittel zum Zweck, eine leblose Waffe, sondern wie eine Komplizin. Eine Partnerin.

(Und plötzlich weißt du, was dir dein ganzes Leben über gefehlt hat.)

Lass es zu, raunt sie, die Stimme ebenso samtig wie bedrohlich, die Augen funkelnd wie aufblitzende Klingen, die Hände bestimmend und sanft zugleich, und du kannst nicht verhindern, dass sie dich in ihre Welt zieht. Lass endlich los.

Der unaufhörliche Sog kriecht langsam zu dir heran, erfasst jeden Zentimeter deines Körpers und jeden tiefsten Winkel deiner Seele, und es fühlt sich an als würdest du aus deinem alten Leben gerissen und in eine neue Dimension gezogen, als du loslässt und endgültig mit ihr fällst.

x

„In jedem von uns steckt eine Waffe“, sagt sie plötzlich wieder. Sie steht dir gegenüber und lächelt dich an, als sei sie stolz auf dich. Du stehst nur reglos da und das Blut tropft von deinen Händen auf den aufgewühlten staubigen Boden. Sie sieht dabei zu, schon die ganze Zeit über. „Es kommt bloß darauf an wie sehr wir diese nach außen dringen lassen.“

Und irgendwie verstehst du es dieses Mal, ohne dass sie es dir näher erklären müsste, denn du bist eine Waffe, gefangen in einem menschlichen Körper, und zum ersten Mal spricht jemand aus, was du schon immer dachtest; findet die Worte für ein Gefühl, das du nie greifen konntest. Du wusstest immer, tief in deinem Inneren, dass es nicht an dir liegt. Dass jeder das Potential hat, das man dir stets zuschrieb, und es nur eine Frage dessen ist, was man erlebt, wie man erzogen wird, inwieweit man der Waffe erlaubt sich zu zeigen.

Dir hat man beigebracht, dass es umgekehrt ist. Du zeigst nach außen nur die Waffe und versteckst die Person tief in deinem Inneren, irgendwo in den Untiefen deines Herzens, wo du dein Ich unter Friedhofserde, verrottenden sterblichen Überresten und einer dicken Schicht Staub vergraben hast.

Cýliane bringt dir bei wir du dieses Ich wieder freigeben kannst. Cýliane bringt dir bei, dass es möglich ist das Ich und die Waffe in Einklang miteinander zu bringen.

(Und dass du dadurch noch zerstörerischer, noch fataler werden wirst als du es ohnehin schon bist.)

x

Sie sieht dich an als seist du etwas Besonderes, etwas Liebenswertes, und du kannst das nicht glauben, aber du kannst ihr auch nicht nicht glauben.

„Ich will sehen wie du die Kontrolle verlierst“, stellt sie fest.

„Das kann ich nicht“, erwiderst du sofort. Du weißt, dass du es nicht kannst. Du hast es dir selbst lange Zeit gewünscht und doch ist es dir nie gelungen.

Ein Schmunzeln schleicht sich auf Cýlianes Züge, als sie sich zu dir vorbeugt und dich auf den Mund küsst.

„Das wird sich zeigen“, flüstert sie dir ins Ohr.

Du seufzt, aber du gibst keine Widerworte. Sie weiß es besser als du. Das ist das besondere an ihrer Welt; das, was dich gleichermaßen fasziniert wie nichts anderes und dir die größte Angst einjagt, die du dir vorstellen kannst: Sie weiß.

soc: cýliane, tw violence, camp nano: april 2017, oneshot, pairing: cýliane x sylène, ficathon fills, 2017, tw manipulation, tw cannibalism, ficathon: write your darlings, tw war mention, oc: sylène, tw blood, rating: p18

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