ein artikel in der berliner zeitung von heute hat mich wirklich sehr amüsiert, euch vielleicht auch?
Unterschriften gegen Schnarcher
PETER BROCK
hat kein Verständnis für Anwohner, die sich über Märkte oder Theater ärgern.
Vielleicht sollten sie den Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen. Denn ihre Lage ist prekär. Da redet die ganze Welt über die Zustände in Flüchtlingslagern in Pakistan, nicht aber übers menschliche Leid direkt vor unserer Haustür. Hier in Berlin. Mittendrin. Hier leben Menschen, dicht gepfercht in alten Häusern, deren Wohnungsböden nur aus abgezogenen Dielen bestehen, an deren Decken noch Stuck aus dem vorletzten Jahrhundert klebt. Treten sie vor die Tür, werden sie angestarrt, wie Schabrackentapire im Zoo von Touristen aus aller Welt, weil sie da wohnen, wo alle hinwollen - im hippsten Kiez der angesagtesten Großstadt Europas. Aber was haben die jungen Digitalknipser, die auf ihren Sneakers von Rosa-Luxemburg- zum Kollwitzplatz schlendern, schon für 'ne Ahnung, wie kalt und unmenschlich es hinter den wärmeisolierten Fassaden zugeht. Gibt ja noch immer keine Stadtführung von Amnesty .
Die Bewohner müssen Schlimmstes ertragen. Worte von Prometheus. Rufe von Brokkoliverkäufern. Klatschen von Publikum. Schmatzen von Currywurstessern. Es muss die Hölle sein. Da lachen und scherzen des Abends tatsächlich fremde Menschen vor der provisorischen Spielstätte der Volksbühne, da bauen morgens Bauern aus Brandenburg Bretterstände auf, um auf dem Kollwitzplatz Kopfsalat zu verkaufen. Ja, muss das denn sein? Nein! Die Richter in Den Haag könnten dem einen Riegel vorschieben, könnten den bedauernswertesten aller Berliner helfen und Märkte und Open-Air-Theater prinzipiell verbieten. Schließlich kann, wer unbedingt Zerstreuung sucht, ja eine DVD ausleihen und Gemüse gibt's auch bei Aldi. Und wenn die Richter schon mal beim Urteilen sind, könnten sie auch gleich sämtliche Freiluftgaststätten und sonstige Orte fröhlichen Beisammenseins verbieten, allen gefühlten Jugendlichen unter 48 ab 18 Uhr Ausgehverbot erteilen und das nächtliche Autofahren unterbinden. Dann wär' Ruh und die nervenden Nörgler könnten sich neue Betätigungsfelder suchen. Vielleicht Unterschriften gegen schnarchende Nachbarn sammeln.
da hat mir der herr brock mal wirklich sozusagen aus der seele geschrieben.