Jul 10, 2009 21:46
Im Radio bin ich heute über die neue Single von Silbermond gestolpert - "Ich bereue nichts". Eine Freundin von mir sagte heute diesbezüglich, dass sich derjenige glücklich schätzen kann, der das von sich sagen kann. Ich habe drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Aussage nicht mit reinem Gewissen unterschreiben könnte.
Es gibt eine Menge Dinge, die ich nicht bereute. Wochenenden im Rallyeauto zu verbringen zum Beispiel. Mich auf ein Pferd zu setzen, obwohl ich weiß, dass damit eine Liebe zum Reitsport, den ich mir finanziell nicht stemmen kann, besiegelt wird. Ein heftiger Streit, der sich im Nachhinein als notwendig entpuppte. Bestimmten Menschen mein absolutes Vertrauen zu schenken. Und in Momenten, in denen ich äußerst verwundbar war, die Maske dennoch fallen zu lassen.
Wiegt das die Dinge aber auf, die ich bereue? Meine eigene Feigheit, zum Beispiel. Da musste erst ein gewaltiger Schubs von außen kommen, dass ich diese Feigheit überwinden konnte. Oder dass ich manche Selbstdisziplin zu spät im Leben entdeckt habe. Dass ich manchmal nicht heftiger für meine Meinung eingetreten bin und lieber gekuscht habe. Zumindest letzteres hätte mir ein paar Narben im Herzen erspart. Hätte... wäre... wenn... da bin ich wieder bei meinem Lieblingsspiel. Eigentlich ein blödes Spiel, in der Regel gibt es noch nicht einmal einen Trostpreis.
Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich einen Aspekt als noch schmerzvoller empfinde. Ich bin ein Mensch, der ziemlich explodieren kann, wenn man ihn nur lange genug provoziert hat. Man merkt mir vorher zwar ein gewisses Grad an Zickigkeit an, aber ich glaube, von den Menschen in meinem jetzigen Umfeld haben die wenigsten einen echten Wutanfall von mir erlebt. Wenn es in mir dann "pling" gemacht hat, kommt es wohl einem Unwetter gleich... heftig... laut... destruktiv. Und dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Menschen, die mich kennen, denen ich vertraue... die wissen, dass man mir danach Zeit geben muss, damit ich mich wieder abgekühlt habe. Und wenn ich mich wieder abgekühlt habe, weiß ich, was für einen Bockmist ich gebaut habe. Ich bereue. Und versuche, vorsichtig einen Teil der Scherben zu kitten. Manchmal läßt man mich aber nicht. Ich wäre kein Mensch, wenn ich behaupten würde, dass mich dies kalt ließe. Es nagt, es zermürbt, es kostet Kraft. Nicht nur meine. Aber naja, ich hab mich an das Leben am Pranger gewöhnt.
psychologie