Fandom: Game Of Thrones
Genre: Romanze, Hurt/Comfort, idk
Rating: P12 I guess?
Pairing: Catelyn Stark x Cersei Lannister
Ficathon:
daswaisenhausReihe:
winter special 2016 | part 1/10 of snow, statues & tears
1. Advent | Catelyn x Cersei
Wenn es draußen schneit, fangen die Statuen zu weinen an.
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Cersei Lannister lächelt; ihr Lächeln ist eisern. Sie blickt vom roten Bergfried auf die Stadt hinab, überblickt die Kathedrale, die Straßen, ganz Königsmund, blickt bis zum Horizont und weiß: All das gehört ihr. Ihr und Robert.
(Aber es fühlt sich nicht an als hätte sie gewonnen. Ganz im Gegenteil.)
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„Wolltet Ihr ihn heiraten? Robert, meine ich.“
Cersei kann nicht anders als zu lachen, obwohl ihr an diesem Abend eigentlich überhaupt nicht zum Lachen zumute ist. Die Frage trägt beißenden Hohn mit sich, auch wenn sie weiß, dass das nicht die Absicht ihres Gegenübers war. Ihr Kiefer spannt sich an, kurz schließt sie die Augen; sie nimmt einen Schluck Wein, spürt ihn schwer und aromatisch auf ihrer Zunge. Der Wein hilft ihr ihr Gemüt zu besänftigen, ihre Gedanken zu sortieren und die Worte in ihrem Mund zu sammeln, um sie schließlich über die Lippen zu bringen.
„Wolltet Ihr Ned Stark heiraten?“
Dieses Mal ist es Catelyn, die leise auflacht, und es liegt noch ein nachdenkliches Lächeln auf ihren Lippen, als Cersei nach einer Weile fragend zu ihr aufsieht. „Nein“, antwortet sie schließlich. Sie sehen sich viel zu lange in die Augen, ehe Catelyn seufzt, auf den goldenen Kelch deutet und fragt: „Darf ich?“
Cersei schmunzelt unwillkürlich. „Ich dachte Ihr trinkt nicht?“ Sie zieht skeptisch eine Augenbraue hoch, hält der anderen das Gefäß jedoch wohlwollend entgegen. Diese nimmt es dankend an. „Vielleicht mache ich eine Ausnahme, wenn wir nun anfangen uns über Männer zu unterhalten.“
„Ich wollte Brandon heiraten“, sagt sie lange später, nach mehr als einem Becher Wein. „Brandon. Nicht Ned.“ Cersei legt ihr einen Arm um die bebenden Schultern, als sie den Kopf auf ihre Schulter sinken lässt. Sie ist zu betrunken, um es nicht zu tun. Zu betrunken, um noch Königin in spe zu sein. Sie ist ein junges verletzliches Mädchen und es tut so gut zu wissen, dass andere junge Mädchen auch verletzlicher sind als sie es normalerweise zugeben würden.
Sie will antworten, aber ihr bleibt ein Name in der Kehle stecken, eine bittersüße Tatsache, die sie nicht aussprechen kann, also sagt sie bloß: „Ich verstehe das.“ Und sie trinkt weiter, bis sie nicht mehrJaimeJaimeJaime denkt.
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(Die Gedanken fangen erst wieder an, als sie schlafen will und Robert sie nicht lässt und sie Lyanna nennt und sie geht, obwohl seine donnernde Stimme noch in ihren Ohren widerhallt, als sie ihn längst nicht mehr nach ihr rufen hören kann. Die meiste Zeit über versucht sie wirklich sehr Cersei Lannister zu sein, genau so, wie alle sie haben wollen, aber manchmal geht das nicht und manchmal läuft sie vor sich davon. Manchmal will sie einfach nur vergessen. Alles. Sogar ihre eigenen Gedanken.)
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„Wenn es draußen schneit, fangen die Statuen zu weinen an“, flüstert Cersei in die fröstelnde Stille der Schlafkammer.
Draußen senkt sich ein weißer Vorhang über die Welt, erst nur in einzelnen Flocken, dann undurchlässig und dicht und weiß wie Wolken. Die einzige Wärme, die noch der Luft hängt, ist die ihres gleichmäßigen Atems, der ihren Brustkorb imselben Rhythmus hebt und senkt wie Catelyns ihre Haut streift. Sie hätte nicht gedacht, dass sie nach jener Nacht voller betrunkener Gespräche je wieder Zeit mit Catelyn Stark allein verbringen würde; und doch liegt sie nun hier und starrt an die Decke, während ihre Hände kalt werden und die dünne Decke nicht gegen die Kälte des kommenden Winters ankommt.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr abergläubisch seid.“
Catelyns Stimme ist nur ein verschlafenes Murmeln an Cerseis Schlüsselbein, während sie sich zum ersten Mal nach einer langen Nacht streckt und zwischen wirren rotbraunen Strähnen zum Fenster linst.
„Das hat meine Mutter immer gesagt“, fügt Cersei nach einer Weile unaufgefordert hinzu, als sei das eine Erklärung.
Sie ist nicht abergläubisch; aber es gibt Dinge, an die sie glaubt, weil sie sich als wahr erwiesen haben. Und sie ist sich ziemlich sicher, dass zumindest Lyanna Starks Statue in der Gruft von Winterfell an diesem grauen Wintermorgen weinen würde, wenn sie es könnte.
(Vielleicht wegen des Schnees, aber vielleicht auch ihretwegen.)
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Cersei Lannister lächelt; ihr Lächeln ist eisern. Sie blickt vom roten Bergfried auf die Stadt hinab, überblickt die Kathedrale, die Straßen, ganz Königsmund, blickt bis zum Horizont und weiß: All das gehört ihr. Nur ihr allein.
(Aber auch beim zweiten Mal, nach so vielen Jahren, fühlt es sich nicht an als hätte sie gewonnen.)
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Als es draußen schneit, zum ersten Mal seit Jahren, denkt Cersei unwillkürlich an jenen Morgen und sie ist sich sicher, auch jetzt fangen die Statuen wieder zu weinen an; Tränen wie Eiskristalle.