Jul 11, 2009 21:36
jetzt las ich heute über analogen käse, schinken und sonstigen fresskram und kann nicht behaupten, dass das mein vertrauen in die lebensmittelindustrie gefördert hat.
ich meine, ich bin zwar nicht so verträumt, dass ich denke, dass das was drauf steht auch zu hundert prozent drin ist und da viel mit geschmacksverstärkern, etc. gemacht wird, meistens will ich es auch besser gar nicht so genau wissen, aber irgendwo hörts dann ja auch auf.
es ist eine sache rumkugeln aka backstubendreck oder bockwürstchen zu essen und dabei zu wissen, dass es sich bei den zutaten zu 99,9% um abfallprodukte handelt. es ist mir auch klar, dass das hähnchenfleisch, dass mir an ner asia-imbissbude für 2,50 in die nudeln gepuhlt wird, nicht von einem glücklichen handaufgezogenen hähnchen ist. es ist aber eine ganz andere sache, wenn man mir meinen heißgeliebten käse madig macht. ja, es geht um käse, hauptsächlich. mir zumindest.
ich liebe käse und ich erwarte, dass wenn ich zB ne packung fol pi kaufe (würd ich nie tun, weil das zeug viel zu teuer ist), da dann auch mindestens sehr guter käse drin ist. denkste! vorhin las ich dass nun bei eben diesem käse lediglich 60% wirklich käse ist, der rest ist sonstiges gelumpe, dass man sicherlich nicht in gedanken hatte, als man nach der packung griff. nun ist es ja so, dass ich den vorgenannten käse eh nie kaufe aber ich bin jetzt auch bei meinem lieblings-cheddar misstrauisch. genau genommen bei allem eigentlich.
auf dem weg nach hause überlegte ich ob die lpg (so'ne sympathische bioladenkette hier in berlin) nicht doch die bessere alternative ist, denn da ist -hoffentlich- nicht nur 100% von dem drin, was draußen drauf steht, nein, es ist auch noch biologisch angebaut.
milch von kühen, die es geil finden, wenn man ihnen tagtäglich am euter rumzerrt, wurst von schweinen, die sich freiwillig ins bolzenschussgerät warfen, weil sie das ganze glück nicht mehr aushielten und grünzeug, dass vor lauter begeisterung über die nachhaltige landbewirtschaftung selbst aus dem boden oder vom baum gesprungen ist - ODER WAS AUCH IMMER man für sozialromantische träume bei biologisch angebautem/gezüchtetem vieh und gemüse so träumt. ist ja auch egal.
ich glaub schon, dass das wirklich bessere nahrungsmittel sind aber die kosten eben auch mehr und das nicht zu knapp. das ist zwar gut für die bauern aber ganz schön blöd für mich.
nun könnte ich es mir natürlich einfach machen und einfach auf eine der bio-reihen der großen supermärkte zurückgreifen. ist ja nicht so, als wenn ich nicht gefühlte 10 davon um die ecke hätte.
bei deren bioprodukten bin ich dann aber schon wieder misstrauisch, weil die eben so billig sind und ja, jaaaa, ich weiß, die masse machts - aber die masse machts auch eben wieder nicht, denn wenn schon gut und fair für mich, dann bitte auch gut und fair für die, die es letztendlich der sandigen brandenburger erde entrissen haben - wenn es denn überhaupt von regionalen anbietern ist.
das zeugs könnt ja genauso gut sonstwo angebaut werden, wo's dann eben wieder genauso billig ist, wie das "normale" zeugs hier. so unwahrscheinlich ist das ja nicht.
ist doch alles scheiße. am besten ich lass mir ne magensonde legen und gut ist.
und weil ich gerade so schön am rumkotzen bin, geht's auch gleich weiter.
die letzten zwei tage habe ich über das prinzip ausländer nachgedacht. also ausländer hier in deutschland. ich hab jetzt natürlich nicht das rad neu erfunden, bin aber (mal wieder) zu dem schluss gekommen, dass diese ganze blut und boden sache zum kotzen ist.
nach meinem verständnis ist man ab genau dem moment kein ausländer mehr, wenn man a) die staatsbürgerschaft des landes in dem man lebt angenommen hat, oder b) wenn man in einem land geboren wurde und die eltern nicht gerade nur auf der durchreise waren, sondern auch in diesem land leben (länger als drei tage...).
ich mein was soll denn die scheiße, dass menschen, die hier vielleicht schon vierzig jahre leben, kinder und enkel haben immer noch ausländer sind? geht doch gar nicht, allein schon die tatsache, dass sie hier ihren lebensmittelpunkt haben, macht sie meiner meinung nach klar zu inländern. letztendlich halte ich dieses ganze rumgezerre um begrifflichkeiten für die wurzel allen übels. es ist ja letztendlich egal, ob man mit dem stigma ausländer versehen ist oder aber mit dem stigma "mit migrationshintergrund". alles eine scheiße und sicherlich nicht hilfreich, weil es immer bei dem die und wir bleibt. eigentlich find ich "mit migrationshintergrund" sogar noch schlimmer, denn dass ist ja das eingeständnis dass die person ja doch auch irgendwie deutsch ist, aber eben nicht so wirklich. halt nur auf dem papier und damit bloss niemand vergisst, dass die vorfahren nicht persönlich mit karl dem großen das hl. römische reich deutscher nationen gegründet haben, kann man dann immer schön dieses wortgefüge anhängen.
fairerweise muss man sagen, dass diese blut und boden taktik abgewandelt auch bei inländern angewandt wird, die vielleicht nur von köln nach bochum migriert sind. das sind dann halt zugezogene. für immer wohlgemerkt. vermutlich auch noch in der zehnten generation. so eine bin ich übrigens auch, eine zugezogene. erst in dem ort in dem ich 24 jahre und drei monate verbrachte und nun in berlin. in berlin ist das aber egal, weil es so oder so fast nur zugezogene gibt und die regeln, die man zu erfüllen hat um eine richtige berlinerin zu sein ungefähr genauso komplex sind, wie wenn man von sich behauptet jüdisch zu sein, die mutter dies aber nicht ist. egal, ich schweife ab und ich hab jetzt auch keine lust mehr. genug gekotzt.
nothing is trivial,
i predict a riot