German Version:
Zwanzig Minuten später standen sie vor einem verlassenen Lagerhaus. Reikos Mutter war bereits da, am anderen Ende des Lagerhauses - was suchte DIE denn hier? - und Reikos Dad unterhielt sich gerade mit einem Notarzt.
NOTARZT?
James rannte zum Eingang, nur um von der weißhaarigen Frau abgefangen zu werden. Wie in Gottes Namen war sie so schnell zu ihm gekommen? Und wieso schüttelte sie ihren Kopf?`Und wieso sagte sie kein Wort?
Verdammt!
Er wollte sich losreißen, sie hielt ihn nur locker an der Schulter - aber er konnte sich nicht fortbewegen. Der Commisioner kam, und auch er schüttelte den Kopf.
Oh Scheiße. Verdammt. Alles dies ging James durch den Kopf, während ein sehr rationaler Teil seines Denkens sich immer näher zu dem kleinen, roten Schalter in seinem Kopf bewegte, auf dem nur ein Wort stand.
Zorn.
Er riss sich los - und er konnte spüren, dass Destine verdammt überrascht war - und zwar beide - und sprintete durch den Eingang, um zu Ziyi zu kommen. Er sah die Sanitäter, und er sah die Ärzte, und er sah Ziyi.
Und er roch das verbrannte Fleisch. Und er sah die Wunden. Und er sah, wo Narben in ihrem Gesicht bleiben würden. Und er sah das... Loch.
Zwei Möglichkeiten. Weglaufen oder bleiben.
Weglaufen wäre klüger. Würde ihm viele psychologische Verletzungen ersparen.
Er war in dieser Hinsicht nie klug gewesen.
Also setzte er sich an ihre rechte Seite, wo keiner der Sanis arbeitete - nur die linke Seite ihres Gesichts war verbrannt, geschmolzen wie rosiges Plastik - und hielt ihre Hand.
Der sanfte Puls, das rhythmische Heben und Senken der Brust verrieten ihm, dass ihr Körper noch lebte.
Der leere, kalte Blick ihres Auges verriet ihm, dass nur der Körper lebte.
Er wußte nicht, wieviel Zeit verging. Er ließ nur kurz ihre Hand los, als sie auf die Trage gehoben wurde, und als sie ins Krankenhaus gefuhren wurde, und als sie behandelt wurde - waren das 10 Minuten gewesen? Drei Stunden? Kein Unterschied, nicht für James.
Als sie im Bett lag, nur zwei Räume von ihrem Vater entfernt, saß er wieder bei ihr, hielt ihre Hand, und wartete.
Und das nun einzelne, schwarze Fenster zu ihrer Seele starrte auf die schneeweiße Decke.
Er harrte aus. Aus irgendeinen ihm unbekannten Grund blieb er,und hielt ihre Hand. Es waren Ferien, er mußte nirgendwo anders sein.
Nach zwei Tagen gingen die Schwestern davon aus, dass er der Gatte war, und belästigten ihn nicht mehr mit Besuchszeiten.
Nach einer Woche ging Reiko davon aus, dass Ziyi ihr nicht *alles* über ihre Beziehung zu James erzählt hatte.
Nach drei Wochen ging Tsi davon aus, dass er James eines Tages zur Familie zählen würde.
Es ereignete sich nicht viel. Die Angreifer - einer davon ein Pyromane - waren mit zahlreichen Schwertwunden aufgefunden worden. Lin Tsi war nach einer Woche aus dem Heilkoma erwacht, befand sich aber noch zur Beobachtung im Krankenhaus.
Reiko schaute einmal am Tag mindestens vorbei.
Und er hatte das dumme Gefühl, dass er immer um zwei Minuten zu spät aufwachte, wenn ihn ein Argwohn der Beobachtung aus dem unruhigen Schlaf in dem unbequemen Krankenhausstuhl erweckte.
Und Lin Ziyi schlief noch immer in einem ewig wachen Körper.
Wenigstens war sie nicht vergewaltigt worden; dass war ein schwacher Trost, angesichts dessen, dass ein perverses Schwein Brandbeschleuniger über ihre linke Gesichtshälfte geschüttet hatte, und es dann genossen hatte, ihren Schreien zu lauschen.
Aber immerhin beruhigte es den nervösen, panischen Lin Tsi.
Die Geschäfte der Lin-Familie gingen weiter, ruhiger, fast schon in Trauer, aber man kann eine Amöbe nicht töten, indem man ihr den Kopf abschlägt.
James wußte nicht, wieviele Tage vergangen waren, als er einen sanften Druck in seiner Hand spürte. Er wußte nicht, zum wievielten Mal er sich einen Krankenhauskittel geliehen hatte, oder wieviele Mahlzeiten die Schwestern ihm gebracht hatten, wie oft sie die IV-Infusion in Ziyis linken Arm gewechselt hatten, oder wie oft er geholfen hatte, ihren Körper zu säubern.
Er war überrascht, daß er noch lebte, obwohl er ihr blankes Fleisch nicht nur gesehen, sondern auch berührt hatte.
Aber anderes war wichtiger. Wie der Druck. Es war kein Erkennen. Es war kein Sprechen. Es hätte genausogut eine Muskelzuckung sein können.
James wußte ganz genau, dass es das nicht war.
English Version:
They were in front of a abandoned warehouse twenty minutes later. Reiko's mother was already at the other side of the ware house - what was SHE doing here? - and Reiko's father was talking to an emergency doctor.
AN EMERGENCY DOCTOR?
James ran to the entrance only to be intercepted by the white-haired woman. How in God's name did she manage to get so fast to him? And why was she shaking her head? And why didn't she say something?
Dammit!
He wanted to get free, but even though she was holding him only slightly, he couldn't get away. The Commissioner arrived, and he, too, only shook his head.
Crap. Damn. That was in James' head, while a very rational part of his thinking slowly crept up to a small red button in his mind, labeled with but one word.
Anger.
Er broke free - and that surprised both of the Destines - and sprinted to the entrance to get to Ziyi. He saw the EMTs and he saw the doctors and he saw Ziyi.
And he smelled the burnt flesh. And he saw the wounds. And he saw where the scars would remain in her face. And he saw the hole.
Two ways out. Duck and run or stay.
Running away would be smarter. Less emotional scarring for him.
He had never been smart about that.
So he sat down, at her right side, where no-one was working - only the left side of her face was burnt, molten like rosy plastic - and held her hand.
The gentle pulse, the rhythmic rising and setting of her chest told him that her body was still alive.
The empty cold stare of her eye told him it was just her body.
He didn't know how long it took. He only let go of her hand to lift her upon the strecher, and when they brought her to the hospital and she was treated - had that been 10 minutes? Or three hours? No difference, not to James.
As soon as she lay in the bed, only two rooms away from her father, he was by her side again, held her hand and waited.
While the lonely black window to her soul stared at the snow-white ceiling.
He remained. Because of a reason unknown to him. He held her hand. There was no school and he had nowhere else to be.
After two days the nurses thought him to be the husband and didn't bother him with visiting hours anymore.
After one week Reiko assumed Ziyi hadn't told her *everything* about her relationship
After three weeks Tsi knew James to be family, one day or another.
Not much happened. The attackers - one of them had been a pyromaniac - had been found with countless sword wounds. Lin Tsi had awoken from his coma after one week, but he still needed to stay in the hospital.
Reiko visited at least once a day.
And he always had the funny feeling that he woke up two minutes to late when some suspicion of vigilance ripped him out of his unrestful sleep in that decidedly uncomfortable chair.
And Lin Ziyi still slept in an eternal waking body.
At least she hadn't been raped. It was a weak comfort, however, considering that some pervert pig had poured accelerant over the left side of her face and then relished her screams.
At least it comforted the nervous, panicking Lin Tsi.
The business of the Lin family went on, calmer, almost in mourning, but you can't kill an amoeba by cutting its head off.
James didn't know how many days had passed when he felt a gentle pressure in his hand. He didn't know how often he had borrowed some scrubs or how many meals the nurses had brought to him, how often the IV in her left arm had been changed or how often he had helped to clean her body.
He was surprised - he lived, even though he not only had seen her naked flesh, he had even touched it!
But other things were more important. Like the pressure. It wasn't recognizing. It wasn't talking. It could easily have been a muscle contraction.
James knew exactly that it hadn't been one.