Ich hab gerade einige Probleme zu schreiben, aber um zu zeigen, daß ich in den letzten Wochen nicht ganz untätig war hier eine neue Geschichte. Diesmal keine endlose, aber zur Zeit noch nicht ganz fertig.
Title: Zirkus Norén
Pairing: Björn Dixgård / Gustaf Norén
Disclaimer: alles frei erfunden!
Björn saß am Küchentisch und starrte auf seine Hände vor sich. Wie lange saß er schon da? Zehn Minuten, zwanzig? Er ignorierte die Stimmen seiner Eltern, die sich über ihn aufregten. Er konnte es nicht mehr hören. Er hob seinen Blick etwas an und sah zu seinem Zeugnis hinüber, das aufgeschlagen auf dem Tisch lag. Für ihn war die Sache ganz klar: er war 17, hatte sein Bestes versucht, war aber gescheitert, also würde er von der Schule abgehen. Nur leider sahen seine Eltern das ganze etwas anders. Vor allem sein Vater, der Lehrer an seiner Schule war, sah es überhaupt nicht ein, daß sein Sohn kein Abitur machen würde. Aber wozu das alles? Er war einfach nicht für eine akademische Laufbahn geeignet. Viel lieber würde er in eine Lehre gehen in schon in wenigen Jahren genug Geld verdienen, um in eine eigene Wohnung zu ziehen. Warum verstanden seine Eltern das nur nicht?
Plötzlich bemerkte Björn, daß es still war. Zu still. Er hob seinen Kopf. Sein Vater stand vor dem Tisch und sah ihn an, seine Mutter lehnte am Herd und sah auf den Boden.
"Hast du überhaupt gehört, was wir dir gesagt haben?" fragte sein Vater.
"Es interessiert mich nicht", antwortete Björn störrisch. "Es ist mein Leben, warum laßt ihr mich nicht in Ruhe? Warum soll ich mich noch ein paar Jahre in der Schule quälen, wenn ich auch was anderes machen könnte?"
Verzweifelt sah sein Vater zur Decke hinauf. "Jetzt geht das schon wieder von vorne los! Nein, ich gebe auf, wenn du dein Leben wegwerfen willst, von mir aus." Er drehte sich um und verließ die Küche.
Björn sah zu seiner Mutter, die nur den Kopf schüttelte. "Kann ich aufstehen?" fragte er.
"Björn, sei so gut und überlege es dir nochmal", sagte sie eindringlich. "Ich kann mir vorstellen, daß du jetzt wütend bist, aber du hast jetzt Sommerferien. Laß dir ein bißchen Zeit mit deinem Entschluß. Und vielleicht siehst du ja noch ein, daß es dir nur Vorteile bringt, wenn du im nächsten Schuljahr weitermachst."
Björn interpretierte das als ein Ja und stand auf. "Ich bin ein bißchen an der frischen Luft", sagte er und verließ das Haus. Er wollte nur noch weg, egal wohin. Er ging die Straßen entlang ohne richtiges Ziel. In die Einkaufszone von Borlänge, dann durch ein Wohngebiet, Richtung Bahnhof, dann zum Fluß. Er saß gerne am Fluß am Stadtrand. Dort gab es eine große Wiese, wo er sich oft auf einen kleinen Felsen am Ufer setzte und den Fluß beobachtete. Stundenlang konnte er da so sitzen und nichts tun. Nur nachdenken.
Doch heute war etwas anders. Björn ging den Weg zum Fluß hinunter, doch heute war er nicht allein. Er blieb stehen und starrte auf die Wiese, wo ein buntes Zirkuszelt stand. Ach ja, er hatte die Plakate in der Stadt gesehen. Aber ausgerechnet hier? Langsam ging er näher.
Das Zelt war blau und gelb gestreift. Auf der linken Seite war der Eingang. Ein knallrotes Kartenhäuschen auf Rädern stand dort, davor war eine Schlange von Leuten, die sich Eintrittskarten kaufen wollten. Von irgendwoher kam Musik. Auf dem Zelt wehten zwei rote Flaggen, dazwischen war ein Banner aufgespannt. Auf dem Banner stand "Zirkus Norén".
Neugierig trat Björn näher. Hinter dem Zelt standen mehrere Wohnwagen im Halbkreis und bildeten die Grenze zum Inneren. Es roch nach Tieren und Popcorn. Er war schon lange nicht mehr im Zirkus gewesen, das letzte Mal als kleines Kind mit seinen Eltern. Aber an die wollte er jetzt nicht denken.
Er umrundete den Zirkusplatz und kam zum Flußufer. Sein kleiner Felsen lag außerhalb der Wagenburg, gut so. Er kletterte darauf und setzte sich. Aber dieses Mal beobachtete er nicht den Fluß, er sah zum Zirkus hinüber. Von seinem Platz aus hatte er einen guten Blick zwischen zwei Wohnwagen hindurch und konnte das bunte Treiben hinter dem Zelt beobachten. Mehrere Hunde liefen dort herum, zwei Männer striegelten eine ganze Reihe Pferde, die an einem Zaun angebunden waren, einige kleine Kinder spielten mit einem Fußball.
Plötzlich zuckte er erschrocken zusammen. Keine zwei Meter neben ihm stand ein Junge in seinem Alter und sah ihn nicht weniger überrascht an. Er mußte zwischen zwei Wohnwagen hervorgekommen sein. Er war gut einen halben Kopf größer als er, hatte dunkelblonde Haare, trug eine ihm viel zu große Latzhose und hielt zwei leere Eimer in den Händen.
"Hi", murmelte Björn.
Erst jetzt rührte sich auch der andere. "Hi." Er ging an Björn vorbei und zum Flußufer. Er bückte sich und füllte die Eimer mit dem Flußwasser.
Björn wußte nicht, ob er was sagen sollte. Er kam sich plötzlich ziemlich dämlich vor auf seinem Felsen.
Der Junge hatte die Eimer gefüllt und starrte Björn nun direkt an. Er hatte strahlend blaue Augen, wie Björn feststellen mußte.
"Bist du vom Zirkus?" fragte Björn schließlich und hätte sich im selben Moment dafür ohrfeigen können. Eine dümmere Frage hätte ihm wohl nicht einfallen können.
Der Junge nickte langsam. "Ja." Er stellte die Eimer ab und kletterte zu Björn auf den Felsen. Björns Herz begann schneller zu schlagen. Der Junge setzte sich neben ihn und zündete sich eine Zigarette an. "Du auch?" fragte er und hielt Björn eine fast leere Schachtel hin.
Björn schüttelte den Kopf. "Nein danke."
Für ein paar Minuten saßen sie schweigend nebeneinander und starrten durch die Gegend, aber dieses Mal auf den Fluß. Björn dachte angestrengt darüber nach, was er denn sagen könnte.
"Ich sitze gerne hier", sagte er schließlich. "Der Fluß hat was entspannendes."
"Er hypnotisiert einen richtig", stimmte ihm der Junge zu und zog an seiner Zigarette. "Hier kann man gut abschalten."
"Das stimmt. Vor allem wenn man Streß zuhause hat." Björn brach ab. Warum erzählte er ihm das nur? Er kannte den Typen doch nichtmal. Aber irgendwie fühlte es sich gut an, über seine Probleme zu reden. "Ich bin übrigens Björn."
"Streß zuhause? Das kenne ich. Ich…"
"Gustaf!"
Eine laute Frauenstimme ließ beide erschrocken zusammenzucken. Sie drehten sich um. Zwischen den beiden Wagen vor ihnen stand eine Frau in einem glitzernden Kostüm und sah Björns neuen Freund wütend an.
"Wo zum Teufel bleibst du denn nur, die Vorstellung beginnt gleich."
"Komme ja schon." Gustaf sprang vom Felsen und griff sich die Eimer. Er warf Björn noch einen kurzen Blick zu, dann folgte er der Frau und war kurz darauf aus seinem Blickfeld verschwunden.
Langsam rutschte Björn ebenfalls vom Felsen. Er hatte keine Lust mehr hier sitzenzubleiben. Er ärgerte sich darüber, daß sie unterbrochen worden waren. Was hatte ihm dieser Gustaf denn sagen wollen? Hatte er denn auch Ärger in seiner Familie?
Nachdenklich schlenderte Björn um das Zelt herum. Die Schlange am Kartenhäuschen war verschwunden. Er warf einen Blick auf das Schild darüber und dann auf seine Uhr. Kein Wunder, die Vorstellung begann in fünf Minuten.
"Na, was ist? Ein Ticket?" Die Frau am Schalter lächelte ihm zu.
Björn zögerte kurz, aber warum nicht? Er nickte und trat näher. "Wieviel?" fragte er.
"Wir haben nur noch weiter hinten was frei."
"Macht nichts." Björn gab ihr einen Schein und bekam ein Ticket. Er ging zum Eingang und wurde von einer lächelnden Frau zu seinem Platz geführt. Er setzte sich und sah sich um. Es war ziemlich voll. Hauptsächlich Eltern mit kleinen Kindern saßen hier und schienen schon ganz aufgeregt zu sein. Ob Gustaf auch auftreten würde? Björn dachte darüber nach, was er wohl vorführen würde. Eine Tiernummer? Artist? Zauberer? Clown? Irgendwie paßte das alles nicht zu ihm.
Plötzlich wurde es dunkel und das Spotlight leuchtete auf. Björn lehnte sich zurück und sah zum Zirkusdirektor, der in die Manege trat. Dann war er ja mal gespannt.
***