Der graue See

Apr 11, 2005 14:27

Tja, es ist es nun doch passiert. Vor ein paar Wochen hab ich mich noch gefragt warum Menschen ein Tagebuch führen und selbiges ins Internet stellen. Nun bin ich selbst einer dieser fragwürdigen Charaktere.

Auf die ganze Sache gebracht hat mich ja wie üblich meine schlechtere Hälfte. Na ja, genau genommen hat mich ja Googel hierher gebracht, die schlechtere Hälfte hat dann nur den entscheidenden Schups gegeben. Eigentlich sehe ich persönlich keinen Grund wirklich ein Tagebuch zu schreiben. Immerhin ist meine Leben alles andere als aufregend und wenn ich abends, den Socken in der Waschmaschine zusehen würde, wäre das wohl aufregender; Und das obwohl ich eigentlich nur eine Sockenfarbe habe und kein freies Blickfeld auf die Waschtrommel. Ich würde mit anderen Worten, geschätzte 40 Minuten das gräuliche Gehäuse der Waschmaschine anstarren. Ich will hier jetzt nichts Schlechtes über die Farbe Grau sagen.
Nein ehrlich, Grau ist spitze. Erinnert mich irgendwie an die Welt und wie man sie sieht. Klar, anfangs ist man voller Enthusiasmus und der rebellische Geist der Jugend wütet in einem. Da hat man noch Illusionen und klare Linien. Es gibt Rot, Gelb, Grün, Schwarz, Weiß, Schweinchenrosa und all die anderen tollen Farben. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir mit dem alter farbenblind werden, sonder einfach nur, dass Grenzen immer mehr und mehr verschwimmen.
Jetzt nicht nur im klassischen sinne von Gut und Böse, vor allem da wir das so und so nicht beurteilen können/dürfen/sollten, sondern viel mehr in Bezug auf… auf alles. Man beginnt mehr und mehr in Frage zu stellen. Glück, Spaß, Freude, den Lebenssinn, das System, andere Menschen… kurz gesagt eben alles.

Ich erinnere mich immer öfter and die Worte eines alten Mannes zurück, der meinet man könne das leben des Menschen in abschnitte teilen welche je 7 Jahre andauern. Die ersten sieben sind das unschuldige Kindheitsalter. Danach kommt das Erkundungsalter wo man alles ausprobiert und neugierig ist. Ab 14 beginnt dann das rebellische Alter. Einige meiner werten Leser machen es bestimmt gerade durch, andere haben es vielleicht noch vor sich, und einige bereits hinter sich. Es ist an sich eine sehr wichtige zeit, da hier ein grossteil für die zukünftige Entwicklung entschieden wird.
Nach dem rebellischen alter kommt jene Horror Zeit in welcher ich mich gerade befinde. 21-28 Jahre… die Zeit der Orientierungslosigkeit. Man hat genug rebelliert und beginnt nun verzweifelt das „ich“ zu suchen. Man stellt sich fragen über sich selbst, über das was man ist, über das was man mal werden möchte, über das, was man mit seinem Leben anfangen kann/wird/könnte. Man fühlt sich oft so als stünde man in der Mitte eines riesigen leeren Raumes, kein oben kein unten gar nichts. Nur eine Unzahl von möglichen Richtungen in welche man sich bewegen könnte. Aber egal wohin man sich bewegt es ändert sich einfach nichts an der Grundsituation, denn da es kein vor, kein zurück, kein links, kein rechts gibt, bleibt man im Grunde immer am selben Fleck obwohl man sich bewegt. Verzweifelt wechselt man immer wieder die Richtung auf der suche nach dem Ausgang oder einem Zeichen, dass nun doch etwas verändert hat, aber der dunkle Raum ist erbarmungslos.

Und genau hier bin ich nun, wahrscheinlich mit tausenden anderen Leuten, denen es genau so ergeht. Klar, wir haben noch alle Wege offen, doch welchen Weg nehmen wir? Welche der unendlich vielen Möglichkeiten führt uns zu dem gewünschten Ziele? Haben wir überhaupt ein Ziel? Wollen wir ein Ziel? Brauchen wir eines? Nein? Nun, warum liegen wir dann ab und zu Stunden lange wach und denken darüber nach?
Ich persönlich stehe gerade vor der Entscheidung ob ich nun weiterhin meinen Job verrichten sollte, der an und für sich nicht schlecht ist, mir sich aber immer die Frage aufdrängt: „Ist das denn wirklich alles,“ oder schlage ich eine zweiten Bildungsweg ein. Was ja an sich immer etwas Gutes ist, aber auch dazu führen kann, dass ich in 6 Jahren wieder vor dem PC sitze (oder dem Äquivalent dazu) und mir dieselbe Frage wieder stelle.
Nun ja, das wäre es dann wohl für den ersten Eintrag. Mal sehen ob ich wieder einmal Lust daran finde weitere Gedanken nieder zu schreiben.
Bis zum Nächsten mal im See des Graus.
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