Nov 01, 2011 15:35
wenn man sich meinen lebenslauf anschaut, könnte man meinen, ich bin eine wechselhafte person. privat brauche ich tatsächlich aufregung, abwechslung... stehe niemals still.
aber im beruf?
- abitur
- 2 semester studium der meteorologie (abgebrochen)
- ausbildung zur it-systemkauffrau
- projektassistentin
- call center agent inbound
- studium der fitnessökonomie in markranstädt
- studium der fitnessökonomie in leipzig (abgebrochen)
- freiberuflich. mystery shopperin und kundenbetreuung mystery shopping
- praktikum als operations-technische assistentin
und heute?
heute ist mein erster tag als "apprenti de la cuisine". wie verrückt. ich kann es kaum fassen, denn ich habe dank der unterstützung meiner familie und meines freundes sämtliche sinneswandlungen ausleben dürfen und stehe nun an einem punkt, wo ich das alles erst mal reflektiere.
ich kritisiere mittlerweile seit jahren, dass die schule - egal in welcher form - aus meiner sicht viel zu wenig für den berufseinstieg der jungen leute tut. ein pflichtpraktikum von 2 wochen im zarten alter von 12 oder 13 soll einem nun zeigen, was man in 4 oder 5 jahren werden will ... mh. ganz ehrlich, das kann nicht gut gehen. ich kam mit dem abi auf den freien markt und wusste nicht, was ich machen will.
wie man sieht, scheine ich es bis vor kurzem noch immer nicht gewusst zu haben ... vielleicht bekomme ich jetzt ruhe rein.
was mich auch stört, ist das bild, das einige leute von köchen haben: hauptschulabschluss, können ne fritte bedienen und müssen abgesehen schon beschissenen arbeitszeiten nicht viel leisten.
aber ist es so? vielmehr sollte doch der anspruch eines jeden kochs sein, seine gäste zu begeistern, sie zu verzaubern und mit den gekochten gerichten richtig zu flashen.
ich weiß nicht, ob das allgemeine bild eines kochs dazu geführt hat, dass ich mich 10 jahre lang vor der idee verschlossen habe, so etwas einfach mal zu lernen. man erwartet nach dem abitur ein studium, erfolg, karriere, viel geld und viel ruhm. aber ich glaube, das ist nichts für mich. ich hätte mich in der IT sicher weiter nach oben arbeiten können, aber will ich das? zur zeit nicht, sonst hätte ich nicht hingeschmissen.
also versuche ich mich in dem bereich, für den mein herz seit jahren schlägt. schon damals hat meine ma immer gesagt, ich solle endlich ein café eröffnen und die leute bekochen ... heute lächle ich drüber und denke mir: klar, warum nicht.
ich selbst war, nachdem der entschluss gefallen war, noch eine ausbildung in dem bereich zu beginnen, überrascht, wie einfach es ist, an eine lehrstelle heranzukommen. ich habe mein profil auf einer der größten gastro-karriereportale europas reingestellt und erhielt innerhalb von wenigen tagen reihenweise angebote aus ganz deutschland. ich schaute mich auch hier in leipzig um und fand ein paar restaurants, die eine bewerbung wert waren. 2 tage später hatte ich ein vorstellungsgespräch im panorama tower leipzig - ein höherpreisiges restaurant mit einer arbeitsvorstellung, die nicht zu mir passt.
ich weiß, dass köche und allgemein das gastro-gewerbe nicht von einer geregelten 40 stunde woche sprechen kann - aber das, was dort geboten wurde, schreckte mich schon ab.
bereits seit wochen liebäugelte ich mit einem neu eröffnenden hotel mit restaurant im herzen leipzigs, was allerdings schon im restaurantnamen absolut abschreckend wirkte: die weinwirtschaft.
der ein oder andere weiß, wie ich zu alkohol stehe... also habe ichs zunächst gelassen, mich dort zu bewerben ... wofür auch ...
nach dem vorstellungsgespräch im panorama tower, bei dem ein probearbeiten für ende der woche ausgemacht wurde, musste ich "handeln" und mir eine zweite, mögliche stelle suchen. also hab ich mich beworben und einen tag vor dem probearbeiten ein treffen mit dem pre-opening-director bekommen.
super!
geil und
ohne worte!
witzig fand ich, dass er mir nach einem kurzem ausflug durch meinen lebenslauf erzählte, er habe schon einen möglichen küchenchef... und dem habe er - ohne mich kennengelernt zu haben - gesagt "also herr xy, wenn das mit meinen plänen klappt... dann hab ich ne echt tolle azubine für sie!".
ooor, da hab ich mich gefreut :)
wir haben uns super verstanden und ich habe sofort eine mündliche zusage erhalten.
ihr müsst wissen, die weinwirtschaft ist kein normales restaurant - und das hotel, arcona living bach 14, ist kein normales hotel. das ganze team kennt sich nicht... alle sind neu, jung und haben bock auf ihren job. es gibt keine alteingefahrenen abläufe in der küche, sondern frische ideen und ganz viel motivation. da dies das 13. hotel der kette ist und erst ende november eröffnet, fängt meine ausbildung mit urlaub an ^^ ich durfte bereits einige meiner kollegen aus service, hotelfach und küche kennenlernen und bin positiv überrascht.
auch mein kochoutfit ist schick. nicht so standard weiß oder schwarz, sondern richtig schmuck. wir hatten letzte woche das große ausmessen - leider gibts die kleidung nur für herren... das ist nichts für schlankere damen, denn zumindest das oberteil sitzt recht locker am arm :D
aber es gibt noch sooo viele highlights, von denen ich vorerst noch nichts erzählen kann, da wir noch nicht eröffnet haben ... aber ich zeige euch bald mehr und versuche, insofern es die zeit zulässt, meine ausbildung und meine erlebnisse zu dokumentieren.
naja, ihr merkt, ich bin ganz schön hibbelig und hoffe, dass alles so wird, wie ich es mir vorstelle. ich bin immer schnell für etwas zu begeistern - genau so schnell jedoch kann dieser hype abnehmen und ich bin traurig und demotiviert. das ist auch eine der gründe, warum ich meine ausbildung um ein ganzes jahr verkürze - ich will gefordert werden. ich will gas geben. ich will schnell vorwärts.
an dieser stelle auch einen stillen, aber dafür umso herzlicheren dank an meine angehörigen, die mich sowohl mental als auch finanziell aus so manch schwieriger zeit gerettet haben.
ihr habt alle beruflichen launen ertragen, mich dabei unterstützt und stets mit guten ratschlägen weitergeholfen.
das erste eigens gekochte gericht widme ich euch <3