Ich bin eine schlechte Bloggerin.

Feb 20, 2006 18:13

Ich schäme mich auch ehrlich, aber ich suche gerade einen neuen Job und das ist extrem stressig. Ich habe doch tatsächlich ein Jobangebot für 5€ die Stunde gekriegt. FÜNF EURO! Ich habe ja keine hohen Ansprüche, aber das fand ich dann doch unverschämt.

Außerdem habe ich eine Weile darüber nachgedacht, ob ich überhaupt weiterschreiben soll. Es sind ein paar nicht sonderlich nette anonyme Kommentare gekommen. An sich kann ich damit umgehen, aber wenn ich dann auf einmal persönlich angegriffen werde, ist es auch bei mir vorbei. Ich habe überlegt, ob ich hier vielleicht zu viel von mir preisgebe.

Es ist eigenartig, wie anders Leute, die mich schon ewig kennen, mich auf einmal behandeln. Da war die Einladung von dem Herrn, der sich eine Abfuhr eingehandelt hat. Da ist meine beste Freundin, die mich immer noch wegen ihres Gewichts belügt und anscheinend denkt, dass ich das nicht merke. Nee, ist klar, ich merke nicht, dass sie mir sagt, sie hätte 3kg abgenommen und mir dann aber ein Gewicht nennt, dass 15kg weniger ist als das, das sie mir letztes Mal gesagt hat. 15kg würde ich ja wohl sehen, oder? Ich verstehe das nicht. Meine Güte, dann wiege ich jetzt halt weniger als sie, ist das denn so schlimm? Nein, sie muss 10kg weniger wiegen als ich, denn ich bin nunmal die dickere von uns beiden. Das ist so, seit wir 13 sind, so hat das gefälligst zu bleiben. Es sollte mir egal sein, aber das ist es nicht. Wir kennen uns schon unser ganzes Leben und jetzt fängt sie an, mich zu belügen? Wegen ihres Gewichts? Das ist doch total lächerlich!

Und dann gibt es eben die Leute, die mir bösartige anonyme Kommentare hinterlassen oder mich irgendwo anders angreifen. Wenn es an meiner Art, WW zu machen, nichts zu kritisieren gibt, dann werde ich halt persönlich angegriffen. Ganz toll. Ist diese Abnehmerei denn wirklich so wichtig? Anscheinend schon, denn sonst wäre ich nicht plötzlich der große Feind, nur, weil ich eben schon viel abgenommen habe, oder gerade keinen Stillstand habe, oder es ohne OP schaffe. Ich verstehe das einfach nicht. Ich habe doch auch jahrelang versucht, abzunehmen. Ich bin doch immer noch dick. Ich kann doch immer noch nachvollziehen wie es ist, eine Kleidergröße 58/60 zu tragen. Nur, weil es für mich momentan leicht ist, im Supermarkt am Süßkram vorbeizugehen, ist es doch nicht so, als hätte ich vergessen, dass es vor einem Jahr noch anders war.

Auch von Fremden werde ich anders behandelt. Die Blicke sind weniger abfällig, ich werde öfter mal angeflirtet. Als ich bei Karstadt nach einer Strumpfhose suchte, sagte die Verkäuferin nicht, "Nein, also DIESE Größe führen wir nicht!" Nein, sie sagte, "48, oder? Bitteschön!" Heute dachte ich plötzlich, dass Leute, die ich jetzt kennenlerne, vielleicht nicht nachvollziehen können, warum ich bin wie ich bin. Sie kannten mich nie als extrem Übergewichtige. Nicht, dass eine 48/50 und 118,1kg schlank wären, aber es ist eben doch etwas ganz anderes.

Ich will nicht aufhören, ich will auf jeden Fall weiter abnehmen. Aber ich frage mich eben, ob es wirklich so wichtig ist, wie ich immer dachte. Mein Leben ist nicht besser oder einfacher, nur, weil ich jetzt weniger wiege. Jahrelang dachte ich, "Wenn ich nur dünn wäre, dann wäre alles ganz anders!" Das ist es aber nicht. Damit muss ich genauso umgehen lernen, wie mit meinem neuen Körper.
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