Prom Night, Pt. 7

Jul 27, 2007 11:56


German Version:
James ist hier. Er sitzt in meinem Zimmer, neben dem großen, weichen Bett - nicht in ihm - auf Wunsch meines Vaters.
Er muss sich gefangen fühlen, gefangen von seinen Verpflichtungen und seinen Gefühlen.
Er hat besseres verdient. Ich bin die Tochter eines Verbrechers, eines Verbrechers, der ihn gebeten -pah- hat, hier zu sein, ich habe meine Mutter sterben lassen, ich habe ihn gezwungen, einen Monat an meiner Seite auszuharren, ein Gesicht zu betrachten, das ihn anekeln muss.
Ich wünschte, ich könnte ihm sagen, daß er gehen darf. Ich wünschte, ich könnte ihn freilassen.
Ich bin zu schwach.
Mea Culpa.

James war entsetzt. Panisch. Verzweifelt. Ziyi war daheim - die Maske war noch nicht fertig - und sie saß in der Bibliothek ihres Vater, während in ihrem Mundwinkel sich eine Zigarette befand, und sie mit einem silbernen Benzinfeuerzeug spielte, dessen Emblem eine Art Vogel war, nur daß seine Federn aus Flammen bestanden. Auf dem Beistelltisch neben ihr lag eine Schachtel, Winston hieß die Marke, und sie hatte kein Lächeln, sondern eher ein halb hochgezogenes Grinsen auf dem Gesicht. James wich instinktiv zurück, als er die Flamme sah, die aus ihrer Hand zu sprießen schien, und als das zerstörte Gesicht sich ihm zuwendente, errötete die rechte Hälfte, und sie drückte die Zigarette aus.
"Sorry, James."

Mein Vater will mir eine Maske anfertigen lassen, damit ich nicht angestarrt werde. Eine Maske! Herausragen, um nicht herauszuragen. Tolle Idee. Außerdem: Hab ich nicht das alles verdient? Und noch soviel mehr? Ich ziehe an der Winston. Ich hasse den Geschmack, aber das ist gut so. Ich spüre die Hitze in meiner Hand, und ich freue mich. Ich muss mich reinigen. Ich spüre die linke Seite meines Gesichts nicht mehr. Ich habe keine Empfindungen, wenn James sich dazu zwingt, mich dort zu berühren. Ich spüre nicht die sanfte Wärme seiner Hand, nicht die Liebkosung, die ihn soviel Kraft kosten muss.
Ich höre einen lauten Atemzug, und drehe mich um. James weicht bleich zurück, und ich spüre das Blut, das meine Peinlichkeit begleitet, und ich lösche die Zigarette, aber er ist schon in Sorge, schon in Furcht. Ich wünschte, er könnte verstehen, daß das Feuer sein Freund ist.
Mea Culpa.

James stand vor zwei kleinen Plaketten, zwei Gräbern, die gegen alle Bestimmungen zur Totenruhe in Hongkong auf dem Grundstück der Lins waren. Das kleine, verheulte Mädchen, das sich an seiner Seite festkrallte, kannte diese beiden Menschen, die für sie gestorben waren, fast ihr ganzes Leben lang. Zu Franz war sie gegangen, als James sie ausgeführt hatte. Hong hatte ihre Hand gehalten, als sie mit 13 ihr Bein gebrochen hatte, und sie auf die Ambulanz warteten.
Er wußte, wie es war, seine Eltern zu verlieren. Und hier neben ihm war die Frau, die er liebte, deren Seele trotz allen Kummers voll Glorie und Größe strahlte, und weinte für andere, wie sie es nicht für sich selbst konnte.
Er hielt sie fester.

Franz. Hong. Konstanten wäre der richtige Ausdruck. Habe ich sie wie Eltern geliebt? Nein. Liebe ist vielleicht der falsche Ausdruck - auch wenn sie Liebe verdient hätten. Vertrauen ist es auch nicht - außer, man vertraut auf Naturgesetze. Sie waren da. Immer. Egal wann. Egal wo. Ich weiß, daß ihr Leben darunter gelitten hat, immer für mich da zu sein. Aber ich konnte nicht von ihnen lassen. So, wie ich jetzt nicht von James lassen kann. Ich glaube, ihn liebe ich. Ich bin mir nicht sicher. Ich würde Franz fragen. Aber das kann ich nicht mehr. Niemand kann sich mehr an Franz wenden. Oder an Hong. Nur meinetwegen.
Mea Culpa.

Sie schlief wie ein Engel, dachte James. Der große Raum, der Ziyis Besitztümer beherbergte, hatte zu Beginn auch ihm als Schlafzimmer gedient - natürlich nicht im selben Bett, aber doch in den selben vier Wänden.
Interessanterweise hatte Tsi das vorgeschlagen. Mrs. Dorty war nicht begeistert gewesen, aber sie konnte es verstehen, und sie war der Meinung, daß die junge Frau schon genug gelitten hatte.
So, wie sie da lag, war sie einfach wunderschön. Egal, was der Bastard ihrem Äußeren angetan hatte, egal, wie sie gelitten hatte -ihre innere Schönheit war noch intakt, sie mußte sie nur selbst wieder erkennen.
Lächelnd schloß er sanft und leise die Tür, und ging langsam Richtung Bibliothek. Tsi wollte ihm die Feinheiten eines japanischen Spiels namens Go beibringen.

Ich erinnere mich.
Nein, das ist nicht richtig. Ich habe einen Alptraum, von dem ich weiß, wie er endet, und ich weiß, ich kann nicht entkommen.
James könnte mich befreien, aber er ist nicht hier. Er weiß nichts davon, Ich darf ihn nicht auch hier noch reinziehen. Ich bin bereits jetzt zu sehr wie eine Zecke, die sich an sein gesundes Leben haftet, nur um weiter existieren zu können.
Ich träume.
Ja, das ist besser.
Ich bin wieder 8 Jahre, und meine Mutter hat mich gerade vom Spielplatz abgeholt, die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Ich weiß, daß sie nachher etwas vorhat, mit meinem Vater. Ich weiß nicht genau was, aber vielleicht bekomme ich dann endlich das Brüderchen, was ich mir wünsche. Und ich finde Tante Betty schon nett, sie macht mir immer Kakao, und erzählt so lustige Geschichten.
Genau wie Reiko. Aber die glaub ich nicht. Wenn Reikos Mutter wirklich so schlimme Sachen gemacht hätte, dann hätte man sie doch schon längst eingesperrt. Besonders, wenn doch Reikos Papi Polizist ist. Die beschützen uns doch.
Da kommt ein Hundchen. Na gut, kein Hundchen, er ist so groß wie ich, und viel schneller, aber er ist so süß, und ich frage mich, wieso sein Herrchen ihm ein so garstiges Halsband mit vielen Stacheln verpasst hat. Aber da, der schwarze Pitbull - ich glaube, so heißt das Hundchen - und es rennt auf uns zu - es will mit uns spielen, genau! Mami beginnt, mich wegzuzerre, aber ich will doch mit dem Wauwau spielen, und er kommt, und er spri-
Ich erwache. Ich schreie nicht, aber ich wünschte, ich könnte. Wenn James hier wäre, würde ich keine Angst haben, zu schreien. Wenn James hier wäre, wäre alles gut. Aber ich darf ihn nicht belasten. Ich habe das schon viel zu lange getan. Wenn ich ihn liebe, muss ich alleine stark sein. Sonst liebe ich ihn nicht, sondern bin abhängig.
Wo kam dieser Gedanke her?
Ja. Nunc scio quit amor sit. Nun weiß ich, was Liebe ist.
Warum jetzt? Wo ich doch so viel Leid jedem bringe, den ich liebe. Jedem, der mich liebt. Wie meiner Mutter. Wenn ich mitgegangen wäre...
Mea Culpa.


English Version:
James is here. He's sitting in my room, next to the big, soft bed - not in it - because of my father's wishes, I'm sure.
He probably feels imprisoned, imprisoned by his duties and his emotions. He deserves better. I'm the daughter of a criminal - a criminal who has asked him to be here - I have seen my mother die, I have forced him to be here for me for more than a month, to see my disgusting face.
I wish I could tell that he's free to go. I wish I could free him.
I'm too weak.
Mea Culpa.

James was horrified. In panic. Desperate. Ziyi was at home - the mask not quite finished, yet - and she was sitting in her father's library, while in the corner of her mouth a cigarette was burning and she was playing with some silver gas lighter, imprinted with some kind of bird, only its feathers were made of fire. On the small table beside her was the package, Winston's, and she wore no smile but a half-lifted grin. James scuttled instinctively back when he saw the flames coming out of her hand, and then the destroyed face gazed upon him, her right side blushing, and she extinguished the cig.
"Sorry, James."

My father wants to me to wear a mask, so that people don't stare at me anymore. A mask! Protruding, so I don't protrude anymore! Great idea. Besides - I have earned it all, haven't I? And much harsher punishment, too. I draw on my Winston. I hate the taste, but that's okay. I feel the heat in my hand and I'm happy. I have to cleanse myself. I can't feel the left side of my face. I have no feelings, when James forces himself to touch me there. I can't feel the gentle warmth of his hand, not the caressing which takes so much from him.
I hear a loud breath, I turn around. James is retreating, blanching, and I feel the blood with my embarrassment, and I stub out the cig, but he is already worrying, fearing. I wish he would understand that fire is his friend.
Mea Culpa.

James was standing in front of two small plaques, two graves which were on Lin's grounds, against all regulations. The small, crying girl with was digging into his side had known these two men, who had died for her, almost her entire life. She had talked to Franz about James' asking her to the dance. Hong had taken care of her when she had broken her leg, back when she had been 13 and they neeeded to wait for the ambulance.
He knew how it was to lose your parents. And now she, the woman of his life, was here, beside him, grieving, but still full of grace, and was crying for others like she could not cry for herself.
He held her tighter.

Franz. Hong. Constants would be the right expression. Have I loved them like my parents? No. Love would be the wrong expression, even though they earned it. Trust? No, unless you trust in laws of nature. They were there, always. Regardless of when or where or why. I know, their life suffered from it. But I couldn't let them go. Just like I can't let James go, now. I think I love him. I'm not sure. I'd ask Franz. But I can't, no longer. Nobody can ask Franz anymore. Neither Hong. Only because of me.
Mea Culpa.

She was sleeping like an angel, James thought. The big room which harbored Ziyi's possessions had served as his sleeping chamber too, at least in the beginning. Of course not in the same bed, but within the same four walls.
It had been Tsi who had suggested it. Mrs. Dorty hadn't been enthused about it, but she had been understanding enough. And she shared the opinion that the young girl had suffered enough.
She was amazingly beautiful in her sleep. Regardless what these bastards had done to her looks, how she had been tortured - her inner beauty was still whole, she only needed to recognize herself again.
Smiling, he closed the door quietly and went slowly to the library. Tsi wanted to teach him a Japanese game called Go.

I remember.
No, that's not right. I'm having a nightmare I know the end of, and I know I can't escape.
James could rescue me but he isn't here. He doesn't know. I have to keep him away, at least from this. I'm already to much like a leech, sucking from his healthy life just to continue on.
I dream.
Yes, that's better.
I'm eight years old again, and my mother has gathered me from the playground, the sun is shining, the birds are singing. I know she's planning to do something, together with father. I don't know what, but maybe I'll get the little brother I'm wishing for. And I like aunt Betty, she always makes me cocoa, and she tells so funny stories.
Just like Reiko, but I don't believe her. If Reiko's mother really had done so evil things she would be in jail. Especially if Reiko's father is a cop. They protect us, right?
Hey, there's a doggy! No, no doggy, he's as big as I am, but much, much faster, and he's so cute, and why has his master given him such a nasty necklace with so many spikes? But there, the black pitbull - I think that's the kind of doggy - wants to play with us - it's running toward us. Mama tries to pull me away, but I'd like to play with the Wow wow, and he's coming and jump-
I wake up. I don't scream, but I wish I could. If James was here, I wouldn't be afraid to scream. If he was here, everything would be alright. But I need to keep him free. I've burdened him far too much already. If I love him, I need to be strong without his help. Otherwise I don't love him but am dependent on him.
Where did this thought come from?
Yes. Nunc scio quit amor sit. Now I know what love is.
Why now? Why, when I bring so much pain to everyone I love. Everyone who loves me. Like my mother. If I had followed her....
Mea Culpa.

prom night, fics

Previous post Next post
Up