Fandom: Harry Potter
Genre: Romanze, Fantasy
Rating: P12
Hauptperson: Draco Malfoy x Neville Longbottom
Wichteln:
Misteln überallWichtelkind: Slummmy (FF.de)
Vorgaben:
- Charaktere sitzen unter einem Mistelzweig fest
- ungestörtert Ort
- kein Sad End
FF.de-Crosspost:
hier Betaleser:
schattenmahr Fatale Küsse
Draco x Neville
Küsse sind etwas fatales - so leicht zu bekommen und so schwer zu vergessen.
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Draco seufzte kaum merklich und klappte sein Zaubertränke-Buch zusammen, als er zum zehnten Mal innerhalb kürzester Zeit auf die Uhr sah und sich die Zeiger kaum vom Fleck bewegt hatten. So sehr er sich auch bemühte - er konnte sich einfach nicht aufs Lernen konzentrieren. Sichtlich frustriert schob er die Unterlagen beiseite und lehnte sich in seinem Sessel zurück, massierte sich die schmerzenden Schläfen. Wenn es doch wenigstens nicht so unerträglich warm hier drinnen gewesen wäre … Aber einer seiner Mitschüler war wohl der Meinung gewesen, es sei zu kalt in ihrem Gemeinschaftsraum und so lief der Kamin nun auf Hochtouren.
„Was ist los?“ - Blaise.
Es war eigentlich nichts weiter. Es war nur: Ein Kuss unter einem Mistelzweig. Eigentlich hätte er mit seinem besten Freund über so eine simple Sache reden können sollen. Alles aussprechen, um sich selbst die Last von den Schultern zu nehmen, und dann vielleicht kurz darüber lachen und es irgendwann vergessen, wie man das mit solchen Geschichten nun mal tat. Aber wenn man Draco Malfoy war, dann konnte man so etwas nicht. Man konnte nicht locker mit den Dingen umgehen, die Dinge waren nie einfach und erst recht nicht, wenn die Dinge so brisant waren wie in diesem Fall.
„Nichts“, wimmelte der Slytherin also die Nachfrage seines Freunds ab, untermalt von einer wegwerfenden Handbewegung.
Er wusste, dass er seinen Freunden nicht wirklich etwas vormachen konnte, aber er wusste auch, dass sie meistens Ruhe gaben, wenn er sie oft genug abgewiesen hatte. In all den Jahren hatten sie gelernt, dass er nur ungern jemanden an sich heranließ, Privates preisgab oder seine Probleme mit irgendjemandem besprach, selbst mit seinen engsten Vertrauten. Er hatte diese Offenheit nie gelernt, sondern bloß, dass sie nichts als Probleme mit sich brachte. Und so hielt er sich lieber zurück, was sein Innenleben anging.
Draco seufzte erneut und pustete sich eine der wirren blonden Strähnen aus der Stirn, ehe er seine Sachen zusammenpackte. „Wo gehst du hin?“, wollte Blaise wissen, doch er antwortete nicht. Er wollte allein sein. Wenn er sich ohnehin den Kopf zermarterte, dann wenigstens irgendwo, wo ihm niemand dabei zusehen konnte.
Eigentlich war es ja gar nicht seine Schuld gewesen. Er hatte es nicht provoziert und sie nicht in diese Situation manövriert. Auch ein Draco Malfoy konnte - unglaublicherweise - manchmal seine Hände in Unschuld waschen. Wäre da nicht dieser verdammte, verzauberte Mistelzweig gewesen, wäre es nie so weit gekommen!
Seine Schritte waren schnell und energisch, als hätte er ein Ziel, obwohl er eigentlich ziemlich planlos, wenn auch achtsam aufgrund der späten Uhrzeit, über das Gelände spazierte. Er suchte keinen bestimmten Ort. Er suchte nur seine Ruhe und vielleicht eine Möglichkeit, seinen Frust abzulassen. Wobei er sich gar nicht sicher war, ob es wirklich Frust war, der ihn so belastete, oder vielleicht doch etwas ganz anderes …
Wütend schnaubte er auf. Auf dem ganzen Weg kickte einen kleinen Stein vor sich her, als könnte das seine wirren Gedanken beruhigen, bis er wieder nach drinnen ging. Noch nie hatte er es erlebt, dass ein einziges Ereignis ihn so sehr aufwühlte, und noch dazu so ein Unwichtiges. Er verfluchte demjenigen, der dieses verdammte Ding verzaubert hatte - wer auch immer das gewesen sein mochte! - im Stillen jeden einzelnen Knochen im Leib. Wenn er denjenigen irgendwann in die Finger bekäme …
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(Es war eigentlich nichts weiter. Es war nur ein Kuss unter einem Mistelzweig. Aber Küsse waren etwas Fatales; kaum jemand wusste das besser als Draco Malfoy.)
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Draco hatte einen langen und stressigen Schultag hinter sich. Sein Stundenplan war an jenem länger als der der meisten gewesen und seine Freunde waren schon draußen, um das erste, verschneite Wetter des Jahres zu genießen, während er noch damit beschäftigt war, seine Unterrichtsmaterialien wegzubringen. Draco kam gerade die Treppe der Kerker hinunter, auf dem Weg in den Gemeinschaftssaal, als er plötzlich jemandem über den Weg lief, den er hier ganz gewiss nicht erwartet hätte.
„Hey, Longbottom!“ Draco ging schnellen Schrittes auf den anderen zu. Dieser schien aufzuschrecken, wich instinktiv vor ihm zurück, doch rührte sich nicht wirklich vom Fleck. Wie zur Salzsäule erstarrt … Typisch. Ein verdammtes Weichei wie eh und je. „Was hast du hier zu suchen, hm?“ - „I-ich … äh … also …“ Wie immer stammelte der der Gryffindor mehr vor sich hin, als wirklich zu antworten. Draco rollte genervt mit den Augen und normalerweise wäre das der Momentgewesen, in dem Neville einen kleinen Funken seines Muts wiederfand - oder zumindest genug, um die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen. Was er auch sicherlich in diesem Moment getan hätte. Wäre da nicht …
„Verdammt …“ Draco runzelte die Stirn ob Nevilles leisem Fluchen und wollte gerade eine patzige Nachfrage hervorbringen, da folgte sein Blick dem seines Gegenübers bis nach oben an die Decke - und traf dort auf ein kleines Bündel grünen Geästs, das über ihnen baumelte. Kaum hatte er realisiert, wo sie da standen, versuchte Draco einige Schritte rückwärts zu tun, um sich der Situation zu entziehen, doch er kam einfach nicht voran, als laufe er gegen eine unsichtbare Wand. „Das darf doch nicht wahr sein!“, fluchte nun auch er. Wie, bei Merlin, war bitte ein verhexter Mistelzweig in die Kerker gelangt?! Snape hatte das doch sicherlich verboten. Und abgesehen davon würde ohnehin niemand, der noch ganz bei Sinnen war, einen M i s t e l z w e i g auf dem Weg zum Schlafsaal der Slytherins platzieren. Wer auch immer dafür verantwortlich war, Draco verfluchte ihm - oder ihr - jetzt schon die Knochen im Leib. Wenn er herausfand, dass Pansy oder Blaise ihm einen Streich gespielt hatten …
Einen Moment lang sahen sie sich an, Neville deutlich verunsichert, Draco ganz offenbar verärgert. Ihnen beiden schien die Lage zu missfallen, aber sie wussten, dass sie jetzt nichts mehr daran ändern konnten … „Also dann“, murrte Draco, die Arme vor der Brust verschränkt. „Mach schon.“ -„Ich werd dich bestimmt nicht von mir aus küssen, also mach schon. Und beeil dich.“ Es gezwungenermaßen über sich ergehen zu lassen, war eine Sache - aber initiieren würde er es ganz gewiss nicht! Neville sah ihn fragend an. „B-bist du dir si-…“ Der junge Slytherin rollte jedoch nur mit den Augen und schnaubte entnervt auf. „Hast du einen besseren Vorschlag?“ Es war eine rhetorische Frage. Natürlich nicht. Es gab keine andere, geschweige denn eine bessere Lösung, da waren sie sich soweit einig.
Draco verharrte in seiner abweisenden Pose und wippte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab. Er blickte im Gang umher, um sein Gegenüber nicht ansehen zu müssen, und wartete mit wachsendem Unmut darauf, dass das Unausweichliche endlich geschah, damit sie es hinter sich bringen konnten. Er vernahm aus dem Augenwinkel, wie der Gryffindor einen Schritt auf ihn zu tat. Als erstes spürte er Nevilles Finger an seiner Wange. Er wollte zurückweichen, sich der Berührung entziehen, doch sie war angenehm warm und er war wie erstarrt, konnte sich nicht regen. Er wollte den anderen anblaffen, was das denn sollte, ihn ermahnen, sich die Zärtlichkeiten zu sparen … doch er sagte kein Wort. Er verharrte still und ließ zu, dass sein Mitschüler, der ihm sonst so ganz und gar unterlegen war, sich zu ihm vorbeugte und ihn küsste. Bei Merlin, natürlich erwiderte er den Kuss nicht. Nicht wirklich. Aber er unterbrach ihn auch nicht, als er ein paar Sekunden zu lange dauerte, und schloss unwillkürlich die Augen, wie er es bei jedem anderen Kuss auch getan hätte.
Der Zauber löste sich, doch der Moment blieb noch eine Weile. Da war dieser Blick, dieses seltsame Knistern in der Luft, diese Nähe, dieses - …
„Worauf wartest du, Longbottom? Verschwinde endlich! Und wag es ja nicht, irgendjemandem davon zu erzählen, hast du mich verstanden?“ Der Moment war vorbei, als Draco verärgert mit der Zunge schnalzte und sein Stimme wiederfand, um zu seinem üblichen Befehlston zurückzukehren.
„Sicher“, murmelte Neville und beeilte sich, den Gang zu verlassen.
Besser so, dachte Draco im Stillen. Besser für sie beide.
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(Auch Neville Longbottom wusste seitdem: Küsse waren etwas Fatales. So leicht zu bekommen und so schwer zu vergessen.)
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„Ich glaube, das war keine gute Idee.“ Neville stieß ein Seufzen aus, streckte sich kurz und lehnte sich dann gegen die Mauer. „Die Sache mit dem Mistelzweig, meine ich. Es war schon spät und eigentlich sollten sie gar nicht hier sein, aber schlafen konnte er gewiss noch nicht und er hatte keine Lust auf die Gesellschaft seiner Hauskameraden, deshalb hatte er es sich mit Luna im Astronomieturm gemütlich gemacht, anstatt sich weiter im Gemeinschaftsraum der Gryffindors aufzuhalten.
Luna war anders. Sie war nicht wie die meisten Menschen und dadurch konnte er mit ihr eigentlich immer Zeit verbringen, selbst dann, wenn ihm alle anderen zu viel wurden. Mit ihr irgendwo zu sein, war genauso entspannend wie alleine zu sein und doch irgendwie besser, weil es schließlich gut tat, jemanden zum Reden zu haben. Besonders, wenn man - wie Neville - nicht viele Freunde hatte, mit denen man sich unterhalten konnte. Bei Luna musste er nie fürchten, dass sie ihn vielleicht belächeln oder nicht ernst nehmen könnte, oder dass sie irgendetwas Gemeines sagen würde. Sie war selbst unglaublich eigen, viele nannten sie sogar verrückt, und gerade deswegen war sie so offen für alles, sodass er bei ihr ganz unbefangen die Wahrheit sagen konnte.
„Wieso glaubst du das?“ Die blonde Hexe hatte ihren Kopf auf seinem Oberschenkel abgelegt und malte nebenbei wirre Muster in ein Buch. Er hinterfragte es nicht; sie tat fast immer irgendetwas Seltsames und er hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. „In den letzten Tagen ist er noch schlimmer als sonst“, murrte Neville zur Antwort. „Und das soll schon was heißen.“ Er rieb sich die schmerzenden Schläfen und die müden Augen und sah Luna ein wenig hilflos an. „Machen wir uns nichts vor - er hasst mich einfach. Weil ich nun mal ich bin.“
Luna lachte leise auf und räumte ihr Buch beiseite. Sie legte den Kopf etwas weiter in den Nacken, sodass sie ihren besten Freund direkt ansehen konnte. Kurz verunsicherte ihn diese Reaktion, weil er fürchtete, er habe vielleicht doch etwas Falsches gesagt, aber noch bevor er sich darüber weiter den Kopf zerbrechen konnte, erhob sie auch schon wieder die Stimme. „Ich glaube nicht, dass er dich hasst“, erwiderte sie mit einem leichten Kopfschütteln. „Ich glaube, dass er nicht weiß, wie er sagen soll, dass er dich mag.“ Sie sagte es mit ihrer wunderbaren kindlichen Überzeugung, als gäbe es daran nichts zu rütteln und als sei es vollkommen offensichtlich.
Dieses Mal war es Neville, der lachen musste. „Luna, du spinnst.“
„Das sagen alle.“ Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Aber das hieß noch nie, dass ich nicht recht gehabt hätte.“
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Als Luna sich verabschiedet hatte, um noch rechtzeitig wieder in ihren Schlafsaal zurückzukommen, war Neville eine ganze Weile allein im Astronomieturm zurückgeblieben. Er war sich sicher, dass er jetzt noch keine Ruhe finden würde, und er genoss es dort zu sein; es war so schön ruhig und die Sterne hatten stets etwas Träumerisches und Tröstliches an sich. Wie der sprichwörtliche Hoffnungsschimmer am Horizont.
Nach einer Weile machte aber auch er sich auf den Weg. Er hatte keine Lust auf Nachsitzen, Punkteabzug oder was auch immer die Lehrer sich sonst noch so einfallen ließen, wenn sie einen Schüler bei einem Regelverstoß erwischten, und so schlich er auf leisen Sohlen durch die Gänge, obwohl sich seine Gedanken immer noch überschlugen und er nach wie vor keine Möglichkeit gefunden hatte, sie und die erschwerend hinzukommenden Gefühle zu sortieren.
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Auch Draco kehrte nicht weniger frustriert von seinem Spaziergang zurück; die Beruhigung, die er sich vom Alleinsein erhofft hatte, war nicht eingetreten, und er wusste, er würde in dieser Nacht schlecht schlafen. Blieb nur zu hoffen, dass ihm seine Mitschüler wenigstens aus dem Weg gehen würden … Denn niemand bekam gern Dracos schlechte Laune ab, und er war definitiv nicht gewillt diese zurückzuhalten, sollte ihm jemand auf die Nerven fallen.
Als der Slytherin gerade um eine Ecke bog, beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl, wie ein Déjà-Vu; das Gefühl kam, noch bevor er realisieren konnte wieso. Er blickte auf und ließ seinen Blick umherschweifen, die Stirn leicht in Falten gelegt … Und da sah er auch schon, was - oder viel mehr wer - dieses merkwürdige Gefühl verursacht hatte.
„... Longbottom?“
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Neville huschte so unauffällig durch Hogwarts' Flure wie eh und je; er war kein Typ, den man bemerkte, selbst dann nicht, wenn das Schloss so gut wie leergefegt war. Es sei denn, ihm passierte eines seiner legendären Missgeschicke. Umso überraschter war er darüber, dass er dann plötzlich eine Stimme hinter sich vernahm, die seinen Namen rief - und noch dazu eine Stimme, die ihm überaus vertraut war. Er fuhr unwillkürlich zusammen und sein erster Reflex war, das Weite zu suchen.
Draco Malfoy zu begegnen, bedeutete für ihn selten etwas Gutes. Doch wie üblich stand er eine ganze Weile wie angewurzelt da, ehe er sich rühren konnte. Er spürte Dracos Blick auf sich ruhen und rechnete schon mit dem Schlimmsten, aber es schien ganz so, als hätte der Reinblüter gar nicht vor, ihn in irgendeiner Weise anzugreifen. Was ihn ziemlich irritierte.
„J-ja?“ Langsam drehte er sich um
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Draco wusste nicht, was er nun sagen sollte. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass der Junge reagieren würde, und wenn überhaupt, dann hatte er die standardmäßige Reaktion erwartet: Weglaufen. Nun standen sie sich ein weiteres Mal gegenüber und seine Gedanken rasten … doch auf einmal kam ihm eine Idee. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was ihn dazu trieb, es war eine plötzliche Eingebung, aber gerade schien es perfekt zu sein und außerdem waren sie hier um diese Uhrzeit vollkommen ungestört. Er schwang kurzerhand seinen Zauberstab, murmelte ein paar Worte vor sich hin, in der Hoffnung, es würde funktionieren und siehe da: Über ihnen baumelte nun erneut ein Mistelzweig von der Decke. Und keiner von ihnen würde sich so schnell mehr von der Stelle bewegen.
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Neville staunte nicht schlecht, als er sich plötzlich in einer sehr ähnlichen Situation wiederfand wie bereits vor ein paar Tagen. Bloß, dass es dieses Mal nicht er gewesen war, der diese arrangiert hatte, sondern kein Geringerer als Draco selbst. Was, bei Merlins Bart, hatte das nun zu bedeuten? So langsam verstand er die Welt nicht mehr. Er wollte fragen, doch er fand weder die richtigen Worte dafür noch den Mut, überhaupt irgendetwas zu sagen.
„Denk gar nicht dran einfach abzuhauen. Wir müssen reden.“ Ein Grinsen breitete sich auf Dracos Gesicht aus und Gott, Neville liebte und hasste dieses Grinsen zugleich. Hasste es, weil es selten etwas Gutes zu bedeuten hatte, und liebte es, weil er nun mal leider alles an diesem schönen Gesicht liebte.
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„Eigentlich … habe ich den Zweig verzaubert“, brachte Neville einige Zeit und viele, viele unangenehme Fragen später zögerlich hervor. Seine Wangen waren hochrot angelaufen und er wagte es nicht, Draco anzusehen. „Also, es war nicht meine Idee!“, fügte er schnell hinzu, wie zu seiner Verteidigung. „Luna. Luna meinte, es wäre eine Möglichkeit …“ - Nun war es Draco, der nicht mehr so ganz mitkam. Skeptisch zog er eine Augenbraue hoch und betrachtete den anderen. „Willst du mir irgendetwas sagen, Longbottom?“ Er versuchte seine Stimme herablassend und unterkühlt klingen zu lassen, wie immer, doch es gelang ihm nicht ganz, denn die ganze Situation hatte auch in ihm eine gewisse Unsicherheit geschürt.
Neville seufzte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn, auf der sich bereits ein leichter Schweißfilm abzeichnete. Er konnte nicht mit solchen Dingen umgehen. Mit Nervosität und Herzklopfen. Mit …Gefühlsdingen. Aber Draco erwartete eine Antwort und erfahrungsgemäß war es nicht sonderlich klug, einem Malfoy zu verweigern, was er wollte.
„Eigentlich wollte ich … dich nur küssen.“
Draco sah zunächst überrascht aus, doch dann legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Ein ehrliches, beinahe sanftes Lächeln. Ganz anders als im Alltag, wenn er seine typische, arrogante Malfoy-Attitüde aufgesetzt hatte. Es nur eine kurze Regung, ein unausgesprochenes Ehrlich?, dann kehrte wieder eine Spur der gewohnten Überheblichkeit zurück, als hätte er sich selbst in einem schwachen Moment ertappt und sich gleich wieder zusammengerissen.
„Ach so?“ Beinahe klang es ein wenig herausfordernd.
Neville nickte verlegen und senkte schnell wieder den Blick, doch ehe er sich versah, hatte Draco auch schon einen letzten Schritt auf ihn zu getan, um sein Kinn sanft, aber bestimmt anzuheben und ihn in einen weiteren Kuss zu verwickeln.
(Vollkommen unerwartet, aber so, so sehr gewünscht. So lange herbeigesehnt.)
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(Küsse waren wirklich sehr fatal, da waren sie sich spätestens nach diesem Abend einig. Aber vielleicht war es manchmal ganz gut, dass sie nicht nur leicht zu bekommen, sondern auch schwer zu vergessen waren.)