caedes & avien » paint the mirrors black to forget you

Apr 09, 2017 22:43

Story: Atrahorverse, Canon
Genre: irgendwas mit Gewalt & Familie & viel Drama
Rating: P18
Charaktere: Caedes & Avien

Ficathon: Let It Bleed
Prompt: aus "The Bleeding" von Five Finger Death Punch

CN: see tags

Anmerkung: Falls sich je irgendwer gefragt hat, warum Cae eigentlich so verkorst ist - hier ist ein Teil der Ereignisse, die dazu geführt haben. Bitte hasst Avien mit mir, ich brauche dringend Leute, bei denen ich meinen Hass auf sie ablassen kann, bis ich endlich dazu komme, sie literarisch zu töten. :> EDIT: Hallo, es ist jetzt Januar 2022 & ich habe diesen Oneshot überarbeitet. Für weniger Plotholes & weniger unnötige Szenen, die woanders besser aufgehoben sind. Enjoy <3

Paint the mirrors black to forget you
I still picture your face
And the way you used to taste
Roses in a glass, dead and wilted
To you this all was nothing
Everything to you is nothing

x



Als es zum ersten Mal passiert, liegt ein Lächeln auf ihren Lippen. Es hat etwas warmes an sich, etwas freundliches; wie das Sonnenlicht, das durch das große Fenster in deinem Zimmer fällt und dich angenehm aufwärmt.

Sie lehnt im Türrahmen, eine Hand hinter dem Rücken versteckt, ihr Blick ist unergründlich wie eh und je. Du sitzt auf deinem Bett und schaust mit großen Augen zu ihr hinüber. Ihre Schritte sind federleicht, als sie auf dich zukommt. Sie ist plötzlich über dir, die Knie links und rechts neben deinen Hüften auf die Matratze gebettet, und dir wird ein wenig schwindelig von ihrer Nähe, als sie sich plötzlich vorbeugt und ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von deinem entfernt ist.

Sie lächelt immer noch beharrlich, sieht dir tief in die Augen und flüstert: „Mach den Mund auf.“ Du blinzelst ihr irritiert entgegen. „Wir spielen ein Spiel“, erklärt sie, „nur du und ich, Bruderherz.“

Sie streicht mit dem Daumen über deine Unterlippe und deinen Mundwinkel. Dein Mund öffnet sich von ganz allein, ehe du dir dessen überhaupt bewusst wirst, obwohl du deine Verwirrung längst noch nicht ablegen konntest; ganz im Gegenteil. Mit jedem Atemzug breitet sich das flaue Gefühl nach Schwindel und Skepsis weiter aus. Aber ihr Blick ist hypnotisierend; du fühlst dich wie erstarrt und du wehrst dich nicht, als sie etwas kaltes auf deine Zunge legt. Langsam entfernt sie sich wieder von dir, richtet sich auf und zeigt dir ein zweites Exemplar dessen, was sie in ihrer rechten Hand versteckt gehalten hat.

Es ist eine Glasscherbe. Klein und scharfkantig. Das Sonnenlicht bricht sich darin und du denkst für einen Moment, dass es wirklich schön aussieht.

Ehe du dich versiehst, hat sie die zweite Scherbe beiseite gelegt, dir ein Haarband zwischen die Zähne geschoben, solange deine Lippen noch leicht geöffnet sind, und es hinter deinem Kopf fest zusammengebunden. Du regst dich nach wie vor nicht. Du kannst nicht.

„Die Regeln sind einfach. So etwas“, sagt sie, während sie das schillernde Glasstück wieder aufhebt, „liegt jetzt in deinem Mund.“ Als wollte sie dir demonstrieren, was das bedeutet, lässt sie eine der scharfen, unebenen Kanten über deine Wange gleiten, sodass ein feiner, brennender Schnitt zurückbleibt. Sie atmet tief ein, und du spürst, wie sich ihr Körper über dir anspannt. Mit lodernden Augen blickt sie auf dich hinab und streicht dir über die Wange, fängt das kleine rote Rinnsal mit ihrem Finger auf und erschaudert. Sie wirkt beinahe liebevoll, fürsorglich, als sie mit sanfter Stimme fortfährt: „Wenn du nicht genau aufpasst, was du tust, könntest du dich schlimm verletzen, vielleicht sogar sterben. Und das wollen wir doch nicht, oder?“

Du kannst nichts dagegen tun, dass du zitterst, und du schmeckst schon den ersten Blutstropfen in deinem Mund.

Als es zum ersten Mal passiert, hast du keine Vorahnung, kein seltsames Gefühl in der Magengrube, das sich gleich zu Beginn bemerkbar macht. Es passiert einfach, ohne jegliche Vorwarnung.

x

Als es zum letzten Mal passiert, ist da kein Lächeln auf ihrem Gesicht, überhaupt nichts freundliches, nichts warmes, nichts liebevolles mehr.

Du zuckst zusammen, als die Tür aufschwingt und sie mit energischen Schritten eintritt. Du sagst nichts. Sie sagt nichts. Es gibt nichts zu sagen.

Sie packt dich am Kragen, zieht dich hoch, drückt dich gegen die Wand und versenkt ihre spitzen Eckzähne in deinem Fleisch, genau zwischen Hals und Schulter. Sie tut es nicht sanft oder behutsam, sondern beißt mit voller Kraft zu und zerrt an dir. Es ist ihr egal, wenn das Gewebe dabei einreißt, wenn die Stelle für eine Weile nichts mehr taugt, weil der Heilprozess zu lange dauert. Es gibt genug neue Stellen, die sie sich aussuchen kann, und alte Narben, die sich wieder aufreißen lassen. Vielleicht sogar noch ein paar unberührte Zentimeter, wenn man nur gründlich genug danach sucht.

Es ist einer dieser Tage, an denen sie sich nicht viel Mühe macht. Es gibt keine Vorbereitung, keinen Plan, keine Begrüßung. Nur dich, sie und den Schmerz.

Als es zum letzten Mal passiert, hast du längst den Entschluss gefasst, zu verschwinden. Auf die eine oder andere Art. Du wartest nur noch auf den richtigen Moment.

x

In deinem Kopf nennst du es Sicherheit.

Eigentlich weißt du, dass das nicht mehr bedeutet als: Du bist weit, weit weg von ihr und tief in deinem Innersten hoffst du, dass es weit genug ist. So weit, dass sie dich nie mehr berühren kann. Du redest dir ein, du seist unauffindbar, irgendwo anders, irgendwo, wo sie für dich nicht mehr existiert, zurückgelassen mit all dem anderen Chaos, das dein Leben zur Hölle gemacht hat. Du genießt die Freiheit, zumindest versuchst du es, und an manchen Tagen kannst du dir sogar selbst glauben, wenn du einen Blick in den Spiegel wirfst und zu dir selbst sagst: Alles ist in Ordnung. Du bist sicher.

Die Sache ist bloß: Du hast dich geirrt.

x

Du siehst sie überall, auch Jahre später noch.

Du siehst sie, wenn eine schöne Fremde dich anlächelt und eine Hand auf deinen Oberschenkel legt, während sie sich ganz in euer Gespräch vertieft und dir lange in die Augen sieht, in denen sie nie das finden wird, was sie gern sehen würde. Du siehst sie im Publikum, wenn du auf der Bühne stehst und deine Stimme nur kurz stolpert, du dich nicht verhaspelst, sondern einfach weitermachst als sei nichts gewesen, getrieben von der Angst, dass jede kleinste Auffälligkeit dich verraten könnte, falls sie wirklich da wäre und dich aus einer der vordersten Reihen beobachten würde, wie du es manchmal befürchtest.

Du siehst sie im Spiegel, wenn deine Finger die Narben nachfahren und du realisierst, dass überall an dir ihre Spuren sind. Du siehst sie in jeder deiner eigenen Bewegungen, an jedem Zentimeter deiner selbst, sogar in deinem eigenen Gesicht, und du zertrümmerst mit den Jahren unzählige Spiegel aus genau diesem Grund. Anfangs malst du sie nur schwarz an, um dich selbst nicht mehr darin sehen zu müssen, als könntest du den Erinnerungen dadurch entfliehen, aber irgendwann verlangst du zu sehr nach Schmerz, als dass du dich davon abhalten könntest, zuzuschlagen. Schmerz, über den du selbst entschieden hast. Schmerz, den nicht sie dir zugefügt hat. Schnitte zieren deine Finger, deine Knöchel sind blau, geschwollen und an manchen Stellen aufgesprungen, und wann immer du das siehst und spürst, lächelst du unwillkürlich.

Manchmal musst du diese Art Schmerz fühlen, um danach dieses wunderbare Nichts in deinem Inneren willkommen heißen zu können. Dieses Nichts, in dem es keine Erinnerungen mehr gibt, keine nachhallenden Schrecken der Vergangenheit und keine anhaltenden Folgen in der Gegenwart.

x

Du siehst sie so oft, doch letzten Endes ist es immer nur deine verzerrt Wahrnehmung der Realität, und sie ist nie wirklich da.

Deswegen traust du deinen eigenen Augen zuerst nicht, als du sie tatsächlich wiedersiehst.

Sie lehnt in deinem Hauseingang und sie sieht genauso aus wie früher, hat sich kein Bisschen verändert, natürlich nicht; immerhin ist sie unsterblich, ihre Schönheit auf ewig makellos, wie eine kunstvolle Statue, die in Marmor gemeißelt wurde.
Du hingegen hast dich sehr wohl verändert. Du bist erwachsen geworden. Du bist nicht mehr der verletzliche Junge von damals, du bist jetzt ein eigenständiger junger Mann, dem das Alleinsein gut getan hat.

Dennoch genügt ihr Anblick, um dich in der Bewegung innehalten zu lassen. Du fühlst dich plötzlich um Jahre zurückversetzt.

Ihr wohlgeformter Körper steckt in einem eleganten schwarzen Kleid und einem weiten Umhang, dessen Kapuze gerade weit genug zurückgezogen ist, dass du ihr nur halb überschattetes Gesicht erkennen kannst. Auf ihren Zügen liegt ein absolut undeutbares Lächeln, wie frisch aus einer deiner lebendigsten Erinnerungen entnommen, und aus ihren Augen blickt derselbe unstillbare Hunger, mit dem sie dich damals schon verschlungen hat, so oft es ihr beliebte.

„Bruderherz“, wispert sie, die Stimme kaum mehr als ein samtener Hauch in der klaren Nacht. Die Zeit scheint stillzustehen, und du weißt nicht mehr, wie man sich bewegt oder spricht oder überhaupt gleichmäßig atmet. „Schön, dich endlich wiederzusehen. Ich habe dich vermisst. Du mich etwa nicht?“ Ein Lachen dringt aus ihrer Kehle, halb amüsiert und halb verächtlich.

Sie kommt auf dich zu.

Sie ist noch nicht nah genug, dass sie dich berühren könnte, aber doch gerade nah genug, dass dir ein wenig schwindelig wird und du am liebsten umkehren würdest. Du willst rennen, schreien, sie hinter dir lassen, in eine andere Welt verschwinden, wie du es schon einmal getan hast, aber du bleibst wie angewurzelt stehen, und Gott, du kannst noch nicht einmal wegsehen. Du kannst dich ihrem Bann nicht entziehen, konntest du noch nie, auch wenn alle Alarmglocken in deinem Kopf schrillen und deine innere Stimme wütend auf dich einschreit.

„Lass uns reingehen, ja?“, schlägt sie mit lieblichem Tonfall vor.

"J-ja … Natürlich …", stammelst du, und deine innere Stimme hat keine Worte mehr für das, was hier gerade passiert.

Du realisierst erst viel später, dass es nicht deine Schuld ist, dass du dich nicht gegen sie wehren konntest. Irgendwann, als dir jemand erklärt, was Vampire überhaupt sind und wie sie funktionieren und dass sie Fähigkeiten haben können, die ein einfacher Mensch nicht auf Anhieb begreifen, geschweige denn überlisten kann. Aber in diesem Moment weißt du das nicht, und du hasst dich dafür, dass du mit klammen Händen nach deinem Schlüssel greifst, an ihr vorbeigehst und deine Haustür aufsperrst.

Ihr den Rücken zuzudrehen war ein fataler Fehler; das weißt du spätestens, als du ihre kalte Hand in deinem Nacken spürst, sie dich unsanft nach drinnen schiebt, sich auf den Flur drängt, die Tür hinter sich zuzieht und ihre Fangzähne von hinten in deinen Hals schlägt. Du versuchst erst gar nicht, um Hilfe zu schreien; du weißt, du hast es schon vor langer Zeit verlernt.

x

Als du wieder zu dir kommst, sieht die Welt anders aus als zuvor. Es ist noch dieselbe Welt; aber du siehst sie vollkommen anders.

Deine Kehle ist trocken und rau, dein ganzer Körper fühlt sich an als seist du vollkommen verdorrt. Vielleicht bist du das. Du hast keine Ahnung, wie lange du nicht bei Bewusstsein warst. Stunden? Tage? Es fühlt sich an wie ein Jahrhundert, das du in Dunkelheit und Schmerz verbracht hast, aber du kannst beim besten Willen nicht sagen, wie lange es wirklich war. Dein Zeitgefühl ist komplett verloren gegangen. Du schlägst die Augen auf, und das erste, was du denkst, ist: Anders. Irgendwas ist anders, nein, alles ist anders, auch wenn du nicht genau benennen kannst, was anders bedeutet.

Dein Zimmer ist immer noch dasselbe. Die Rosen auf deinem Nachttisch sind noch da, aber sie sind mittlerweile verwelkt. Die Vase liegt seitwärts, teilweise zertrümmert. Durch die halb zugezogenen Vorhänge fällt ein einzelner, breiter Sonnenstrahl über das Bett hinweg auf die Scherben, und du kannst nicht anders als an damals zu denken.

Scherben. Sonnenlicht. Schmerz.

Avien. Du fühlst sie, noch bevor du sie sehen oder hören kannst.

Die Finger, die dir das Haar aus der Stirn streichen und dann über deine Haut wandern, über die Stirn und die Schläfen und die Wangen, fühlen sich nicht mehr kalt an. Nicht mehr wie früher. Sie küsst deinen Nacken und ihr Atem gleicht nicht mehr einem kühlen Luftzug, sondern kommt dir ganz normal vor. Du willst dich zu ihr umdrehen, irgendwie willst du auch nicht, willst lieber aufspringen und weglaufen, aber du kannst ohnehin nichts von beidem. Du bist zu schwach, um mehr zu tun als zu blinzeln und ein leises Ächzen von dir zu geben.
„Aber, aber …“ Du spürst ihren Körper hinter dir, wie sie sich ein wenig enger an dich drängt und über deinen Arm streichelt. „Ganz ruhig. Du bist noch nicht so weit. Weglaufen kannst du später.“ - Als hätte sie deine Gedanken gelesen. Schon wieder.

Du merkst wie sich ihr Gewicht auf der Matratze verlagert, während sie sich aufsetzt. Sie dreht dich vorsichtig um, sodass du nun auf dem Rücken liegst. Der Sonnenstrahl streift jetzt nicht mehr deinen Hemdärmel, sondern deine freiliegende Brust, und es fühlt sich seltsam an. Immer noch angenehm warm, aber auch ... anstrengend. Als würde das Licht dir noch mehr Kraft entziehen als du ohnehin bereits verloren hast.

„W-... Was ...?“, setzt du an, doch deine Stimmbänder gehorchen dir nicht, du kannst keinen klaren Satz formulieren.

Avien kichert. Es hört sich an als sei es ganz weit entfernt, obwohl du sie doch direkt neben dir spüren kannst.

„Ich habe dir ein Geschenk gemacht, Bruderherz“, erläutert sie. „Ein Geschenk, das noch niemand je zuvor von mir bekommen hat. Ist das nicht großartig?“

Sie beugt sich über dich, ihr Haar fällt zu beiden Seiten deines Gesichts bis auf das Kissen hinab, und sie haucht deinen Lippen einen Kuss auf, ungewohnt sanft und liebevoll, ein Bisschen wie ganz am Anfang, und du verstehst nicht, nicht im Geringsten.

x

Für sie ist das nichts.

Für sie ist es nur eine weitere Möglichkeit, ihre Macht zu demonstrieren und das Hochgefühl auszukosten, das sie dadurch vermutlich erlangt. Es ist ihr egal, dass du mit den Konsequenzen leben musst - für immer und ewig, bis irgendwer einen Weg und einen Grund findet, deine jämmerliche Existenz zu beenden.

Alles ist für sie nichts. Das war schon immer so.

Selbst das, was für dich alles bedeutet. Selbst das, was dein gesamtes Leben verändert hat.

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Die Jahrzehnte vergehen, und selbst, als du längst tot sein solltest, kannst du ihr noch immer nicht entfliehen. Wie könntest du auch? Immerhin hat sie dir bei eurer letzten Begegnung ein Abschiedsgeschenk gemacht, das dafür sorgt, dass du nie wieder vergessen kannst.

Mit jedem Tag, an dem du im Spiegel immer noch dasselbe Gesicht wie kurz nach deinem zwanzigsten Geburtstag siehst, wirst du daran erinnert, dass sie existiert. Dass sei dich noch immer besitzt, nach all den Jahren, all der Distanz und all den unerfüllten Hoffnungen. Du willst die Spiegel auch jetzt noch zertrümmern, aber du hast schnell gelernt, dass dir das nicht mehr viel bringt. Dein Körper ist jetzt robuster als das Spiegelglas; es kann ihn nicht mehr so leicht verletzen. Du brauchst mehr als das.

Du siehst sie, wenn das Rot in deinen Augen durchkommt, die sonst blaugrüne Farbe deiner Iriden übertüncht, wenn die Sommersonne nach einem langen Tag unerträglich heiß auf deiner Haut zu glühen beginnt und ein unstillbarer Durst dich von innen heraus zerfrisst. Anders gesagt: Du siehst sie jeden Tag, immer, die ganze Zeit über, wenn du ehrlich bist. Mal mehr, mal weniger.

Und du siehst sie nicht nur. Du schmeckst sie auch, in jedem einzelnen Blutstropfen, wenn du die Augen schließt und ganz deutlich wahrnimmst, wie das frische, warme Rot deine Kehle hinabfließt. Du schmeckst sie, wenn du fremde Lippen küsst und für den Bruchteil eines Moments glaubst, dass du wieder sie küsst, nicht irgendeine beliebige Fremde.

Du hörst sie, wenn jemand deinen Namen ruft. Du hörst sie in der Stille deines Zimmers, wenn du dein Haus tagelang nicht verlässt, sondern nur an die Decke starrst, bis du anfängst in den feinen Rissen im Putz Muster und Worte zu erkennen.

Du spürst sie, als dich jemand angrinst und einen Eisennagel durch deine Handfläche jagt; wenn deine Sicht vor Schmerz verschwimmt und du dich brav bedankst und um das nächste Bisschen Qual bittest, weil das die einzige Art ist, auf die du ab und zu vergessen kannst, und du jetzt, da du kein einfacher Mensch mehr bist, mehr brauchst als bloß eine angeknackste Hand von zwei, drei Schlägen gegen eine Scheibe.

Sie ist überall. Sie ist alles. Sie ist deine ganze Welt. Du siehst und schmeckst und hörst und spürst sie hier und dort und überall, du siehst sie in dir und dich in ihr und es macht dich verrückt; umso mehr, weil du weißt, dass es für immer ist.

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Die Narben sind nach deiner Verwandlung blasser geworden. Manche der kleineren haben sich sogar ganz in Luft aufgelöst, und dafür bist du sehr dankbar. Selbst das auf ewig in dein Gesicht gezeichnete Lächeln ist nicht mehr so deutlich erkennbar, wie es bei einem normalen Menschen sicher der Fall wäre; dein unsterblicher Körper hat ganze Arbeit geleistet.

Es ist in Ordnung, wirklich. Du kannst dich nicht beklagen, wenn du an früher denkst und feststellst, wie viel besser es heute ist. Du kannst vieles verdrängen, wenn du bloß nie zu genau hinsiehst und ständig so tust als sei das gar nicht dein Leben, das da direkt vor deinen Augen in tausend Scherben zerfallen ist, die alle nicht recht zusammenzupassen und erst recht nicht zu dir zu gehören scheinen.

Aber eins hat Avien dir unabänderlich hinterlassen: Die Unsterblichkeit. Und mit ihr all die kleinen Verhängnisse des ewigen Lebens, die du niemals wirst ablegen können.

Du bist jetzt wie sie, und du kannst nie, nie wieder vergessen.

camp nano: april 2017, tw trauma, tw flashbacks, ficathon: let it bleed, tw unhealthy coping mechanisms, tw abuse, tw self harm, tw blood, rating: p18, relationship: avien & caedes, tw ptsd, tw violence, oneshot, oc: caedes, ficathon fills, 2017, tw noncon, tw unhealthy relationship, oc: avien, tw unhealthy masochism, tw incest, tw vampirism

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