Zurück!

Aug 08, 2005 14:32



Wer wissen will, wie das passiert ist, möge unter dem Cut nachsehen. Es ist so ziemlich alles schiefgegangen, was nur konnte, aber es war trotzdem einfach nur genial.
Wenigstens die Stelle, wo dieser seltsame Star Search-Typ aufgetaucht ist, lohnt sich definitiv. Hähähä!



Auftakt: Mittwoch
Wir wollten dieses Jahr einen Tag früher da sein. In Tabalons Auto reisten er selbst, Volti, Yuri, ich und ab Hamburg MasterChu19155. Claudamdus, Boris, Kebi und Chus Kumpel Andrew wurden von Boris Bruder von Hamburg abgeholt und nach Wacken gebracht. Wir wurden auf den entferntesten Campingplatz durchgelotst, der schon schön vom Regen durchtränkt war und ein angenehmes Aroma nach Kuhfladen ausstrahlte. Am Ufer einer großen Güllepfütze ("those are real black norvegian metal swamps!") schlugen wir unsere Zelte auf und beobachteten, wie sich ein Auto nach dem nächsten festfraß. Unsere Nachbarn dröhnten uns die ganze Zeit mit ihrer einen saudummen Onkelz Platte zu, aber da Tabalon 20 Flaschen (!) köstlichen handgebrauten Elrox-Met mitgebracht hatte, ließ sich das ganze gut ertragen. Volti sprach dem Met auch reichlich zu und wurde immer besoffener, während sich langsam der Abend senkte. Wir gingen dann als es dunkel war rüber aufs Festivalgelände. Die Stimmung kochte bereits (HELGAAAAA!!! TIMMYYYY!!! WACKÄÄÄÄÄN!!!!), der Boden war schon total zertrampelt und glich einer gigantsichen Schweinesuhle, und das Schaf rannte los, schnorrte von allen möglichen Leuten noch mehr Alk, Zigarretten (als Asthmatiker... sehr schlau), trank noch mehr Met und täuschte schließlich im Vollsuff einen Ohnmachtsanfall vor, was von der Gruppe, die natürlich trotz Angenervtheit noch hilfsbereit blieb, nicht gerade positiv aufgenommen wurde. Wir ließen den Engländer zurück, der 200 Leute zum Iron Maiden Singen suchte, stehen und gingen zurück zum Zelt. Unterwegs wurde der "ohnmächtige" Volti wieder quicklebendig und raste davon. Wir fanden ihn später total schlammverschmiert im Zelt, wo er zuckte und röchelte wie eine alte Waschmaschine im Schleudergang. Für Kebi, der ein Zelt mit ihm teilte, wurde die Nacht ziemlich zur Hölle.

Festival Tag 1: Donnerstag
Am nächsten Morgen hatte das Schaf einen kompletten Filmriß und wunderte sich, warum wir nicht gerade fröhlich waren. Egal. Wir gingen nach Wacken, Einkäufe machen, und kamen gerade rechtzeitig zurück um zu sehen, wie Kebi, der zurückgeblieben war, sich verzweifelt an unseren Pavillon klammerte, um ihn vor dem Einsturz zu bewahren. Es stürmte nämlich, und wir hatten keine andere Wahl, als das Ding abzubauen, da sich schon mehrere Stangen verbogen hatten. Dazwischen regnete es übrigens immer mit ungefähr 15minütigen Unterbrechungen, und bis zum Ende des Festivals wurde das gesamte Gelände immer mehr zu einem kompletten Schlammloch. Wir standen bald bis zu den Knöcheln im Matsch, und ich war froh, meine Winterschuhe (wasserdicht!) eingepackt zu haben. Abends, als es wieder dunkel war, sahen wir uns unser erstes Kozert an: NIGHTWISH. Die Atmosphäre war gigantisch... die Bezeichnung "Night to remember" ist wirklich nicht übertrieben. Das muß man mindestens einmal im Leben gesehen haben, Wacken in der ersten Nacht. Geil, geil, geil. Volltrunken von süßester Euphorie gingen wir danach zum Zelt zurück. Chu und Taba hatten aus den verbliebenen Gestängen des Pavillons ein großes umgedrehtes Kreuz gebastelt, das sie in die Wiese rammten, mit Klopapier und Spiritus umhüllten und anzündeten. X-)) Sah wundervoll aus. War übrigens eine Idee von Andrew (zufrieden, Chu?), das Anzünden war eine Idee von Yuri (auch zufrieden?) *fies grins* Fotos folgen. Hail Satan!

Festival Tag 2: Freitag
Es stellte sich heraus, daß Tabalons Auto nicht mehr ansprang und selbst die gesamte anwesende ADAC Crew es nicht mehr in Gang kriegte. Nicht so ideal, gelinde gesagt. Aber momentan war keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen, denn wir mußten rasch durch Regen und Schlamm zum nächsten Konzert stiefeln: SONATA ARCTICA hatten dieses Jahr die True Metal Stage bekommen und legten eine viel zu kurze, aber geniale Show hin. Wir bekamen außerdem noch den halben Auftritt von OBITUARY mit. Außerdem tauchte auf den Festival Shirts der Name STRATOVARIUS auf... na, wer der special Surprise Act war, durfte somit ja wohl feststehen! Yuri und Kebi verpetzten zwischendurch noch ein paar Nazis bei der Polizei, die so dumm gewesen waren, ihre hirnlose rechtsradikale Mucke laut vor sich hin zu dröhnen. Am Nachmittag, gerade als der Regen wieder am stärksten war, sollten EDGUY auftreten. Wir standen im Pulk vor der Bühne in Matsch und Heu und wurden immer nasser, als so ein dicker Kerl auf die Bühne kam und meinte, die Band wäre noch nicht da. Irgendwann bemerkte man dann am Himmel einen Helikopter mit der Aufschrift "EDGUY", der von der Menge sofort angejubelt wurde. Aus dem Fenster des Helikopters reckte sich eine Hand, die die Pommesgabel zeigte, dann landete der Heli ausser Sicht und die Band hastete auf die Bühne. Angeblich hatten die Jungs im Stau gestanden und waren abgeholt worden. Egal, die Menge tobte, Tobi machte eine klasse Show, goß sich solidarisch seine Wasserflasche über den Kopf und kletterte das ziemlich nasse und gefährliche Gerüst das die Bühne stützte nach oben. Dort hing er dann, im strömenden Regen und Wind, überblickte seine Heerscharen von Fans und sang weiter. *g*
Abends hatten dann tatsächlich STRATOVARIUS 20 Minuten Zeit, bevor APOCALYPTICA anfingen. Ihr erster Auftritt seit der Reunion! Durch die kurze Zeit war das natürlich nur eine kleine Kostprobe dessen, was diese Band wirklich drauf hat... ich freu mich schon auf ihre gemeinsame Tour mit HAMMERFALL im Winter. Danach APOCALYPTICA, die wie zu erwarten gigantisch waren. Mittlerweile war es sehr spät, dunkel und kalt, und von CORVUS CORAX sahen wir nur noch einen Teil. Schon irre, wie die Jungs sich entwickelt haben. Ich kenn sie noch aus ihrer Urzeit auf der Spandauer Zitadelle. Übrigens, dieses Jahr war das Publikum in Wacken deutlich anders. Viel mehr junge Mädchen... würde fast "Girlies" sagen. Hm. Im Zelt angekommen schälte ich mich aus meiner nassen und total verschlammten Jeans und fiel augenblicklich ins Koma.

3. Festival-Tag: Sonnabend
Die erste Hiobsbotschaft des Tages war, daß Boris Bruder nun irgendwie keine Lust mehr hatte, die Leute morgen abzuholen. Er wollte nicht so früh aufstehen... und überhaupt. Tabas Auto blieb kaputt, und auch wir mußten uns allmählich ernsthafte Gedanken machen, wie wir zurück nach Berlin kommen würden. Die erste Band des Tages war für mich MOB RULES auf der Party Stage, die vor einem kleinen, aber handverlesenen Publikum spielten. Ich wollte sie live sehen, seit ich zum ersten Mal einen Song von ihnen gehört hatte, und nun endlich hatte es funktioniert. DRAGONFORCE ließ ich ausfallen. Dafür begegneten mir auf dem Weg zum Zelt Brot-Ritter. o.O Ungefähr fünf Typen hatten sich Rüstungen aus Toastbrot gebaut, Schilde aus Fladenbroten und Schwerter aus Baguette. Sie brüllten "EHRET DAS BROT!", was ich auch demütig tat. Meine Schuhe waren übrigens zu diesem Zeitpunkt durch den Schlamm mit meiner Jeans zusammengewachsen (Foto folgt) und waren nunmehr gelbbraun statt schwarz. Noch dazu regnete es immer noch, und der Boden, von dem man eigentlich dachte, er könnte unmöglich noch schlammiger werden, war tatsächlich noch schlammiger geworden. Zitat Kebi: "Ich hab noch nie so was ekelhaftes gesehen!" Bald wurde auch der 2. Surprise Act enthüllt: Dieser komische Pseudometaller von Star Search! x.x Ich fiel aus allen Wolken. Ein Unwürdiger in Valhallas heiligen Hallen! Mein wundervolles Wacken, geschändet, befleckt, entweiht durch eine von den hirnlosen Marionetten der Industrie! Die Bosse haben offenbar gemerkt, was für eine Kaufkraft die Metalszene besitzt und wollen nun ihr Stück vom Kuchen abhaben. Aber... in Wacken? Mir wurde fast schlecht bei dem Gedanken. Wie konnte sowas nur passieren? Noch dazu hatte diese Gestalt im Vorhinein schon ein Interview gegeben und gemeint, er würde Metal sowieso scheiße finden und alle anderen Bands ebenfalls. Ack. Zunächst jedoch standen FINNTROLL auf dem Programm. Kebi hatte mir von der Band ja schon vorgeschwärmt, und was soll man sagen, die Stimmung gab ihm Recht. Party! Nur Taba geriet mitten in den Moshpit und wurde langsam aber sicher sehr, sehr gereizt. Danach gings rüber zu HAMMERFALL auf der True Metal Stage. Kebi, Boris und ich postierten uns recht weit hinten und außen, aber während alle anderen um uns herum nur dastanden und zuhörten, zogen wir eine regelrechte Poser-Weltmeisterschaft ab. Bwahahaha! Das bringt Laune.
Und dann kam das Grauen. Dieser seltsame Star SearchKerl erschien mit gepflegter frisch geföhnter Dauerwellfrisur und zwei nichtssagenden Gitarristen auf der Party Stage und begann, seinen mindestens genau so langweiligen und nichtssagenden Song zu singen. Er kam sich offenbar sehr schön vor. Das Publikum... sagen wir so, sie warteten eigentlich auf EQUILIBRIUM - Viking Metal - und sie bekamen... DAS DA? Heu und Schlamm flog auf die Bühne... ein paar Leute zeigten den Stinkefinger... dann flogen ein paar Bierbecher... mehr Schlamm... beim zweiten Song zeigte bereits das ganze Publikum den Stinkefinger, was Mr. Schönling aber völlig ignorierte. Jemand hielt demonstrativ sein Equilibrium-Shirt hoch... und dann ging die Menge plötzlich total mit! Aber mit dem Rücken zur Bühne! Denn jemand im Häschen-Plüschkostüm hatte sich mit einem Mal auf jemandes Schultern gesetzt und zeigte mit seinen Pfötchen den bösen Finger gen Bühne. Die Menge feuerte das Häschen an als wäre es Rob Halford persönlich. Ich hab noch nie so etwas lustiges gesehen. Schließlich tauchte noch ein zweiter Auf-den-Schultern-Sitzer auf, diesmal aber genau in Augenhöhe von dem Typen, und präsentierte ihm ebenfalls die Mittelfinger. Der Kerl jedenfalls beendete seinen letzten Song und verschwand. BWAHAHAHAHAHAAHA!!!! Geil, die Metalheads haben noch ihren Stolz. Und wer immer da von RTL(?) abgestellt worden ist, um den Auftritt zu beobachten, wird nichts schönes zu berichten haben. Dann kamen EQUILIBRIUM und wurden wie Helden gefeiert. Wir vernichteten dann beim Zelt den letzten Met (wo Volti auf einmal zum totalen Anti-Alkoholiker-Apostel mutierte), und trotz meiner Vorsätze, mir noch TORFROCK oder SENTENCED anzusehen, überkam mich die Müdigkeit und ich legte mich schlafen. Allerdings fror ich die gesamte Nacht durch und lag dementsprechend wach.

Ausklang: Sonntag
Drei Traktoren waren unterwegs, um die überall im Schlamm steckenbleibenden Wagen aus dem Morast zu ziehen. Das gesamte Gelände glich einem Schlachtfeld aus dem ersten Weltkrieg. Es regnete und war kalt. Boris Bruder hatte nun doch einen Teil unserer Gruppe aufgesammelt, der Rest war auf den Abschleppdienst angewiesen. Tabalon wartete beim Auto, während zur Rettung der Anderen extra Jumpy mit einem Mietwagen aus Berlin gekommen war (mit dem er noch auf dem Gelände der Autovermietung gerammt wurde. Irgendjemand da oben mochte uns nicht). Tabalon wartete acht Stunden, ohne daß er auch nur erfuhr, wann der Abschlepper kommen würde. x_X Wir wollten dann eigentlich in Kolonne fahren, aber nach 3 Stunden warten brachten wir ihm was zu Futtern vorbei und probierten spaßeshalber den Zweitschlüssel aus, den Jumpy aus Berlin mitgebracht hatte - und das Auto sprang an. Einfach so. x.x Harrrghs. Irgendwie begaben wir uns dann doch alle auf die Straße heimwärts, und unter der wohl spektakulärsten Wolkenlandschaft, die ich je im Leben gesehen habe, zogen wir zurück nach Berlin.

Zusammenfassend ist zu sagen... ich war dauerhaft nass, kalt, dreckig, stinkig, hungrig und hatte Schmerzen, aber ich habe dieses Wacken von der ersten bis zur letzten Minute genossen und alle Widrigkeiten geradezu masochistisch auf mich einwirken lassen. Ich hab weniger Bands gesehen als sonst, aber dafür war unsere Gruppe einfach so genial, daß das völlig gleichgültig war. Leute, ihr habt diese paar Tage zu einem unvergeßlichen und wunderschönen Erlebnis gemacht, und ich danke euch von ganzem Herzen. :-)

wacken

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