© eatourownyoung
Ca. 2 1/2 Monate habe ich mit diesem Roman verbracht. 2 1/2 Monate lang habe ich - nach einer längeren buchfreien Periode - mit Shannon McFarland alias Daisy St. Patience alias Bubba-Joan alias..., Brandy Alexander alias Queen Supreme und Seth alias Alfa Romeo alias... verbracht. Ein Roadtrip quer durch die USA - von Phoenix nach Boston, von Texas nach New York, von New York nach Los Angeles. Auf der Suche nach... Was eigentlich? Shannon ist auf der Flucht, Seth wurde erpresst, die Queen Supreme ist auf der Suche. Die Intentionen und Motive der Figuren werden nie deutlich, die Leitgedanken und Impulse werden nur rudimentär erklärt. Das Geheimnissvolle, das Mysteriöse trägt den Plot und macht die Geschichte nicht nur spannend, die Figuren und ihre Charakteristik faszinieren mich als Leser sehr stark. Die Unklarheit, das Spiel mit sexueller, sozialer und emotionaler Identität, Macht, Kontrolle und Gewalt, Rollen und Masken sind in Palahniuks zweit geschriebenen Roman nur wenige von vielen Themen (Es seien noch: Schönheitsideale, Transgender, seuxelles Erwachen und das Model-Business erwähnt.), die vielschichtig und moralfrei behandelt werden und als roter Faden in dem
"in media res" -strukturierten Roman
verwendet werden.
Warum 2 1/2 Monate? Ab März dieses Jahres hatte ich ein "Buchtief", ein "Kreatief". Kein Text wusste mich zu begeistern, Sätze und Buchstaben schläferten mich ein, abstrakte Theorien stießen mich ab. Egal, welchen Roman, welches Gedicht, welche Kurzgeschichte ich begann zu lesen - und mit welchem Enthusiasmus und welcher Freude ich mich darauf gestürzt habe - am Ende legte ich das Buch beiseite oder schloss das Dokument und wendete mich trivialeren Vergnügen zu. Ich war einfach emotional nicht im Einklang mit mir selbst, gestresst, hatte zudem strukturelle Probleme (Achtung... First World Problems...) und Konzentrationsschwierigkeiten aufgrund der Tatsache, dass ich es schlichtweg nicht gewohnt war zu arbeiten. Dieses "aufstehen, essen, fertig machen, arbeiten" war für eine Studentin wie mich ein schwieriges Konzept (Von der Arbeit im Praktikum abgesehen, aber das war etwas anderes, weil: Für mich gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen "aufstehen, weil ich eine frewillige Arbeit mache, die mir Spaß macht" und "aufstehen, weil ich eine Arbeit mache, die ich machen muss, damit ich meine Miete bezahlen kann."), zumal das Arbeitsumfeld wenig inspirierend ist, die Themen, die besprochen werden, oberflächlich und lächerlich ("Wer macht was mit wem?") sind.
Nur langsam fand ich einen Leserhythmus wieder - und ich fand wieder einen mit "Invisible Monsters". Warum dieses Buch? Ich kann nur vermuten: Die Figuren, die in unterschiedlichen Identitäten arbeiten und leben, die Erzählerin, der man - aufgrund ihres Identitätsspiels nicht glauben kann und ihre gesamte Erzählhaltung - hinterfragt, der Plot, der von Ende beginnend, erzählt wird, machen ein konzentriertes Lesen unabdingbar. Zudem, und das ist das Besondere an diesem Buch, die Stilistik ist "einfach" und "hemdsärmelig" (Dazu
Wikipedia: "In what the author refers to as a minimalistic approach, his writings include a limited vocabulary and short sentences to mimic the way that an average person telling a story would speak. In an interview, he said that he "'prefers to write in verbs instead of adjectives.'"), aber die Ideen, Konzepte und im speziellen die Aussagen und Monologe der Protagonisten sind interessant und regen zum Nachdenken an. Ein Beispiel zu nennen, fällt sehr sehr schwer. Und daher hatte ich folgendes vor: Nachdem jedes Highlight, jede Markierung von mir peinlich genau dokumentiert und abgetippt wird, werde ich dieses Posting - anstatt eines Word-Dokumentes, wie sonst üblich - dafür nutzen, die schönsten, interessansten, widersprüchlichsten, schön-schrecklichsten Stellen festzuhalten, die "Invisible Monsters" alias "Fratze" (Auf Deutsch habe ich es gelesen... "leider", wie ich bei der Ansicht der englischen Orginalzitate feststellen musste. Die Übersetzung ist nicht schlecht, man möge mich nicht falsch verstehen, aber im Englischen haben sie einen gewissen Zauber und scheinen mir tiefer zu gehen...) zu bieten hat.
© BannBann
"Evie, Brandy und ich, das ist alles bloß ein Kampf ums Scheinwerferlicht. Bei jeder von uns heißt es nur: ich, ich, ich zuerst. Die Mörderin, das Opfer, die Zeugin, jede glaubt, ihre Rolle ist die Hauptrolle.
Wahrscheinlich gilt das für alle Leute auf der Welt.
Immer nur Spieglein, Spieglein an der Wand, denn Schönheit ist Macht, genau wie Geld Macht ist, genau wie eine Waffe macht ist."
"Der springende Punkt ist, wenn ich ehrlich bin, dreht sich bei mir alles immer nur um mich.
Der springende Punkt ist, falls nicht irgendein Zähler läuft und irgendein Fotograf ruft: Gib mir Einfühlsamkeit.
Dann das Blitzlicht.
Gib mir Anteilnahme.
Blitz.
Gib mir brutale Aufrichtigkeit.
Blitz." (S.12/13)
"Egal wie aufmerksam ihr seid, immer wird das Gefühl da sein, dass ihr irgend etwas verpasst habt, das kaputte Gefühl unter der Haut, dass ihr nicht alles mitgekriegt habt. So ein mutlos machendes Gefühl, dass ihr genau durch die Momente zu schnell durch gerauscht seid, in denen ihr hättet aufpassen müssen.
Tja, gewöhnt euch an das Gefühl. Eines Tages wird sich euer gesamtes Leben so anfühlen." (S.17) [“No matter how careful you are, there's going to be the sense you missed something, the collapsed feeling under your skin that you didn't experience it all. There's that fallen heart feeling that you rushed right through the moments where you should've been paying attention.
Well, get used to that feeling. That's how your whole life will feel some day.”]
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?
Die böse Königin war bescheuert, Schneewittchens Spiel mitzuspielen. Ab einem bestimmten Alter muss eine Frau sich auf eine andere Art von Macht verlegen. Geld zum Beispiel. Oder ein Gewehr.
Ich lebe das Leben, das ich liebe, sage ich mir; und liebe das Leben, das ich lebe.
Ich sage mir: ich habe das hier verdient.
Es ist genau das, was ich wollte." (S.26)
© Reanimated-Theories
"Bevor ich Brandy kennenlernte, hatte ich nur den Wunsch, dass mich jemand mal fragen würde, was denn mit meinem Gesicht passiert sei.
'Es ist von Vögeln gefressen worden", hätte ich geantwortet.
Vögel haben mein Gesicht gefressen.
Aber die Menschen haben sich dafür nicht interessiert." (S.28)
"In der Zeit, wo ich im Krankenhaus war, konnte ich mich unmöglich verlieben. Ich war einfach noch nicht soweit. Sich mit weniger begnügen. Ich wollte nicht irgendwelche Sachen verarbeiten. Ich wollte keine Scherben aufsammeln. Meine Erwartungen niedriger schrauben. Mit meinem Schrumpfleben weitermachen. Ich wollte nicht froh sein, dass ich noch am Leben war. Nach irgendeinem Ausgleich suchen. Ich wollte einfach nur, dass mein Gesicht wieder heil würde, falls das möglich war, und das war es nicht." (S.44)
"Diese ganze Zeit hindurch war ich gefasst. Ich war der Inbegriff der Gefasstheit. Ich bin nie, niemals in Panik geraten. Gleich nach dem Unfall sah ich mein Blut, den Rotz und meine Zähne übers Armaturenbrett verspritzt, aber Hysterie ohne Publikum ist einfach unmöglich. Ganz für sich in Panik zu geraten, ist das Gleiche, als würde man allein in einem leeren Zimmer lachen. Man kommt sich bloß albern vor." (S.46)
"'Wenn du begreifst", sagt Brandy, "dass das, was du erzählst nur eine Geschichte ist. Die nicht mehr passiert. Wenn du kapierst, dass die Geschichte, die du erzählst, nur aus Worten besteht, wenn du sie einfach zerknüllen und in den Papierkorb schmeißen kannst.", sagt Brandy, "dann überlegen wir uns, wer du in Zukunft sein wirst."" (S.58) [“When you understand," Brandy says, "that what you're telling is just a story. It isn't happening anymore. When you realize the story you're telling is just words, when you can just crumble up and throw your past in the trashcan," Brandy says, "then we'll figure out who you're going to be.”]
"'In meinem echten Zuhause ist es mir zu einsam.', sagt Evie dann. 'Und ich habe dieses fiese Gefühl, irgendwie nicht real zu sein, wenn ich nicht von Leuten gesehen werde." (S.65f)
"Wenn jede kleine Bewegung, die man macht, aufmerksam verfolgt wird, jede Geste, alles, was man sagt, kann man leicht in einen Rausch geraten. [...] Völlig Fremde standen da in ihren Mänteln und beobachteten uns. Bei diesen Talkshows im Fernsehen ist es genauso, es ist so leicht, aufrichtig zu sein, wenn das Publikum groß genug ist. Wenn genügend Leute zuhören, kann man alles sagen." (S.68)
"Jedes deiner Gefühle wächst sofort ins Übertriebene, wenn du Publikum hast. Lachen oder weinen, dazwischen gibt es nichts. Bei diesen Tigern im Zoo, da muss ständig ganz große Oper sein." (S.68f)
"'Findet ihr nicht, dass das Fernsehen uns irgendwie zu Gott macht?'" (S.75)
"'Bin ich der Einzige, der sich für solche Probleme interessiert?', fragte er. 'Bin ich der Einzige hier in diesem Auto, der irgend etwas Reales fühlt?'" (S.75)
"'Wenn du dir die Nachmittagssoaps anschaust', erklärte mir Seth, 'kannst du alle möglichen Leute beobachten. Jeder Sender zeigt ein anderes Leben, und die Leben wechseln fast jede Stunde. Es ist das Gleiche wie bei diesen Live-Video-Websites. Du kannst die ganze Welt beobachten, ohne, dass irgendwer das mitbekommt.' [...]
'Über das Fernsehen bekommt man sogar Einblicke in das Sexleben der Leute.', sagt Seth. 'Klingt das nicht logisch?' [...]
'Und wenn du glaubst, dass wir tatsächlich einen freien Willen haben, dann weißt du, dass Gott uns eigentlich nicht lenken kann. [...] Und da Gott uns nicht lenken kann', sagt er, 'tut Er nichts anderes, als zuzuschauen und umzuschalten, wenn's Ihm langweilig wird.' [...]
'Ich will darauf hinaus', sagt Seth, 'vielleicht macht uns das Fernsehen zu Gott. Und es könnte sein, dass wir nichts anderes sind als Gottes Fernsehen.'" (S.77f)
"Aber Hysterie geht nur mit Publikum. Man weiß, was man tun muss, um am Leben zu bleiben." (S.93)
"Gameshows sollen uns mit der Tatsache versöhnen, dass beliebige nutzlose Fakten alles sind, was von unserer Bildung noch übrig ist."
"Wann hat die Zukunft aufgehört ein Versprechen und angefangen, eine Bedrohung zu sein?" [“When did the future switch from being a promise to being a threat?”]
"Nur, wenn wir diesen Planeten auffressen, wird Gott uns einen neuen schenken. In Erinnerung bleiben werden wir eher für das, was wir zerstören, als für das, was wir erschaffen." (S.100) [(...) “We'll be remembered more for what we destroy than what we create.”]
"Wir sind alle selbstkompostierend."
"Wenn wir nicht wissen, wen wir hassen sollen, hassen wir uns selbst." [“When we don't know who to hate, we hate ourselves.”]
"Man muss sich immer wieder selbst recyclen."
"Nichts an mir ist original. Ich bin das Ergebnis der vereinten Anstrengungen von allen, die mir je begegnet sind." [“Nothing of me is original. I am the combined effort of everyone I've ever known.”]
"Der, den du liebst, und der, der dich liebt, sind nie, niemals dieselbe Person." (S.101) ["“The one you love and the one who loves you are never, ever the same person.”]
© ZhdaNN
"Auch, wenn ich überkompensiere, wird mich nie wieder jemand haben wollen. [...] Man kann keinen küssen, der keine Lippen hat. O liebe mich, liebe mich, liebe mich, [...]. Ich will auch alles sein, was du dir von mir wünschst." (S.103)
"'Du kannst überall auf der Welt hingehen', redet Brandy weiter und weiter.
Du darfst nur die Leute nicht wissen lassen, wer du wirklich bist.
'Du kannst ein völlig normales, unauffälliges Leben führen', sagt sie.
Du darfst nur niemanden nahe genug an dich heranlassen, dass er die Wahrheit erkennt." (S.103f)
"In einer Welt wie der unseren, wo alles Schulter an Schulter lebt und die Leute auf den ersten Blick wissen, was mit dir los ist, ist ein guter Schleier die getönte Fensterscheibe deiner Limousine. Die Geheimnummer für dein Gesicht. Hinter einem guten Schleier kannst du wer weiß wer sein. Ein Filmstar. Eine Heilige. Ein guter Schleier sagt: Wir sind uns gar nicht richtig vorgestellt worden.
Du bist der Preis hinter Tür Nummer Drei.
Du bist die Dame oder der Tiger.
In unserer Welt, in der niemand mehr ein Geheimnis wahren kann, sagt ein guter Schleier: Danke für Ihr DESinteresse." (S.105)
"'Die langweiligste Sache auf der ganzen Welt', sagt Brandy, 'ist Nacktheit.'
Die zweitlangweiligste Sache, sagt sie, ist Ehrlichkeit.
[...] Die drittlangweiligste Sache der Welt ist deine jämmerliche Vergangenheit." (S.109)
"..., dass Eltern wie Gott sind, weil man gerne weiß, das sie irgendwo sitzen und da sind, und man sich wünscht, dass sie unser Leben gutheißen, aber trotzdem ruft man sie nur an, wenn man in der Klemme steckt und irgend etwas braucht." (S.112f)
"Überall auf der Welt erzählen Leute ihre eine dramatische Geschichte und wie ihr Leben jetzt nur noch darin besteht, über dieses eine Ereignis hinweg zu komme. Ihr Leben dreht sich jetzt nur mehr um die Vergangenheit als um die Zukunft." (S.113)
"Warum kommt man sich so blöd vor, wenn man alleine lacht, obwohl man meistens auch alleine weint? Wie kann es sein, dass man ständig mutiert und trotzdem immer dasselbe tödliche Virus bleibt?" (S.117f)
"..., als Seth erklärt, dass die Tatsache, dass du geboren bist, deine Eltern zu Gott macht. Du schuldest ihnen dein Leben und sie können dich lenken. 'Dann macht die Pubertät dich zu Satan, nur, weil du etwas Besseres sein willst.'" (S.171)
"Ich liebe mich selbst. Ich war so wunderschön.
Meine Liebesfracht, Manus ImKofferraumEingesperrt, Manus DerMichUmzubringenVersucht, wie kann ich mir noch einbilden, ich liebe Manus? Manus ist einfach der letzte Mann, der mich für schön gehalten hat. Der mich auf die Lippen geküsst hat. Der mich berührt hat. Manus ist einfach der letzte Mann, der mir gesagt hat, dass er mich liebt.
Man zählt die Tatsachen auf und das ist sehr deprimierend.
Ich kann nur noch Babynahrung essen.
Meine beste Freundin hat mit meinen Verlobten gevögelt.
Mein Verlobter hat mich beinahe erstochen.
Ich habe ein Haus in Brand gesteckt und die ganze Nacht lang unschuldige Leute mit einem Gewehr bedroht.
Mein Bruder, den ich hasse, ist von den Toten zurück gekehrt, um mir die Show zu stehlen.
Ich bin ein unsichtbares Monster und ich kann keinen mehr lieben. Man weiß nicht, was schlimmer ist." (S.194) [“I am an invisible monster, and I am incapable of loving anybody. You don't know which is worse.”]
"Wenn ich nicht schön sein kann, will ich unsichtbar sein." (S.210) [“If I can't be beautiful, I want to be invisible.”]
© jujubescavities
"'Es hilft zu wissen, dass du für dein Aussehen ebenso wenig verantwortlich bist wie ein Auto', sagt Brandy. 'Du bist nur ein Produkt. Das Produkt eines Produktes eines Produktes. Die Leute, die Autos bauen, sind Produkte. Deine Eltern sind Produkte. Deren Eltern waren Produkte. Deine Lehrer: Produkte. Der Pfarrer in deiner Kirche: auch er ein Produkt.', sagt Brandy. Manchmal kommt man am besten mit allem zurecht, sagt sie, wenn man sich nicht für was Besonderes hält.
'Worauf ich hinaus will', sagt Brandy, 'du kannst der Welt nicht entkommen, und du bist nicht für dein Aussehen verantwortlich, egal, ob du wunderschön oder potthässlich bist. Du bist nicht verantwortlich dafür, wie du dich fühlst oder was du sagst oder was auch immer du tust. Das liegt alles nicht in deiner Hand.', sagt Brandy.
Genau wie eine CD nicht verantwortlich dafür ist, was auf ihr aufgezeichnet ist. Du bist in deinem Handeln ungefähr so frei wie ein programmierter Computer. Du bist ungefähr so einmalig wie ein Ein-Dollar-Schein.
'Es gibt kein echtes DU in DIR', sagt sie. 'Sogar dein Körper, alle deine Zellen sind innerhalb von acht Jahren ausgetauscht.'
Haut, Knochen, Blut und Organe - alles wird von Mensch zu Mensch verpflanzt. Selbst, was in dir drin ist, die Kolonien von Mikroben und Bazillen, die dein Essen für dich fressen - ohne die würdest du sterben. Nichts von dir gehört hundertprozentig dir. Alles von dir ist geerbt.
'Entspann dich', sagt Brandy. 'Egal, was du denkst, Millionen anderer Leute denken dasselbe. Egal, was du tust, sie tun es auch und keiner von euch ist dafür verantwortlich. Ihr alle seid das Produkt einer gemeinschaftlichen Anstrengung." (S.213f)
"'Du bist ein Produkt deiner Sprache', sagt Brandy, 'ein Produkt unserer Gesetze und unserer Vermutungen darüber, wie unser Gott uns haben möchte. Jedes winzige Teilchen von dir ist schon von Millionen von Leuten vor dir zu Ende gedacht worden.', sagt sie. 'Alles, was du tun kannst, ist langweilig und alt und vollkommen in Ordnung [zu sein?]. Du bist in Sicherheit, weil du so sehr in deiner Kultur gefangen bist. Alles, was du dir ausdenken kannst, ist in Ordnung, WEIL DU ES DIR AUSDENKEN KANNST. Einen wirklichen Ausweg kannst du dir gar nicht vorstellen. Es gibt keinen Weg hinaus.', sagt Brandy.
'Die Welt ist deine Wiege und deine Falle.'" (S.214f)
"'Die beste Methode ist, nicht dagegen anzukämpfen, es einfach geschehen zu lassen. Nicht dauernd zu versuchen, etwas zu ändern. Das, wovor du wegläufst, bleibt nur umso länger. Wenn du gegen etwas kämpfst, machst du es nur stärker. [...] Tu nicht, was du willst. Tu, was man dir beigebracht hat, nicht zu wollen.'
Das Gegenteil von VERWIRKLICHE DEINE TRÄUME.
Brandy sagt: 'Tu die Dinge, die dir am meisten Angst machen.'" (S.216)
"Scheiß-Ich. Ich habe es so satt, ich zu sein. Ich schön. Ich hässlich. Blond. Brünett. Eine Million verfluchter Operationen weiter und ich bin immer noch nur ich.
Wer ich vor dem Unfall war, ist jetzt bloß noch eine Geschichte. Alles vor jetzt, vor jetzt, vor jetzt, ist bloß eine Geschichte, die ich mit mir herumtrage. Schätze mal, das gilt für jeden Menschen auf der Welt. Was ich brauche, ist eine neue Geschichte über die, die ich bin.
Was ich tun muss: einen so großen Scheiß bauen, dass ich mich nicht retten kann." (S.219) [“Fuck me. I'm so tired of being me. Me beautiful. Me ugly. Blonde. Brunette. A million fucking fashion makeovers that only leave me trapped being me.
Who I was before the accident is just a story now. Everything before now, before now, before now, is just a story I carry around. I guess that would apply to anybody in the world. What I need is a new story about who I am.
What I need to do is fuck up so bad I can't save myself.”]
"'Es ist nicht so, dass ich unbedingt eine Frau sein will. [...] Ich tue das nur, weil ich denke, das ist der größte Fehler, den ich machen kann. Es ist dumm und destruktiv und jeder wird dir sagen, dass es ein Fehler ist. Deswegen muss ich das durchziehen.'
Brandy sagt: 'Verstehst du nicht? Weil wir so dazu abgerichtet sind, im Leben alles richtig zu machen. KEINE FEHLER ZU MACHEN. [...] Ich denke mir, je größer der Fehler aussieht, desto größer ist meine Chance, auszubrechen und das wahre Leben zu finden." (S.251)
"'Unsere wahren Entdeckungen machen wir im Chaos', schreit Brandy, 'wenn wir uns Ziele setzen, die falsch und dumm und töricht aussehen.'" (S.251) [“Our real discoveries come from chaos, from going to the place that looks wrong and stupid and foolish.”]
"Man muss mit beiden Füßen voran in die Katastrophe springen." (S.253)
"'Ich bin nicht hetero, ich bin nicht schwul', sagt sie. 'Ich bin nicht bi. Ich will keine solche Etiketten tragen. Ich will nicht mein ganzes Leben in ein einziges Wort zwängen lassen. Eine Geschichte. Ich will etwas anderes finden, etwas Unerkennbares, einen Ort, der auf keiner Karte verzeichnet ist. Ein richtiges Abenteuer.'
Eine Sphinx. Ein Geheimnis. Eine Leerstelle. Unbekannt. Unbestimmt. Unerkennbar. Undefinierbar." (S.253f)
"Deine Geburt ist ein Fehler, den zu korrigieren du dein ganzes Leben lang versuchen wirst." [“Your birth is a mistake you'll spend your whole life trying to correct.”]
"Du verbringst dein ganzes Leben damit, Gott zu werden und dann stirbst du."
"Wenn du nicht über deine Probleme sprichst, ärgert es dich, von den Problemen anderer Leute zu hören." [“The idea that I can't share my problems with other people makes me not give a shit about their problems.”]
"Gott tut nichts anderes, als uns zu beobachten und uns zu töten, wenn wir langweilig werden. Wir dürfen niemals, niemals langweilig sein." (S.257)
"Ich sehnte mich nach dem beruhigenden Gefühl, auf Dauer verstümmelt zu sein. So wie eine verkrüppelte, bucklige, von Geburt an entstellte Frau mit offenen Fenster Auto fahren kann, ohne sich Sorgen zu machen., wie ihre Frisur im Fahrtwind aussieht: Diese Art von Freiheit wollte ich haben.
Ich hatte es so satt, eine niedrige Lebensform zu sein, nur weil ich so gut aussah. Von meinem Aussehen zu profitieren. Zu mogeln. Niemals wirklich etwas zu leisten und trotzdem Aufmerksamkeit und Anerkennung zu ernten. Ich fühlte mich als Gefangene in einem Schönheitsgetto. Ich war ein Klischee. Ich hatte keine Motivation.
In dieser Hinsicht, Shane, waren wir wirklich Bruder und Schwester. Um mich zu retten, musste ich den größten Fehler machen, den ich mir denken konnte. Ich wollte die Vorstellung los werden, dass ich irgend etwas in Griff hätte. Ich wollte alles durcheinander bringen. Mein Heil im Chaos suchen. Um herauszufinden, ob ich mit dem Leben zurecht kommen konnte, wollte ich mich zwingen, mich wieder zu entwickeln. Ich wollte mich aus der gemütlichen Kuschelecke katapultieren." (S.277)