MD/SPF fic

Nov 09, 2009 22:07

In den nächsten Wochen verlief alles recht ruhig. Carl kam Björn ständig besuchen und an den Wochenenden waren sie meistens im 'Starfish', trafen sich mit Anders, Oscar oder auch mal mit Eva und Anna. Leider waren Carls Ferien viel zu schnell zu Ende und er mußte wieder in die Schule.

Eines Freitag abends ging Björn schon früh ins Bett. Er hatte einen anstrengende Arbeitswoche hinter sich und wollte sich nur noch ausruhen. Müde legte er sich ins Bett und war schnell eingeschlafen.

Er erwachte, als es an der Tür Sturm klingelte. Verschlafen setzte er sich auf und sah zum Fenster. Draußen war es stockdunkel. Er warf einen Blick auf seinen Wecker. Halb zwei. Es klingelte schon wieder. Gähnend stand er auf und ging in den Flur. Wer konnte das nur sein? Etwa Carl? Aber mitten in der Nacht? Himmel, hoffentlich war alles in Ordnung mit ihm…

Björn lief schneller und riß die Tür auf. Das Licht der Lampe im Flur blendete ihn und er blinzelte, trotzdem erkannte er sofort, daß es nicht Carl war. Verwirrt starrte er seinen Besucher an. "Victor?"

"Hey." Victor trat an ihm vorbei in die Wohnung. Björn sah sich um, doch er war allein. Er schloß die Tür wieder und folgte ihm hinein.

"Verdammt nochmal, Victor, was soll das? Weißt du wie spät es ist?" Er schluckte. "Ist mit Carl alles in Ordnung?"

Victor starrte ihn nur an. "Mit Carl? Was soll mit dem schon sein, der liegt sicher in seinem Bett und schläft. Aber ich…" Er mußte husten.

Da erst bemerkte Björn, daß es Victor war, dem es nicht sehr gut ging. Er mußte kräftig verprügelt worden sein: seine Lippe blutete, sein eines Auge war schon fast ganz zugeschwollen, sein Hemd war zerrissen und ihm fehlte ein Schuh. Außerdem humpelte er. "Was ist denn mit dir passiert?" fragte er.

Victor schmollte. "Nichts", behauptete er und humpelte ins Wohnzimmer.

Björn nickte nur. "Hab ich mir schon gedacht", murmelte er vor sich hin und folgte ihm.

Victor hatte sich auf seine Couch gesetzt. "Ich war noch in der Stadt", sagte er schließlich. "Und dann bekam ich etwas Streit mit so ein paar Typen…"

"Und wieso bist du hierher gekommen?" Björn war vor ihm stehengeblieben.

Victor hob die Schultern. "Du warst der einzigste den ich kenne, der in der Nähe wohnt."

Björn runzelte die Stirn. Woher wußte er eigentlich, wo er wohnte? Kein beruhigendes Gefühl.

"Kann ich heute nacht hier schlafen?" fragte Victor ohne ihn anzusehen.

Björns Herz begann schneller zu schlagen. "Hier?"

Victor nickte. "Ich kann nicht nach hause. Mein Bein tut weh… und damit kann ich nicht mehr den Baum hochklettern…", jammerte er. Seine Coolness hatte ihn plötzlich verlassen.

"Welchen Baum?" fragte Björn. Ihm kam das alles noch immer wie ein schlechter Traum vor.

"Den Baum vor meinem Zimmerfenster. Ich hätte heute eigentlich gar nicht mehr raus gedurft, aber ich bin heimlich aus dem Fenster geklettert. Und den selben Weg müßte ich wieder zurück. Aber ich kann jetzt nicht mehr klettern, und wenn ich mich durch die Haustür schleiche, kriegen meine Eltern das mit." Er zog sich die Nase hoch. "Außerdem habe ich keinen Hausschlüssel dabei."

Björn seufzte. "Was ist denn mit deinem Bein?" fragte er.

Victor hob die Schultern. "Tut weh."

"Zieh mal deinen Schuh aus."

"Ist nicht nötig." Victor streckte sein schmerzendes Bein aus. Es war das, an dessen Fuß der Schuh fehlte.

Björn kniete sich vor ihn und krempelte Victors Hosenbein etwas nach oben. "Ach du meine Güte", murmelte er. Das Bein war grün und blau, außerdem stark angeschwollen. "Hoffentlich ist es nicht gebrochen."

"Nein, so schlimm ist es nicht." Victor setzte sich auf. "Au!"

"Warte hier, ich hole dir einen nassen Lappen zum Kühlen." Björn stand auf und ging ins Bad hinüber, kurz darauf kam er mit einem Lappen und Verbandszeug zurück. Victor saß stumm vor ihm, während Björn ihm seine Wunden versorgte.

"Danke", sagte Victor schließlich und legte sich auf die Couch. "Ich schlafe dann hier."

"Na schön. Und was wirst du morgen früh machen?"

"Da schleiche ich mich durch die Hintertür. Wenn ich Glück habe, bemerken die gar nicht, daß ich weg war."

Björn bezweifelte zwar, daß Victors Eltern seine blauen Flecken übersehen würden, aber er sagte nichts dazu und ging in sein Schlafzimmer zurück. Todmüde legte er sich wieder hin und war bald eingeschlafen.

***

Als Björn am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich richtig fit und entspannt. Für einen Moment blieb er noch liegen und sah an die Decke. Jetzt eine heiße Dusche, danach einen Kaffee, eine Kleinigkeit zu essen, und dann könnte er zu Carl fahren.

Plötzlich setzte er sich mit einem Ruck auf. Ach ja, er hatte ja einen Gast. Er stand auf, zog sich an und ging ins Wohnzimmer hinüber. Victor lag auf seiner Couch und schlief noch immer tief und fest. Björn warf einen Blick auf die Uhr. Schon kurz nach neun. Ob sie ihn zuhause schon vermißten?

Seufzend ging er in die Küche und setzte Kaffee auf. Die Dusche mußte warten.

Von dem Geruch des frischgebrühten Kaffees wurde Victor geweckt. Gähnend setzte er sich auf.

"Morgen", sagte Björn, der mit einer Tasse Kaffee an der Tür stand.

"Morgen", murmelte Victor.

"Es ist schon fast halb zehn. Was hast du jetzt vor?"

Victor hob die Schultern. "Heimgehen." Er versuchte aufzustehen - und ließ sich schmerzerfüllt gleich wieder auf die Couch sinken. "So eine verdammte…"

Björn verrollte die Augen. "Zeig mal dein Bein her."

Victor, der nur seine Boxers trug, streckte sein Bein aus. "Ist etwas angeschwollen."

Björn pfiff durch die Zähne. "Etwas ist gut. Kannst du denn auftreten?"

Victor versuchte es. "Au! Geht schon. Wo ist das Badezimmer?" Mit schmerzerfülltem Gesicht ging er in die Richtung, in die Björn deutete.

Björn seufzte, dann griff er sich sein Handy und rief bei Carl an.

"Ja?"

Björn lächelte. "Hallo, Carl", meldete er sich.

"Björn! Schön, deine Stimme zu hören. Hast du gut geschlafen?"

"Ja. Und du?" Björn setzte sich auf die Couch.

"Ach, ging so. Ich habe dich vermißt."

"Ich dich auch", gab Björn zu. "Du Carl, wir müssen reden. Über Victor."

"Victor?" fragte Carl überrascht. "Wieso, was ist mit ihm? Hat er wieder was angestellt?"

"Weißt du, wo er gerade steckt?"

"Der müßte noch im Bett liegen. Warum?"

Björn seufzte. "Nein, er war letzte Nacht gar nicht bei euch zuhause. Im Moment ist er gerade in meinem Badezimmer."

"Was??" Carl schnappte nach Luft.

"Beruhige dich, es ist natürlich nicht so, wie sich das gerade anhört." Bei dem Gedanken daran mußte sich Björn schütteln. "Er hat mich letzte Nacht aus dem Bett geklingelt, weil er heimlich in der Stadt war und dort verprügelt wurde."

"Oh. Und warum kommt er dann zu dir?"

"Er konnte kaum noch laufen. Die haben ihn ziemlich übel zugerichtet. Und er meinte, er könnte so nicht mehr durch sein Zimmerfenster klettern, also habe ich ihn auf meiner Couch schlafen lassen. Aber sein Bein sieht immer noch nicht besser aus. Ich hoffe, es ist nicht gebrochen."

Carl seufzte. "Oh, dieser Victor… Paß auf, ich werde dafür sorgen, daß ihn jemand abholt, okay?"

Björn war erleichtert. "Danke."

"Ich melde mich wieder. Bis dann."

"Bis dann." Björn legte auf und sah Victor entgegen, der gerade wieder zurückgehumpelt kam. "Kaffee?"

***
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