Titel: Rot
Komplett!
Fandom: Harry Potter
Pairing: spoilerrl/ssspoiler
Warnungen: death, verwirrend? (für den einen oder anderen Leser), Zeitformenfehler, die ich einfach nicht rauskriege...
Sprache: Deutsch,
English here!Archives:
AnimexxDisclaimer: Ich heiße nicht JKR und somit verdien' ich kein Stück an dieser Kleinigkeit.
Story: Etwas trauriges für Zwischendurch. Diese Story wollte unbedingt geschrieben werden.
Beta: Snow-chan: Danke für deine Kommis und Änderungsvorschläge!
Sehen
~OoO~
Die engen Reihen waren voll besetzt und noch immer drängten sich weitere dunkel gekleidete Schaulustige in den Zuschauerbereich. Keiner wollte dies verpassen. Auf jeder Bank, die sich durch den fast kreisrunden Raum zog, saßen sie: Wut geladen, voll Spannung, mit Furcht in den Augen, was für ein Spektakel sie wohl erblicken werden, und alle starrten auf die freie Steinfläche in ihrer Mitte. Dort stand, mit engen rostigen Ketten an Füßen und Armen, derjenige, dessen letzte Augenblicke sie gekommen waren zu sehen.
Seit Stunden stand er schon dort. Dem Hohn und den respektlosen Augen ausgesetzt. Man hatte ihn früher und nicht, wie sonst üblich, erst kurz vor Verhandlungsbeginn in den Raum geholt.
Aber noch jemand war seit Stunden auf seinem Platz. Er saß in der ersten Reihe, die Hände auf dem Schoß gefaltet und saugte mit den Augen jede Regung des scharf geschnittenen Gesichts in der Mitte des Raumes auf, liebkoste jede Kontur still und heimlich und küsste jede Starrheit in Gedanken. Doch kein Blick davon wurde erwidert.
Die Farce einer Verhandlung begann mit einem Klopfen und erhobener Stimme, das Getuschel verebbte. Doch er hörte kein Wort von den Anschuldigungen.
Während Worte auf Geschrei folgten, Stimmen mal lauter, mal leiser sprachen, sprachen seine Gedanken von vergangenen Jahren, folgten seine Sinne Erinnerungen von starken Händen auf der Haut.
Und dann war es still.
Er wusste, was jetzt folgen würde.
Er ahnte, was entschieden wurde.
Schwarz traf Braun und plötzlich war er in seinen Gedanken, hämmerte mit seiner Wut auf seinen Geist ein, zerrte an ihm, schubste seinen Geist mal hier hin, mal dort hin.
Er ließ es geschehen. Ließ sich fallen in diese Wut, in diesen geliebten Geist. Liebkoste hier, wo Hände nicht hinreichten.
Und dann wusste er, was er vorhatte. Mit der gleichen Hartnäckigkeit, der gleichen Wucht versuchte er nun ihn wieder aus seinem Geist zu jagen, baute so viele Mauern auf um ihn fern zu halten.
Doch jede dieser Mauern wurde mit sanften Streichen weggewischt. Er kannte alle seine Schwächen und immer näher kam er ihm im Strudel seines Geistes, wich jedem Angriff aus bis sie sich schließlich gegenüber standen: so voll und klar, ohne eine Maske, ohne die Verfälschungen der äußeren Welt waren sie der Wahrheit ihrer Farben ausgesetzt. Wie ein wilder Strom schimmerten und gurgelten sie in ihren Geistern, mal hoffendes Grün, mal gebrochenes Blau, mal strahlendes Weiß und immer wieder durchzogen von tiefem Rot. Keine Worte werden hier genutzt, nur die Farben sprechen laut und klar.
Langsam, Fäden gleich rekelte sich Weiß zu ihm hin und dort wo es ihn berührte brach klares, schimmerndes Rot aus, wie Risse in gebrochenem Eis zog es sich explodierend durch alle Farben, verwandelte und hinterließ nur Rot, Rot, Rot.
Still, still harren sie. Beide zeigen nur diese eine Farbe. Keine Töne der Wut, des Verrats, der Trauer ziehen mehr durch ihre Geister. Und dort wo sie sich berühren, stoßen sie sich ab, gravitieren zueinander, tanzen, tanzen im Strudel des Rots, drehen und wiegen sich und immer mehr, immer mehr verwischen und vermischen sie bis es keine Grenzen mehr gibt und nur noch ein einziger Geist da ist.
Als die Worte, die die Schaulustigen erwarteten, erhofften, durch den fast kreisrunden Saal hallen, geht ein erregtes Zittern durch die Menge.
Er fällt, das Gesicht noch immer abgewandt von seinen Mördern. Ohne ein Knallen, ohne Krachen, schlägt er dumpf auf dem Steinboden auf.
Ein Aufatmen zieht sich durch die Bänke. Man hat dies erwartet und doch zucken noch Fragen durch ihre Köpfe, klopft das Gefühl etwas Falsches gemacht zu haben an die Tür ihres Gewissens.
Und dann ein geschockter Aufschrei.
In der ersten Reihe, halb eingesackt auf der Bank, an seinen Nachbarn gelehnt saß ein Mann mit Augen starr auf die Mitte des Raumes gerichtet.
~OoO~
Lesen
~OoO~
Alles was man fand, waren ein paar zittrige, schnelle Zeilen auf altem Papier, ordentlich gefaltet auf dem Küchentisch von Grimmaulds Platz 12.
An die Überlebenden euch, die ihr dies lest,
ich weiß, ihr seid überrascht über meinen Tod. Es gab gute Gründe Sucht die Schuld bitte nicht bei euch. Ich habe diesen Weg selbst gewählt, denn hier hält mich nichts mehr. Ich weiß, dass ich Teddy nicht behalten könnte, aber ich weiß auch, dass Molly sich wunderbar um ein weiteres Kind kümmern und Teddy wie ihr eigenes aufziehen wird. Ich habe gründlich nachgedacht und
Ich will
Es gibt etwas
Ich habe einen Gefährten.
Als ich dachte, er hätte mich verraten, habe ich ihn verraten. Ich habe ihm nicht vertraut, obwohl er der einzige war, der mich voll und ganz akzeptiert hat. Das werde ich mir nie verzeihen.
Verzeiht, aber noch einmal möchte ich ihn nicht verraten.
Remus John Lupin
~OoO~
Verstehen
~OoO~
Langsam, stetig trugen seine Schritte ihn den saftig grünen Hügel hinauf. Die Sonne lächelte milde über volle Baumkronen, die den Hitzegeplagten kühlen Schatten spendeten, und zwischen den Steinreihen saßen und standen Besucher jeglichen Gemüts.
Er schlendert an ihnen vorbei auf den hinteren, von Hecken und Bäumen etwas abgegrenzten Teil des Ruheortes zu. Die Blumen hatte er an ihrem Grab gelassen, für seinen nächsten Besuch brauchte er auch keine. Mit ein paar Schritten war er hinter der grünen Laubwand und ins schummrige Dunkel der Bäume getreten. Eine Hand wischte die wenigen tief hängenden Äste fort, während sich seine Augen an das spärliche Licht gewöhnten und seine Füße schon den bekannten Weg einschlugen.
Ab und zu ging ein Rascheln durch die Wipfel, doch sonst störte nichts die Stille. Sein Atem ging ruhig. Es war schon lange her seit er ihn zum Schreien gebraucht hatte. Damals hatte er noch nicht verstanden, wieso sein Vater ihn gewählt und seinen Sohn zurück gelassen hatte. Er hatte im Schatten des Ruheorts geflucht, geschrieen und gekreischt, hatte mit kindlichem Starrsinn Bücher gewälzt um einen Zauber zu finden, mit dem man einen Toten verfluchen könnte.
Erst ein paar Jahre später hatte er die Briefe seines Vaters in einer alten Holzkiste auf dem staubigen Dachboden von Grimmaulds Platz 12 gefunden. Während der Staub ungerührt weiter im Halbdunkel der untergehenden Sonne getanzt hatte, hatte er sich mit Eifer über seinen Fund hergemacht. Doch schnell hatte Ernüchterung seine Begeisterung verdrängt. Viele hundert Seiten, eng beschrieben, mal ordentlich und mal war der halbe Text durchgestrichen, ab und zu waren nur ein paar Zeilen auf dem Papier und mal hatte man die Schrift fast gar nicht entziffern können. Und all diese Wörter waren nur einer Person gewidmet.
Er hatte sich schon verärgert abwenden wollen, als seine Neugierde doch noch gesiegt hatte. Er hatte wissen wollen, warum sein Vater sich für diese Person, die er nur als Mörder und Verräter gekannt hatte, entschieden hatte. Erst langsam und dann immer schneller hatte er die Briefe verschlungen. Er hatte keinem von seinem Schatz erzählt. Viel zu zwiegespalten war er gewesen über das, was er da in diesen Briefen, die nie ihren Empfänger erreicht hatten, gelesen hatte.
Nachdem er fertig gewesen war, hatte er einige Zeit zum Nachdenken gebraucht. Molly und ihre Familie hatten mit bedrängender Sorge auf seine Gemütsänderung reagiert und waren, nachdem er sie barsch zurück gewiesen hatte, wie auf Eierschalen um ihn geschlichen. Er hatte lange gehadert, ob er den Worten, den liebevollen, flehenden, sinnlich gewobenen, trauen konnte. Aber er hatte die Gefühle hinter den Buchstaben deutlich gespürt und man hatte ihm seinen Vater als intelligenten, scharfsinnigen Geist beschrieben. Er hatte nicht glauben können, dass sich sein Vater jahrelang hatte täuschen lassen. Und so war er das erste Mal ohne Wut in den Schatten der abgrenzenden Bäume getreten um der Person, die sein Vater geliebt hatte und für die er gestorben war, ehrlich gegenüber zu treten und um darüber nachzudenken, ob die Wahrheiten, die man ihm jahrelang erzählt hatte, real waren.
Damals war ihm auch zum ersten Mal aufgefallen, dass das Grab vom Gefährten seines Vaters ungepflegt war und alle Pflanzen auf und in der Nähe verdorrt waren. Er hatte sich immer gefragt, warum seines Vaters Grab wie ein schwarzer Fleck neben dem seiner Mutter wirkte. Früher hatte er an einen Fluch geglaubt, da er sich immer um die Pflanzen auf beiden Gräbern gleich gut gekümmert hatte, aber als er vor jenem Grab stand, wusste er plötzlich warum.
Zuerst waren Freunde und Bekannte wütend oder hatten mit Unverständnis reagiert als er eine Umsetzung seines Vaters vorgeschlagen hatte. Es hatte noch Monate gedauert bis er sich bei seines Vaters Freunden und dann auch noch beim Ministerium hatte durchsetzen können. Schon kurz danach hatte er das neue Grab besucht und wäre vor Überraschung beinahe über seine eigenen Füße gestolpert.
Inmitten der alten und toten Gräsern und Ästen hatten sich überall grüne Ärmchen in die Höhe gestreckt, waren bunte Kelche geöffnet gewesen und hatten sich frischbraune Äste auf der frischen Erde gerekelt. Beide Gräber waren fast vollständig von dieser Pflanzendecke bedeckt gewesen. Es war als ob nun endlich die lastende Trauer von den dunklen Gräbern gefallen war.
In dem Moment hatte er gewusst, dass er das richtige getan hatte, als er seinem Gefühl gefolgt war.
Heute trat er an die Gräber und konnte wegen der dichten Pflanzendecke die Grabsteine fast gar nicht mehr erkennen. Aber das störte ihn keineswegs - es machte ihn eher glücklich.
Im Dämmerlicht des Laubes kniete Ted Lupin vor den kleinen, marmornen Grabmalen nieder und fing an seinem Vater und Severus Snape wie jeden ersten Sonntag des Monats ein bisschen was über den letzten Monat in Hogwarts und seine Schüler zu erzählen.
~OoO~
The End