ANTISEMITISMUS - FOLGE 999

Jun 21, 2018 14:10


Antisemitismus ist einfach ekelhaft. Das wußten wir zwar schon immer und so wurden wir auch erzogen. Später haben wir durch persönliches Engagement und korrektes Verhalten versucht die antisemitischen Ausfälle anderer, meist etwas limitierter Zeitgenossen zu kompensieren.

Noch später haben wir Broders Buch "Der ewige Antisemit" gelesen, in unseren Augen ein Standardwerk, das auch dem letzten Zweifler die Augen öffnen und zumindest nach meiner Meinung an jeder deutschen Oberschule gelesen werden sollte.

Im Alltag dem Antisemitismus entgegenzutreten ist also eine Notwendigkeit und manchmal auch eine persönliche Herausforderung. Aber eine die man bewältigen kann und muß.
Das heißt jedoch nicht, daß man in eine Paranoia verfallen muß und der "Kampf gegen den Antisemitismus" eine Art Religionsersatz oder Lebensaufgabe werden sollte.

Bedauerlicherweise gibt es unzählige Gutmenschen die in diesem "Kampf" eine Art Ersatzbefriedigung sehen und sich selbst moralisch erhöhen wenn sie einen Antisemiten erschlagen haben.

Das kann auch ein Toter sein und dann ist das Geschichtsklitterung und oder einfach nur hysterisch.

Nehmen wir den Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. Er lebte von 1778-1852 und soll ein bekennender Antisemit gewesen sein. Wenn wir noch eine Weile forschen, da werden wir herausfinden, daß auch Ötzi den Juden nicht sehr freundlich gesonnen war. Was ich sagen will:

Wir sind in unserer Arroganz der Spätgeborenen so überheblich, fühlen uns so unglaublich moralisch immer auf der richtigen Seite, daß wir auch die verurteilen, die in einer anderen Zeit lebten und zu anderen Einstellungen und Schlüssen kamen.

Friedrich Wilhelm Jahn ist so ein typisches Beispiel, einerseits hat er sich echte Verdienste erworben, um den Sport, um die Volksgesundheit und zweitens auch durchaus vernünftige Ansichten gehabt hinsichtlich der Einigung einer deutschen Nation (die Ende des 18 Jahrhunderts ja noch ganz anders aussah, auch in ihrem geographischen Umfang, als wir sie heute markieren würden) und andererseits hat er eben eine zeittypische Abneigung gegen Juden gehabt ohne ihnen selbst jemals zu Nahe gekommen zu sein oder sie gar von seinem Turnen auszuschließen.

Sie durften (und das war auch ganz richtig) in der Hasenheide mitturnen. Mit anderen Worten: Auch die deutschen Juden profitierten langfristig und bis heute von seinen Neuerungen.

Den Vorwurf einer nationalistischen Einstellung will ich mal übergehen und nur darauf hinweisen, daß die Deutschen des beginnenden 19. Jahrhunderts glücklicherweise nicht mit Vaterlandsverrätern wie Claudia Roth und Konsorten geschlagen waren, sondern, daß der Wille zu einer nationalen Einigung sehr populär war. Wenn wir diese nationalen Bestrebungen heute verachten, dann tun wir das aus dem Blickwinkel und der Erfahrung zweier Weltkriege. Und es zeigt die Unfähigkeit sich gedanklich in die damalige Zeit versetzen zu können.

Jemand wie Jahn kann ja, wenn er nationalen Träumen nachhing, dennoch kein Nazi gewesen sein. Eine Rückdatierung des Beginns des Nationalsozialismus ist unlauter und albern. Jahn starb bereits 1852.

Hinsichtlich seiner antijüdischen Einstellung gilt das Gleiche: Es war ein Zeitempfinden, übrigens in ganz Europa. Da gibt es weder etwas zu beschönigen noch etwas zu vertuschen, man braucht die Menschen von damals nicht posthum anzuklagen und zu verurteilen. Es war eben so.

Wir können die politischen Einstellungen der Vorväter feststellen und bekannt machen, aber wir müßen uns an ihnen nicht abarbeiten. Nicht der historische Antisemitismus ist das Problem, sondern der Gegenwärtige. Und da tut die derzeitige Bundesregierung ja alles um ihn aufzustocken.

Denn, die so called Flüchtlinge sind mehrheitlich antisemitisch geprägt.

So kotzt es mich an wenn verdiente Deutsche nachträglich vom Sockel gestoßen werden, wenn Straßen, Schulen und Plätze umbenannt werden, wenn heutige Edelmenschen Urteile fällen und sich nicht die Mühe machen sich in eine andere Zeit zu versetzen. Und es fehlt ihnen die Phantasie sich vorzustellen, wie man in 200 Jahren vielleicht die Merkelsche Umvolkungspolitik beurteilen wird.

Diese Betrachtung gilt auch für Afrikaforscher, (Carl Peters, Gustav Nachtigal, Kolonialverwalter, Dichter (Ernst Moritz Arndt zum Beispiel. Er wandte sich gegen die Besetzung Deutschlands durch Napoleon, das tat mein 6xUrgroßvater auch, was er mit dem Leben bezahlte), Maler, Trümmerfrauen.
In der gegenwärtigen Bilderstürmerphase und Geschichtsklitterung ist nichts unmöglich, niemand sicher.

Ich sehe es als meine Aufgabe, dem Sockelsturz und dem Vergessen entgegenzutreten. Niemand muß sich die Ansichten der Vorfahren zu eigen machen, aber wir sollten um sie wissen und sie respektieren.



https://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittener-turnvater-jahn-pankow-will-jahn-sportpark-umbenennen/22710606.html

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